LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode Drucksache 16/4021 18.09.2013 Datum des Originals: 17.09.2013/Ausgegeben: 23.09.2013 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 1566 vom 20. August 2013 der Abgeordneten Ingola Schmitz und Ralf Witzel FDP Drucksache 16/3835 Drohende Finanzierungslücke beim Kulturprojekt ExtraSchicht in der Ruhrregion – Welche Chancen sieht die Landesregierung auch im Jahr 2014 sowie den Folgejahren für eine adäquate Durchführung der Nacht der Industriekultur? Der Minister für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk hat die Kleine Anfrage 1566 mit Schreiben vom 17. September 2013 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Finanzminister, der Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport und dem Minister für Inneres und Kommunales beantwortet. Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Seit dem Jahr 2001 findet alljährlich in einer Nacht im Juni oder Juli das eintägige Kulturfest ExtraSchicht, auch bekannt als Nacht der Industriekultur, in zahlreichen Städten der Ruhrregion statt. Es werden dazu ehemalige Industrieanlagen, aktuelle Produktionsstätten, Zechen und Halden als Spielorte der Industriekultur in Szene gesetzt. Auf ungewohnte Weise soll so der Wandel des Ruhrgebiets von der Schwerindustrie zu einer modernen Wirtschafts- und Kulturregion dokumentiert werden. Durch die außergewöhnlichen Inszenierungen an zumeist ungewöhnlichen Spielorten und die besondere Atmosphäre des Events werden durch die ExtraSchicht auch zahlreiche Bürger angesprochen, die nicht zum klassischen Publikum kultureller Veranstaltungen gehören. Dies spiegeln die Besucherzahlen wider: Die 13. ExtraSchicht im Jahr 2013 haben rund 200.000 Menschen besucht. Geboten wird den Besuchern ein abwechslungsreiches Programm aus Konzerten, Performances, nächtlichen Sonderöffnungen von Ausstellungen sowie Führungen durch Museen und Industriedenkmäler. Damit die Besucher zwischen den Spielorten in verschiedenen Städten unproblematisch pendeln können, werden in dieser Nacht über einhundert zusätzliche Shuttle-Busse eingesetzt. Auch die Taktung im ÖPNV wird der ruhrgebietsweiten Großveranstaltung entsprechend angepasst. Flankiert werden diese Maßnahmen durch etliche an den Haltestellen positionierte ehrenamtliche Helfer, die den Besuchern Auskunft zu Fahrplänen sowie zum kulturellen Programm geben können. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/4021 2 Nun konnte in den vergangenen Wochen in verschiedenen regionalen Medien nachgelesen werden, dass die ExtraSchicht von Geldsorgen geplagt wird. „Denn nach derzeitigem Stand tut sich eine Finanzierungslücke von 500.000 Euro auf, weil EU- und Landesförderung für diese an 50 Ruhrgebiets-Spielstätten stattfindende Veranstaltung wegfallen“, so führt dies zum Beispiel die WAZ am 16. Juli 2013 aus. Und der „Extraschicht“-Projektleiter der Ruhr Tourismus GmbH (RTG), hat in selbigem Artikel angekündigt, mit Hochdruck daran zu arbeiten, diese Lücke zu schließen. Genauere Informationen, wie und ob dies tatsächlich ohne Qualitätsverlust im Programm gelingen kann, gibt es bislang öffentlich noch nicht. Daher ist nach wie vor ungeklärt, ob die Nacht der Industriekultur auch im kommenden Jahr in bewährter Weise durchgeführt werden kann. Bislang standen den Veranstaltern nach Information der WAZ vom 16. Juli 2013 für die Durchführung jeder ExtraSchicht rund 1,7 Millionen Euro zur Unterstützung für die Gesamtveranstaltung zur Verfügung. Diese Summe setzt sich offenbar zusammen aus Ticketeinnahmen, Fördermitteln sowie Sponsoring- und Partnerbeiträgen. Die tatsächlichen Kosten liegen nach Aussage des Projektleiters aber noch höher, da viele Spielstätten zusätzlich eigene Mittel für die Veranstaltung einsetzen und die Leistungen der zahlreichen ehrenamtlichen Helfer bei dieser Kalkulation noch gar nicht eingerechnet seien. Größter Kostenanteil sind wohl die Ausgaben für die Busse und historischen Bahnen – nach WAZ-Angaben rund 500.000 Euro –, mit denen die ExtraSchicht-Besucher mit ihrem Ticket quer durchs Revier zu den Veranstaltungen pendeln können. Sollte an dieser Stelle jedoch gespart, und möglicherweise das Veranstaltungsformat auf wenige Städte im Kernbereich des Ruhrgebietes reduziert werden müssen, sieht der Projektleiter „den Charme der Nacht der Industriekultur“ gefährdet. Besonders für das Ruhrgebiet, aber auch für Nordrhein-Westfalen insgesamt, ist die Nacht der Industriekultur ein Gewinn und wertet das Image der Region deutlich auf. Insofern sollte es erklärtes Ziel sein, dieses besondere kulturelle Angebot auch in Zukunft in möglichst vielen Kommunen des Ruhrgebietes stattfinden zu lassen. Dazu ist eine Unterstützung seitens des Landes sicherlich ein hilfreicher und sinnvoller Finanzierungsbaustein. 1. Wie bewertet die Landesregierung im Einzelnen die Wirkung und Bedeutung des Kulturprojekts ExtraSchicht als Imagefaktor für die Ruhrregion und landesweit? Die Inszenierung der Industriekultur durch die ExtraSchicht ist ein herausragendes kulturtouristisches Event, das Gäste aus ganz Nordrhein-Westfalen und weit darüber hinaus anzieht. Dabei trägt die ExtraSchicht insbesondere mit Blick auf den Wandel des Ruhrgebietes von einer klassischen Industrieregion hin zu einem lebendigen Kultur- und Erlebnisraum erheblich zur Imageverbesserung der Region bei. 2. Mit welchen wahrscheinlichen Fördermitteln des Landes oder anderer Zuwendungsgeber können die Initiatoren für die ExtraSchicht im Jahr 2014 nach heutigem Erkenntnisstand der Landesregierung für ihre weiteren Planungen voraussichtlich rechnen? (Auflistung bitte differenziert nach Zuwendungsgebern vornehmen) Die Initiatoren der ExtraSchicht haben sich im zweiten touristischen Förderwettbewerb Erlebnis.NRW im Jahr 2010 durchgesetzt und eine Förderung aus Mitteln des „Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE)“ und des Landes erreicht, die am LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/4021 3 31. Dezember 2013 ausläuft. Die Bereitstellung weiterer Fördermittel des Landes über das Projektende hinaus ist derzeit nicht vorgesehen. 3. Wie stellt sich im Einzelnen die finanzielle Unterstützung der ExtraSchicht für die Jahre ab 2015 nach Planung und Absicht der Landesregierung dar? Die Landesregierung wird die begrenzten Fördermittel für touristische Projekte auch in den nächsten Jahren voraussichtlich überwiegend in Wettbewerbsverfahren vergeben. Ob sich die Initiatoren der ExtraSchicht daran erneut beteiligen und ggf. im Wettbewerb erfolgreich durchsetzen, lässt sich heute nicht sagen. 4. Welchen genauen Kenntnisstand hat die nordrhein-westfälische Landesregierung bereits hinsichtlich belastbarer Überlegungen, in welchem Umfang und Wege der Veranstalter der ExtraSchicht im Falle einer Kürzung bzw. eines totalen Entfalls der Landes- und/oder EU-Fördermittel die Projektdurchführung für das Jahr 2014 und in den darauffolgenden Jahren bewerkstelligen kann und will? Der Landesregierung Nordrhein-Westfalen liegen dazu keine genauen Erkenntnisse vor. Mit Blick auf das Jahr 2014 hat sich der Veranstalter mit Schreiben vom 4. September 2013 an die Bezirksregierung Arnsberg mit der Bitte gewandt, zu prüfen, ob die in den Jahren 2011- 2013 nicht abgerufenen Fördermittel für die ExtraSchicht 2014 verwendet werden können. Diese Prüfung ist noch nicht abgeschlossen. 5. Zu jeweils welchen Zeitpunkten hat die Landesregierung in diesem Jahr zum Zwecke der Planungssicherheit frühzeitig Gespräche mit dem Veranstalter der ExtraSchicht zu denkbaren zukünftigen Veränderungen bei der öffentlichen Förderung oder Möglichkeiten der Unterstützung bei der Einwerbung alternativer Fördermittel von Dritten geführt? Der Veranstalter der ExtraSchicht weiß seit 2010, dass die Projektförderung Ende 2013 ausläuft. Zudem ist dem Veranstalter seit langem bekannt, dass sich die Rahmenbedingungen für die Förderung touristischer Projekte in der neuen EFREFörderperiode (2014-2020) erheblich ändern werden. Auf Arbeitsebene hat es dazu mehrere Gespräche mit dem Veranstalter gegeben.