LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode Drucksache 16/3978 11.09.2013 Datum des Originals: 11.09.2013/Ausgegeben: 16.09.2013 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 1551 vom 13. August 2013 der Abgeordneten Frank Herrmann und Daniel Düngel PIRATEN Drucksache 16/3787 Hooligan Hauptstadt Wuppertal? - Realistische Betrachtung der Fans des Wuppertaler SV Der Minister für Inneres und Kommunales hat die Kleine Anfrage 1551 mit Schreiben vom 11. September 2013 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit der Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport beantwortet. Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Wuppertaler Sport-Vereins e.V. vom 24. Mai 2013 hatte der Verein beschlossen, freiwillig in die Insolvenz zu gehen und damit von der Regionalliga West in die Oberliga Niederrhein abzusteigen. Voraussetzung hierfür war, dass das Insolvenzverfahren bis zum 1. Juli 2013 eröffnet würde, was dann am 30. Juni durch das Amtsgericht Wuppertal geschehen ist. Das für den 28. Juli terminierte erste Auswärtsspiel des Vereins in der Oberliga Niederrhein in Ratingen, bei der Spielvereinigung Germania 04/19, wurde am 24. Juli aufgrund von Seitens der Polizei geäußerten Sicherheitsbedenken abgesagt und auf einen späteren Termin verschoben. Laut Medienberichten wurde das Spiel von der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) in die höchste Sicherheitsstufe eingestuft, die sonst Spielbegegnungen wie Dortmund - Schalke oder Rostock - Dresden vorbehalten ist. Das zweite Auswärtsspiel des Vereins beim SV Hönnepel-Niedermörmter wurde ebenfalls abgesagt, da der Verein die von der Polizei und der ZIS geforderten Sicherheitsauflagen nicht erfüllen konnte. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/3978 2 Auch das dritte Auswärtsspiel des Vereins beim VfL Rhede ist aufgrund der geforderten Sicherheitsauflagen stark gefährdet, obwohl auf der Anlage in Rhede in der letzten Saison noch problemlos 1.500 Fans des KFC Uerdingen untergebracht wurden. Laut Presseberichten rechnet die ZIS bei den Auswärtsspielen des Wuppertaler SV jeweils mit bis zu 1.000 Wuppertaler Fans, von denen bis zu 200 gewaltbereit und 100 gewaltsuchend seien sollen. Dies entspräche einer Quote von 30% (zum Vergleich: Innenminister Jäger sprach im Spiegel 44/2012 davon, dass ca. 0,5% der Fußballfans deutschlandweit "gewaltbereit" seien). Das erste Heimspiel des Wuppertaler SV blieb im normalen Rahmen friedlich. Die Polizei spricht von 9 Platzverweisen und einer Anzeige gegen unbekannt (wegen Zündens eines "kleinen Knallkörpers" durch einen Gäste-Fan) bei 3.023 Zuschauern. Dies entspricht einer Quote von 0,29% "auffälligen" Zuschauern. Nachfragen von Wuppertaler Seite (u.a. durch ein Mitglied des Verwaltungsrats des Wuppertaler SV, das als szenekundiger Beamter lange die Wuppertaler Fanszene beobachtet hat), wie die Zahl von 300 gewaltbereiten Fans zustande kommt, wurden von Seiten der ZIS abgeblockt . Ebenso hat die ZIS es abgelehnt an einem, für den 26. August geplanten, runden Tisch mit dem Fußballverband Niederrhein und den betroffenen Vereinen teilzunehmen. Zwar haben sich die zuständigen Behörden mittlerweile, möglicherweise als Reaktion auf Presseanfragen, zur Situation geäußert, jedoch sind die veröffentlichten Informationen zu der Sachlage weiterhin sehr dürftig, teilweise widersprüchlich und ermöglichen es nicht, sich zuverlässig einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Vorbemerkung der Landesregierung Die in der Kleinen Anfrage erbetenen Daten zu den vorgeworfenen Delikten, Tatorten und Tatzeiten werden weder im standardisierten polizeilichen Informationsaustausch Fußball erhoben noch automatisch recherchierbar in polizeilichen Statistiken erfasst. Eine Auswertung über die Datei „Gewalttäter Sport“ würde ebenfalls nur ein unscharfes Bild liefern, da nicht für jede als gewaltbereit oder gewaltsuchend bewertete Person ein Datenbestand in der Datei vorliegt. Eine Sondererhebung, die eine händische Auswertung aller theoretisch in Betracht kommenden Vorgänge erfordern würde, ist in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. 1. Wie viele Anhänger des Wuppertaler SV sind der Landesregierung aktuell na- mentlich als mindestens „gewaltbereit“ bekannt? (Antwort bitte nach Kategorie B / C aufschlüsseln) Die Anzahl der gewaltbereiten und gewaltsuchenden Personen in den Anhängerschaften der Vereine wird von den Polizeibehörden auf Basis von Erkenntnissen aus zurückliegenden Einsätzen und Ermittlungsverfahren erhoben und im Rahmen des standardisierten polizeilichen Informationsaustauschs Fußball zur Verfügung gestellt. Das Polizeipräsidium Wuppertal beziffert die Anzahl dieser Personen in der Anhängerschaft des Wuppertaler SV auf insgesamt 300. Davon entfallen 200 Personen auf die Kategorie LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/3978 3 - B - (der gewaltbereite/-geneigte „Fan“) und 100 Personen auf die Kategorie - C - (der gewaltsuchende „Fan“). Von diesen insgesamt 300 Personen sind dem Polizeipräsidium Wuppertal 252 Personen namentlich bekannt. Davon entfallen 161 Personen auf die Kategorie - B - und 91 Personen auf die Kategorie - C -. Die Differenz von 48 Personen zur Gesamtanzahl der gewaltbreiten und gewaltsuchenden Personen resultiert daraus, dass während gruppendynamischer Sicherheitsstörungen nicht immer alle agierenden Personen im Verlauf des Einsatzes oder Ermittlungsverfahrens identifiziert werden können. 2. Mit welchen vorgeworfenen Delikten sind die oben genannten Anhänger des Wuppertaler SV jeweils auffällig geworden? (bitte nach Delikt aufsummieren) Siehe Vorbemerkung. 3. Wo sind die oben genannten Anhänger des Wuppertaler SV jeweils auffällig ge- worden? (Antwort bitte nach „Heimisches Stadion“, „Auswärtiges Stadion“, „während der An- und Abreise zu Auswärtsspielen im Zug“, „während der Anund Abreise zum Auswärtsspiel außerhalb von Zügen“ etc. aufsummieren) Siehe Vorbemerkung. 4. In welcher Spielzeit sind die oben genannten Anhänger des Wuppertaler SV je- weils zuletzt auffällig geworden? (Antwort bitte nach Saison aufsummieren) Siehe Vorbemerkung. 5. Wenn die ZIS zu Auswärtsspielen des WSV die Anreise von bis zu 200 „gewalt- bereiten“ und 100 „gewaltsuchenden“ Wuppertaler Fans befürchtet, ist es richtig , dass über ein Viertel der „gewaltbereiten“ Fans (Kategorie B) und über die Hälfte der „gewaltsuchenden“ Fans (Kategorie C), die 2011/2012 allen Vereinen der Regionalliga West zugeordnet waren, Anhänger des Wuppertaler SV sind? ((laut ZIS Jahresbericht 2011/2012 sind 768 Kat. B und 199 Kat. C Fans) Falls Nein, Antwort bitte nach Vereinen und Fan-Kategorie aufschlüsseln und sofern bereits vorhanden, bitte auch die Zahlen der Saison 2012/13 nennen.) Das in der Frage aufgeführte Zugehörigkeitsverhältnis entspricht den Angaben des ZISJahresberichts zur Spielzeit 2011/2012. Die Zahlen zur Spielzeit 2012/2013 werden erst im Rahmen der Erstellung des kommenden ZIS-Jahresberichtes zusammengestellt. Wesentliche Änderungen im Vergleich zum Vorjahr sind dabei nicht zu erwarten.