Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3635 1 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung gemäß § 46 Abs. 1 GO LT mit Antwort der Landesregierung Anfrage der Abgeordneten Dana Guth (AfD) Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz namens der Landesregierung Risiken für Verbraucher durch Aluminiumsalze und Fluorid Anfrage der Abgeordneten Dana Guth (AfD), eingegangen am 11.04.2019 - Drs. 18/3493 an die Staatskanzlei übersandt am 15.04.2019 Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz namens der Landesregierung vom 06.05.2019 Vorbemerkung der Abgeordneten Verbraucherschutz ist ein wichtiges Anliegen der Politik. In der nahen Vergangenheit gab es Berichterstattungen , dass Aluminiumsalze als Bestandteile von Deodorants unter Umständen Brustkrebs auslösen können. Mittlerweile werden viele Produkte im Handel mit der Beschriftung „Frei von Aluminiumsalzen“ angeboten. Ebenso behaupten Verbrauchergruppen, dass Fluorid in Zahnpasta schädliche Auswirkungen auf den menschlichen Körper haben kann. Konträr dazu lautet die Botschaft der Werbung, dass Fluorid einen wichtigen Beitrag zur „Zahngesundheit“ leistet. Inzwischen wird auch hier eine Veränderung sichtbar. Mehrere bekannte Hersteller bewerben seit kurzem Zahnpasta „ohne Fluorid“. 1. Gibt es vonseiten des LAVES oder anderer Prüfinstitute Erkenntnisse darüber, dass Aluminiumsalze oder Fluorid in Kosmetika schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Verbraucher haben können? Das LAVES hat keine eigenen Kenntnisse über schädliche Auswirkungen von Aluminiumsalzen und Fluorid auf die Gesundheit von Verbrauchern. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat zu Aluminium und Fluorid in kosmetischen Mitteln mehrere Stellungnahmen und Pressemitteilungen in den letzten Jahren veröffentlicht, aus denen im Folgenden zitiert wird. Aluminium In der Pressemitteilung 32/2018 des BfR zum 50-jährigen Bestehen der Kosmetik-Kommission (wissenschaftliches Beratungsgremium) vom 17.10.2018 heißt es dazu (auszugsweise): „Die Kommission hat das BfR auch zum Thema Aluminium in Antitranspirantien beraten und einen wichtigen Beitrag zu der Thematik geleistet. In seiner anschließenden Risikobewertung kam das BfR zu dem Ergebnis, dass die regelmäßige Benutzung eines aluminiumhaltigen Antitranspirants über Jahrzehnte hinweg möglicherweise zu einer Erhöhung der Aluminiumbelastung des Körpers führt, die zu einem späteren Zeitpunkt zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen beitragen kann. Zur Abschätzung der Langzeitfolgen chronischer Aluminiumexpositionen fehlen dem BfR derzeit noch weitere wissenschaftliche Daten, um eine abschließende Risikobewertung durchführen zu können. Verbraucherinnen und Verbraucher können die Aluminiumaufnahme durch Antitranspirantien vor allem senken, indem diese nicht unmittelbar nach der Rasur bzw. bei geschädigter Achselhaut verwendet werden. Es kann auch ein Deodorant ohne Aluminiumsalze verwendet werden.“ Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3635 2 Aluminiumverbindungen müssen auf Verpackungen gekennzeichnet werden. Da einige Hersteller Produkte gleichen Namens mit und ohne Aluminiumverbindungen vertreiben, ist zur besseren Information der Verbraucher häufig der Hinweis „ohne Aluminium“ zu finden. Dieser Hinweis ist nicht zwingend als Werbung zu verstehen, gleiches gilt auch für Fluoridverbindungen. Fluorid In einer umfangreichen Stellungnahme (Nr. 015/2018) des BfR vom 31.05.2018 hat das BfR „a) den Nutzen bzw. das Präventionspotenzial (und ggf. Effektgrößen) einer systemischen Kariesprophylaxe im Vergleich zu einer lokalen (durch Zahnpasta) bei Säuglingen und Kleinkindern auf die Kariesprävalenz im späteren Leben sowie b) die mit der jeweiligen Anwendung verbundenen Risiken für die Zielgruppe“ bewertet. 2. Liegen aussagekräftige und belastbare Studien oder Prüfergebnisse vor, die sich mit diesem Themenkomplex befasst haben? Dem LAVES liegen keine eigenen Studien vor. Das BfR äußert sich dazu wie folgt. Aluminium Fragen und Antworten zu Aluminium in Lebensmitteln und verbrauchernahen Produkten, Aktualisierte FAQ des BfR vom 8. Juni 2017: „Es besteht Forschungsbedarf hinsichtlich der Bewertung der gesundheitlichen Risiken von Langzeitfolgen bei chronischer Aufnahme von Aluminium. Insbesondere fehlen Daten über die tatsächlichen Aufnahmemengen von Aluminium über die Haut bei regelmäßiger Anwendung von Antitranspirantien . Erst mit solchen Daten kann eine gesundheitliche Risikobewertung zu Aluminium, die alle wesentlichen Aufnahmewege berücksichtigt, vorgenommen werden. Um die tatsächliche Aufnahme über die Haut besser beurteilen zu können, hat die Kosmetik-Industrie eine Studie durchführen lassen , bei der die Aufnahme von Aluminium aus Antitranspirantien unter realistischen Anwendungsbedingungen untersucht wurde. Die Ergebnisse der Studie wurden dem wissenschaftlichen Ausschuss für Verbrauchersicherheit der EU (Scientific Committee for Consumer Safety, (SCCS) zur Bewertung vorgelegt. In diesem Zusammenhang hat die EU-Kommission am 7. März 2017 das SCCS um Aktualisierung seiner im März 2014 veröffentlichten Stellungnahme zur ‚Sicherheit von Aluminium in kosmetischen Mitteln‘ unter Berücksichtigung der neuen Daten gebeten (SCCS/1525/14 https://ec.europa.eu/health/sites/health/files/scientific_committees/consumer_safe ty/docs/sccs2016_q_009.pdf).“ Fluorid Stellungnahme (Nr. 015/2018) des BfR vom 31.05.2018: „Kritisch merkt das BfR an, dass es an belastbaren wissenschaftlichen Studien zu Nutzen und Risiken der Kariesvorbeugung durch Fluoridsupplemente mangelt. So fehlt eine repräsentative Untersuchung für Deutschland, in der alle Einflüsse auf die Kariesentstehung wie -prävention ausreichend berücksichtigt werden.“ 3. Welche schädlichen Risiken oder Nebenwirkungen von Aluminiumsalzen und Fluoriden auf den menschlichen Körper sind derzeit bekannt? Das BfR äußert sich dazu wie folgt: Aluminium Fragen und Antworten zu Aluminium in Lebensmitteln und verbrauchernahen Produkten, Aktualisierte FAQ des BfR vom 08.06.2017: Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3635 3 „Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Aluminium und der Alzheimer- Krankheit? Verschiedene Studien versuchen, einen Zusammenhang zwischen der Aluminiumaufnahme und einer Alzheimer-Krankheit nachzuweisen. Sie lassen aber aufgrund der uneinheitlichen Datenlage derzeit noch keine wissenschaftliche Beweisführung zu.“ „Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Verwendung von aluminiumhaltigen Antitranspirantien und der Entstehung von Brustkrebs? Ein kausaler Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Aluminium aus Antitranspirantien und der Entstehung von Brustkrebs konnte wissenschaftlich bisher nicht belegt werden. Indizien für einen solchen Zusammenhang ergaben sich aus Studien an Brustkrebs-Patientinnen, die höhere Gehalte von Aluminium in Brustdrüsengewebe und -sekret zeigten als in gesundem Gewebe bzw. im Sekret gesunder Frauen nachgewiesen werden konnte. Auch eine epidemiologische Fallstudie fand eine Korrelation zwischen dem Gebrauch aluminiumhaltiger Antitranspirantien und dem Auftreten von Brustkrebs, während zwei andere epidemiologische Studien keine solche Korrelation fanden. Auch hier ist die Datenlage uneinheitlich und zum Teil widersprüchlich. Es besteht weiterer Forschungsbedarf , um diese Frage abschließend zu klären. In Studien an Mäusen wurden jedoch selbst bei hohen Einsatzkonzentrationen keine Tumore beobachtet.“ Fluorid Stellungnahme (Nr. 015/2018) des BfR vom 31.05.2018: „In den ersten acht Lebensjahren können chronisch erhöhte Fluoridexpositionen zu einer Zahnfluorose führen, die zunächst durch geringe, symmetrische, meist bandförmige, weißliche Flecken und in schwerwiegenden Fällen durch braune Zahnverfärbungen gekennzeichnet ist. Milde Fluorosen sind aus kosmetischen Gründen unerwünscht, sind jedoch aus gesundheitlicher Sicht und für die Lebensqualität von untergeordneter Bedeutung (Do und Spencer, 2007; Browne et al., 2011).“ 4. Viele Kinder erhalten prophylaktisch bereits im Säuglings- und Kleinkindalter zusätzlich Fluoridtabletten. Gibt es gesicherte Erkenntnisse bezüglich der Wirksamkeit dieser Einnahme? Gibt es Erkenntnisse über Risiken oder Erkrankungen aufgrund der Einnahme ? Die Wirksamkeit von sinnvoll dosierter Fluoridzufuhr hinsichtlich der Kariesverminderung ist umfassend in der Literatur beschrieben. Hier ist insbesondere die S2k-Leitlinie „Fluoridierungsmaßnahmen zur Kariesprophylaxe“, Stand 23.01.2013, der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) zu nennen. (Quelle: https://www.awmf.org/up loads/tx_szleitlinien/083-001l_S2k_Fluoridierungsma%C3%9Fnahmen_zur_Kariesprophylaxe_ 2013-01-abgelaufen.pdf) Die Zusammenfassung und Empfehlung der Leitlinie führt aus, dass „die verfügbaren Daten zur Tablettenfluoridierung auf eine sowohl topische (örtliche) als auch systemische kariesprophylaktische Wirkung hinweisen, wobei für die langfristige Kariesprävention der topische Effekt von größerer Bedeutung ist (AAP, Pediatrics 2008). Deshalb sollten Fluoridtabletten nach dem Zahndurchbruch möglichst gelutscht werden, um die topische Wirkungskomponente bestmöglich zu nutzen. Wenn regelmäßig eine relevante Menge an fluoridiertem Haushaltssalz verzehrt wird, sollte die Tablettenprophylaxe beendet werden. Säuglinge und Kleinkinder in den ersten 3 Lebensjahren nehmen in der Regel nur sehr wenig Haushaltssalz zu sich. Für das Milchgebiss ist die Datenlage zur kariespräventiven Wirkung von Fluoridtabletten überzeugender als für das bleibende Gebiss. Eine Fluoridtabletteneinnahme in der Schwangerschaft kann nicht empfohlen werden, da keine überzeugenden Belege für einen kariespräventiven Effekt auf das Milchgebiss des Kindes gefunden wurden.“ Nach den Empfehlungen des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte zu Calciumfluorid /Natriumfluorid ist vor Anwendung zu beachten, dass das Produkt nicht angewendet werden Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3635 4 darf, wenn eine allergische (überempfindlich) Reaktion auf Natriumfluorid, Calciumfluorid oder einen der sonstigen Bestandteile besteht und wenn Flecken auf den Zähnen (Flecken auf dem Zahnschmelz ; Dentalfluorose) aufgrund einer hohen Aufnahme von Fluorid bestehen. (Quelle: https://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Arzneimittelzulassung/Arzneimittel_fuer_Kinder/PaediatricWo rksharing/empfehlungen/docs/Calciumfluorid_Natriumfluorid.html) Die Argumentation in der kommerziellen Bewerbung der vor allem neuen alternativen Fluorid-freien Produkte wird von der Fachwelt mehrheitlich nicht befürwortet. (Verteilt am 07.05.2019) Drucksache 18/3635 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung gemäß § 46 Abs. 1 GO LT mit Antwort der Landesregierung Anfrage der Abgeordneten Dana Guth (AfD) Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Risiken für Verbraucher durch Aluminiumsalze und Fluorid