LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode Drucksache 16/2522 02.04.2013 Datum des Originals: 28.03.2013/Ausgegeben: 03.04.2013 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 947 vom 28. Februar 2013 des Abgeordneten Werner Lohn CDU Drucksache 16/2228 Polizei in NRW – Bewerben sich zu wenig geeignete junge Menschen für den Polizeidienst ? Der Minister für Inneres und Kommunales hat die Kleine Anfrage 947 mit Schreiben vom 28. März 2013 namens der Landesregierung beantwortet. Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Zur Gewährleistung der Inneren Sicherheit brauchen wir in NRW ausreichend gut ausgebildete und leistungsfähige Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte. Ziel muss es sein, die Polizeistärke mindestens zu erhalten und langfristig auch den Altersdurchschnitt der Polizeibeschäftigten wieder zu senken. Nur eine hohe Zahl an geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern gewährleistet dabei eine echte und erfolgreiche Personalauswahl. Im Jahr 2011 bewarben sich über 7600 junge Menschen für die 1400 offenen Kommissar-Anwärterstellen und das damit verbundene Duale Studium bei der Polizei in NRW. Bis 2003 lag die Zahl der Neueinstellungen bei ca. 1100 Polizeianwärtern. Von der damaligen Regierung Steinbrück (SPD/Grüne) wurde diese Zahl auf 500 reduziert, obwohl schon damals bekannt war, dass damit die Pensionierungszahlen bei der Polizei nicht annähernd ausgeglichen werden konnten. Vor dem Hintergrund dieser falschen Personalpolitik unter SPD und Grünen und einer noch größeren zu erwartenden Pensionierungswelle in den kommenden Jahren erhöhte die CDU/FDP-Regierung die Zahl der Neueinstellungen für den Polizeidienst auf 1100. Damit wurden in NRW erstmals seit Jahrzehnten mehr Polizisten neu eingestellt als pensioniert. Dieser richtungweisenden Entscheidung konnte sich die neue SPD/Grüne - Minderheitsregierung nach 2010 nicht mehr entziehen und musste die Anzahl der Stellen für Polizeidienstanwärter konsequenterweise auf 1400 erhöhen. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/2522 2 Heute sieht sich die Polizei allerdings bei der Suche nach geeigneten Mitarbeitern vermehrt im Wettbewerb mit der freien Wirtschaft. Mit steigender Tendenz ist ein „Wettbewerb um die besten Köpfe“ in unserem Land zu verzeichnen. Zumal für das Fachhochschulstudium bei der Polizei NRW mindestens Fachabitur verlangt wird. Um unter den formal geeigneten Bewerbern eine echte Personalauswahl gewährleisten zu können, sollten bei 1400 zu besetzenden Stellen mindestens 7000 bis 10000 Bewerbungen vorliegen. Vorbemerkung der Landesregierung Obwohl der Landesregierung 2006 ein Altersbericht vorlag, wurden im Kalenderjahr 2006 und 2007 nur jeweils 500 Kommissaranwärterinnen und Kommissaranwärter eingestellt und erst ab dem Kalenderjahr 2008 1100 Kommissaranwärterinnen und Kommissaranwärter pro Jahr. Wären in dieser Zeit wie jetzt jährlich 1.400 Kommissaranwärterinnen und Kommissaranwärter eingestellt worden, wären zurzeit 2.700 Polizeivollzugsbeamte zusätzlich im Dienst und die demographische Veränderung bei der Polizei abgefedert. Einzelheiten hierzu sind der als Anlage 1 beigefügten Übersicht zu entnehmen. 1. Wie hoch waren die jährlichen Bewerberzahlen für den Polizeidienst ab 2000? (Bitte nach Einstellungsjahren, Geschlecht und Schul- bzw. Hochschulabschluss sowie vorausgegangener Berufsausbildung aufführen!) Um eine Einstellung in den Polizeivollzugsdienst des Landes NRW bewarben sich1  für das Einstellungsjahr 2000 Laufbahnabschnitt I (LA I - mittlerer Dienst) Schulabschluss Fachoberschulreife (FOSR), Fachhochschulreife (FHSR) oder Abitur Gesamtzahl: 5843 davon 3690 Männer und 2153 Frauen Laufbahnabschnitt II (LA II - gehobener Dienst) Schulabschluss FHSR oder Abitur Gesamtzahl: 4269 davon 2487 Männer und 1782 Frauen 1 Eine vorausgegangene Berufsausbildung wurde statistisch nicht erfasst. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/2522 3  für das Einstellungsjahr 2001 Laufbahnabschnitt I (letztmalige Einstellung LA I - mittlerer Dienst) Schulabschluss Fachoberschulreife (FOSR), Fachhochschulreife (FHSR) oder Abitur Gesamtzahl: 4837 davon 3244 Männer und 1593 Frauen Laufbahnabschnitt II (LA II - gehobener Dienst) Schulabschluss FHSR oder Abitur Gesamtzahl: 4284 davon 2609 Männer und 1675 Frauen  für das Einstellungsjahr 20022 Gesamtzahl: 5993 davon 3573 Männer und 2420 Frauen  für das Einstellungsjahr 2003 Gesamtzahl: 6813 davon 4343 Männer und 2470 Frauen  für das Einstellungsjahr 2004 Gesamtzahl: 7758 davon 4945 Männer und 2813 Frauen  für das Einstellungsjahr 2005 Gesamtzahl: 7629 davon 4724 Männer und 2905 Frauen  für das Einstellungsjahr 2006 Gesamtzahl: 8014 davon 4924 Männer und 3090 Frauen 2 Ab dem Jahr 2002 fanden nur noch Bewerbungsannahmen für den LA II von Bewerberinnen und Bewerbern mit Abitur oder voller FHSR (schulischer und praktischer Teil) statt. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/2522 4  für das Einstellungsjahr 2007 Gesamtzahl: 7377 davon 4749 Männer und 2628 Frauen  für das Einstellungsjahr 2008 Gesamtzahl: 9193 davon 6039 Männer und 3154 Frauen  für das Einstellungsjahr 2009 Gesamtzahl: 6424 davon 4353 Männer und 2071 Frauen  für das Einstellungsjahr 2010 Gesamtzahl: 7088 davon 4831 Männer und 2257 Frauen  für das Einstellungsjahr 2011 Gesamtzahl: 7527 davon 5196 Männer und 2331 Frauen  für das Einstellungsjahr 2012 Gesamtzahl: 8252 davon 5686 Männer und 2566 Frauen. 2. Wie hoch war die Anzahl von Bewerbern, die seit dem Jahr 2000 erfolgreich am Auswahlverfahren teilgenommen und in den Polizeidienst eingetreten sind? (Bitte nach Einstellungsjahren, Geschlecht u. Schul- bzw. Hochschulabschluss sowie vorausgegangener Berufsausbildung aufführen!) In den Polizeivollzugsdienst des Landes NRW wurden  im Jahr 20003 für den Laufbahnabschnitt I (LA I - mittlerer Dienst) insgesamt 722 davon 420 Männer und 302 Frauen mit mindestens FOSR 3 In den Jahren 2000 bis einschließlich 2006 wurde die Gesamtanzahl der Bewerberinnen und Bewer- ber, die erfolgreich am Auswahlverfahren teilgenommen haben, statistisch nicht erfasst. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/2522 5 für den Laufbahnabschnitt II (LA II - gehobener Dienst) insgesamt 335 davon 188 Männer und 147 Frauen mit FHSR o. Abitur  im Jahr 2001 für den Laufbahnabschnitt I (LA I - mittlerer Dienst) insgesamt 467 davon 308 Männer und 159 Frauen mit mindestens FOSR für den Laufbahnabschnitt II (LA II - gehobener Dienst) insgesamt 531 davon 236 Männer und 295 Frauen mit FHSR o. Abitur eingestellt.4 Ab dem Jahr 2002 fanden nur noch Einstellungen für den LA II von Bewerberinnen und Bewerbern mit Abitur oder voller FHSR (schulischer und praktischer Teil) statt. In den gehobenen Polizeivollzugsdienst des Landes NRW wurden  im Jahr 20025 insgesamt 1011 davon 576 Männer und 435 Frauen  im Jahr 2003 insgesamt 1063 davon 652 Männer und 411 Frauen  im Jahr 2004 insgesamt 480 davon 256 Männer und 224 Frauen  im Jahr 2005 insgesamt 480 davon 270 Männer und 210 Frauen  im Jahr 2006 insgesamt 501 davon 274 Männer und 227 Frauen eingestellt. 6 4 Eine vorausgegangene Berufsausbildung wurde statistisch nicht erfasst. 5 In den Jahren 2000 bis einschließlich 2006 wurde die Gesamtanzahl der Bewerberinnen und Bewer- ber, die erfolgreich am Auswahlverfahren teilgenommen haben, statistisch nicht erfasst. 6 Eine vorausgegangene Berufsausbildung wurde statistisch nicht erfasst. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/2522 6 Seit 2007 wird die Anzahl der erfolgreich am Auswahlverfahren Teilgenommenen statistisch erfasst (Bestandteil der Rangliste nach Abschluss des gesamten Auswahlverfahrens). So wurden  im Jahr 2007 von 669 Geeigneten für den LA II insgesamt 500 davon 316 Männer und 184 Frauen  im Jahr 2008 von 2124 Geeigneten für den LA II insgesamt 1100 davon 665 Männer und 435 Frauen  im Jahr 2009 von 2191 Geeigneten für den LA II insgesamt 1100 davon 678 Männer und 422 Frauen  im Jahr 2010 von 2063 Geeigneten für den LA II insgesamt 1101 davon 686 Männer und 415 Frauen  im Jahr 2011 von 2083 Geeigneten für den LA II insgesamt 1400 davon 884 Männer und 516 Frauen  im Jahr 2012 von 1871 Geeigneten für den LA II insgesamt 1400 davon 870 Männer und 530 Frauen eingestellt. 7 3. Wie viele Bewerber für den Polizeidienst haben seit dem Jahr 2000 das Bewer- bungsverfahren abgebrochen? (Bitte nach Einstellungsjahren, Geschlecht, Schul- bzw. Hochschulabschluss sowie vorausgegangener Berufsausbildung und Grund des Abbruchs aufführen!) In den Jahren 2000 bis 2006 wurde die Zahl der „Abbrüche“ des Bewerbungsverfahrens seitens der Bewerberinnen und Bewerber statistisch nicht erfasst. Die Einführung des Workflow- Management-Systems ermöglicht seit dem Jahr 2007 eine Erfassung der von den Bewerberinnen und Bewerbern zurückgezogenen Gesuche während der administrativen Vorauswahl, des dreitägigen Auswahlverfahrens und der Nachauswahl. 7 Eine vorausgegangene Berufsausbildung wurde statistisch nicht erfasst. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/2522 7 Daraus ergeben sich folgende Zahlenwerte für die Einstellungstermine (ET) 2007 - 2012:8  2007 9 insgesamt 223 Bewerbungsrücknahmen  2008 bei insgesamt 944 Bewerbungsrücknahmen zogen 342 Bewerberinnen und 602 Bewerber ihr Gesuch zurück  2009 bei insgesamt 438 Bewerbungsrücknahmen zogen 140 Bewerberinnen und 298 Bewerber ihr Gesuch zurück  2010 bei insgesamt 566 Bewerbungsrücknahmen zogen 207 Bewerberinnen und 359 Bewerber ihr Gesuch zurück  2011 bei insgesamt 732 Bewerbungsrücknahmen zogen 241 Bewerberinnen und 491 Bewerber ihr Gesuch zurück  2012 bei insgesamt 763 Bewerbungsrücknahmen zogen 260 Bewerberinnen und 503 Bewerber ihr Gesuch zurück. 4. Wie hat sich die jährliche Zahl der tatsächlichen Einstellungszusagen, der erfolg- reichen Ausbildungsabsolventen und die Zahl der Pensionierungen im Bereich der Polizei seit dem Jahr 2000 entwickelt? (Bitte in absoluten Zahlen und die jeweiligen Salden auch in Prozent angeben!) Die Entwicklung der jährlichen Zahl der tatsächlichen Einstellungszusagen, der erfolgreichen Ausbildungsabsolventen und die Zahl der Pensionierungen im Bereich der Polizei seit dem Jahr 2000 sind der als Anlage 2 beigefügten Tabelle zu entnehmen. 5. Warum hält es die Landesregierung angesichts des sich abzeichnenden Fachkräf- temangels auch bei der Polizei bisher anscheinend nicht für erforderlich, auch für Realschülerinnen/Realschüler (oder vergleichbarer Abschluss) eine Zugangsmöglichkeit für das Duale Studium bei der Polizei zu schaffen? Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen sieht derzeit keinen Bedarf auch für Realschülerinnen und Realschüler (oder vergleichbare Abschlüsse) eine Zugangsmöglichkeit für das Duale Studium bei der Polizei Nordrhein-Westfalen zu schaffen. 8 Eine vorausgegangene Berufsausbildung und der Grund des Abbruchs derjenigen Bewerberinnen und Bewerber, die ihr Gesuch zurückziehen wurden statistisch nicht erfasst. 9 Für das Jahr 2007 ist eine Aufschlüsselung nach Geschlecht nicht mehr möglich. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/2522 8 Für die Zukunft hält sich die Landesregierung Nordrhein-Westfalen selbstverständlich die Option offen, auch für Realschülerinnen und Realschüler (oder vergleichbare Abschlüsse) eine Zugangsmöglichkeit für das Duale Studium bei der Polizei Nordrhein-Westfalen zu entwickeln, sofern sich aufgrund einer Änderung der Rahmenbedingungen (stark sinkende Bewerberzahlen) eine entsprechende Notwendigkeit ergeben sollte. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/2522 9 Anlage1 Übersicht der Zahl der Einstellungsermächtigungen bei der Polizei NordrheinWestfalen wenn bereits spätestens im Jahr 2006 auf die sich abzeichnende demografische Entwicklung mit jährlich 1.400 Einstellungen reagiert worden wäre: JAHR SPD/ BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN CDU/FDP 2006 1.400 500 2007 1.400 500 2008 1.400 1.100 2009 1.400 1.100 2010 1.400 1.100 2011 1.400 (1.400) 2012 1.400 (1.400) 2013 1.400 (1.400) 2014 1.400 (1.400) 2015 1.400 (1.400) 2016 1.400 (1.400) 2017 1.400 (1.400) 2018 1.400 (1.400) 2019 1.400 (1.400) 2020 1.400 (1.400) GESAMT 21.000 18.300 DIFFERENZ 2.700 Die Lücke beträgt demnach 2.700 Einstellungen. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/2522 10 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/2522 11 Anlage 2 zu Frage 4 Entwicklung der jährlichen Zahl der tatsächlichen Einstellungszusagen, der erfolgreichen Ausbildungsabsolventen und die Zahl der Pensionierungen im Bereich der Polizei seit dem Jahr 2000 Einstellungsjahr/ Prüfungsjahr Einstellungen PVB Prüfung bestanden inkl. Wiederholer Bestanden in Prozent Pensionierungen und sonstige Abgänge im jeweiligen Prü- fungsjahr Differenz Zeile 3/5 Differenz Zeile 3/5 in Prozent 1 2 3 4 5 6 7 2000/ 2003 1.057 1.074 101,61% 1.060 14 101,32% 2001/ 2004 998 907 90,88% 1.008 -101 89,98% 2002/ 2005 1.011 1.014 100,30% 775 239 130,84% 2003/ 2006 1.063 1.118 105,17% 888 230 125,90% 2004/ 2007 480 580 120,83% 854 -274 67,92% 2005/ 2008 480 522 108,75% 257 265 203,11% 2006/ 2009 501 495 98,80% 837 -342 59,14% 2007/ 2010 500 473 94,60% 610 -137 77,54% 2008/ 2011 1.100 1.038 94,36% 605 433 171,57% 2009/ 2012 1.100 1.031 93,73% 861 170 119,74% Gesamt 8.290 8.252 99,54% 7.755 497 106,41% Vorsorglich mache ich darauf aufmerksam, dass in den Einstellungsjahren 2000 und 2001 auch noch Polizeivollzugsbeamte(innen) des mittleren Dienstes in den Dienst des Landes Nordrhein-Westfalen eingestellt worden sind.