Niedersächsischer Landtag − 17. Wahlperiode Drucksache 17/8792 1 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung - Drucksache 17/8673 - Das paläon als Magnet für Tourismus und Wissenschaft? Anfrage der Abgeordneten Almuth von Below-Neufeldt (FDP) an die Landesregierung, eingegangen am 04.09.2017, an die Staatskanzlei übersandt am 06.09.2017 Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur namens der Landesregierung vom 30.09.2017, gezeichnet Dr. Gabriele Heinen-Kljajić Vorbemerkung der Abgeordneten Das paläon in Schöningen im Landkreis Helmstedt ist als Forschungs- und Erlebniszentrum konzipiert . Es zeigt die sogenannten Schöninger Speere, die ältesten Jagdwaffen der Welt. Bundesweit ist das paläon 2016 in die Schlagzeilen gekommen, als das Wissenschaftsministerium die Verantwortung für die Forschung von der niedersächsischen Denkmalpflege auf die Senckenberg Gesellschaft mit Sitz in Hessen übertragen hat. Vorbemerkung der Landesregierung Das Forschungs- und Erlebniszentrum paläon setzt sich aus zwei unterschiedlichen Bereichen zusammen . Der Forschungsbereich unterliegt denkmalrechtlich dem Niedersächsischen Denkmalschutzgesetz und inhaltlich den Regeln internationaler Forschungsprojekte. Der Erlebnisbereich ist eine publikumsorientierte Einrichtung, die von einer privatwirtschaftlichen GmbH getragen wird. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse sollen schnell populär der Öffentlichkeit vermittelt werden. Deshalb hat der Erlebnisbereich von Anfang an einen wissenschaftlichen Geschäftsführer, Dr. Florian Westphal, eingestellt. Er ist promovierter Archäologe. Für den Forschungsbereich wurde 2008 eine Vereinbarung mit der Universität Tübingen abgeschlossen , erneuert 2012 vom damaligen Präsidenten des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege, Hon.-Prof. Dr. Stefan Winghart. Darin wurde die Leitung der Forschung der Universität Tübingen übertragen mit der Maßgabe der regelmäßigen denkmalpflegerischen Abstimmung über die Grabung sowie die Einzelprojekte. 2016 wurde diese Vereinbarung aktualisiert durch die Neuformulierung und Einbeziehung der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung e. V. Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Die denkmalpflegerischen Belange werden nach wie vor vom Land Niedersachsen gesteuert. Dem wissenschaftlichen Beirat gehören sowohl niedersächsische Wissenschaftler als auch Vertreter des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege an. Mit der paläon GmbH wurden infolge Vereinbarungen abgeschlossen, in denen insbesondere der Wissenstransfer geregelt wird. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/8792 2 1. Wie viele Besucher hatte das paläon seit 2013 (bitte nach Jahren und Quartalen angeben )? Das von der paläon GmbH betriebene Erlebniszentrum hatte seit der Eröffnung am 24.06.2013 folgende Besucherzahlen (die Statistik gibt ausschließlich zahlende Besucherinnen und Besucher wieder): 2013: 53 142, 2014: 63 697, 2015: 43 324, 2016: 48 083, 2017: 22 468 (bis Juli 2017). In Quartale aufgeteilt stellen sich die Besucherzahlen folgendermaßen dar: 2013: 3. Quartal 28 704; 4. Quartal 18 934, 2014: 1. Quartal 12 105; 2. Quartal 20 892; 3. Quartal 19 258; 4. Quartal 11 442, 2015: 1. Quartal 7 854; 2. Quartal 11 637; 3. Quartal 13 787; 4. Quartal 10 046, 2016: 1. Quartal 10 240; 2. Quartal 13 290; 3. Quartal 13 848; 4. Quartal 10 705, 2017: 1. Quartal 5 429; 2. Quartal 12 958. 2. Welche Maßnahmen hat die Landesregierung seit 2013 unternommen, um das paläon in ein regionales Tourismuskonzept einzubinden? Im Auftrag der TourismusRegion BraunschweigerLAND e. V. wird derzeit ein Tourismuskonzept für die Region Braunschweig-Wolfsburg erarbeitet. Das paläon wird darin berücksichtigt. 3. Wie unterstützt die Landesregierung die bessere Einbindung des paläon in regionale und überregionale Verkehrskonzepte? Ziel der Landesregierung ist es, für gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Niedersachsen zu sorgen. Jeder Bürger soll die Möglichkeit haben, jederzeit, in einer vertretbaren Zeit und zu vertretbaren Preisen dorthin zu gelangen, wohin er möchte. In allen Teilen des Landes muss sichergestellt werden, dass die Mobilitätsbedürfnisse befriedigt werden. Die unterschiedlichen Herausforderungen in ländlichen Räumen und in den Ballungsgebieten erfordern unterschiedliche Mobilitätsstrategien . Die Mobilität in ländlichen Regionen wird überwiegend durch den motorisierten Individualverkehr gewährleistet. Land und Kommunen sorgen dementsprechend für ein flächendeckendes Straßennetz . Für Mobilität in den ländlich geprägten Gebieten ist es darüber hinaus zunehmend wichtig, den ÖPNV trotz zurückgehender Schülerzahlen sicherzustellen und die Herausforderungen anzunehmen , vor die eine älter werdende Gesellschaft gestellt wird. ÖPNV-Anschlüsse an die Zentren bzw. den Fernverkehr, flexible Bedienformen wie Anruf-Sammeltaxen oder Rufbus-Verkehre unterstützen das Mobilitätsangebot. Die finanzielle Förderung des ÖPNV durch das Land ist ein seit Langem praktiziertes Instrument, um die Qualität und Quantität und damit die Attraktivität des ÖPNV durch den jeweiligen Aufgabenträger zu verbessern. Zu den bisherigen Fördertatbeständen zählen der Um-, Neu- und Ausbau der ÖPNV-Infrastruktur, aber auch die Fahrzeugförderung. Durch die Novellierung des Niedersächsischen Nahverkehrsgesetzes erhalten die kommunalen Aufgabenträger seit 2017 zusätzlich 20 Millionen Euro pro Jahr für den ÖPNV. 4. Hat nach Auffassung der Landesregierung die Anbindung an die Senckenberg Gesellschaft dem paläon die Möglichkeit genommen, als Schaufenster für Wissenschaft in der Region zu wirken? Nein. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/8792 3 5. Wenn Frage 4 mit Ja beantwortet wurde: Wie beabsichtigt die Landesregierung, dies auszugleichen? Entfällt. 6. Wie viele Wissenschaftler haben am paläon geforscht? Die altpaläolithische Fundstelle Schöningen wird von einem internationalen Wissenschaftlerteam erforscht. Seit 2008 haben bisher insgesamt 105 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dort gearbeitet. 7. Wie viele der unter 6. angegebenen Wissenschaftler stammen aus dem Ausland? Moderne Wissenschaft ist grundsätzlich international angelegt. Unter der zu Frage 6 genannten Anzahl von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sind, ungeachtet der jeweiligen Nationalität , 38 Personen an ausländischen Universitäten und Forschungseinrichtungen beheimatet. 8. Wie viele Veröffentlichungen sind aus Forschungstätigkeiten am paläon hervorgegangen (Publikationen in fachwissenschaftlichen Zeitschriften mit Peer-Review bitte gesondert ausweisen)? Seit 2008 sind vier Monographien (zwei weitere befinden sich derzeit in Vorbereitung), 86 Aufsätze (davon 44 peer-reviewed), 27 Poster, 87 Konferenzbeiträge, drei Dissertationen sowie 15 weitere akademische Abschlussarbeiten entstanden. Fünf weitere Themen sind derzeit als PhD- bzw. Doktorarbeit vergeben. 9. Wie viele wissenschaftliche Tagungen wurden am paläon durchgeführt? Seit der Eröffnung des paläon im Jahr 2013 fanden dort fünf große, wissenschaftliche Tagungen statt. Insgesamt gab es seit 2008 elf wissenschaftliche Tagungen zum altpaläolithischen Fundkomplex in Schöningen. 10. Wie viele wissenschaftliche Tagungen sind bereits für die Zukunft geplant? Für 2018 ist derzeit ein internationales Forschertreffen in Planung. (Ausgegeben am 05.10.2017) Drucksache 17/8792 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung - Drucksache 17/8673 - Das paläon als Magnet für Tourismus und Wissenschaft? Anfrage der Abgeordneten Almuth von Below-Neufeldt (FDP) Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur