Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3878 1 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung gemäß § 46 Abs. 1 GO LT mit Antwort der Landesregierung Anfrage der Abgeordneten Eva Viehoff, Meta Janssen-Kucz, Dragos Pancescu und Belit Onay (GRÜNE) Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur namens der Landesregierung Was unternimmt die Landesregierung zur Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte? Anfrage der Abgeordneten Eva Viehoff, Meta Janssen-Kucz, Dragos Pancescu und Belit Onay (GRÜNE), eingegangen am 25.04.2019 - Drs. 18/3603 an die Staatskanzlei übersandt am 30.04.2019 Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur namens der Landesregierung vom 04.06.2019 Vorbemerkung der Abgeordneten Seit Mitte des vergangenen Jahres befasst sich der „Forschungsverbund Provenienzforschung in außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie“ (PAESE) mit der Aufarbeitung des kolonialen Erbes einiger niedersächsischer Museen. Unter der Federführung des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover werden hier die eigenen Bestände sowie die ethnografischen Sammlungen in Göttingen (Georg-August-Universität), Oldenburg (Landesmuseum Natur und Mensch), Hildesheim (Roemer- und Pelizaeus-Museum) und Braunschweig (Städtisches Museum) erforscht. Ein vergleichbares Projekt für mittlere und kleine Museen, die über ethnologische Bestände verfügen, ist laut Pressemitteilung des MWK vom 12.03.2019 in Planung. In einem Presseartikel der HAZ vom 30.06.2018 sagt Kulturminister Thümler, Deutschland könne in der kolonialen Provenienzforschung ein Beispiel für andere Länder sein. Zudem spricht sich der Minister ausdrücklich auch für die Rückgabe von zu Unrecht mitgeführten Artefakten aus den kolonisierten Ländern aus. Vorbemerkung der Landesregierung Zur Beantwortung der Fragen 5 bis 20 wurden außer den Landesmuseen in Hannover, Oldenburg und Braunschweig auch diejenigen nichtstaatlichen Museen in Niedersachsen beteiligt, die über bedeutende ethnologische Bestände verfügen. Das sind das Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim, die Sammlungen der Universität Göttingen sowie das Städtische Museum in Braunschweig . Darüber hinaus wurde der Museumsverband Niedersachsen und Bremen e. V. beteiligt. Das Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) hat im Februar 2015 ein Netzwerk für Provenienzforschung in Niedersachsen gegründet und eine Koordinierungsstelle am Niedersächsischen Landesmuseum Hannover eingerichtet. Das Netzwerk hat sich von Anfang an nicht nur mit NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut beschäftigt, sondern auch die außereuropäischen Sammlungen in niedersächsischen Museen in den Blick genommen. Die wissenschaftliche Leitung der Koordinierungsstelle hat maßgeblich den PAESE-Antrag zur Provenienzforschung in außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie miterarbeitet. Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3878 2 1. Wie viele Gedenkorte zur Erinnerung an die deutsche Kolonialzeit gibt es nach Kenntnis der Landesregierung in Niedersachsen, und welche sind dies (bitte einzeln aufführen )? Der Landesregierung sind keine Gedenkorte zur Erinnerung an die deutsche Kolonialzeit in Niedersachsen bekannt. 2. Welche konkreten Maßnahmen unternimmt die Landesregierung gegenwärtig, um an die Verbrechen der deutschen Kolonialzeit zu erinnern? Das Kultusministerium (MK) hat dazu Folgendes mitgeteilt: Die Behandlung der deutschen Kolonialzeit und deren Folgen - sowie der Kolonialismus im Allgemeinen - sind implizit in den Kerncurricula (KC) verschiedener Schulformen in verschiedenen Themenstellungen enthalten. Explizit zu nennen sind die folgenden Inhalte in ausgewählten Kerncurricula : Realschule, Oberschule Das Thema „Deutsche Kolonialzeit“ ist in den Kerncurricula für die Realschule sowie die Oberschule im Themenbereich „Imperialismus und Erster Weltkrieg“ (Schuljahrgang 7) verpflichtend enthalten . In diesem Rahmen sollen sich Schülerinnen und Schüler u. a. mit den Formen des Imperialismus im 19. Jahrhundert auseinandersetzen. Des Weiteren ist bereits eine Behandlung des Themas z. B. in Bezug auf die Vorgaben zum Themenbereich „Neues Weltbild, Erfindungen, Entdeckungen“ (Hauptschule/Realschule/Oberschule Schuljahrgänge 5/6) möglich. IGS/Gesamtschule Kerncurricula „Gesellschaftslehre“ für die Jahrgänge 5 bis 10 (Anhörfassung) und Einführungsphase : Jahrgang 7: – In diesem Jahrgang trägt eine Unterrichtseinheit die Überschrift: „Die Welt entdecken, erobern und ausbeuten - bis heute?“. – Themenschwerpunkte sind u. a. Entdeckungsreisen und Kolonialismus (1492 als ein Beginn der Globalisierung). – Die Schülerinnen und Schüler erläutern Ursachen und Auswirkungen von Entdeckungsreisen als Voraussetzung für internationalen Handel und betrachten Gewinner und Verlierer von Kolonialismus in Bezug auf den internationalen Handel. Jahrgang 8: – In diesem Jahrgang beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit der Zeit des Kolonialismus als Ausgangspunkt für Konflikte um Rohstoffe. Sie beschreiben am Beispiel des Kolonialismus Konflikte um Rohstoffe in ihren historischen und aktuellen Dimensionen. Kerncurricula „Geschichte“, Einführungsphase: Wahlmodul 1: Der Beginn der Europäisierung der Welt – Die Wahrnehmung der Entdecker und Eroberer durch die einheimische Bevölkerung, – Herrschaftsstrukturen in der Neuen Welt (Repartimiento/Encomienda), – Folgen der Kolonialisierung (z. B. Sozialstruktur und Ökologie). Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3878 3 Gymnasium Kerncurriculum für das Gymnasium Schuljahrgänge 5 bis 10: Schuljahrgänge 7 und 8 Strukturierende Aspekte Inhalte Begriffe, Daten Wirtschaft und Umwelt Weltdeutung und Religion Transkulturalität Imperialismus im 19. Jahrhundert Sozialdarwinismus A1 Mögliche Ergänzungen zum verbindlichen Fachwissen Die im Kerncurriculum ausgewiesenen Inhalte und möglichen Beispiele zu den Inhalten können durch weitere ergänzt werden. Im Bereich des Fachwissens bieten sich z. B. folgende Inhalte und Längsschnitte an. Darunter befinden sich auch Inhalte und Längsschnitte, die in besonderer Weise geeignet sind, eine weltgeschichtliche Perspektive zu eröffnen. 7/8 Neuzeit • Aufbegehren gegen die Restauration: Wartburgfest, Vormärz, Hambacher Fest Imperialismus • Afrika vor dem Imperialismus - ein „schwarzer Kontinent“? 9/10 Weimarer Republik • Außenpolitik Nach 1945 • Dekolonialisierung • Europäische Einigung • Arabisch-israelischer Konflikt • RAF Kerncurriculum für das Gymnasium - gymnasiale Oberstufe: Rahmenthema 1: Die Welt im 15. und 16. Jahrhundert Wahlmodul 1: Der Beginn der Europäisierung der Welt Perspektive: • global Strukturierende Aspekte: • Freiheit und Herrschaft • Wirtschaft und Umwelt • Kontinuität und Wandel Dimensionen: • Wirtschaftsgeschichte • Sozialgeschichte • Geschlechtergeschichte • Umweltgeschichte • Motive und Abläufe (z. B. Heinrich der Seefahrer, Isabel I. von Kastilien und Columbus, Cortez und Malintzin) • Mythos „El Dorado“ • Die Wahrnehmung der Entdecker und Eroberer durch die einheimische Bevölkerung • Herrschaftsstrukturen in der Neuen Welt (Repartimiento/Encomienda) • Folgen der Kolonialisierung (z. B. Sozialstruktur und Ökologie) Rahmenthema 2: Vom 20. ins 21. Jahrhundert - eine Zeitenwende? Wahlmodul 2: Afghanistan in der globalen Interessenpolitik Perspektive: • global Strukturierende Aspekte: • Gewalt und Gewaltfreiheit • Freiheit und Herrschaft • Weltdeutung und Religion Dimensionen: • Kultur- und Ideengeschichte • Politikgeschichte • Die Entwicklung Afghanistans seit der Teilung und Lösung aus der britischen Kolonialpolitik 1919 bis in die 1970er-Jahre (u. a. Modernisierung als konstitutionelle Monarchie) • Afghanistan in der Interessenpolitik des Kalten Krieges und die gesellschaftlichen Folgen (u. a. sowjetische Interessenpolitik seit 1973 und Besetzung 1979 bis 1989, Förderung militärischislamistischer Widerstandsgruppen durch USA und arabische Verbündete) • Bürgerkrieg in Afghanistan (1989 bis 2001, Aufstieg der Talibanbewegung, Zerstörung von Kulturgütern, al-Qaida) • Der Terroranschlag vom 11. September 2001 und die Folgen (z. B. „Operation Enduring Freedom “, ISAF-Einsatz der Bundeswehr, Petersberger Prozess) Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3878 4 Rahmenthema 2: Wechselwirkungen und Anpassungsprozesse in der Geschichte Wahlmodul 5: Spanischer Kolonialismus Theoriebezug: • A • C Perspektive: • global • europäisch Strukturierende Aspekte: • Wirtschaft und Umwelt • Freiheit und Herrschaft • Weltdeutung und Religion Dimensionen: • Kultur- und Ideengeschichte • Wirtschaftsgeschichte • Umweltgeschichte • Politische und gesellschaftliche Voraussetzungen in Europa (u. a. Reconquista, Vertrag von Tordesillas) und Südamerika (u. a. Hochkulturen, Tributsystem, Jäger und Sammlerinnen) • Spanische Herrschaftspraxis in der „Neuen Welt“ (u. a. Encomienda, „Indianermanifest“ 1513, Las Casas’ Kritik, spanische Verwaltungsstruktur) und ihre Auswirkungen (Krankheiten , Bevölkerungsentwicklung in Lateinamerika, Sklavenhandel und -wirtschaft, Edelmetallgewinnung ) • Entstehung lateinamerikanischer Gesellschaften und Kulturen (Verflechtung zwischen Ethnien , Austausch in der Tier- und Pflanzenwelt, Verflechtung von Christentum und autochthonen Religionen) • Wege in die Unabhängigkeit: Rolle Simón Bolívars, Beispiele: Mexiko und ein weiterer lateinamerikanischer Staat 3. Wie sollte nach Auffassung der Landesregierung die Aufarbeitung der deutschen Kolonialzeit in Schulen (z. B. Curricula, Schulpläne) aussehen? Im Rahmen des neuen bildungspolitischen Schwerpunkts des MK „Demokratiebildung an Schulen in Niedersachsen stärken“ (2019 bis 2022) werden auch hinsichtlich der Stärkung der Friedensbildung die Formen und Folgen des (Neo-)Kolonialismus und der Dekolonisation verstärkt in den Blick genommen werden. 4. Teilt die Landesregierung Forderungen, nach denen mit Kolonialverbrechen verbundene Straßennamen in Deutschland umbenannt werden sollen? Die Landesregierung teilt die Forderung, dass Straßennamen, die mit Kolonialverbrechen im Zusammenhang stehen, geändert werden sollten. Allerdings obliegt die Benennung der Straßen und Wege den Städten und Gemeinden in ihrem Gebiet als Aufgabe des eigenen Wirkungskreises. Die Entscheidung über die Namensgebung ist nur durch wenige rechtliche Vorgaben eingeschränkt. Dazu gehören die Regelung des § 5 Abs. 1 Satz 2 der Verordnung über die Bestandsverzeichnisse für Gemeindestraßen und sonstige öffentliche Straßen vom 14.12.1990 (Nds. GVBl. 1991, S. 1), nach der die Bezeichnung so zu wählen ist, dass keine Verwechslung mit einer anderen eintreten kann, gegebenenfalls das Namensrecht der ausgewählten Person und die öffentliche Ordnung. Vielfach haben die Städte und Gemeinden Straßenumbenennungen für Straßen durchgeführt, die mit Kolonialverbrechen oder mit der deutschen Kolonialgeschichte im Zusammenhang stehen (beispielsweise Umbenennung der Carl-Peters-Straße in Hildesheim). Es bleibt Sache der Kommunen selbst, sich mit den Personen und Orten, die in früheren Zeiten durch Straßennamen geehrt werden sollten, auseinanderzusetzen und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. 5. Wie viele Objekte mit ungeklärter Provenienz befinden sich nach Kenntnis der Landesregierung in den Sammlungen niedersächsischer Museen? Die Fragen wurden unter Beteiligung der großen Museen mit ethnologischen Sammlungen in Niedersachsen in Bezug auf ethnologisches und außereuropäisches Kulturgut beantwortet. Grundsätzlich gilt, dass ungeklärte Provenienzen in Bezug auf ethnologisches Kulturgut nicht automatisch mit kolonialen Unrechtkontexten oder illegalem Erwerb gleichgesetzt werden können. Der Begriff „koloniales Kulturgut“ ist zeitlich und rechtlich nicht klar gefasst. Er kann sich auf Erwerbungen zur Zeit der deutschen Kolonialzeit oder grundsätzlich auf Ethnologika aus den damaligen Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3878 5 und ehemaligen Kolonien beziehen. Die beteiligten Museen klären aktuell diese Fragen in ihren jeweiligen Häusern. In der Kolonialzeit, aber auch davor und danach, wurden Objekte für Sammler für den europäischen Markt gefertigt und können ganz legal erworben worden sein. Frühe Erwerbungen sind in allen Häusern nicht ausreichend dokumentiert, das gilt insbesondere für Objekte aus den Kolonialgebieten . Oft handelt es sich hierbei um Alltagsgegenstände ohne individuelle Herstellerangaben, teils lediglich mit einer Angabe zur Religion, Ethnie oder dem Erwerbungsjahr, manchmal mit dem Namen des Sammlers vor Ort. Dies gibt allerdings noch keine Auskunft über die Erwerbungsumstände . Das bedeutet, dass selbst bei vorhandenen Provenienz-Angaben viele Fragen voraussichtlich offen bleiben müssen. Fragen etwa der Legalität der Erwerbungen werden in vielen Fällen nicht abschließend beantwortet werden können. Da Forschung ein (ergbnis-)offener Prozess ist, kann eine vollständige Klärung von Provenienzen nicht garantiert werden. Die Museen haben Folgendes mitgeteilt: Niedersächsisches Landesmuseum Hannover: 4 092 ethnologische Objekte wurden aus den ehemaligen deutschen Kolonien, von 1884 bis 1919 und von 1920 bis 1945 erworben. Im Fachbereich Naturkunde sind aufgrund der Zusammenfassung zu Sammlungskonvoluten nur ungefähre Zahlen von ca. 3 590 bis 4 670 Objekten zu nennen (darunter ca. zehn menschliche Schädel/Knochen). Niedersächsische Landesmuseen Braunschweig: – Staatlich Naturhistorisches Museum: Geschätzt stammen etwa 20 % des Sammlungsbestands aus kolonialen Kontexten, allein 130 000 zoologische Präparate. Von 250 Sammlungskonvoluten haben 36 menschliche Überreste einen eindeutigen kolonialen Kontext, 95 Objekte sind noch nicht erforscht. – Braunschweigisches Landesmuseum: rund 75 unerforschte Objekte aus den Bereichen Waffen, Schmuck, Bekleidung, Kunsthandwerk. Niedersächsisches Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg: Von insgesamt rund 7 000 ethnologischen Objekten sind rund 3 500 kolonialen Kontexten zuzuordnen . Bei den meisten Objekten ist ein Sammler/Geber bekannt, oftmals auch das Herkunftsland. Allerdings sind Erwerbungsumstände und die genauen ethnischen Zuordnungen fast ausnahmslos ungeklärt. Ob in den Naturkundlichen oder Archäologischen Sammlungen des Museums relevante Bestände liegen, ist noch ungeklärt. Universität Göttingen: Die Provenienzen der Objekte in den Universitätssammlungen sind generell in vielen Fällen ungeklärt , da sie entweder nur lückenhaft oder zum Teil gar nicht dokumentiert wurden oder die Dokumentation in Teilen oder ganz verloren gegangen ist. Wie viele dieser Objekte mit ungeklärter Provenienz aus kolonialen Unrechtkontexten stammen, ist daher nicht zu beziffern. Sammlungen, in denen diese Vermutung nahe liegt, sind: Sammlung für Ur- und Frühgeschichte, Universitätsherbarium , Blumenbachsche Schädelsammlung, Anthropologische Sammlung, Ethnologisches Sammlung , Musikinstrumentensammlung. Der Bereich Ethnologie der Universität Göttingen (Institut und Ethnologisches Museum) meldet ca. 18 000 Objekte aus den deutschen Kolonialgebieten in Afrika, Ozeanien und China, die im Zeitraum zwischen 1884 und 1918 erworben wurden. Ca. 450 Objekte sind während dieser Zeit aus den von Deutschland okkupierten Gebieten nach Göttingen gelangt. Ca. 650 Objekte kamen nach der Kolonialzeit in die Sammlung, wurden aber bereits von Sammlern während der Kolonialzeit erworben . Bei weiteren Beständen, die aus den ehemals deutschen Kolonien stammen dürften, sind das Jahr der Erwerbung und die regionale Zuordnung nicht geklärt. Für alle Objekte gilt, dass die detaillierte Erforschung der Objekte und der Erwerbungszusammenhänge noch aussteht. Derzeit lässt sich zumeist weder die legitime noch unrechtmäßige Aneignung belegen. Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3878 6 Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim: Die ethnologische Sammlung umfasst rund 15 000 Objekte. Wie viele davon eine ungeklärte Provenienz haben und/oder koloniales Kulturgut sind, ist aufgrund nicht vollständiger Inventarbucheinträge unklar. Die altägyptische Sammlung umfasst 7 926 Objekte, die größtenteils aus offiziellen Fundteilungen nach Grabungen oder aus legalen Ankäufen in Ägypten stammen. Nur für einige außerhalb Ägyptens erworbene Objekte ist die Provenienz noch nicht geklärt. Städtisches Museum Braunschweig: Die ethnologische Sammlung umfasst ca. 8 000 Objekte. Fast alle Objekte verfügen über eine gesicherte Provenienz. Allerdings ist bei vielen Gegenständen die Art und Weise des Erwerbs durch die Sammler nicht dokumentiert. 6. In welcher Höhe und in welcher Personalstärke werden derzeit von der Landesregierung Maßnahmen zur Inventarisierung des sich auf dem Gebiet des Bundeslands Niedersachsen befindlichen Kulturguts aus kolonialen Kontexten gefördert (bitte nach staatlichen, privaten und exterritorialen Sammlungen aufschlüsseln)? Inventarisierung bedeutet in der Regel die Minimalerfassung von Objekten in Inventar- oder Eingangsbüchern , auf Karteikarten oder in Datenbanken. Der Inventarisierungsgrad (wieviel Prozent einer Sammlung) sagt daher noch nichts über die Erfassungstiefe, die detaillierte Dokumentation aller vorhandenen, auf das Objekt bezogenen Erkenntnisse (Beschreibung, Dokumente, Überlieferungen etc.) aus. Provenienzforschung widmet sich darüber hinaus der möglichst umfassenden Klärung der Herkunft des Objekts. Dazu gehören auch die Erwerbungsumstände und -zusammenhänge . Die Inventarisierung steht im ureigenen Interesse eines jeden Museums. Nichtinventarisierte Altbestände werden je nach Kapazitäten und Ressourcen abgearbeitet. Im Landesmuseum Hannover gibt es für die Bereiche Ethnologie eine Kuratorenstelle, im Bereich Naturkunde zwei Kuratorinnen; für jeden Bereich ist jeweils eine Sammlungsverwalterin zuständig, die ebenfalls inventarisiert. Eine Person auf einer halben Stelle Provenienzforschung betreut alle Fachbereiche im Museum, inventarisiert jedoch die Bestände nicht. Das Staatlich Naturhistorische Museum in Braunschweig verfügt über drei zoologische Präparatoren , die mit 5 % ihrer Arbeitszeit auch inventarisieren. Derzeit gibt es für Maßnahmen der Inventarisierung keine gesonderten Landesförderungen, weder in staatlichen noch privaten oder exterritorialen Sammlungen. 7. Welchen Kosten- und Personalbedarf sieht die Landesregierung zur Klärung der in niedersächsischen Museen befindlichen Provenienzen? In Bezug auf die Aufarbeitung der ethnologischen und außereuropäischen Sammlungen melden alle großen Sammlungen Personalbedarfe (zumeist eine zusätzliche Vollzeitstelle Wissenschaftlerin/ Wissenschaftler für den Normalbetrieb nach EG 13) und Sachmittelbedarfe (für naturwissenschaftliche Untersuchungen, Konservierungsmaßnahmen, Übersetzungen, Reisekosten), die derzeit nicht bezifferbar sind. Je nachdem, welche Detailerkenntnisse in den Häusern bereits vorliegen, sind die Angaben zur Beschäftigungsdauer unterschiedlich. Einige Häuser machen darauf aufmerksam, dass sie ihre Personalbedarfe erst ermitteln müssen. Für die ca. 18 kleinen Museen in Niedersachsen mit ethnologischen Objekten veranschlagt der Museumsverband Niedersachsen und Bremen e. V. für einen Erstcheck der Bestände ca. zwei bis vier Wochen pro Haus. Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3878 7 8. In welcher Höhe und in welcher Personalstärke werden derzeit von der Landesregierung Maßnahmen zur Provenienzforschung des sich auf dem Gebiet des Bundeslands Niedersachsen befindlichen Kulturguts aus kolonialen Kontexten gefördert (bitte nach staatlichen, privaten und exterritorialen Sammlungen aufschlüsseln)? Im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover wird ein Ethnologe nach EG 14 beschäftigt, der auch Maßnahmen zur Provenienzforschung an den ethnologischen Sammlungen durchführt. Im Betrieb Niedersächsische Landesmuseen in Braunschweig ist ein Provenienzforscher (nach EG 13) im Rahmen einer dreijährigen Projektförderung für die drei Landesmuseen und auch die ethnologischen Bestände aus kolonialem Kontext zuständig. 9. Welche Mittel zur Provenienzforschung befinden sich an welchen Haushaltsstellen im Landeshaushalt 2019, und ist Mittelerhalt bzw. Erhöhung Teil der Haushaltsplanungen der Landesregierung für 2020 und darüber hinaus? Falls nicht, wieso nicht? An den niedersächsischen Landesmuseen in Hannover und in Oldenburg, Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, sind zwei Vollzeitprovenienzforscher beschäftigt, davon ist am Landesmuseum Hannover eine 0,5-Stelle der Koordinierung des Netzwerks Provenienzforschung gewidmet . Für das Landesmuseum Hannover wird im Herbst 2019 ein Volontariat im Bereich Provenienzforschung (inklusive koloniales Kulturgut) ausgeschrieben, welches MWK mit 50 % für zwei Jahre finanziert . Für den Betrieb Niedersächsischer Landesmuseen in Braunschweig hat MWK 2019 Mittel für die Beschäftigung eines Provenienzforschers für zunächst drei Jahre gewährt. Für den Haushalt 2020 wurde für das Niedersächsische Landesmuseum Natur und Mensch die Vollzeitstelle für Provenienzforschung im Bereich Ethnologie angemeldet. 10. Wie ist der aktuelle Planungsstand eines zu PAESE vergleichbaren Projektes für mittlere und kleine Museen in Niedersachsen, die über ethnologische Bestände verfügen (bitte geplanten Start sowie Finanzierung und Wirkungskreis angeben)? Auf Initiative des MWK und des Niedersächsischen Netzwerks für Provenienzforschung wurde am 27. März 2019 gemeinsam mit dem Museumsverband Niedersachsen und Bremen e. V. eine erste Konferenz für kleine und mittlere Museen in Niedersachsen mit ethnologischen Beständen durchgeführt . Dazu eingeladen wurden (neben den Häusern mit großen Sammlungen) folgende Museen, bei denen bisher bekannt ist, dass sie auch ethnologische Gegenstände bewahren: Museum der Stadt Alfeld - Heimat- und Tiermuseum Brasilienmuseum im Kloster Bardel Museum Schliekau Afrikamuseum Sülze Schifffahrtsmuseum der oldenburgischen Unterweser e. V. in Brake und Elsfleth Europäisches Brotmuseum Ostfriesisches Landesmuseum und Emder Rüstkammer Kulturgeschichtliche Museen - Museum August Kestner Center for World Music, Hildesheim International Foundation of Indonesian culture and asian heritage, Hollenstedt Heimatmuseum Leer Ostfriesisches Teemuseum Stadtmuseum Oldenburg Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück Fehn- und Schifffahrtsmuseum Städtisches Museum - Schloß Salder Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3878 8 Museum Uslar Heimatmuseum Varel Die Durchführung eines Erstchecks in diesen Museen wird von der Landesregierung begrüßt. Die Durchführung liegt im Ermessen der jeweiligen Träger. Ein diesbezüglicher Förderantrag beim Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste ist in Planung. 11. Welche Kenntnisse hat die Landesregierung über bestehende Kooperationen zwischen deutschen Kultureinrichtungen und Vertreterinnen und Vertretern von sogenannten Sourcecommunities zum Umgang mit Kulturgütern aus kolonialen Kontexten? Diese Frage kann nur in Bezug auf Niedersachsen beantwortet werden. Dazu die Meldungen der Museen im Einzelnen: Niedersächsisches Landesmuseum Hannover: Im Fachbereich Ethnologie bestehen Kooperationen mit Tansania (National Museum, Department of Antiquities, Catholic Mission Bagamoyo), im Rahmen des Verbundprojekts PAESE mit Tansania, Namibia, Kamerun und Papua Neuguinea. Niedersächsisches Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg: Für die Aboriginal and Torres Strait Islanders steht das Landesmuseum in Kontakt mit Amanda Morley, Assistant Director Museums and Repatriation Collections and Cultural Heritage. Über das Forschungsprojekt „Provenienzforschung zu außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie in Niedersachsen“ wird Kontakt zu Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftlern aus den Herkunftsländern Kamerun, Tansania, Papua-Neuguinea und Namibia aufgebaut. Diese Kontakte sollen auch zu Dialogen mit Vertreterinnen und Vertretern der jeweiligen source communities führen. Universität Göttingen: Es besteht derzeit kaum Kontakt zu den Herkunftsgesellschaften, es sei denn über laufende Forschungsprojekte . Kooperationen werden im Rahmen des PAESE-Projekts angestrebt. Roemer-und Pelizaeus-Museum Hildesheim: Im Rahmen des PAESE-Projektes werden Kooperationen mit Namibia, Kamerun und Tansania, mit Treffen bereits in diesem Jahr, etabliert. Folgen soll im nächsten Jahr eine Kooperation mit Indonesien (Sulawesi, ehemals Niederländisch-Indien). Für die altägyptische Sammlung besteht seit Jahren eine sehr enge Zusammenarbeit mit dem Ministry of Antiquities in Ägypten sowie der Cairo University, der Helwan University und der Minia University. Weitere Kooperationen bestehen mit dem Ägyptischen Museum in Kairo sowie der Bibliotheca Alexandrina in Alexandria. Städtisches Museum Braunschweig: Im Rahmen des PAESE-Projekts mit Tansania, Namibia, Kamerun und Papua Neuguinea. 12. Plant die Landesregierung, verpflichtende Regelungen zum Umgang mit Kulturgütern aus kolonialen Kontexten für niedersächsische Museen und Sammlungen zu erarbeiten ? Am 13.03.2019 hat die Kulturministerkonferenz „Erste Eckpunkte zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Staatsministerin im Auswärtigen Amt für internationale Kulturpolitik, der Kulturministerinnen und Kulturminister der Länder und der kommunalen Spitzenverbände“ verabschiedet. Das MWK leitet die AG und war an der Entwicklung des Eckpunktepapiers beteiligt. Darin wird bekräftigt, dass die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte ein demokratischer Grundkonsens in Deutschland Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3878 9 ist und eine Aufgabe für alle Bereiche der Gesellschaft. Verpflichtende Handlungsfelder und Ziele sind Transparenz und Dokumentation, Provenienzforschung, Präsentation und Vermittlung, Rückführung im Einvernehmen mit den Herkunftsstaaten und den betroffenen Herkunftsgesellschaften, Kulturaustausch und internationale Kooperationen. Dies gilt auch für die Museen und Sammlungen in Niedersachsen. Geplant ist eine Anlaufstelle für Herkunftsländer, die bereits im Eckpunktepapier festgehalten wird. Die Anlaufstelle soll Informationen über Bestände von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten geben und eine konkrete Beratung auch hinsichtlich möglicher Rückführungen und Kooperationen. 13. Was unternimmt die Landesregierung, um das Ersitzen oder den gutgläubigen Erwerb von geraubten Kulturgütern aus kolonialen Kontexten systematisch zu überprüfen und alternative Formen der Herstellung des Rechtsfriedens bzw. der Streitschlichtung zu entwickeln? Die Landesregierung arbeitet gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung daran, Rückführungsfragestellungen auch auf koloniale Kontexte auszuweiten und rechtlich zu klären. 14. Wie will die Landesregierung sicherstellen, dass die sich gegenwärtig in niedersächsischem Besitz oder auf dem Gebiet des Bundeslands Niedersachsen befindenden kolonialen Exponate umfassend inventarisiert werden und ihren rechtmäßigen Besitzern oder Erben zurückgegeben bzw. diese entschädigt werden? Zur vollständigen Inventarisierung und der noch bedeutenderen Erforschung der kolonialen Bestände ist zunächst einmal eine Identifizierung aller kolonialen Objekte notwendig und, wenn möglich , eine Klärung der Erwerbungskontexte- und umstände. Im „Ersten Eckpunktepapier“ haben Bund, Länder und kommunale Spitzenverbände ihre generelle Bereitschaft zur Inventarisierung sowie zur Rückführung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten , insbesondere von menschlichen Überresten, in die Herkunftsstaaten und Herkunftsgesellschaften festgehalten. 15. Welche Kenntnisse hat die Landesregierung über menschliche Gebeine aus der Kolonialzeit , die sich in akademischen oder musealen Sammlungen in Niedersachsen befinden (bitte einzeln nach Art, Herkunft sowie Lager- bzw. Ausstellungsort auflisten)? Die Meldungen aus den großen Museen mit menschlichen Gebeinen im Einzelnen: Niedersächsisches Landesmuseum Hannover: Im Fachbereich Ethnologie befinden sich im Magazin Einzelknochen aus Australien, die durch das ehemalige Museum Harburg ans Landesmuseum gelangten. Diese sind bereits bei der zuständigen Botschaft gemeldet. Im Magazin des Fachbereichs Naturkunde befinden sich ein Schädel aus dem Jahr 1906 mit dem Vermerk „Neu Britannien“ sowie ein Schädel aus dem Jahr 1913 mit der Eintragung „Venezuela“, zunächst als vorkolumbianisch eingestuft; eine erste anthropologische Sichtung widersprach diesen Angaben jedoch. Dazu befinden sich im Landesmuseum weitere außereuropäische menschliche Überreste. Es wird zudem auf die anliegende Tabelle (Anlage 1 zu Frage 15) verwiesen. Staatlich Naturhistorisches Museum Braunschweig: Eine Liste der menschliche Überreste mit kolonialem Kontext liegt an (Anlage 2 zu Frage 15). Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3878 10 Niedersächsiches Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg: Inv.-Nr. 2922: Schädel aus Kamerun, Standort: Ethnologisches Magazin, Inv.-Nr. 3328: Schädel aus Australien, Standort: Ethnologisches Magazin, Inv.-Nr. 3329: Schädel aus Australien, Standort: Ethnologisches Magazin, Inv.-Nr. 3324: Ainu-Schädel von der Insel Sachalin, Standort: Ethnologisches Magazin, Inv.-Nr. 3331: Inuit-Schädel aus Canada, Standort: Ethnologisches Magazin, Inv.-Nr. 3332: Inuit-Schädel aus Canada, Standort: Ethnologisches Magazin, Inv.-Nr. 3326: Schädel von Westküste Sumatras, Standort: Ethnologisches Magazin, Inv.-Nr. 3330: Schädel aus Milwaukee, USA, als „Indianer-Schädel“ gekennzeichnet, Standort: Ethnologisches Magazin, Inv.-Nr. 3325: Schädel mit der Bezeichnung „Maori-Schädel Adelaide“, die Zuordnung zu Australien oder Neuseeland kann noch nicht genau getroffen werden, Standort: Ethnologisches Magazin, Inv.-Nr. 2850: Übermodellierter Schädel aus Papua-Neuguinea, Standort: Ethnologisches Magazin , Inv.-Nr. 3327: Schädel mit Gesichtshaut aus Borneo, Standort: Ethnologisches Magazin, Inv.-Nr. 1513: Leichenbrand aus Papua-Neuguinea, Standort: Ethnologisches Magazin, In den Beständen des Museums befinden sich noch ca. 20 menschliche Schädel, die noch nicht identifiziert werden konnten. Ob es sich hier um menschliche Schädel außereuropäischer Herkunft und aus kolonialen Kontexten handelt, muss noch untersucht werden. Im Ethnologischen Magazin befinden sich außerdem noch Objekte, in denen menschliche Überreste aus kolonialen Kontexten verarbeitet wurden, wie z. B. eine Kette aus Samoa aus menschlichen Zähnen. Eine vollständige Liste liegt hier noch nicht vor. Institut und Museum für Ethnologie der Universität Göttingen: Die Sammlung besitzt nach aktuellem Kenntnisstand keine menschlichen Überreste aus Afrika, also auch keine Schädel, die mit den deutschen Kolonialverbrechen in Afrika in Verbindung stehen. Dokumentiert finden sich 27 in der Regel kulturell überformte menschliche Schädel bzw. mit menschlichen Schädelteilen versehene Objekte, wobei es sich vor allem um Kopfjagdtrophäen, Ahnenschädel oder Masken handelt. Insgesamt stammen von den 27 „Objekten“ ein Objekt aus Brasilien, aus Tibet drei Objekte und aus Ozeanien 23 Objekte. Der Bestand aus Ozeanien untergliedert sich in „Objekte“ aus Neuseeland (2), Irian Jaya (2), den Duke-of-York-Inseln (5), Französisch -Polynesien (1), Papua-Neuguinea (4, u. a. Neuirland und Neubritannien), Papua-Neuguinea (9, Sepik-Region bzw. vermutlich Sepik-Region). Dazu kommen indigene Schmuckanhänger oder Waffen, bei deren Herstellung menschliche Knochen Verwendung gefunden haben können. Roemer-und Pelizaeus-Museum Hildesheim: Zurzeit befindet sich das Museum im Prozess der Digitalisierung von Sammlungsbeständen im Rahmen eines Magazinumzuges. Nach Abschluss des Umzuges lassen sich verlässliche Zahlen zu den menschlichen Überresten in den ethnologischen Sammlungen geben; sie werden jedoch nur einen geringen Bruchteil des Gesamtbestandes dieser Sammlungen ausmachen. Die altägyptischen Mumien und Mumienteile wurden legal in Ägypten erworben, sind gut publiziert und demzufolge auch den zuständigen ägyptischen Behörden gut bekannt. Sie befinden sich zurzeit in Ausstellungen oder im Magazin im Verwaltungsgebäude des Museums. Städtisches Museum Braunschweig Zwei Schädel von der Insel Nias, erbeutet von dortigen Kopfjägern, Geschenk 1912, acht Schädel aus Neuguinea, 1926 vom Auswärtigen Amt an das Museum überwiesen, ein Schädel aus Neuguinea, Ankauf 1899 von einem Händler, ein Schädelmaske aus Neubritannien, Geschenk 1884 (übermodellierter Schädelknochen), ein bemalter Schädel aus Oberbayern. Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3878 11 Die Lagerung erfolgt in Magazinschränken in gesonderten Behältnissen. 16. In welchen derzeit stattfindenden oder geplanten Ausstellungen in Niedersachsen sind menschliche Gebeine Bestandteil? Die Meldungen der Museen im Einzelnen: Niedersächsisches Landesmuseum Hannover: Im Bereich der Ethnologie und Naturkunde werden keine menschlichen Überreste ausgestellt. Dies ist auch nicht geplant. Im Bereich Archäologie ist die Moorleiche des sogenannten Roten Franz zu sehen. Niedersächsisches Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg: Die archäologischen Teile der Dauerausstellung des Museums beinhalten verschiedene Formen menschlicher Überreste. Am prominentesten sind drei Moorleichen präsentiert. Weiterhin werden Leichenschatten in zwei Lackprofilen sowie Leichenbrand ausgestellt. Es werden aktuell keine menschlichen Überreste aus kolonialen Kontexten ausgestellt. Dies ist auch nicht geplant. Roemer-und Pelizaeus-Museum Hildesheim: In der derzeitigen Sonderausstellung „Den Sammlern auf der Spur“ wird eine Kriegstrommel der Ewe (Togo, Westafrika) gezeigt, an der zwei menschliche Schädel (möglicherweise Ashanti, ebenfalls Togo, Westafrika) angebracht sind. Die Trommel wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in Togo gesammelt. In der altägyptischen Dauerausstellung befinden sich normalerweise zwei Mumien: die des Herrn Anch-Hapi und die des Herrn Penju, die sich innerhalb ihrer Kartonagen/Särge befinden; die des Penju wird zurzeit allerding restauriert. Außerdem befindet sich das Skelett des Herrn Idu II. in der Ausstellung. Städtisches Museum Braunschweig: In der Dauerausstellung befinden sich ein bemalter Schädel aus Oberbayern und eine Schädelmaske aus Neubritannien. 17. Was unternahm die Landesregierung bislang, um die sich möglicherweise in solchen Sammlungen befindenden Gebeine zu identifizieren und mit der Übergabe dieser an die Nachfahren der Kolonisierten zu beginnen? Die Frage enthält die implizite Vorannahme, dass sämtliche Gebeine in einem Unrechtskontext entzogen wurden, und gleichzeitig die Annahme, dass sämtliche Herkunftsgesellschaften Wert auf eine Rückerstattung der Gebeine legen. Dies trifft nicht zu und ist im Einzelfall differenziert zu eruieren . Bei Kopfjagdtrophäen, Ahnenschädeln und Schädelmasken ist zu beachten, dass hier menschliche Relikte gezielt kulturell bearbeitet wurden und zumeist zur öffentlichen Zurschaustellung vorgesehen waren. Bei Kopfjagdtrophäen wäre im Falle einer Restitution zu entscheiden, ob der Schädel der Verwandtschaftsgruppe des Töters oder des Getöteten zurückzugeben wäre. Diesbezügliche Konflikte in der Herkunftsregion können nicht ausgeschlossen werden. Ohnehin sollte der Wunsch nach Restitution nicht ungeprüft vorausgesetzt werden. Der Landesregierung ist es ein zentrales Anliegen, den ethischen Vorstellungen der indigenen Bevölkerung der Herkunftsregionen gerecht zu werden. Der Besitz menschlicher Überreste kann nicht automatisch mit der Notwendigkeit oder dem Wunsch der Rückgabe vonseiten der Herkunftsregionen gleichsetzt werden. Dies nivelliert bestehende kulturelle Unterschiede. So haben die Bewohner der Sepik-Region (Papua-Neuguinea) kein Interesse an der Rückgabe der in Göttingen bewahrten Ahnenschädel. Sie sehen in der Aufbewahrung und einer möglichen Präsentation in Göttingen weder ein Unrecht noch einen Tabubruch. Anders gelagert ist beispielsweise die Auffassung in Neuseeland , wo die Restitution menschlicher Überreste häufig eingefordert wird. Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3878 12 Im Landesmuseum Hannover wurden die menschlichen Überreste einer Australierin, die sich seit 1906 in Hannover befanden, an die australische Botschaft (Repatriierungsprogramm) gemeldet. Die Gebeine wurden von der Ethnologie, einem externen Historiker und einem externen Anthropologen erforscht und 2017 an Australien, hier an die Gruppe der Lama Lama, restituiert. 2018 wurden vom Landesmuseum Hannover die menschlichen Gebeine (Schädel) von drei Personen aus Namibia den zuständigen Behörden gemeldet, von der Provenienzforschung und der Naturkunde erforscht, von einer externen Anthropologin untersucht und 2018 an Namibia restituiert. 18. Welche dieser Objekte wurden bislang mit welchem Ergebnis wissenschaftlich in Bezug auf Unrechtsgeschichte (insbesondere Kolonialzeit und Nationalsozialismus) und ethische Aspekte im Rahmen der Sammlungspraxis (z.B. Grabplünderungen) untersucht ? Die Meldungen der Museen im Einzelnen: Niedersächsisches Landesmuseum Hannover: Siehe Antwort zu Frage 17. Als Vorbereitung auf die Ausstellung „Heikles Erbe“, 2016/2017, wurden Konvolute einzelner Sammler aus Papua-Neuguinea, Samoa, Togo, Kamerun, Namibia, Tansania und ein Objekt aus China vom Fachbereich Ethnologie in Zusammenarbeit mit der Provenienzforschung und der Naturkunde untersucht. Die Ergebnisse wurden im Ausstellungskatalog „Heikles Erbe - Koloniale Spuren bis in die Gegenwart “ 2016 publiziert. Niedersächsisches Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg: Es wurden zwei Werkverträge vergeben, um im ersten Schritt außereuropäische Human Remains aus kolonialen Kontexten zu identifizieren und in einem zweiten Schritt erste Provenienzrecherchen zu den identifizierten Human Remains durchzuführen. Zwei dabei identifizierte Schädel (Inv.-Nr. 3328 und 3329) aus Australien und ein Schädel, der vermutlich aus Australien stammen könnte (Inv.-Nr. 3325), wurden an die Australische Botschaft gemeldet . Im April 2019 wurden die vorläufigen Provenienzberichte an die Australische Botschaft übergeben, um weitere Schritte zu einer Übergabe einzuleiten. Seitens der Australischen Botschaft wurde eine Rückgabezeremonie (v. a. für die beiden Schädel, die sehr sicher aus Australien stammen ) für das Jahr 2020 avisiert. Eine Prüfung der Gesamtbestände aller Sparten des Museums auf Objekte aus Unrechtskontexten (Nationalsozialismus und Kolonialzeit) konnte noch nicht systematisch erfolgen. Bei der Ethnologischen Sammlung erfolgten Provenienzforschungen bisher überwiegend anlassbezogen und punktuell . Im Rahmen eines Projektes erfolgt aktuell die Erforschung der Human Remains. Auf Unrechtskontexte aus der Zeit des Nationalsozialismus liegen in der Ethnologischen Sammlung daher derzeit keine Hinweise vor. In der Archäologie gilt es noch, verschiedene Ausgrabungen zur NS- Zeit zu untersuchen. Die naturkundlichen Sammlungsbestände konnten bisher weder auf Objekte aus verfolgungsbedingt entzogenem jüdischem Kulturgut untersucht werden (infrage würden hier z. B. wertvolle Präparate verschiedenster Art kommen) noch auf koloniale Unrechtskontexte. Fragen der Einbeziehung der Herkunftsgesellschaften bei der Nutzung der Objekte aus kolonialen Kontexten wurden bisher noch nicht an die Sammlung adressiert. Da nur wenige Unterlagen (Zugangsbücher etc.) aus der NS-Zeit bisher aufgefunden wurden, ist eine Beurteilung des gesamten NS-Komplexes am Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg sehr schwierig. Roemer-und Pelizaeus-Museum Hildesheim: In den rund 15 000 Objekten der ethnologischen Sammlungen wurden bereits 450 Objekte untersucht . Die Ergebnisse liegen der Landesregierung nicht vor. Die altägyptische Sammlung ist zu fast Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3878 13 100 % untersucht und publiziert. Zu den stadtgeschichtlichen und naturhistorischen Sammlungen gab es bisher keine Untersuchungen in Bezug auf Provenienzgeschichte. Städtisches Museum Braunschweig: Die Objekte aus kolonialem Kontext wurden weitestgehend erforscht. Fragen zur Legalität der Erwerbungen der Objekte konnten nicht abschließend beantwortet werden: 19. Gibt es Rückforderungsgesuche von kolonialer Beutekunst oder Gebeinen an Museen oder Sammlungen in Niedersachsen (bitte einzeln auflisten mit Forderungssteller, gefordertem Artefakt und Museum/Sammlung, in der das Artefakt momentan liegt, sowie aktuellem Bearbeitungsstand des Rückforderungsgesuches)? Der Landesregierung sind keine Rückgabeforderungen an niedersächsische Museen bekannt. 20. Auf welche Weise wurde bislang an die Unrechtsgeschichte von Objekten und Sammlungen aus der Kolonialzeit, die sich in akademischen oder musealen Sammlungen in Niedersachsen befinden, erinnert? In fast allen großen Museen wird auf verschiedene Art und Weise zur Geschichte von Objekten aus der Kolonialzeit informiert. Dies geschieht durch Ausstellungen, Vitrinen, Raumtexte, Objektbeschriftungen , Publikationen. Alle Museen planen, weiterführende Informationen bzw. das Thema Kolonialgeschichte in zukünftige Dauerausstellungen aufzunehmen. An der Universität Göttingen ist Kolonialgeschichte Teil der Lehrveranstaltungen. Die Universität plant zudem eine App „Göttingen postkolonial“, für die bereits Forschungsanträge gestellt wurden. Eine Aufgabe der von Bund und Ländern vereinbarten Anlaufstelle für Herkunftsländer wird die Information und Dokumentation kolonialer Unrechtsgeschichte sein. Beispiel Niedersächsisches Landesmuseum Hannover: Im Bereich Ethnologie gibt es in der Dauerausstellung MenschenWelten eine Themenstation „Kolonialismus “, die bereits mit einigen Inhalten auf die Kolonialzeit verweist; derzeit ist eine umfangreiche Neubestückung in Arbeit. Ein Audioguide vermittelt eine postkoloniale Perspektive auf ausgewählte Objekte der Dauerausstellung. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Provenienzforschung zu außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie in Niedersachsen“ sollen im Anschluss an das Projekt im Rahmen einer Sonderausstellung präsentiert werden. Dies betrifft alle am PAESE-Projekt beteiligten Häuser. Im Bereich Naturkunde sind Tiere, Pflanzen oder Gesteine auch zu kolonialen Zeiten der Natur entnommen worden. Erwerb- oder Aneignungskontexte sind oftmals weniger problematisch als die Biografien der jeweils beteiligten Sammler. Darauf wurde im Rahmen der Ausstellung „Heikles Erbe “ 2016/2017 verwiesen. Die Provenienzforschung zu NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut und kolonialem Kulturgut soll künftig im Rahmen eines Forschungslabs (im Zuge der Realisierung der KunstWelten) und über multimediale Vermittlungsangebote thematisiert werden. Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3878 14 Anlage 1 Niedersächsisches Landesmuseum Hannover Sammlungsverwaltung Völkerkunde - Stand Mai 2013 Menschliche Überreste Inventar- Nr. Objektbezeichnung Region Erwerb Standort 2899 Menschlicher Schädel (der Batak) Indonesien/ Sumatra Geschenk Stahlmann 1896 R.120 Nr.3 2900 Menschlicher Schädel (der Batak) Indonesien/ Sumatra Geschenk Stahlmann 1896 R.120 Nr.3 5203 Baumsarg mit menschlichem Skelett Australien Geschenk Müller 1909 R.120 Nr.3 6261 Schädel (der Iatmul), modelliert Papua Neu Guinea Ankauf Leipzig 1919/1920 7,1,11 6725 Gedörrte Kopftrophäe (tsantsa) Südamerika/ Jivaro Ankauf Spranger 1925 R.120 Nr.3 7027 Schädel (der Iatmul), modelliert Papua Neu Guinea Ankauf Leipzig 1919/1920 7,1,11 7862 Mumie (Hockstellung) Südamerika /Peru Geschenk Spicker 1928 R.120 Nr.3 8386 Menschlicher Schädel Australien? aus altem Bestand R.120 Nr.3 8664 Knochen-Trompete Tibet Gorden Bowles 1932 42,2,1 8682 Schädelschale Tibet Gorden Bowles 1932 41,1,10 9335 Schädel (der Iatmul), modelliert Papua Neu Guinea Ankauf Leipzig 1919/1920 7,1,11 10533 Menschlicher Schädel Südamerika/ Peru Slg. Gretzer ? R.120 Nr.3 10534 Menschlicher Schädel, deformiert Südamerika/ Peru Slg. Gretzer R.120 Nr.3 10535 Menschlicher Schädel, deformiert (mit Holzmodell) Südamerika/ Peru Slg. Gretzer ? R.120 Nr.3 10536 Tätowierter menschlicher Unterarm Südamerika/ Peru ? R.120 Nr.3 10537 Menschlicher Schädel Südamerika/ Peru Slg. Gretzer (Geschenk 1959) R.120 Nr.3 10538 Menschlicher Schädel Südamerika/ Peru ? R.120 Nr.3 10539 Mumie (Hockstellung) Südamerika/ Peru ? R.120 Nr.3 10542 Menschlicher Schädel mit künstlichem Haarzopf Südamerika/ Chile Geschenk Deichert 1959 R.120 Nr.3 11011 Knochen-Trompete Tibet Ernst Schäfer 1963 42,2,1 11908 Mumie (Hockstellung) Südamerika/ Peru Slg. Gretzer ? R.120 Nr.3 11909 Mumie (Hockstellung) Südamerika/ Peru Slg. Gretzer ? R.120 Nr.3 13265 Skalp (in Holzrahmen gespannt ) Nordamerika Ankauf Donat 1980 R.120 Nr.3 16579.1-22 Schädelhäuschen mit Schädel und Schmuck Melanesien/ Salomonen Ankauf Schneider 1995 12,1,6 16704.1-3 Reste einer fragmentierten Mumie Ägypten aus Slg. der NA 1996 R.120 Nr.3 7863.1+2 Mumie (Hockstellung) Südamerika/ Peru Geschenk Spicker 1928 R.120 Nr.3 P 5090 Menschlicher Schädel mit Haaren Südamerika/ Peru ? R.120 Nr.3 Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3878 15 Inventar- Nr. Objektbezeichnung Region Erwerb Standort P 5091 Menschlicher Schädel, deformiert Südamerika/ Peru ? R.120 Nr.3 P 5092 Menschlicher Schädel, deformiert Südamerika/ Peru ? R.120 Nr.3 P 5093 Menschlicher Unterkiefer Südamerika/ Peru ? R.120 Nr.3 P 5094 Menschlicher Unterkiefer Südamerika/ Peru ? R.120 Nr.3 P 5095 Menschlicher Unterkiefer Südamerika/ Peru ? R.120 Nr.3 Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3878 16 Anlage 2 Menschliche Überreste in den Sammlungen des Staatlichen Naturhistorischen Museums mit kolonialem Kontext Stand: 14.05.2019 Bearbei - tungs nr. Trivialname Alte Nummern Objektinformation Objektherkunft Objektbesonderheit 1 3461 Mensch N 6381, SAM PR 60 Oberschädel Aus Inka-Gräber-Höhlen, zwischen Sicuani und Tinta Peru Geschenk des Städtischen Museums - Consul Reinecke 2 3462 Mensch N 6380, SAM PR 61 Oberschädel Aus Inka-Gräber-Höhlen, zwischen Sicuani und Tinta Peru Geschenk des Städtischen Museums - Consul Reinecke 3 3493 Mensch SAM PR 59, N 6384 Oberschädel Aus Inka-Gräber-Höhlen, zwischen Sicuani und Tinta, Peru, geschenkt von Städtischen Museum, von Herrn Consul Reinecke 4 3505 Mensch SAM PR 62, 17 Oberschädel Aus Inka-Gräber-Höhlen, zwischen Sicuani und Tinta, Peru, geschenkt von Städtischen Museum, von Herrn Consul Reinecke 5 3619 Mensch 4 Stück Schädelfragmente Portorico 6 3620 Mensch Schädelfragmente , Unterkiefer, Beckenknochen Portorico, gehören wahrscheinlich zu 3619 7 3469 Mensch SAM PR 87 Oberschädel „Neger“ Portorico 8 3541 Mensch SAM PR 65 Skelett ohne Arme und Schädel „Neger“ 9 108 Mensch Schädel: „Neger“ Dentale fehlt 10 201 Mensch Schild: Angeblich „Neger“ Os ... (Interparietalis ) Dentale fehlt 11 3474 Mensch SAM PR 55, N 2340 Oberschädel Eskimo-Schädel aus einem Haiden- Grabe bei der nördlichsten Herrnhuter Station Rama in Labrador, H. F. Möschler 12 3503 Mensch SAM PR 85, 24, 1473 Oberschädel mit Dentale Eskimo ? 13 222 Mensch 108 Schild: Tamil Mann Süd Indien 40 Jahre alt Herr Bottge 4.11.1903 Ramasary 40 Malabar Palajancotta Indien Dentale vorhanden 14 3484 Mensch SAM PR 49, N 23584 Oberschädel Tamile, Kamken, Ceylon, angekauft von H. Bolze, Februar 1899 Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3878 17 Bearbei - tungs nr. Trivialname Alte Nummern Objektinformation Objektherkunft Objektbesonderheit 15 130 Mensch Schädel: Pathamma , Moormann 35 Jahre alt Matara Schild: Moormann Pathamma Matara 35 Years Ceylon? Dentale fehlt 16 147 Mensch 146 Schädel: Sappamma Tamil-Frau 40 Jahre alt Colombo Schild: amil female Sappamma 40 Years Dentale (fremd) Tasso Astrolab Bay Ceylon Dentale fehlt, siehe Astrolabe Bay 17 153 Mensch Schild: Schriftzeichen Madan Somale Mohamidan 55 Jahre alt Rücks.H. Bolze d. d. Febr. 1899 Ceylon? Dentale fehlt 18 160 Mensch Schild: Tamil Frau Ceylon ... 40 Maleba ... Hugo Bottge 4.11. 1903 Dentale fehlt 19 163 Mensch Schild: Schriftzeichen ? ..... Tamile aus Miale Ceylon Alter über 35 Jahre Rückseite: H. Bolze d. d. Febr. 1899 mit Stirnnaht Ceylon Mit Stirnnaht und Dentale 20 164 Mensch Schild: Singhalesicher Mann Name : Simon Alter: 30 Stamm: Singh. Residence: Pettah Hugo Bottge 4.11.1903 Ceylon Dentale fehlt 21 170 Mensch 128 Schädel: Weerapapen Tamil- Mann 43 Jahr alt Damattagodda Ceylon Dentale vorhanden 22 172 Mensch Schild: H. Bottge d. d. Febr. 1899 Schriftzeichen Singhalese Miale (Ceylon) Schädel: 52 3 Ceylon Dentale fehlt 23 175 Mensch 55 6 Schild: chriftzeichen Selestina Perera Singhalese female age 55 years Rückseite: H. Botge d. d. Febr. 1899 Ceylon? Dentale fehlt 24 178 Mensch Schild: Moham...... male about 45 H. Botge d. d. Febr. 1899 Ceylon? Dentale vorhanden Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/3878 18 Bearbei - tungs nr. Trivialname Alte Nummern Objektinformation Objektherkunft Objektbesonderheit 25 184 Mensch 147 Schädel: Kadar Saibo Moormann Muhamedaner 45 Jahre alt Baruwala Schild: gleicher Text ohne Muham Ceylon? Dentale fehlt 26 189 Mensch 50 Schild zerrissen: Schriftzeichen .... male 30 Years old Ceylon Dentale vorhanden 27 202 Mensch N 23599 Schädel: Josephine John Singhal. Frau 48 Jahre alt Maradama Sri Lanka Dentale fehlt 28 96 Mensch Schädel: Astrolabe - Buy (oder Burg) darüber: Tarud v. D.?..... Dentale fehlt 29 114 Mensch Schädel Astrolab ...... 30 156 Mensch Schädel: Tamo v. d. Astrolabe-Buy Dentale fehlt 31 169 Mensch Schädel: Tasso Ast- rolabe Bay 32 219 Mensch Schädel: Tamo- Mann aus Bogadijm , Astrolage- Bay Von seinem Sohn eingehandelt S. wurde zu Zaubereien in den Feldern gebraucht , um gutes Wetter herbeizurufen Bogadijm Dentale fehlt 33 142 Mensch 49 Schild: Bahar Malaye Mann Alter 45 Dentale fehlt 34 3499 Mensch SAM PR 63, N 15390 Oberschädel mit Dentale Nubierschädel 1889? 35 3618 Mensch N 16511 ? Beduine 36 Mensch abgeschlagener Kopf des Südniassers Kocholeta (Flüssigkeitspräparat ) Insel Nias bei Sumatra Anmerkung: Die vorliegenden Angaben und Formulierungen sind so aus den Originalquellen entnommen . Eine allgemeine Überarbeitung der Liste auch im Hinblick auf das Thema „Sensibilisierung “ und „Sprache“ steht noch aus. (Verteilt am 07.06.2019) Drucksache 18/3878 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung gemäß § 46 Abs. 1 GO LT mit Antwort der Landesregierung Anfrage der Abgeordneten Eva Viehoff, Meta Janssen-Kucz, Dragos Pancescu und Belit Onay (GRÜNE) Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur Was unternimmt die Landesregierung zur Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte? Anlage 1 Anlage 2