LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode Drucksache 16/13674 06.12.2016 Datum des Originals: 05.12.2016/Ausgegeben: 09.12.2016 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 5300 vom 28. Oktober 2016 der Abgeordneten Klaus Kaiser, Werner Lohn und Thorsten Schick CDU Drucksache 16/13339 Bleibt der Landesregierung der Erfolg Südwestfalens im Halse stecken? Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Die NRW-Landesregierung hat im Juni dieses Jahres die Broschüre „So schmeckt Heimat – NRW is(s)t gut!“ veröffentlicht (abrufbar unter: https://www.umwelt.nrw.de/fileadmin/redaktion /Broschueren/so_schmeckt_heimat_broschuere.pdf). Mit einem Appell an alle Genießerinnen und Genießer im Land wirbt die Landesregierung für die große Vielfältigkeit des Landes und die damit verbundene regionale Vielfalt der kulinarischen Spezialitäten unseres Landes. Aufgeführt sind in der Broschüre die regionalen Spezialitäten, die unter dem Schutz der Europäischen Union stehen. Laut Begrüßungstext von Herrn Minister Remmel sei es „an der Zeit, dass Nordrhein-Westfalen auf dem Genießer-Atlas der Republik selbstbewusst Flagge“ zeige (S. 6 Broschüre „So schmeckt Heimat - NRW is(s)t gut“). Auffällig ist jedoch bei der anschließenden Übersichtskarte der Spezialitäten, dass alle Fähnchen außerhalb von Südwestfalen gesetzt werden. Dabei ist Südwestfalen über die Landesgrenzen hinaus für seine hochwertigen Erzeugnisse bekannt. Gerade Umweltminister Remmel sollte als Siegener die Spezialitäten seiner Heimat kennen. Beispielhaft seien Produkte genannt wie: Iserlohner Senfsuppe, Potthucke, Knochenwurst , Möpkenbrot, Langeneicker Pudding oder – kurz vor der diesjährigen Allerheiligenkirmes – das hochprozentige Bullenauge. Lobend zu erwähnen ist, dass die rot-grüne Landesregierung „Pumpernickel“, als unser schwarzes Brot, mehrmals im Text als Produkt aus dem Raum Soest immerhin erwähnt. Der Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz hat die Kleine Anfrage 5300 mit Schreiben vom 5. Dezember 2016 namens der Landesregierung beantwortet. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/13674 2 Vorbemerkung der Landesregierung Nordrhein-Westfalen ist ein großes Bundesland mit vielfältigen Landschaften und einer großen Vielfalt an regionalen kulinarischen Spezialitäten. Landwirtschaft, Lebensmittelhandwerk und eine überwiegend mittelständisch strukturierte Ernährungswirtschaft produzieren überall im Land besondere Lebensmittel von herausragender Qualität und aus besten Rohstoffen. Von den Verbraucherinnen und Verbrauchern werden sie zunehmend als etwas Besonderes wahrgenommen . Sie stehen für Heimat und Identität. In Nordrhein-Westfalen steigt die Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher nach Produkten aus der Region stetig. Gleichzeitig sucht die Landwirtschaft nach neuen Wegen, angemessene Preise für ihre hochwertigen Produkte zu erzielen. Vor diesem Hintergrund unterstützt die Landesregierung regionale Vermarktung in allen Facetten mit verschiedenen Förderangeboten, insbesondere Absatzförderung. 1. Verweigert die Landesregierung den Produzenten von lukullischen Spezialitäten aus dem Raum Südwestfalen ihre Anerkennung? Im Gegenteil: Das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW V hat 2007 zusammen mit dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW landesweit eine „Geoschutzkampagne“ durchgeführt“, um regionale Spezialitäten und deren Produzenten aufzuspüren sowie deren EU-Schutz zu begleiten. Diese Kampagne startete mit zwei Workshops in Westfalen. Ergebnis dieser intensiven Bemühungen um den EU-Schutz von Lebensmittelspezialitäten sind die Eintragungen Westfälischer Knochenschinken g.g.A., Nieheimer Käse g.g.A., Stromberger Pflaume g.U. und Westfälischer Knochenschinken. Mit Unternehmergemeinschaften wurden ferner Beratungsgespräche zur Lippischen Strohsemmel, Lippischen Kohlwurst und zum Westfälischen Bier geführt. Seitens dieser Unternehmen gab es kein ausreichendes Interesse zur Gründung einer Schutzgemeinschaft, die für die Antragstellung des EU-Schutzes im zweistufigen Anerkennungsverfahren zwingende Voraussetzung ist! Auch danach konnte keine interessierte Unternehmensgemeinschaft in der Region Südwestfalen gefunden werden, um weitere regionale Spezialitäten auf den EU- Schutz vorzubereiten. 2. Welche Möglichkeiten sieht die Landesregierung, Regionen wie Südwestfalen bei der Eintragung von regionalen Spezialitäten zu unterstützen? Das LANUV ist seit 13 Jahren im Auftrag des MKULNV mit der Beratung zur Eintragung von EU-geschützten Spezialitäten erfolgreich in allen Regionen des Landes aktiv. Das Ergebnis sind 15 EU-geschützte regionale Spezialitäten. (Damit liegt NRW nach Bayern und Baden- Württemberg an 3. Stelle, was die Anzahl der Eintragungen bei der EU betrifft). Ohne Beteiligung der Betriebe und Unternehmen ist dies allerdings nicht möglich. Hinter allen EU-geschützten Produkten stehen so genannte Schutzgemeinschaften (also ein Zusammenschluss der Produzenten der jeweiligen Spezialität), die sich für die Eintragung bei der EU engagieren. Im Rahmen der Absatzförderungsrichtlinie werden die bei der Antragstellung, Erstellung der Spezifikation etc. für den gesamten Schutz- und Eintragungsprozess anfallenden Kosten mit 50 % gefördert. Die Landesregierung hat größtes Interesse weitere Spezialitäten insbesondere aus Südwestfalen EU-weit schützen und registrieren zu lassen. Die Landesregierung setzt dabei auf die LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/13674 3 tatkräftige Unterstützung der Abgeordneten und würde sehr gerne gemeinsam Initiativen begleiten . 3. Beabsichtigt der Umweltminister bei zukünftigen spontanen Feiern nach Verabschiedung umstrittener Gesetze wie dem Landesjagdgesetz auf regionale europaweit geschützte südwestfälische Spirituosen zurückzugreifen oder trinkt er weiterhin Kräuterliköre aus Niedersachsen? Weder der Umweltminister noch der Landwirtschaftsminister trinken gerne Liköre. Allenfalls war in einem ganz besonderen Einzelfall spontan „medizinische Behandlung in homöopathischer Dosierung“ zur Beruhigung nach großer Aufregung angezeigt. Ansonsten hält sich der Landwirtschaftsminister eisern an die Devise „Bier trinken unterstützt die heimische Landwirtschaft“. Dass hier vorzugsweise südwestfälische Biere aus regionaler heimischer Produktion zum Einsatz kommen, ist kein Geheimnis, sondern ist offensive politische Absicht. Da in der Heimat des Ministers mehrere Marktführer dieser südwestfälischen Markenprodukte mit identitätsstiftender Wirkung zu Hause sind, würde der Minister gerne das ihm gegenüber mit dieser Anfrage zum Ausdruck gebrachte Misstrauen durch die ebenfalls südwestfälischen Mandatsträger mit einer gemeinsamen Verkostung eben dieser südwestfälischen Spezialitäten ausräumen. Nordrhein-Westfalen Drucksache 16/13674