LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode Drucksache 16/1752 21.12.2012 Datum des Originals: 20.12.2012/Ausgegeben: 27.12.2012 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 678 vom 16. November 2012 der Abgeordneten Ina Scharrenbach und Dr. Stefan Berger CDU Drucksache 16/1453 Inflation von Spitzenzeugnissen in NRW? Die Ministerin für Schule und Weiterbildung hat die Kleine Anfrage 678 mit Schreiben vom 20. Dezember 2012 namens der Landesregierung beantwortet. Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Bis vor einigen Jahren konnten Abiturienten mit einer Abiturnote von 1,0 beispielsweise problemlos Medizin studieren. Seit einiger Zeit reicht diese „Traumnote“ allerdings nicht mehr unbedingt für das Wunschstudium aus. Kritische Stimmen aus dem Hochschulbereich äußern, dass die drastische Zunahme der absoluten Zahl an Kandidaten, die ein solches Ergebnis vorweisen können, für einen inflationären Umgang mit dieser Schulnote sprechen. An einigen Universitätsstandorten werden die Studienplätze im AdH-Verfahren ausschließlich an Bewerber in dieser Notenkategorie vergeben, was letztlich auch eine entsprechende Einstufung des Numerus clausus nach sich zieht. 1. Wie hat sich die Anzahl der Schulabgänger mit der Abiturnote 1,0 in den letzten fünf Schuljahren entwickelt (aufgeteilt nach Regierungsbezirken und Schulformen )? Die Amtlichen Schuldaten des Jahres 2012 liegen noch nicht abschließend vor. Die Zahl der bestandenen Abiturprüfungen mit der Note 1,0 der Jahre 2007 bis 2011 kann, gegliedert nach Regierungsbezirken, Schulformen und Jahren, der nachfolgenden Tabelle entnommen werden: LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/1752 2 2. Wie begründet die Landesregierung diese Entwicklung? Die absoluten Zahlen sowie der prozentuale Anteil der Abiturientinnen und Abiturienten mit einem Notendurchschnitt von 1,0 sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Allerdings zeigt ein Vergleich mit den anderen Bundesländern, dass Nordrhein-Westfalen sich seit 2007 vom unteren Mittelfeld bis zum Jahr 2011 lediglich ins Mittelfeld vorgeschoben hat. Der Anteil der Abiturientinnen und Abiturienten mit der Bestnote 1,0 ist hier in den letzten 2007 2008 2009 2010 2011 Nordrhein-Westfalen 455 550 737 795 1 000 Reg.-Bez. Arnsberg 77 85 120 137 168 Gymnasium¹ 65 70 103 121 151 Gesamtschule 7 7 2 2 9 Freie Waldorfschule 2 1 2 1 – Weiterbildungskolleg 2 4 8 4 6 Berufskolleg 1 3 5 9 2 Reg.-Bez. Detmold 56 68 91 89 122 Gymnasium¹ 51 60 75 79 111 Gesamtschule 1 1 4 1 3 Freie Waldorfschule 1 1 3 2 2 Weiterbildungskolleg 3 4 9 7 6 Berufskolleg – 2 – – – Reg.-Bez. Düsseldorf 131 142 218 229 283 Gymnasium¹ 116 131 203 214 263 Gesamtschule 3 4 7 9 10 Freie Waldorfschule 1 2 5 1 2 Weiterbildungskolleg 5 2 1 2 4 Berufskolleg 6 3 2 3 4 Reg.-Bez. Köln 136 197 226 228 287 Gymnasium¹ 123 178 209 208 268 Gesamtschule 4 9 7 4 5 Freie Waldorfschule 1 3 2 4 1 Weiterbildungskolleg 5 5 5 7 6 Berufskolleg 3 2 3 5 7 Reg.-Bez. Münster 55 58 82 112 140 Gymnasium¹ 49 46 72 97 124 Gesamtschule – 2 3 2 5 Freie Waldorfschule – 1 1 – 1 Weiterbildungskolleg 4 5 3 4 1 Berufskolleg 2 4 3 9 9 ¹ Gy mnasium mit Förderschule im Bildungsbereich Gy mnasium Bestandene Abiturprüfungen mit der Note 1,0 im Jahre ... LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/1752 3 fünf Jahren von 0,72% auf 1,25% gestiegen. Parallel zum Anstieg der Absolventinnen und Absolventen mit dem Notendurchschnitt 1,0 hat sich in den letzten Jahren auch die Abiturdurchschnittsnote in Nordrhein-Westfalen kontinuierlich verbessert. Allerdings bewegen sich die jährlichen Änderungen im Bereich der zweiten Nachkommastelle. Zu den Gründen für den Anstieg der Zahl von Absolventinnen und Absolventen mit der Abiturdurchschnittsnote 1,0 gibt es keine gesicherten Untersuchungen. Die Zentralisierung der schriftlichen Abiturprüfungen ab dem Jahr 2007 stellt die größte Veränderung der Unterrichts - und Prüfungsbedingungen in der gymnasialen Oberstufe im entsprechenden Zeitraum dar. In diesem Zusammenhang ist jedoch darauf hinzuweisen, dass lediglich ca. 21,4 % der Abiturdurchschnittsnote allein auf Leistungen in zentralen schriftlichen Prüfungen beruhen. Sind im Einzelfall weitere mündliche Abweichungs- oder Bestehensprüfungen sowie freiwillige Prüfungen zu berücksichtigen, so verringert sich der Anteil zentraler Prüfungsleistungen weiter. Gerade die Leistungsbesten unternehmen aber jegliche Anstrengung, um für NCFächer ihre Durchschnittsnote noch zu verbessern, und erhalten oftmals in freiwilligen mündlichen Prüfungen die noch fehlenden Punkte. Vor diesem Hintergrund ist eher davon auszugehen, dass die Verbesserung der Durchschnittsnoten und der Anstieg der Abiturientinnen und Abiturienten mit Bestnoten nicht auf eine Senkung der Anforderungen im Abitur, sondern auf Leistungssteigerungen und auf eine gestiegene Leistungsbereitschaft der Abiturientinnen und Abiturienten zurückzuführen sind. Mit Einführung des Zentralabiturs hat sich auch die Rolle der Lehrkräfte gewandelt, die vor dem Hintergrund der an Standards ausgerichteten Abiturprüfungen ihre Schülerinnen und Schüler gezielter individuell fördern können. 3. Wie hat sich die Anzahl der Übergänge von SchülerInnen vom Gymnasium auf eine Gesamtschule in den letzten fünf Schuljahren entwickelt (aufgeteilt nach Regierungsbezirken)? Die Amtlichen Schuldaten des Jahres 2012 liegen noch nicht vor. Die Zahl der Übergänge von Schülerinnen und Schülern von einem Gymnasium auf eine Gesamtschule in den Jahren 2007 bis 2011 kann, gegliedert nach Regierungsbezirken und Jahren, der nachfolgenden Tabelle entnommen werden: 2007 2008 2009 2010 2011 Nordrhein-Westfalen 1 698 1 821 1 654 1 709 1 610 Reg.-Bez. Arnsberg 288 290 292 273 324 Reg.-Bez. Detmold 249 212 230 210 229 Reg.-Bez. Düsseldorf 587 693 541 565 519 Reg.-Bez. Köln 388 450 458 487 367 Reg.-Bez. Münster 186 176 133 174 171 Anzahl der Übergänge vom Gymnasium zur Gesamtschule im Jahre ... LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/1752 4 4. Wie begründet die Landesregierung diese Entwicklung? Die Zahl der Übergänge vom Gymnasium zur Gesamtschule ist im Zeitraum von 2007 bis 2011 im Wesentlichen konstant geblieben. Rückschlüsse können daraus nicht gezogen werden .