LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode Drucksache 16/1937 21.01.2013 Datum des Originals: 18.01.2013/Ausgegeben: 24.01.2013 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 775 vom 17. Dezember 2012 der Abgeordneten Volker Jung, Bernd Krückel, Christian Möbius, Ina Scharrenbach und Hendrik Schmitz CDU Drucksache 16/1742 Wie redlich ist die Zitierweise von Finanzminister Dr. Walter-Borjans? Der Finanzminister hat die Kleine Anfrage 775 mit Schreiben vom 18. Januar 2013 namens der Landesregierung beantwortet. Vorbemerkung der Kleinen Anfrage In der Vorstellung der Schwerpunkte der Finanzpolitik in der 16. Legislaturperiode (Vorlage 16/334) führte Finanzminister Dr. Walter-Borjans aus: „Es führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei: Die öffentlichen Haushalte sind unterfinanziert angesichts dessen, was sie zu leisten haben, um Bildung und Wachstum, öffentliche Sicherheit, Nachhaltigkeit, Zusammenhalt und Chancenentfaltung für jede und jeden Einzelnen zu gewährleisten. Das hat übrigens auch mein Amtsvorgänger von der CDU, Helmut Linssen, in seiner Zeit als Finanzminister festgestellt .“ (APr 16/82 vom 31.10.2012). Auf Nachfrage teilte das Finanzministerium mit, dass das genaue Zitat von Dr. Helmut Linssen anlässlich der Mitgliederversammlung des Städte- und Gemeindebunds in Essen am 23. März 2010 lautete: „Die finanzielle Situation auf Landesebene stellt sich nicht anders dar als die der Kommunen. (…) Auch am Beispiel des Landes zeigt sich: Dieser sprunghafte Anstieg [der Neuverschuldung] ist Folge der größten Wirtschaftskrise seit Kriegsende. Diese Zahlen sind aber auch Ausdruck eines erheblichen strukturellen Defizits, von dem wir herunter kommen müssen.“ LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/1937 2 1. Ist die von Finanzminister Dr. Walter-Borjans verwendete Aussage: „Die öffentlichen Haushalte sind unterfinanziert“ mit der Aussage seines Amtsvorgängers: „Diese Zahlen sind […] Ausdruck eines erheblichen strukturellen Defizits“ identisch ? (wenn ja, bitte begründen.) Finanzminister Dr. Norbert Walter-Borjans hat bei der Einbringung des Haushalts 2013 darauf verwiesen, dass auch schon sein Vorgänger Dr. Helmut Linssen (CDU) darauf hingewiesen habe, dass die strukturelle Unterfinanzierung des Landeshaushalts auch eine Folge zu niedriger Einnahmen sei. Die Feststellung, dass der öffentliche Haushalt in NRW unterfinanziert ist, hatte Dr. Helmut Linssen als Finanzminister der schwarz-gelben Vorgängerregierung sinngemäß sogar mehrfach getroffen. Zunächst hatte Herr Dr. Linssen im Landtag am 06.07.2005 laut Protokoll an die Adresse der damaligen rot-grünen Opposition gesagt: „Sie haben immer vorgetragen: Wir haben kein Ausgabenproblem, sondern wir haben ein Einnahmeproblem. Wir haben beides, sage ich Ihnen.“ Zweifelsohne sieht auch der damalige Finanzminister Dr. Linssen ein Einnahmedefizit und reduziert ein strukturelles Defizit daher nicht nur auf ein Ausgabenproblem. In dem Kontext hatte sich Dr. Helmut Linssen auch anlässlich der Mitgliederversammlung des Städte- und Gemeindebunds in Essen am 23. März 2010 geäußert: „Die finanzielle Situation auf Landesebene stellt sich nicht anders dar als die der Kommunen . (…) Auch am Beispiel des Landes zeigt sich: Dieser sprunghafte Anstieg (Anm: der Neuverschuldung) ist Folge der größten Wirtschaftskrise seit Kriegsende. Diese Zahlen sind aber auch Ausdruck eines erheblichen strukturellen Defizits, von dem wir herunter kommen müssen. In mehreren Redepassagen spricht Herr Dr. Linssen neben Ausgaben- vor allem Einnahmeverbesserungen für Städte und Gemeinden an. Vor allem fordert er mehr Geld – also höhere Einnahmen - vom Bund für die Kommunen. 2. Wenn nein, wie begründet die Landesregierung, dass der Finanzminister sich derartig äußert? Siehe Antwort zu Frage 1.