Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/754 1 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung Anfrage der Abgeordneten Julia Hamburg, Helge Limburg, Anja Piel, Belit Onay und Christian Meyer (GRÜNE) Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport namens der Landesregierung Rechte Straftaten in Niedersachsen im vierten Quartal 2017 Anfrage der Abgeordneten Julia Hamburg, Helge Limburg, Anja Piel, Belit Onay und Christian Meyer (GRÜNE), eingegangen am 26.03.2018 - Drs. 18/566 an die Staatskanzlei übersandt am 28.03.2018 Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport namens der Landesregierung vom 24.04.2018, gezeichnet Boris Pistorius Vorbemerkung der Abgeordneten Innerhalb weniger Monate wurde das Büro des Osnabrücker Zentrums für Flüchtlingshilfe „Exil“ zweimal angegriffen und das Eingangsschild mehrfach beschädigt. So geschehen im September 2017 und am Neujahrsabend 2018. Der Verein hat in den letzten Monaten immer wieder Anfeindungen von Mitgliedern rechter Organisationen erfahren. In einer E-Mail an den Verein wurde laut der Osnabrücker Zeitung offen zu Mord an geflüchteten Menschen aufgerufen. Nicht alle Geschehnisse erreichen die Öffentlichkeit. Vorbemerkung der Landesregierung Nach einem Beschluss der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder (IMK) wurde bundesweit im Jahr 2001 ein einheitlicher Kriminalpolizeilicher Meldedienst - Politisch motivierte Kriminalität (KPMD-PMK) eingeführt, um eine bundeseinheitliche und differenzierte Auswertung und Lagedarstellung zu ermöglichen. Dem Phänomenbereich der Politisch motivierten Kriminalität -rechts- werden danach Straftaten zugeordnet , wenn in Würdigung der Umstände der Tat und/oder der Einstellung des Täters Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass sie nach verständiger Betrachtung einer „rechten“ Orientierung zuzurechnen sind. Der wesentliche Kerngedanke einer „rechten“ Ideologie ist die Annahme einer Ungleichheit /Ungleichwertigkeit der Menschen. Dies trifft insbesondere auf Delikte zu, bei denen Bezüge zu völkischem Nationalismus, Rassismus, Sozialdarwinismus oder Nationalsozialismus ganz oder teilweise ursächlich für die Tatbegehung waren. Gemäß den KPMD-Richtlinien sind, um eine differenzierte, mehrdimensionale Auswertung und Lagedarstellung zu ermöglichen, zu einem Delikt alle zutreffenden Unterthemen und Oberbegriffe anzugeben (Mehrfachnennungen). Das Oberthema Hasskriminalität beinhaltet u. a. die Unterthemen rassistisch und fremdenfeindlich. Eine Addition beider Werte hätte ein statistisch falsches Ergebnis zufolge. Niedersachsen gewährleistet hinsichtlich der Fallzahlen der Politisch motivierten Kriminalität aufgrund der vereinbarten Erfassungsvorgaben eine ständige Aktualität, auch für bereits zurückliegende Zeiträume. Ergebnisse aus Ermittlungsverfahren oder Gerichtsurteilen finden auch für vergangene Jahre Berücksichtigung in der Statistik. Dies führt dazu, dass Änderungen bzw. Nacherfassungen notwendig werden, welche die Vergleichbarkeit von Daten insbesondere in Abhängigkeit vom Erhebungszeitpunkt beeinflussen. Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/754 2 1. Wie viele rechte Straftaten wurden in Niedersachsen im vierten Quartal 2017 jeweils polizeilich registriert (bitte auflisten nach Landkreisen/kreisfreien Städten)? Insgesamt wurden im vierten Quartal 2017 in Niedersachsen 283 rechte Straftaten polizeilich registriert . Landkreise und Kreisfreie Städte Anzahl Delikte Ammerland 1 Aurich 7 Celle 11 Cloppenburg 3 Cuxhaven 2 Diepholz 3 Emsland 5 Friesland 5 Gifhorn 5 Goslar 11 Göttingen 15 Grafschaft Bentheim 2 Hameln-Pyrmont 9 Hannover, Landeshauptstadt 25 Hannover, Region 23 Harburg 7 Heidekreis 5 Helmstedt 4 Hildesheim 12 Leer 6 Lüneburg 6 Nienburg (Weser) 6 Northeim 6 Osnabrück 10 Osterholz 4 Peine 9 Rotenburg (Wümme) 10 Schaumburg 9 Stade 3 Uelzen 1 Vechta 2 Verden 5 Wesermarsch 2 Wittmund 1 Wolfenbüttel 4 Braunschweig, Kreisfreie Stadt 12 Delmenhorst, Kreisfreie Stadt 3 Emden, Kreisfreie Stadt 1 Oldenburg (Oldb), Kreisfreie Stadt 8 Osnabrück, Kreisfreie Stadt 9 Salzgitter, Kreisfreie Stadt 1 Wilhelmshaven, Kreisfreie Stadt 6 Wolfsburg, Kreisfreie Stadt 4 Summe 283 Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/754 3 2. Wie viele der unter 1. genannten rechten Straftaten waren Gewaltdelikte? Insgesamt waren von den 283 rechten Straftaten sieben Straftaten Gewaltdelikte. Landkreise und Kreisfreie Städte Anzahl Delikte Goslar 1 Hannover, Landeshauptstadt 1 Hannover, Region 1 Hameln-Pyrmont 1 Helmstedt 1 Osnabrück 1 Braunschweig, Kreisfreie Stadt 1 Summe 7 3. Wie viele der unter 1. genannten rechten Straftaten hatten einen rassistischen (fremdenfeindlichen ) Hintergrund? Insgesamt hatten von den 283 rechten Straftaten 60 Straftaten einen fremdenfeindlichen und zwölf Straftaten einen rassistischen Hintergrund. Landkreise und Kreisfreie Städte Anzahl Delikte Fremdenfeindlich Rassismus Ammerland 1 0 Aurich 2 1 Celle 2 0 Emsland 1 0 Friesland 1 0 Gifhorn 2 1 Goslar 1 0 Göttingen 6 2 Hannover, Landeshauptstadt 5 0 Hannover, Region 6 2 Hameln-Pyrmont 1 0 Harburg 2 1 Helmstedt 1 0 Hildesheim 2 1 Lüneburg 1 0 Northeim 2 0 Osnabrück 2 0 Osterholz 1 0 Peine 1 0 Rotenburg (Wümme) 2 0 Schaumburg 2 2 Stade 2 0 Verden 1 0 Wittmund 1 0 Wolfenbüttel 1 0 Braunschweig, Kreisfreie Stadt 4 1 Delmenhorst, Kreisfreie Stadt 1 0 Oldenburg, Kreisfreie Stadt 1 1 Osnabrück, Kreisfreie Stadt 2 0 Salzgitter, Kreisfreie Stadt 1 0 Wilhelmshaven, Kreisfreie Stadt 1 0 Wolfsburg, Kreisfreie Stadt 1 0 Summe 60 12 Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/754 4 4. Wie viele Tatverdächtige konnten zu den Straftaten ermittelt werden? Insgesamt konnten zu den 283 rechten Straftaten 97 Tatverdächtige ermittelt werden. Landkreise und Kreisfreie Städte Anzahl Tatverdächtige Ammerland 1 Aurich 3 Celle 3 Diepholz 2 Friesland 3 Goslar 17 Göttingen 8 Hannover, Landeshauptstadt 6 Hannover, Region 5 Harburg 1 Helmstedt 2 Hildesheim 3 Lüneburg 4 Northeim 6 Osnabrück 5 Peine 1 Rotenburg (Wümme) 3 Schaumburg 1 Stade 1 Uelzen 1 Wittmund 2 Braunschweig, Kreisfreie Stadt 8 Delmenhorst, Kreisfreie Stadt 2 Osnabrück, Kreisfreie Stadt 2 Wilhelmshaven, Kreisfreie Stadt 5 Wolfsburg, Kreisfreie Stadt 2 Summe 97 5. Zu wie vielen Verurteilungen kam es im Zuge der Ermittlungen? Aufgrund der kurzen Zeitspanne seit dem Verstreichen des vierten Quartals sind die polizeilichen Ermittlungen sowie die justiziellen Verfahren noch nicht in jedem Fall abgeschlossen. Mitteilungen der Staatsanwaltschaften an die zuständige Polizeidienststelle über Verfahrenseinstellungen bzw. Verfahrensausgänge sind noch nicht vollständig im polizeilichen Vorgangsbearbeitungssystem eingepflegt . Auf Ebene der Staatsanwaltschaften werden seit dem 01.07.2017 elektronische Zusatzattribute hinsichtlich rechtsmotivierter Straftaten geführt. Aufgrund dessen ist seitdem eine Auswertung nach Quartalen möglich. Dieser Statistik ist allerdings nur die Anzahl der Verfahren zu entnehmen, die in diesem Quartal eingestellt worden sind, bzw. in denen eine Verurteilung erfolgt ist. Es ist kein Rückschluss darauf möglich, in welchem Zeitraum das jeweilige Verfahren eingeleitet wurde. Insofern können im jeweiligen Quartal abgeschlossene Verfahren auch schon in früheren eingeleitet worden sein. Eine Angabe über die Erledigung der bei der Polizei im vierten Quartal eingeleiteten Ermittlungsverfahren durch Staatsanwaltschaften und Gerichte ist aufgrund der Tatsache, dass eine Verlaufsstatistik nicht geführt wird, nicht möglich. Im vierten Quartal 2017 sind unter Berücksichtigung der oben stehenden Hinweise 19 Verurteilungen wegen solcher Straftaten erfolgt. Niedersächsischer Landtag – 18. Wahlperiode Drucksache 18/754 5 6. In wie vielen Fällen wurde die Ermittlung eingestellt? Auf die ersten zwei Absätze der Antwort zu Frage 5 wird verwiesen. Im vierten Quartal 2017 sind 143 Verfahren wegen solcher Straftaten eingestellt worden. (Verteilt am 25.04.2018) Drucksache 18/754 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung Anfrage der Abgeordneten Julia Hamburg, Helge Limburg, Anja Piel, Belit Onay und Christian Meyer (GRÜNE) Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport Rechte Straftaten in Niedersachsen im vierten Quartal 2017