Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/4775 1 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung gemäß § 46 Abs. 1 GO LT mit Antwort der Landesregierung Anfrage des Abgeordneten Stefan Wirtz (AfD) Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz namens der Landesregierung Nationalpark Harz - Aufforstung, Baumbestand und Waldzustand Anfrage des Abgeordneten Stefan Wirtz (AfD), eingegangen am 03.09.2019 - Drs. 18/4525 an die Staatskanzlei übersandt am 09.09.2019 Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz namens der Landesregierung vom 11.10.2019 Vorbemerkung des Abgeordneten Der Zustand des Waldes im Nationalpark Harz beschäftigt Politik und Fachleute. Zur Art und Weise der Wiederaufforstung bzw. zum Erhalt des Waldes im Nationalpark (NP) Harz gibt es verschiedene Vorstellungen zwischen den beiden Bundesländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Während das Umweltministerium in Sachsen-Anhalt eine Aufforstung ablehnt, schließt man in Niedersachsen derartige Maßnahmen nicht aus. Zuständige Minister, Parteien, Umweltverbände, Landesforsten, Forstwissenschaft und private Waldbesitzer äußern fast täglich Ideen über die Art und Weise der zu ersetzenden Baumarten, die natürliche Waldverjüngung und den Wald im Nationalpark an sich. Als Beispiel ist die Aussage des Vorsitzenden der niedersächsischen CDU-Landtagsfraktion Dirk Toepffer zur Umforstung des Waldes im Harz zu nennen (https://www.haz.de/Nachrichten/Politik/Niedersachsen/Aufforstung- Toepffers-Vorstoss-wird-begruesst-und-verspottet, abgerufen am 02.09.2019). Eine Bestandsaufnahme der bisher erfolgten Maßnahmen und des Status quo des Waldes im Nationalpark erscheint somit unabdingbar. 1. Welche Flächen wurden mit welchen Baumarten und wie vielen Bäumen im Nationalpark Harz (Gebietsteil Niedersachsen) - seit Bestehen des Nationalparks - aufgeforstet bzw. unterpflanzt? Bei der Auflistung je Pflanzjahr bitte folgende Einordnungen treffen und berücksichtigen: – Lage der aufgeforsteten Fläche, Höhenstufe (Vegetationszone), Größe der Fläche (ha) sowie Anzahl der gepflanzten Bäume je Baumart auf der Fläche. – Bitte zusätzlich mit angeben, woher die Baumsetzlinge bezogen wurden. – Weiterhin bitte die entsprechenden Kosten der einzelnen Aufforstungs- bzw. Pflanzmaßnahmen und deren Finanzierungsarten mit angeben. – Aktuellen Bewertungszustand (Vitalität bzw. Schädigung) der jeweils aufgeführten Flächen angeben. Die Flächen, auf denen durch die Nationalparkverwaltung Pflanzungen durchgeführt wurden, können der anliegenden Karte (Anlage 1) entnommen werden. Alle Pflanzungen liegen in der submontanen bzw. montanen Vegetationszone. Eine genauere Differenzierung kann nicht vorgenommen werden, da diese beiden Zonen häufig innerhalb einer Pflanzfläche wechseln, abhängig von der konkreten Höhenlage und Exposition. Sie ist auch nicht notwendig, da bei den Pflanzungen generell eine Beschränkung auf die submontane, untermontane und mittelmontane ökologische Höhenstufe besteht, d. h. bis zu einer durchschnittlichen Höhenlage von max. 800 m Normalhöhennull Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/4775 2 (NHN). In der Höhenlage ab 800 m NHN wird generell keine Pflanzung mehr durchgeführt, da dort von einem natürlichen Fichtenvorkommen ausgegangen werden kann. Laubbaumpflanzungen sind dort nicht erforderlich, die Fichte verjüngt sich in ausreichendem Maße, ebenso die natürlichen Begleitbaumarten , v. a. Ebereschen, Birken und Weiden. Die Pflanzen wurden von verschiedenen Baumschulen bezogen, dabei kommen ausschließlich zugelassene, für den Anbau im Harz geeignete Herkünfte zur Verwendung. Die eigenen, im Nationalpark wachsenden Saatgutbestände wurden in der Vergangenheit bei sich bietender Gelegenheit beerntet, das Saatgut in Lohnanzucht zur Pflanzenproduktion verwendet und somit konnte optimal an die Standortsbedingungen angepasstes Pflanzmaterial genutzt werden. Der aktuelle Bewertungszustand kann nicht einzelflächenweise beurteilt werden, dazu wäre eine Begutachtung erforderlich, die in der Kürze der Zeit nicht leistbar ist. Insgesamt sind die Pflanzungen in einem guten Zustand, Nachbesserungen waren in den letzten Jahren nur in Einzelfällen erforderlich . Sie betrafen v. a. Flächen mit Schwarzwildschäden, die vorübergehend durch Herausziehen der Pflanzen und Verbiss der Wurzeln vorkamen. Die Ursache dieses Phänomens konnte auch durch Hinzuziehen versierter Wildbiologen nicht letztendlich geklärt werden. Es ändert aber nichts am guten Gesamtzustand der Kulturen, die sich auch in den letzten zwei Dürrejahren in erfreulich gutem Zustand zeigen. Weitere Einzelheiten sind in der anliegenden Tabelle (Anlage 2) enthalten. 2. Welcher Baumbestand ergibt sich somit generell für das Wirtschaftsjahr 2018 im Nationalpark Harz? Innerhalb der Antwort bitte folgende Zuordnungen treffen: – Die einzelnen Flächenanteile der Baumarten mit Alter einerseits entsprechend der Vegetationsstufen einordnen und weiterhin anhand der Gebietsfläche unterscheiden nach dem Anteil in der Naturdynamik-, Naturentwicklungs- und Nutzungszone . – Weiterhin bitte den sich ergebenden Baumbestand entsprechend den sechs Entwicklungsphasen des Prozessschutzes mit Angaben des Bestandsalters einordnen . – Alle Angaben bitte mit entsprechender Fläche (ha) und deren relativem Anteil, bezogen auf die NP-Gesamtfläche sowie auf die sich nach Abzug von nicht baumbestanden Flächen ergebende Gesamtbaumfläche. Die Frage nach dem Baumbestand im Jahr 2018 kann nicht beantwortet werden, da keine aktuellen Forsteinrichtungsdaten vorliegen. Genaue Ergebnisse werden erst mit abgeschlossener Auswertung der sogenannten permanenten Stichprobeninventur vorliegen. Diese Inventur wurde veranlasst , um wieder Aussagen zur Baumartenzusammensetzung zu bekommen. Die dazu erforderlichen Außenaufnahmen sind bereits abgeschlossen, die notwendige Auswertung der Daten läuft zurzeit und wird voraussichtlich Ende des Jahres 2019 verfügbar sein. Allerdings sind auch dann keine einzelbestandsweisen Aussagen zu erwarten, da die Datenerfassung nur auf repräsentativen Stichprobenpunkten durchgeführt wurde. Demzufolge können auch keine Aussagen über eine Einordnung des Baumbestands auf die sechs Entwicklungsphasen des Prozessschutzes gemacht werden, die im Übrigen in der Nationalparkverwaltung nicht bekannt sind. Nicht baumbestandene Flächen finden sich im Nationalpark in der Nutzungszone, die sich aus Pflegebereichen (überwiegend Bergwiesen und vereinzelte Schwermetallrasen) und Erholungsbereichen (ca. 178 ha) sowie Wasserflächen (ca. 114 ha) zusammensetzt. Dazu kommen waldfreie Moore in einem Umfang von ca. 320 ha. Die sonstigen Flächen der Naturdynamikzone und der Naturentwicklungszone sind mit Wald bestanden. Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/4775 3. De de lic wö ge im er Ba Pr Ei lic nig be be alt 20 de ca Lu ho 4. Di 99 Di ne ch Ei (V 3 Im Ergebnis zu Frage 2: Wie wird aktuell der Zustand der benannten Waldflächen im Nationalpark bewertet? Bitte die Flächen nach Schadensklassen und Schädigungsgrad einordnen. r Zustand der Waldflächen im Nationalpark muss unterschiedlich bewertet werden. Während auf m überwiegenden Teil der Fläche die Wälder gesund und vital sind, zeigen einige Flächen deuthe Anzeichen von Dürreschäden. Sie sind Folge der beiden vergangenen Sommer mit außergehnlichem Niederschlagsdefizit und deutlich erhöhten Temperaturen im Vergleich zum langjährin Mittel. Dies betrifft vor allem Buchen in den Wäldern im Norden des Nationalparks und damit Regenschatten des Harzes. Hier zeigen sich häufig kleine Blätter, teilweise Trockenäste und die sten abgestorbenen Bäume. Betroffen sind Buchen aller Altersstufen und teilweise auch andere umarten wie Bergahorn und Birke. Da diese Erscheinungen sehr ungewöhnlich sind, ist eine ognose über den weiteren Schadensverlauf noch nicht möglich. ne Sondersituation zeigt sich in den Fichtenwäldern. Hier wird die Wirkung des seit 2006 allmähh auftretenden Borkenkäferbefalls deutlich, der sich in den letzten zwei Jahren rasant beschleut hat. Die Ursache für diese Beschleunigung des Befalls liegt ebenfalls in der bereits beschrienen Witterungsentwicklung. Sie schwächt die Fichten als Baumart, die Feuchtigkeit und Kühle vorzugt, und unterstützt die Massenvermehrung der Borkenkäfer. Dies hat zum Absterben vieler er Fichten geführt. Der Umfang an Flächen mit überwiegendem Totholz betrug insgesamt von 06 bis 2017 ca. 2 500 ha, jeweils ca. zur Hälfte in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Allein in n letzten zwei Jahren ist die Fläche nochmals um den gleichen Wert gestiegen, sodass jetzt . 5 000 ha mit Totholz bestanden sind. Eine genaue Inventur liegt noch nicht vor, da die aktuellen ftbilder erst noch ausgewertet werden müssen. Darüber hinaus wächst auch jetzt noch die Totlzfläche ständig weiter an, sodass exakte Angaben nicht möglich sind. Wie viele Festmeter Holz der einzelnen Baumarten wurden seit Bestehen des Nationalparks jährlich entnommen? Bitte die Gesamtmenge/Jahr mit relativem Anteil der jeweiligen Baumarten untersetzen und dabei den Verkaufswert mit angeben. e Gesamtsumme des entnommenen Holzes im Zeitraum von 2006 bis 2018 liegt bei 0 384 Festmeter (Fm), davon 539 491 Fm in Niedersachsen und 450 893 Fm in Sachsen-Anhalt. e bei weitem überwiegende Menge entfiel dabei auf die Fichte (> 99 %). Douglasie und Lärche hmen nur einen sehr geringen Anteil am gesamten Holzeinschlag ein. Eine Aufteilung der jährlien Einschlagssumme ist der anliegenden Tabelle (Anlage 3) zu entnehmen, ebenso die erzielten nnahmen aus Holzverkauf. erteilt am 14.10.2019) Anlage 1 Jahr Anzahl Rotbuchen (in Stk.) Anzahl Bergahorn (in Stk.) Anzahl Roterle (in Stk.) sonstige (in Stk.) Anzahl insgesamt (in Stk.) Jahr Anzahl Rotbuchen (in Stk.) Anzahl Bergahorn (in Stk.) Anzahl Roterle (in Stk.) sonstige (in Stk.) Anzahl insgesamt (in Stk.) Anzahl Rotbuchen (in Stk.) Anzahl Bergahorn (in Stk.) Anzahl Roterle (in Stk.) sonstige (in Stk.) Anzahl insgesamt (in Stk.) 2006 116.075 300 0 430 116.805 2006 0 0 0 0 0 116.075 300 0 430 116.805 2007 148.500 0 0 0 148.500 2007 0 0 0 0 0 148.500 0 0 0 148.500 2008 133.570 3.500 0 120 137.190 2008 164.200 7.000 150 1.000 172.350 297.770 10.500 150 1.120 309.540 2009 174.460 0 0 0 174.460 2009 9.000 2.100 1.000 0 12.100 183.460 2.100 1.000 0 186.560 2010 60.500 250 0 0 60.750 2010 68.000 3.000 0 0 71.000 128.500 3.250 0 0 131.750 2011 145.450 800 0 200 146.450 2011 95.000 4.900 0 0 99.900 240.450 5.700 0 200 246.350 2012 183.825 3.000 800 1.000 188.625 2012 27.000 0 0 0 27.000 210.825 3.000 800 1.000 215.625 2013 192.000 0 2.000 940 194.940 2013 74.500 2.500 0 0 77.000 266.500 2.500 2.000 940 271.940 2014 340.450 2.000 4.800 200 347.450 2014 462.200 0 3.000 0 465.200 802.650 2.000 7.800 200 812.650 2015 307.300 100 0 1.000 308.400 2015 340.100 0 0 0 340.100 647.400 100 0 1.000 648.500 2016 243.400 1.300 0 0 244.700 2016 74.150 100 500 50 74.800 317.550 1.400 500 50 319.500 2017 406.545 0 0 1.500 408.045 2017 224.515 500 6.300 800 232.115 631.060 500 6.300 2.300 640.160 2018 470.250 4.500 0 0 474.750 2018 301.659 600 39.000 0 341.259 771.909 5.100 39.000 0 816.009 Summe: 2.951.065 1.912.824 4.863.889 Anlage 2) Pflanzungen Niedersachsen Sachsen-Anhalt S beider Länder Anlage 3) Holzernte Niedersachsen Sachsen-Anhalt ∑ beider Länder Haushaltsjahr Holzverkauf (Fm) davon davon Einnahme (€) Holzverkauf (Fm) davon davon Einnahme (€) Gesamt-Holzverkauf (Fm) davon davon Gesamteinnahme (€) Lä Dgl Lä Dgl Lä Dgl 2006 53.232,00 544,00 381,00 1.915.735,00 11.633,00 214.047,20 64.865,00 544,00 381,00 2.129.782,20 2007 58.494,00 25,00 2.073.310,00 63.226,00 21,00 1.153.026,50 121.720,00 21,00 25,00 3.226.336,50 2008 33.741,00 57,00 1.111.268,00 44.882,00 18,00 19,00 640.484,00 78.623,00 18,00 76,00 1.751.752,00 2009 44.902,00 734,00 1.021.918,00 19.545,00 4,00 726.439,00 64.447,00 4,00 734,00 1.748.357,00 2010 40.546,00 26,00 45,00 1.407.564,00 17.409,00 924.232,00 57.955,00 26,00 45,00 2.331.796,00 2011 32.704,00 93,00 12,00 1.460.079,00 22.507,00 1.110.039,00 55.211,00 93,00 12,00 2.570.118,00 2012 26.853,00 49,00 295,00 1.156.654,00 23.318,00 21,00 13,00 945.059,00 50.171,00 70,00 308,00 2.101.713,00 2013 25.742,00 89,00 1.105.185,00 36.643,00 170,00 1.291.281,00 62.385,00 259,00 2.396.466,00 2014 42.948,00 347,00 63,00 1.633.741,00 47.909,00 420,00 151.262,00 90.857,00 767,00 63,00 1.785.003,00 2015 32.851,88 897.513,23 29.896,16 816.763,09 62.748,04 240,60 655,00 1.714.276,32 2016 41.327,97 845.570,25 50.350,48 1.030.170,77 91.678,45 1.634,10 27,50 1.875.741,02 2017 31.485,35 554.142,12 23.505,29 413.693,06 54.990,64 1.261,10 149,90 967.835,18 2018 74.663,39 657.037,85 60.069,93 528.615,38 134.733,32 54,60 46,40 1.185.653,23 539.490,59 15.839.717,45 450.893,86 9.945.112,00 990.384,45 25.784.829,45 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung gemäß § 46 Abs. 1 GO LTmit Antwort der Landesregierung Anfrage des Abgeordneten Stefan Wirtz (AfD) Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz namens der Landesregierung Nationalpark Harz - Aufforstung, Baumbestand und Waldzustand Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3