Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/5054 1 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung gemäß § 46 Abs. 1 GO LT mit Antwort der Landesregierung Anfrage der Abgeordneten Eva Viehoff (GRÜNE) Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur namens der Landesregierung „Kleine Fächer“ in Niedersachsen - eine aussterbende Art? Anfrage der Abgeordneten Eva Viehoff (GRÜNE), eingegangen am 07.10.2019 - Drs. 18/4757 an die Staatskanzlei übersandt am 10.10.2019 Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur namens der Landesregierung vom 12.11.2019 Vorbemerkung der Abgeordneten Als „Kleine Fächer“ werden in der deutschen Hochschulpolitik und Hochschulforschung eigenständige wissenschaftliche Fächer bezeichnet, die eine geringe Zahl an Lehrstühlen aufweisen. Niedersachsen verfügt über eine starke Forschung, insbesondere in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften , die auch international hohe Anerkennung erfährt. Einen besonderen Beitrag leisten dabei die „Kleinen Fächer“. Nach Angaben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sind die Professurenund Standortzahlen der „Kleinen Fächer“ im Zeitraum zwischen den Jahren 1997 und 2015 stabil geblieben. In den einzelnen Fächergruppen sind jedoch unterschiedliche Trends erkennbar. Dies ergibt die flächendeckende Datenerhebung 2019 von bundesweit 151 kartierten „Kleinen Fächern“, die die Mainzer Arbeitsstelle Kleine Fächer vorgelegt hat. Die Präsidien von Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und Kultusministerkonferenz (KMK) haben dazu am 7. Dezember 2017 in einer gemeinsamen Erklärung festgestellt: „Die Länder und die in der HRK organisierten Hochschulen werden unter Nutzung der Kompetenzen der Arbeitsstelle Kleine Fächer, und insbesondere ihrer Kartierung, ihr besonderes Augenmerk auf die Sicherung und Weiterentwicklung der ‚Kleinen Fächer‘ richten, sich rechtzeitig gegenseitig über geplante Veränderungen informieren und Veränderungen mit Augenmaß vornehmen, um den Erhalt der ‚Kleinen Fächer‘ an den deutschen Hochschulen durch einen transparenten Länderabgleich sicherzustellen.“ 1. Wie beurteilt die Landesregierung die Entwicklung der Fächervielfalt insbesondere mit Blick auf die „Kleinen Fächer“ in der niedersächsischen Hochschullandschaft? Die Landesregierung begrüßt die Fächervielfalt, da sie den Studienstandort Niedersachsen auszeichnet und im Bundesgebiet attraktiv macht. Die Erhaltungswürdigkeit eines Studienganges ist aus Sicht der Landesregierung nicht ausschließlich an der Nachfrage festzumachen, auch wenn ein effektiver und effizienter Ressourceneinsatz das gemeinsame Ziel des Landes und der Hochschulen ist. Gerade bei kleineren Fächern, die es landes- oder gar bundesweit nur an wenigen Standorten gibt, ist jedoch einzubeziehen, dass Schließungen weitreichende Auswirkungen auf das Wissenschaftssystem haben könnten. Diese Maßgabe ist zentrales Element der Landeshochschulplanung . Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/5054 2 2. Welche Maßnahmen bzw. Konsequenzen hat die Landesregierung ergriffen bzw. gezogen , um der gemeinsamen Erklärung der HRK und der KMK vom 7. Dezember 2017 nachzukommen? Die Forschungsförderung in Niedersachsen setzt möglichst auf Themenoffenheit, um vielfältige Impulse für die Wissenschaft zu geben. Davon profitieren auch die die sogenannten Kleinen Fächer. Mit dem Programm Pro*Niedersachsen werden Forschungsarbeiten aus den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften gefördert. Das Programm setzt neuerdings einen besonderen Akzent auf den Bedarf der sammlungsbezogenen, aber auch archäologischen und denkmalpflegerischen Forschung . Gerade hier sind viele Spezialkompetenzen gefragt. Das Programm richtet sich an Hochschulen , außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Bibliotheken, Museen und Archive sowie an Einrichtungen der Archäologie und Denkmalpflege. Darüber hinaus ermöglichen wir mit dem themenoffenen Förderformat „Forschungsverbünde“ interdisziplinäre Kooperationsprojekte, an denen selbstverständlich auch die „kleinen Fächer“ teilhaben können. Die strategischen Zielvereinbarungen mit den Hochschulen können dazu genutzt werden, individuelle Ziele für einzelne Fächer festzulegen. Besonders deutlich wird die Berücksichtigung der Umstände von kleinen Fächern beim Transparenzinstrument Ausschöpfungsquote in diesen Vereinbarungen . Die Ausnahmen von dieser Quote betreffen in besonderem Maße „Kleine Fächer“. Hintergrund ist, dass quantitative Kennzahlen nur Anhaltspunkte bieten. Diese müssen in einen Kontext gestellt und durch Evaluationen ergänzt werden. Dabei ist klar, dass auch für „kleine Fächer“ Ansprüche bezüglich der Qualität in Lehre und Forschung gestellt werden. Es muss jedoch individuell beurteilt werden, was unbedingt schützenswert ist, und wo Umstrukturierungen zu einer Qualitätssteigerung in Forschung und Lehre beitragen könnten. 3. Wie verlaufen konkret die Ablaufprozesse des transparenten Länderabgleichs zum Erhalt der „Kleinen Fächer“ an den deutschen Hochschulen, und wer auf welcher Ebene ist seitens der Landesregierung daran beteiligt? Die Arbeitsstelle „Kleine Fächer“ in Mainz stellt auf ihrer Website eine Kartierung des Angebotes sogenannter „Kleiner Fächer“ im gesamten Bundesgebiet zur Verfügung. Sie organisiert außerdem Workshops zum Thema (s. Antwort zu Frage 5). Für die Landesregierung ist das Ministerium für Wissenschaft und Kultur am Austausch beteiligt. 4. Wann und in welchen regelmäßigen zeitlichen Abständen findet seit dem 7. Dezember 2017 ein gegenseitiger Austausch über geplante Veränderungen im Bereich der „Kleinen Fächer“ mit den anderen Bundesländern und der Arbeitsstelle Kleine Fächer statt? Siehe Antwort zu Frage 5. 5. Falls es keinen regelmäßigen gegenseitigen Austausch über geplante Veränderungen im Bereich der „Kleinen Fächer“ mit den anderen Bundesländern und der Arbeitsstelle „Kleine Fächer“ geben sollte: Wann und zu welchen Zeitpunkten gab es seit dem 7. Dezember 2017 einen Austausch mit den anderen Bundesländern und der Arbeitsstelle „Kleine Fächer“? Am 28. November 2018 fand der von der Arbeitsstelle „Kleine Fächer“ ausgerichteten Informationsund Vernetzungsworkshop „Entwicklung und Förderpotenziale Kleiner Fächer in den Bundesländern “ in Mainz statt. Für die Zukunft sind weitere themenbezogene Workshops geplant. (Verteilt am 13.11.2019) Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung gemäß § 46 Abs. 1 GO LTmit Antwort der Landesregierung Anfrage der Abgeordneten Eva Viehoff (GRÜNE) Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur namens der Landesregierung „Kleine Fächer“ in Niedersachsen - eine aussterbende Art?