Niedersächsischer Landtag − 17. Wahlperiode Drucksache 17/947 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort Anfrage der Abgeordneten Almuth von Below-Neufeldt, Hillgrit Eilers, Sylvia Bruns, Björn Försterling und Christian Dürr (FDP), eingegangen am 25.10.2013 Kooperationen zwischen Schulen und Kunstschulen Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen sowie Kunstschulen sind eine mögliche Alternative, Ganztagsunterricht zu gestalten. In Emden gibt es z. B. die 1983 gegründete Malschule. Diese außerschulische Einrichtung fördert ergänzend und in Kooperation die Kreativität und Phantasie der Schülerinnen und Schüler, aber auch die der Erwachsenen. Die Kooperationen finden u. a. mit Schulen, Kitas, Seniorenheimen und Behinderteneinrichtungen statt. Angeboten werden die Bereiche Malerei, Bildhauerei, Druckgrafik, Keramik, Theater, Porzellanmalerei, Gold- und Silberschmiede . Organisatorisch gehört die Malschule zur Kunsthalle Emden und wird über die Stiftung „Henri Nannen“ durch das Land Niedersachsen gefördert. Im September-Plenum erklärte die Kultusministerien: „Vergleichbare Möglichkeiten zur Kooperation bietet die Ganztagsschule auch für die Zusammenarbeit mit Kunstschulen. Im Rahmen der musikalisch -künstlerischen Kinder- und Jugendbildung an Schulen bestehen bereits erfolgreiche Kooperationen mit klassischen Kultureinrichtungen in zahlreichen Einzelprojekten. Eine landesweite Konzeption ist in Vorbereitung.“ Wir fragen die Landesregierung: 1. Wie ist die Malschule finanziell ausgestaltet, und welche Finanzausstattung gewährleistet die von der Ministerin angestrebte zuverlässige, ausbaufähige Zusammenarbeit mit den Ganztagsschulen ? 2. Wie viele Kooperationen gibt es in Niedersachsen insgesamt mit Kunstschulen, und wie viele Kinder nehmen jeweils an den Projekten teil? 3. Wie hoch fallen die Finanzierungen durch das Land für diese Projekte insgesamt aus? 3. Wann ist mit einem Abschluss der landesweiten Konzeption zu einem Ausbau der Kooperationen zu rechnen? 4. Wie genau soll sich eine landesweite Konzeption gestalten, und wie soll der Ganztagsunterricht eingebunden werden? (An die Staatskanzlei übersandt am 30.10.2013 - II/725 - 477) Antwort der Landesregierung Niedersächsisches Kultusministerium Hannover, den 26.11.2013 - 01-0 420/5-477 - Kunstschulen sind außerschulische Bildungseinrichtungen, die Kurse, Projekte und Arbeitsmöglichkeiten der künstlerischen, ästhetischen und kulturellen Bildung anbieten. Ihre Zielgruppe sind hauptsächlich Kinder und Jugendliche. Die erste Kunstschule in Niedersachsen wurde 1978 in Lingen gegründet. Im Jahr 1984 entstand dort auch der Landesverband der Kunstschulen. Inzwischen sind vierzig Kunstschulen Mitglied im Landesverband mit Sitz in Hannover. Ihr Netz spannt sich über ganz Niedersachsen. 1 Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/947 Die Förderung der Kunstschulen ist dem Land Niedersachsen ein wichtiges Anliegen. Die Geschäftsstelle des Landesverbandes der Kunstschulen wird vom Land durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur mit 90 000 Euro jährlich gefördert. Zusätzlich zur regionalen Förderung der Kunstschulen aus Landesmitteln unterstützt das Land seit 2007 thematisch gebundene Projekte mit 100 000 Euro pro Jahr. Seit 2011 setzen sich die geförderten Kunstschulen im Programm „Kunstschule 2020“ mit ihrer strukturellen Weiterentwicklung und Zukunftsfähigkeit auseinander. Das Programm „Kunstschule 2020“ erreichte von 2011 bis 2012 zwölf Kunstschulen und für den Projektzeitraum 2013/ 2014 14 Kunstschulen mit gezielten Maßnahmen im Veränderungsmanagement und bei der Entwicklung neuer Organisations-, Angebots- und Finanzstrukturen. Dies trägt wesentlich zu ihrer Professionalisierung bei. Alle Projektteilnehmenden wurden auf dem Weg ihrer Veränderungsprozesse von den Beraterinnen und Beratern der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur intensiv unterstützt. Eine Dokumentation über den ersten Projektdurchlauf beschreibt, wie die teilnehmenden Kunstschulen die Fördermittel für eine Weiterentwicklung und künstlerische Innovationen genutzt haben. Seit vielen Jahren schon bieten Kunstschulen den Schulen die Möglichkeit einer Kooperation an. Sie stehen den Schulen als Partner mit qualifizierten und erfahrenen Fachkräften, d. h. mit pädagogischen und künstlerischen Kompetenzen zur Verfügung. Die Kunstschularbeit unterstützt die Schülerinnen und Schüler und leistet einen wichtigen Beitrag zur individuellen Persönlichkeitsentwicklung sowie für den Erwerb relevanter Schlüsselkompetenzen. Gemeinsam mit dem Niedersächsischen Kultusministerium hat daher der Landesverband der Kunstschulen schon 2004 eine Rahmenvereinbarung zur Kooperation von Kunstschulen und öffentlichen Ganztagschulen unterzeichnet . Da aber inzwischen auch vielfältige Angebote ästhetischer Bildung im vorschulischen Bereich stattfinden , hat die Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung gemeinsam mit dem Landesverband der Kunstschulen Niedersachsen e. V. in den Jahren 2012 und 2013 die kompetenzorientierte Qualifizierung „Fachkraft Ästhetische Bildung“ für pädagogische Fachkräfte des Elementarbereichs entwickelt und in der Praxis erprobt. Dafür wurden insgesamt 53 000 Euro Landesförderung zur Verfügung gestellt. Das Qualifizierungsprogramm wird in 2014 fortgesetzt. Die Auftaktveranstaltung für den zweiten Qualifizierungsdurchlauf findet am 03.12.2013 mit Frau Ministerin Dr. Gabriele Heinen -Kljajić in Hannover statt. Dies vorausgeschickt, beantworte ich namens der Landesregierung die Fragen im Einzelnen wie folgt: Zu 1: Die Malschule der Kunsthalle Emden ist Mitglied im Landesverband der Kunstschulen Niedersachsen e. V. Sie ist eine außerschulische freie Bildungsstätte, die ergänzend und kooperativ zum allgemeinen Bildungsangebot die Kreativität und Fantasie der Teilnehmenden mit Hilfe von künstlerischen Projekt- und Werkstattangeboten breitenwirksam fördert. Die Kunsthalle Emden, die vom Land Niedersachsen und der Stadt Emden institutionell gefördert wird, ist Trägerin der Malschule Emden. Der Wirtschaftsplan 2013 sieht für die Malschule Emden Personalkosten in Höhe von 130 000 Euro und Sachkosten in Höhe von 125 000 Euro vor. Die Einnahmen durch die Malschule sind für 2013 mit 102 000 Euro veranschlagt. Abgesehen von den Tarifsteigerungen sind die Kosten der Malschule in den letzten Jahren gleich geblieben. An der Malschule sind beschäftigt: ein kunstpädagogischer Leiter, 39 Std., TVöD 11, eine hauptamtliche Mitarbeiterin, 19,25 Std., TVöD 9, eine Verwaltungsangestellte, 19,5 Std., eine Mitarbeiterin/ein Mitarbeiter FSJ Kultur/Bundesfreiwilligendienst. Darüber hinaus sind in der Malschule rund 19 Honorarkräfte sowie Praktikantinnen und Praktikanten tätig. Damit ist die Malschule in Emden im Verhältnis zu anderen Kunstschulen gut ausgestattet . Der Malschule steht ein eigenes Haus direkt gegenüber der Kunsthalle mit 350 m² gut ausgestatteten Werkstattflächen, hochwertigen Materialien sowie erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern , Künstlerinnen und Künstlern sowie Pädagoginnen und Pädagogen zur Verfügung. Diese 2 Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/947 begleiten in über 60 Werkstattangeboten wöchentlich ca. 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter von zurzeit 2½ bis 86 Jahren in allen Bereichen der klassischen bildenden Künste und Theater . Aber nicht nur die tägliche Werkstattarbeit ist Bestandteil der Malschule, sondern ebenso die dezentrale kulturelle Basisarbeit mit Kooperationspartnern aus Kultur, Bildung, Jugendhilfe, Wohlfahrt, Therapie und Freizeit. Hierzu zählen Projekte mit Schulen, Kindertagesstätten, Seniorenheimen, Behinderteneinrichtungen etc. Aus schulischer Sicht sind Kooperationen mit außerschulischen Partnern besonders im Ganztag ausdrücklich erwünscht (vgl. o. g. Rahmenvereinbarung von 2004). Die Ganztagsschule erhält zur Ausgestaltung des Ganztags Lehrerstunden, die anteilig kapitalisiert werden können. Aus dem schuleigenen Budget können damit Kooperationen mit außerschulischen Partnern finanziert werden . Zusätzlich vergibt MK an Lehrerinnen und Lehrer für die Initiierung von Projekten mit Kunstschulen Anrechnungsstunden. Zu 2: Seitens des Niedersächsischen Kultusministeriums gibt es keine statistische Erhebung über die Anzahl der Schulkooperationen und der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler. Den Angaben zu Frage 3 a lassen sich Schulkooperationen überblicksartig entnehmen; auf diese Angaben wird verwiesen. Zu 3 a: Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur stellt seit 2007 jährlich 100 000 Euro Projektmittel für Kunstschulen zur Verfügung. Von 2007 bis 2010 standen besonders Kooperationsprojekte mit Schulen und anderen Bildungsträgern im Fokus. Diese waren inhaltlich an die Themenfelder Integration sowie generationenübergreifende Zusammenarbeit gebunden. Seit 2012 werden Projekte der strukturellen Weiterentwicklung von Kunstschulen gefördert. Die Kunstschulen bewerben sich für Projektförderungen beim Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Die Projekte werden durch die Kunstschulkommission des Landes dem Ministerium zur Förderung empfohlen. Folgenden Kunstschulen haben seit 2007 teilgenommen: Integrationsprojekt 2007/ 2008 immer mit Schulkooperation PINX Schwarmstedt, Kunstwerkstatt Celle, KunstWerk e.V. Hannover, Kunstwerkstatt Cuxhavener Kunstverein, Malschule Kunsthalle Emden, Freie Kunstschule Leer e. V., Kunstschule Kiebitz Jever e. V., KLEX Oldenburg e. V., Kinder- und Kunstschule Wedemark e. V., Kunstschule Norden e. V., Paletti Georgsmarienhütte e. V., Musik- und Kunstschule Osnabrück. Projekt Generationen verbinden 2009/ 2010 z. T. mit Schulkooperation Malschule der Kunsthalle Emden, Kunstschule Kiebitz Jever e. V., Kunstschule im Meppener Kunstkreis e. V., Kunstschule der Städtischen Galerie Nordhorn, Kunstschule KLEX, Oldenburg, Musik- und Kunstschule der Stadt Osnabrück, Kunstschule Zinnober, Papenburg, Kunstschule PINX im Kunstverein Schwarmstedt. 3 Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/947 Kunstschule 2020 - 2011/2012: ohne Schulbeteiligung Jugendmusikschule Bad Münder, Kunstwerkstatt im Cuxhavener Kunstverein, Kunstschule Paletti, Georgsmarienhütte, Kunstschule KunstWerk e. V., Hannover, Freie Kunstschule Leer, Kuns tschule Lingen, Kunstschule Ikarus, Lüneburg, Kunstschule im Meppener Kunstkreis, Kunstschule Norden, Kunstschule der Städtischen Galerie, Nordhorn, Musik- und Kunstschule der Stadt Osnabrück, Kunstschule PINX im KV Schwarmstedt. Kunstschule 2020 - 2013/2014: ohne Schulbeteiligung Kunstschule im Kunstverein Achim, Kunstschule Noa Noa e. V., Kunstschule KUBE Bederkesa, Kunstschule Hildesheim, Kunstschule Kiebitz Jever, Jugendkunstschule Neustadt, Kunstschule KLEX Oldenburg, Kunstschule Mittelweser-Stolzenau, SpuK - Spiel und Kunst, Samtgemeinde Freren, Thuine, Kunstschule Wunstorf e. V., Kunstwerkstatt Bad Münder, Kunstwerkstatt Cuxhaven, Kunstschule Paletti Georgsmarienhütte, Kunstschule Ikarus. Zu 3 b: Eine landesweite Konzeption des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur und des Niedersächsischen Kultusministeriums ist auf Arbeitsebene für das Schuljahr 2014/2015 in Vorbereitung. In dieser Konzeption wird es um die Förderung von Kultur in der Schule insgesamt gehen. Hierbei gilt es, das Handeln aller Akteure im Sinne einer ganzheitlichen Bildung in gemeinsamer Verantwortung auszugestalten und verlässliche Strukturen zu schaffen, in denen sich ein qualitätsvolles und langfristig wirkendes Angebot entfalten kann. Zu 4: Der Ausbau der Ganztagsschulen verändert zwar das Zeitbudget von Kindern und Jugendlichen, stärkt jedoch auch das Interesse der Schulen an einem Zusammenwirken. Hier bestehen für die Kultureinrichtungen und die Träger der kulturellen Kinder- und Jugendbildung vielfältige Möglichkeiten , sich mit ihrer Erfahrung, ihrer Kompetenz und ihrer Kreativität einzubringen. Auf der anderen Seite kann die Schule durch die Bereitschaft zur Zusammenarbeit den Rahmen kultureller Bildung erweitern - bis hin zur Ausbildung eines kulturellen Schulprofils. Die Einführung der Ganztagsschule bietet hier besondere Möglichkeiten zur Erweiterung des zeitlichen und curricularen Handlungsspielraums, insbesondere wenn der Unterricht und außerunterrichtliche Angebote konzeptionell miteinander verzahnt sind. Darüber hinaus ergeben sich in der Ganztagsschule zusätzliche Gelegenheiten für Kooperation im oben genannten Sinne und für Partizipation im sozialräumlichen Umfeld. Hier können Kinder- und Jugendliche besonders zu eigenverantwortlicher kultureller Projekt- und Veranstaltungsarbeit ermutigt werden. Nach gegenwärtigen Überlegungen sollen diese Angebote langfristig und - im Sinne der Gestaltung eines kulturellen Schulprofils - nachhaltig im Schulleben sowie in den curricularen Zusammenhängen verankert werden. Kulturelle Bildung kann dabei nicht nur im Unterricht der künstlerischen Kernfächer stattfinden, sondern soll alle Unterrichtsfächer mit einbeziehen. Unterricht und außerunterrichtliche Angebote ergänzen sich und beziehen sich in ihren unterschiedlichen Funktionen auf- 4 Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/947 einander. Insgesamt kann damit auch der Stellenwert der kulturellen Fächer (z. B. Bildende Kunst, Musik, Darstellendes Spiel/Theater) gestärkt werden. In Vertretung des Staatssekretärs Michael Markmann 5 (Ausgegeben am 02.12.2013) Drucksache 17/947 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort Anfrage der Abgeordneten Almuth von Below-Neufeldt, Hillgrit Eilers, Sylvia Bruns, Björn Förster-ling und Christian Dürr (FDP), eingegangen am 25.10.2013 Kooperationen zwischen Schulen und Kunstschulen Antwort der Landesregierung