LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode Drucksache 16/12960 19.09.2016 Datum des Originals: 19.09.2016/Ausgegeben: 22.09.2016 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 5071 vom 23. August 2016 des Abgeordneten Marc Lürbke FDP Drucksache 16/12753 Werden die Sprengungen von Geldautomaten in NRW zu einer unendlichen Geschichte ? – Was unternimmt die Landesregierung, um dieses Kriminalitätsfeld endlich in den Griff zu bekommen? Vorbemerkung der Kleinen Anfrage In der Nacht zum 12. August 2015 hat es in Nordrhein-Westfalen einem dpa-Bericht zufolge die 87. Sprengung eines Gelautomaten gegeben. Damit liegt die Zahl der Sprengungen schon um zwanzig Fälle höher als im gesamten Jahr 2015. Bereits zu Jahresbeginn hatte das Landeskriminalamt in Nordrhein-Westfalen eine Ermittlungsgruppe eingerichtet und zu einem Krisengipfel mit den Geldinstituten, der niederländischen Polizei und Bankenvertretern geladen. „Anders als in NRW kommt es in den Niederlanden , Belgien und Frankreich zu deutlich weniger Geldautomatensprengungen - und diese Taten sind deutlich zurückgegangen.“ (vgl. RP online „LKA lädt zum Geldautomaten-Krisengipfel“ vom 19.01.2016). Aus meinem angeforderten Bericht des Innenministeriums vom 18. Januar 2016 geht hervor, dass die Gründe dafür auch in den von den Geldinstituten „[…] veranlassten technischen Präventionsmaßnahmen, […], zusätzlichen Sicherungen von Geldausgabeschachtverschlüssen , Systemen zur Gasexplosionsunterbindung sowie Nutzung zertifizierter „Einfärbesysteme“ […]“ (vgl. Bericht Innenausschuss Drucksache 16/3633), liegen. Der Minister für Inneres und Kommunales hat die Kleine Anfrage 5071 mit Schreiben vom 19. September 2016 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Justizminister beantwortet. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/12960 2 Vorbemerkung der Landesregierung Die Landesregierung hat bereits umfassend zu Delikten mit dem Modus Operandi „Aufsprengen von Geldausgabeautomaten“ berichtet. Diesbezüglich wird auf die Antworten der Landesregierung zu den Kleinen Anfragen 4013 (LT-Drs. 16/10110), 4533 (LT-Drs. 16/11335) und 4797 (LT-Drs.16/12063) sowie den Bericht der Landesregierung für die Sitzung des Innenausschusses am 21.1.2016 (Vorlage 16/3633) verwiesen. 1. Welche Bankautomaten wurden wann und an welchem Ort seit dem 1. Januar 2016 in Nordrhein-Westfalen gesprengt (Bitte auflisten nach Lfd. Nummer, Datum, Tatzeit , Ort, Beutehöhe, Sachschaden, Geldinstitut und Stand der Aufklärung)? Siehe Anlage. 2. Welche aktuellen Kenntnisse besitzt die Landesregierung bei den jeweiligen Fällen über Täterstrukturen wie beispielsweise der Zugehörigkeit zu professionellen Banden (z. B. „Audibande“) oder lokale Nachahmungstäter? Das „Aufsprengen von Geldausgabeautomaten“ ist keine spezielle Tat-begehungsform einer einzelnen Tätergruppierung. Sie stellt ein bundes- und europaweites Kriminalitätsphänomen dar. In Nordrhein-Westfalen sind nach derzeitigem Ermittlungsstand mehrheitlich Tätergruppierungen aus den Niederlanden, aber auch sogenannte örtliche Nachahmungstäter für die Taten verantwortlich. 3. Welche bisherigen Ermittlungsergebnisse kann die zu Jahresbeginn eingerichtete Ermittlungskommission des LKA vorweisen? Die Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen bekämpft die Kriminalität konsequent und effektiv . Das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (LKA NRW) hat zur ganzheitlichen Aufgabenwahrnehmung bereits seit dem 13.10.2015 - unter Einbindung von Kräften einzelner Kreispolizeibehörden - die Ermittlungskommission (EK) „Heat“ eingerichtet. Die Aufklärungsquote in Nordrhein-Westfalen für Delikte mit dem Modus Operandi „Aufsprengen von Geldausgabeautomaten “ beträgt für das Jahr 2015 insgesamt 52,2 %. Auch im Jahr 2016 ist es bereits zu mehreren Festnahmen gekommen. So wurden beispielsweise am 25.04.2016 zwei Personen, die im Zusammenhang mit einer Serie von „Aufsprengungen von Geldausgabeautomaten“ im Polizeibezirk des Polizeipräsidiums Bonn stehen, nach umfangreichen Ermittlungen, festgenommen . Weiterhin gelang es der Polizei in Herne am 29.06.2016, einen niederländischen Staatsbürger festzunehmen, der im Verdacht steht zusammen mit einem weiteren noch unbekannten Tatverdächtigen einen Geldausgabeautomaten in Herne aufgesprengt zu haben. Darüber hinaus liegen bereits erste Verurteilungen vor. So wurde zum Beispiel ein niederländischer Staatsbürger vom Landgericht Aachen am 17.08.2016, u. a. wegen Beihilfe zu einer Sprengstoffexplosion/schweren Diebstahls am 12.06.2015 in Alsdorf, zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren und drei Monaten verurteilt. Weiterhin hat das Landgericht Essen am 19.08.2016, u. a. drei niederländische Staatsangehörige wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion/schweren Diebstahls am 24.02.2016 in Essen, zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/12960 3 4. Was ist der aktuelle Sachstand bezüglich der Verhandlungen und Gespräche mit den Banken und der niederländischen Polizei bezüglich der Umsetzung verschiedener konkreter Sicherheits- und Präventionsmaßnahmen wie zum Beispiel dem Einsatz von „Einfärbesystemen“ etc.? Das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen hat auf der Grundlage der Fachtagung vom 15.03.2016 mit Herstellern und Betreibern von Geldausgabeautomaten und Vertretern niederländischer Polizei und Banken einen „Gesprächskreis Sicherheit von Geldautomaten“ initiiert, um einen regelmäßigen Austausch aktueller Informationen zur Vorgehensweise von Tätern und zur technischen Entwicklung von Schutz- und Sicherungsmaßnahmen zwischen Polizei und Betreibern bzw. Herstellern von Geldausgabeautomaten zu gewährleisten. Die Handlungsempfehlungen des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen für Geldinstitute wurden vor diesem Hintergrund zuletzt am 15.08.2016 fortgeschrieben. Die Verwendung von Einfärbesystemen ist hierbei nur eine von verschiedenen technischen Präventionsmaßnahmen. In den aktuellen Informationsaustausch sind - insbesondere im Hinblick auf örtliche Präventionsmaßnahmen - die Kreispolizeibehörden des Landes einbezogen. Anlage zu KA 5071 Lfd. Nr. Datum Ort Geldinstitut Versuch 1 01.01.2016 Mülheim a. d. Ruhr Sparkasse ja 2 05.01.2016 Würselen Sparkasse ja 3 07.01.2016 Lippetal Sparkasse ja 4 12.01.2016 Aachen Deutsche Bank nein 5 14.01.2016 Berg.-Gladbach Commerzbank nein 6 16.01.2016 Bonn Commerzbank nein 7 26.01.2016 Herzogenrath Commerzbank nein 8 26.01.2016 Dortmund Volksbank ja 9 27.01.2016 Übach-Palenberg Deutsche Bank nein 10 04.02.2016 Bochum Sparkasse ja 11 05.02.2016 Bochum Commerzbank nein 12 13.02.2016 Kall Postbank nein 13 16.02.2016 Duisburg Sparda-Bank nein 14 17.02.2016 Viersen-Dülken Deutsche Bank ja 15 19.02.2016 Heinsberg-Dremmen Sparkasse ja 16 22.02.2016 Bönen Sparkasse nein 17 24.02.2016 Essen Santander Bank nein 18 24.02.2016 Essen Commerzbank nein 19 24.02.2016 Wiehl Commerzbank ja 20 24.02.2016 Erkelenz Sparkasse nein 21 27.02.2016 Fröndenberg Sparkasse ja 22 02.03.2016 Mönchengladbach Deutsche Bank ja 23 03.03.2016 Baesweiler Sparkasse ja 24 03.03.2016 Selfkant Volksbank ja 25 04.03.2016 Waldfeucht Sparkasse ja 26 04.03.2016 Übach-Palenberg Sparkasse ja 27 07.03.2016 Kleve-Rindern Sparkasse ja 28 17.03.2016 Wuppertal Sparkasse nein 29 18.03.2016 Neuenrade Commerzbank ja 30 21.03.2016 Emmerich Card Point nein 31 28.03.2016 Remscheid Sparkasse ja 32 30.03.2016 Bonn Postbank ja 33 31.03.2016 Euskirchen Postbank nein 34 31.03.2016 Bonn Postbank nein 35 01.04.2016 Köln Commerzbank nein 36 05.04.2016 Kamen Commerzbank nein 37 08.04.2016 Waldfeucht Sparkasse nein 38 14.04.2016 Monheim am Rhein Sparkasse nein 39 20.04.2016 Mülheim a. d. Ruhr Commerzbank nein 40 27.04.2016 Dorsten Sparkasse nein 41 28.04.2016 Linnich Raiffeisenbank nein 42 30.04.2016 Gütersloh Volksbank ja 43 01.05.2016 Gütersloh Volksbank ja GAA-Sprengungen 2016 Stand: 25.8.2016 Anlage zu KA 5071 44 04.05.2016 Lünen Spardabank ja 45 04.05.2016 Düsseldorf Commerzbank nein 46 09.05.2016 Dormagen Sparkasse nein 47 14.05.2016 Grevenbroich Sparkasse nein 48 19.05.2016 Bonn Commerzbank nein 49 19.05.2016 Kranenburg Sparkasse ja 50 20.05.2016 Vreden Volksbank nein 51 26.05.2016 Geilenkirchen Sparkasse nein 52 26.05.2016 Dormagen Sparkasse nein 53 27.05.2016 Emmerich Commerzbank ja 54 30.05.2016 Mülheim a. d. Ruhr Sparkasse ja 55 01.06.2016 Witten Sparkasse ja 56 01.06.2016 Dortmund Volksbank ja 57 01.06.2016 Kaarst Sparkasse ja 58 02.06.2016 Bonn Bankhaus Lenz ja 59 03.06.2016 Oberhausen Deutsche Bank nein 60 04.06.2016 Dortmund Volksbank nein 61 05.06.2016 Bonn Commerzbank nein 62 07.06.2016 Finnentrop Sparkasse ja 63 15.06.2016 Bonn Postbank nein 64 21.06.2016 Ratingen Commerzbank nein 65 23.06.2016 Goch Commerzbank ja 66 25.06.2016 Duisburg Sparkasse nein 67 29.06.2016 Geldern Sparkasse ja 68 29.06.2016 Herne Commerzbank nein 69 01.07.2016 Bönen Sparkasse nein 70 04.07.2016 Selm Volksbank ja 71 04.07.2016 Mülheim a. d. Ruhr Sparkasse ja 72 05.07.2016 Olfen-Vinnum Volksbank ja 73 06.07.2016 Kalkar-Appeldorn Volksbank ja 74 07.07.2016 Xanten Sparkasse ja 75 07.07.2016 Köln Sparda Bank nein 76 09.07.2016 Hünxe Sparkasse ja 77 11.07.2016 Viersen-Dülken Deutsche Bank ja 78 14.07.2016 Kamp-Lintfort Commerzbank ja 79 15.07.2016 Dinslaken Deutsche Bank nein 80 20.07.2016 Köln Deutsche Bank nein 81 25.07.2016 Heinsberg Volksbank nein 82 27.07.2016 Herzogenrath Deutsche Bank ja 83 28.07.2016 Köln-Lindenthal Postbank nein 84 29.07.2016 Brüggen Volksbank ja 85 30.07.2016 Rheinberg Sparkasse ja 86 10.08.2016 Hamminkeln-Mehrhoog Volksbank ja 87 12.08.2016 Schwerte Sparkasse ja 88 19.08.2016 Münster-Coerde Sparkasse ja 89 20.08.2016 Werl-Hilbeck Volksbank nein 90 24.08.2016 Münster-Kinderhaus Sparkasse nein Stand: 25.8.2016 Nordrhein-Westfalen Drucksache 16/12960