LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode Drucksache 16/1503 22.11.2012 Datum des Originals: 21.11.2012/Ausgegeben: 27.11.2012 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 530 vom 2. Oktober 2012 des Abgeordneten Dr. Stefan Berger CDU Drucksache 16/1048 Studienabbrecher in Nordrhein-Westfalen Die Ministerin die Innovation, Wissenschaft und Forschung hat die Kleine Anfrage 530 mit Schreiben vom 21. November 2012 namens der Landesregierung beantwortet. Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Nach Presseberichten vom 21. September 2012 (unter anderem in der Aachener Zeitung) will die Landesregierung die Abbrecherquote an Hochschulen um 20 Prozent senken. Die Wissenschaftsministerin wird mit den Worten zitiert, dass „einige Hochschulen“ Studienanfänger gezielt rausprüfen würden, um das Niveau zu heben. Vor dem Hintergrund dass der Landesregierung konkrete Zahlen zu Studienabbrechern an den Hochschulen und deren Prüfungsmethoden vorzuliegen scheinen frage ich die Landesregierung : 1. Wie hoch ist die Zahl der Studienabbrecher an den Hochschulen in Nordrhein- Westfalen seit 1990 (bitte differenziert nach Jahr, jeder einzelnen Fachhochschule und jeder einzelnen Universität sowie nach einzelnen Fachbereichen darstellen )? Der Landesregierung liegen keine Daten über Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher in der gefragten Gliederungstiefe vor. Vor allem datenschutzrechtliche Restriktionen – es mangelt Deutschland an einer Studienverlaufsstatistik – sind für die schlechte Datenlage verantwortlich. Auch die Hochschulen dürfen keine Studienverlaufsstatistiken führen. Hochschulinterne Informationen zu Abbrecherquoten sind der Landesregierung nicht bekannt. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/1503 2 Die HIS GmbH und das Statistische Bundesamt veröffentlichen jedoch in regelmäßigen Abständen Studien über Abbrecher- bzw. Erfolgsquoten. Beide Organisationen greifen in ihren Berechnungen auf Daten aus der amtlichen Studenten- und Prüfungsstatistik zurück. HIS ergänzt die Daten um die Ergebnisse aus eigenen bundesweiten Absolventen- und Studienanfängerbefragungen . Die HIS GmbH berechnet Schwund- und Abbrecherquoten in ausgewählten Fächergruppen, differenziert nach Universitäten und Fachhochschulen. Die Berechnung erfolgt mittels Ableitung des Studienerfolgs eines Absolventenjahrgangs im Jahr x mit einer korrespondierenden (konstruierten) Studienanfängergruppe aus verschiedenen Jahrgängen (Kohortenvergleichsverfahren ): Da die Absolventen eines Jahres aus verschiedenen Studienanfängerjahrgängen stammen, wird der ausgewählte Absolventenjahrgang nicht nur zu einem, sondern zu allen relevanten Studienanfängerjahrgängen ins Verhältnis gesetzt. Dazu erfolgt die "Konstruktion" eines entsprechend korrespondierenden Studienanfängerjahrganges, in den alle in Frage kommenden Studienanfängerjahrgänge mit dem Gewicht eingehen, der ihrem jeweiligen Anteil an den betrachteten Absolventen eines Jahres entspricht. Hinzu kommt der Einbezug von (empirisch geschätzten) Korrekturfaktoren, die die Veränderungen von Studienzeiten und von Studienjahrgangsstärken, von Doppeleinschreibungen sowie das Fach- und Hochschulwechselverhalten der Studierenden berücksichtigen. Studienabbruchquote in Bachelorstudiengängen an Universitäten und Fachhochschulen , Absolventen 2010 Universität (in Prozent) Fachhochschulen (in Prozent) Bachelor gesamt 35 19 Agrar-/Forst-/Ernährungswissenschaften 33 21 Mathematik/Naturwissenschaften 39 30 Mathematik 55 Informatik 47 27 Ingenieurwissenschaften 48 30 Maschinenbau 53 32 Bauingenieurwesen 51 36 Elektrotechnik 53 36 Rechts-/Wirtschaft-/Sozialwissenschaften 24 6 Gesundheitswissenschaften 20 Sprach-/Kulturwissenschaften/Sport 32 Das Statistische Bundesamt berechnet keine Abbrecherquoten sondern Erfolgsquoten, differenziert nach Hochschularten, Fächergruppen sowie Bundesländern. Anders als bei HIS stützt sich das Berechnungsverfahren des Statistischen Bundsamtes auf den Nachvollzug des Studienverlaufs von Studienanfängern eines bestimmten Jahrgangs: "Die Erfolgsquote zeigt den Anteil der Absolventinnen und Absolventen, die ihr Studium erfolgreich abgeschlossen haben, an den Studienanfängerinnen und Studienanfängern eines Studienjahres". LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/1503 3 Erfolgsquoten 2010* nach Fächergruppen und Hochschularten in Prozent: Fächergruppe Hochschul- art Jahr der Ersteinschreibung 1999 2000 2001 2002 Sprach- /Kulturwissenschaften Uni 68,0 69,3 68,1 69,7 FH 83,8 91,4 95,0 85,5 Sport Uni 67,7 83,4 85,4 89,9 Rechts-/Wirtschafts- /Sozialwissenschaften Uni 70,2 69,5 70,4 68,9 FH 86,0 89,8 86,7 87,5 Mathematik/Naturwissenschaften Uni 64,5 63,4 64,7 63,3 FH 77,7 75,1 71,9 73,3 Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften Uni 88,2 94,5 95,9 95,8 FH >100 >100 >100 88,6 Veterinärmedizin Uni 81,0 87,5 95,3 92,3 Agrar-/Forst- /Ernährungswissenschaften Uni 76,6 66,8 74,9 84,6 FH 87,9 85,7 86,8 87,0 Ingenieurwissenschaften Uni 68,4 68,2 66,2 67,9 FH 74,1 75,6 74,9 74,6 Kunst/Kunstwissenschaft Uni 78,3 77,3 80,8 73,9 FH >100 >100 >100 >100 *Erfolgsquoten über 100 % ergeben sich durch die hohe Anzahl an Zuwechslern in diesen Bereich . Der Ländervergleich der Bundesstatistik, der nicht nach Fächern unterscheidet, weist für Nordrhein-Westfalen als aktuellstes Datum in diesem Kontext eine Erfolgsquote für 2010 von 68,1% für den Anfängerjahrgang 2002 aus. Nordrhein-Westfalen liegt damit im Bundesvergleich unter dem Durchschnitt von 74,9 % und auf Rangplatz 12. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/1503 4 Die Landesregierung hat sich im Rahmen des aktuellen Koalitionsvertrages dieses bisher vernachlässigten Themas angenommen und dem Ziel verpflichtet, die Abbrecherquote um 20 % zu senken.