Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/498 1 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung Anfrage der Abgeordneten Dr. Stefan Birkner und Horst Kortlang (FDP) Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz namens der Landesregierung Wie hoch ist die Gefahr der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest durch den Wolf? Anfrage der Abgeordneten Dr. Stefan Birkner und Horst Kortlang (FDP), eingegangen am 13.02.2018 - Drs. 18/302 an die Staatskanzlei übersandt am 14.02.2018 Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz namens der Landesregierung vom 13.03.2018, gezeichnet Olaf Lies Vorbemerkung der Abgeordneten Laut Wolfsmonitoring Niedersachsen hat sich Niedersachsen als eines von aktuell sechs Wolfsländern in Deutschland etabliert (https://www.wolfsmonitoring.com/monitoring/verbreitung/, Abrufdatum : 07.02.2018). Auf der Internetseite des Friedrich-Loeffler-Instituts ist zu lesen, dass sich die Afrikanische Schweinepest (ASP) aktuell über Polen und Tschechien Richtung Deutschland ausbreitet (https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/afrikanische-schweinepest/karten-zur-afri kanischen-schweinepest/, Abrufdatum: 07.02.2018). Vorbemerkung der Landesregierung Zum Thema Etablierung des Wolfes in Deutschland und Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest wird auf folgende Stellungnahmen verwiesen, die sich die Landesregierung zu Eigen macht: „Die beobachteten sprunghaften Ausbreitungen über sehr große Entfernungen müssen Kontaminationsverschleppungen (Punkte 1 und 3) zugerechnet und weniger auf Rotten- oder Einzeltierwanderungen zurückgeführt werden. Andererseits ist festzuhalten, dass durchgehende Wildschweinpopulationen mit hohen Tierdichten vom Baltikum bis nach Deutschland bestehen. Das Risiko einer Freisetzung von ASPV durch migrierendes Schwarzwild wird daher derzeit als mäßig eingestuft.“ (Quelle: https://www.openagrar.de/rsc/viewer/openagrar_derivate_00003303/ASP_Risikobewer tung_2017-07-12-K.pdf?page=41) „Welche Rolle spielen Raubtiere und Aasfresser (Fuchs, Marderhund, Greifvögel, Raben, Krähen) und insbesondere der Wolf bei der Verbreitung? Es gibt keine Hinweise darauf, dass Raubtiere und Aasfresser bei der Verbreitung der ASP eine besondere Rolle spielen. Eine mechanische Vektorfunktion (Verschleppung virushaltiger Kadaverteile , Kontamination des Fells/Gefieders) für Raubtiere und Aasfresser (Säuger, Vögel etc.) kann zwar nicht ausgeschlossen werden, eine Vermehrung des Virus findet in bzw. auf diesen Tieren aber nicht statt. Der Wolf ist hier keine Ausnahme. Auch wenn er weiter wandert als andere Raubtiere, wird davon ausgegangen, dass er keine Nahrungsvorräte mitnimmt und das kontaminierte Fell putzt. Eine Darmpassage überlebt das Virus nicht.“ (Quelle: https://www.openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/openagrar_derivate_0000 9612/FLI-Information_FAQ_ASP20180115.pdf) Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/498 2 „26.01.2018 Stellungnahme zu Gerüchten, der Wolf wäre für die Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest verantwortlich. Seit einigen Wochen kursiert in den sozialen Medien ein Schreiben, in dem behauptet wird, der Wolf würde die Afrikanische Schweinepest (ASP) übertragen. Das Schreiben entbehrt jeglicher Sachkenntnis und enthält frei erfundene Behauptungen. So werden in dem Schreiben die wissenschaftlich untersuchten und belegten Verbreitungswege über infizierte Wild- und Hausschweine, Gegenstände, Personen oder kontaminiertes Schweinefleisch infrage gestellt und stattdessen behauptet , der Wolf sei der Überträger der Viruserkrankung. Wissenschaftlich belegt ist, dass die Afrikanische Schweinepest direkt von Schwein zu Schwein oder über Schweinefleisch und Schweineprodukte übertragen werden kann. Besonders effizient ist die Übertragung über das Blut infizierter Tiere. Schon kleinste Tropfen reichen für eine Infektion. Wildschweine treten miteinander in Kontakt und infizieren sich gegenseitig. So kann sich die Seuche nach und nach räumlich immer weiter ausbreiten. Deutschland zählt weltweit zu den Ländern mit der höchsten Wildschweindichte. Dieser Umstand würde im Ausbruchsfall die Übertragung zwischen den Tieren begünstigen. Das Risiko, die ASP über kontaminierte Schweinefleischprodukte mit Fahrzeugen und Personen in Deutschland einzuschleppen, erhöht sich zudem durch die gute Verkehrsanbindung (Fernstraßennetzwerk, Schifffahrtsstraßen, Eisenbahnen und Flugverkehr) an die östlichen Nachbarländer. Weiter wird behauptet, die Ausbreitung des Wolfes von Osten nach Westen sei mit der Ausbreitung der ASP identisch. Das ist falsch und leicht zu widerlegen: Da junge Rüden auf ihren Wanderungen große Distanzen, von über 70 Kilometern am Tag, zurücklegen können, würde sich die ASP sehr viel schneller ausbreiten, wenn der Wolf die Erkrankung übertragen würde. Außerdem dokumentierten die zuständigen Behörden räumliche Sprünge, die weit über dem Radius der Wölfe liegen. So überwand das Virus Distanzen zwischen 500 und 1 000 Kilometern. Der Eintrag des ASP-Virus in die Tschechische Republik ist solch ein Beispiel. Behörden und Wissenschaftler vermuten, dass der Mensch das Virus weitergetragen hat. Ebenfalls gibt es keine zeitliche Übereinstimmung zwischen der Ausbreitung des Wolfes und der ASP. Bereits seit etwa dem Jahr 2000 gibt es wieder Wölfe in Deutschland. Das Nationale Referenzlabor für Afrikanische Schweinepest am Friedrich-Loeffler-Institut hat bisher keine Hinweise darauf, dass Raubtiere oder Aasfresser wie Fuchs, Marderhund, Greifvögel, Raben, Krähen oder Wölfe bei der Verbreitung der ASP eine wesentliche Rolle spielen. Zwar können sie das Virus theoretisch mechanisch verbreiten, also beispielsweise über eine Kontamination des Fells oder des Gefieders weitertragen, das hätte aber lediglich kleinräumige Auswirkungen. Das Virus kann sich in oder auf den genannten Tieren genau wie im Menschen nicht vermehren. Das Friedrich-Loeffler-Institut dokumentiert alle bekannten Fälle der Afrikanischen Schweinepest und veröffentlicht regelmäßig die aktuellen Zahlen im Internet: www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchen geschehen/afrikanische-schweinepest/. Die ersten Fälle der Afrikanischen Schweinepest im Zusammenhang mit dem aktuellen Seuchengeschehen in Osteuropa wurden 2007 aus Georgien gemeldet . Von dort breitete sich die hochansteckende Tierseuche über die Nachbarländer Armenien, Aserbaidschan und die Russische Föderation bis in das Baltikum sowie nach Polen, Tschechien und Rumänien aus.“ (Quelle: http://www.tiho-hannover.de/nc/de/pdfversion/aktuelles-presse/pressemitteilungen/presse mitteilungen-2018/pressemitteilungen-2018/article/stellungnahme-zu-geruechten-de/) 1. Sind in Niedersachsen bis jetzt Wölfe nachgewiesen worden, die aus einem Rudel stammen, das in einem Verbreitungsgebiet der ASP beheimatet war oder ist? Eine Zuwanderung von Wölfen nach Niedersachsen, die aus polnischen Rudeln aus den in den Vorbemerkungen der Landesregierung zitierten Gebieten stammen, ist seit Auftreten der afrikanischen Schweinepest der Landesregierung nicht bekannt geworden. Es kann aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass in dem laufenden Wolfsmonitoring einzelne Tiere noch nicht erfasst wurden. Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/498 3 2. Wie beurteilt die Landesregierung das Risiko der Ausbreitung der ASP durch den Wolf? Entsprechend den Einschätzungen der oben zitierten wissenschaftlichen Einrichtungen, Friedrich Löffler Institut und Tierärztliche Hochschule Hannover, schätzt die Landesregierung das Risiko der Ausbreitung der ASP durch den Wolf als äußerst gering - und damit vernachlässigbar - ein. Alle Fachleute sind sich darüber einig, dass die Hauptgefahrenquelle die Verbreitung der ASP der Mensch ist. 3. Wie beurteilt die Landesregierung das Risiko der Ausbreitung der ASP durch mit dem ASP-Virus infiziertes verendetes Schwarzwild, das von Wölfen gefressen wird? Gering, da das Virus die Darmpassage nicht überlebt und eine Übertragung durch am Fell haftendes Blut an ASP erkrankter Schweine durch den Wolf auf gesunde Schweine äußerst unwahrscheinlich ist. Ein Ferntransport von Kadaverteilen durch Wölfe kann weitestgehend ausgeschlossen werden. 4. Ist es nach Auffassung der Landesregierung notwendig, in der Präventionsstrategie gegen die Ausbreitung der ASP Maßnahmen gegen die Ausbreitung des ASP-Virus durch den Wolf vorzusehen, wenn ja, welche Maßnahmen verfolgt die Landesregierung, wenn nein, warum nicht? Nein, die Begründung für diese Auffassung ergibt sich aus den in den Vorbemerkungen der Landesregierung angeführten Zitaten. 5. Wie wird die Landesregierung bezüglich einer möglichen Ausbreitung des ASP-Virus verfahren, wenn zukünftig gegebenenfalls vermehrt Wölfe aus den ASP-Verbreitungsgebieten in Osteuropa nach Niedersachsen übersiedeln? Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass künftig möglicherweise vermehrt Wölfe aus den ASP-Verbreitungsgebieten in Osteuropa nach Niedersachsen übersiedeln könnten. Die stärkste Barriere für zuwandernde Wölfe aus dem Osten sind die heimischen Wölfe, die alle geeigneten Reviere entlang der Grenze für sich in Anspruch nehmen und Zuwanderer abwehren. Aber selbst wenn Wölfe aus ASP-Verbreitungsgebieten nach Niedersachsen einwandern sollten, ist die von ihnen ausgehende Gefahr einer ASP-Weiterverbreitung vernachlässigbar, da Wölfe ihr Fell regelmäßig von anhaftenden Blutresten reinigen. Damit sorgen sie selber für eine Vernichtung des möglicherweise infektiösen Materials (Zerstörung der Viren bei der Darmpassage). (Verteilt am 15.03.2018) Drucksache 18/498 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung Anfrage der Abgeordneten Dr. Stefan Birkner und Horst Kortlang (FDP) Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz Wie hoch ist die Gefahr der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest durch den Wolf?