LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode Drucksache 16/498 07.08.2012 Datum des Originals: 07.08.2012/Ausgegeben: 10.08.2012 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 103 vom 3. Juli 2012 der Abgeordneten Ursula Doppmeier und Astrid Birkhahn CDU Drucksache 16/193 Erkennt die Landesregierung die Probleme der Berufskollegs nicht? Die Ministerin für Schule und Weiterbildung hat die Kleine Anfrage 103 mit Schreiben vom 7. August 2012 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister für Arbeit, Integration und Soziales und dem Minister für Inneres und Kommunales beantwortet. Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Die Berufskollegs präsentieren sich auf beeindruckende Weise als regionale Leistungsträger der beruflichen Bildung. Dabei arbeiten Schulverwaltung, Schulleiter und Politik oftmals sehr gut zusammen. Dies spüren dann auch die Schülerinnen und Schüler an den jeweiligen Schulen. Berufskollegs können den jungen Menschen dann ein breites Spektrum beruflicher Bildung, ergänzt um vielfältige Angebote der Fort- und Weiterbildung, anbieten. Ihre Bedeutung für die Entwicklung der regionalen Wirtschaftsstandorte ist dabei nicht hoch genug einzuschätzen . Mit der positiven Entwicklung der Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen scheint es jetzt vorbei zu sein. Erste Berufskollegs melden Probleme bei der Lehrerstellenbesetzung und müssen aufgrund von Lehrermangel in bestimmten Bereichen Bildungsgänge streichen. Vor dem Hintergrund, dass die rot-grüne Landesregierung im Koalitionsvertrag beschlossen hat, weitere Stellen bei den Berufskollegs zu streichen, fragen wir die Landesregierung: 1. Wie viele Lehrerstellen will die Landesregierung bei den Berufskollegs, aufgeteilt nach Kreisen in den kommenden Jahren streichen? Auf Grund der positiven Wirkungen der auf Prävention angelegten Bildungs- und Sozialpolitik der Landesregierung kann erwartet werden, dass in dieser Legislaturperiode im Schulbereich LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/498 2 durch den Abbau sog. Warteschleifen eine Präventionsrendite im Umfang von landesweit 500 Stellen erwirtschaftet wird, die der Konsolidierung des Landeshaushaltes zugutekommt. Es handelt sich nicht um Stellenstreichungen, sondern um entsprechende Anpassungen an den gesunkenen Bedarf aufgrund der zuvor ergriffenen und mit zusätzlichen Ressourcen finanzierten Präventionsmaßnahmen. Bereits für das Schuljahr 2012/13 werden im Rahmen des Ausbildungskonsenses in einem ersten Schritt 70 Ausgleichsstellen für die Berufswegeplanung und -beratung und für die Koordination der Berufs- und Studienorientierung bereitgestellt . In welchen Regionen des Landes sich künftig die o. g. Bedarfsanpassungen konkret ergeben werden, ist abhängig von der jeweiligen Schülerzahlentwicklung in den relevanten Bildungsgängen und kann regional nicht prognostiziert werden. Die Landesregierung beabsichtigt keine Verschlechterung der Rahmenbedingungen für Schülerinnen und Schüler an den Berufskollegs. Sie wird auch künftig die Berufskollegs des Landes Nordrhein-Westfalen bedarfsgerecht mit Stellen ausstatten. 2. Wie viele unbesetzten Stellen gibt es bereits jetzt an den Berufskollegs, aufgelis- tet nach Fachbereichen, in Nordrhein-Westfalen, aufgelistet nach Kreisen? Die Besetzung der Stellen im Rahmen des Lehrereinstellungsverfahrens zum Schuljahresbeginn 2012/2013 ist noch nicht abgeschlossen. Zum Stand 13.07.2012 konnten bereits für etwa 300 von rund 350 zu besetzenden Stellen geeignete Lehrkräfte verpflichtet werden. Eine exakte Aufteilung der noch offenen Verfahren nach einzelnen Fachbereichen ist nicht möglich, erfahrungsgemäß sind jedoch im Falle von Schwierigkeiten bei der Personalgewinnung stärker die technisch-gewerblichen Fachrichtungen betroffen. 3. Was plant die Landesregierung gegen Lehrermangel an Berufskollegs zu unter- nehmen? 4. Welche Maßnahmen will die Landesregierung gegen Fachlehrermangel treffen, damit das duale Ausbildungssystem mit seinen hohen Standards auch zukünftig Vorbildcharakter hat? Aktuell und zukünftig muss von einem hohen Bedarf an Lehrkräften an Berufskollegs ausgegangen werden, wobei die technischen Berufskollegs in besonderem Maße betroffen sind. Hochqualifizierte technische Fachlehrkräfte sind auch in ihrer Bedeutung für die Sicherstellung des Fach- und Führungskräftenachwuchses wichtige Erfolgsfaktoren für den Wirtschafts - und Lebensstandort Nordrhein-Westfalen. In einem ersten Schritt werden fünf Maßnahmen durchgeführt, die kurz- und mittelfristig die Versorgung der Berufskollegs mit gewerblich -technischen Lehrkräften verbessern sollen. Zu den kurzfristigen Maßnahmen gehören die Gewinnung von Nebenberuflern und ehemaligen Berufskollegs-Lehrkräften und Initiativen für eine Qualifikationserweiterung von Lehrkräften in technischen Fachrichtungen. Mittelfristig sollen sowohl die kooperative Lehrkräfteausbildung von Lehrerinnen und Lehrern an Universitäten und Fachhochschulen gestärkt als auch die Nutzung des Hochschulzugangs durch beruflich Qualifizierte erhöht werden. Da das Lehramt an Berufskollegs für angehende Hochschulzugangsberechtigte als Option in der Studien- und Berufswahl wenig präsent ist, ist auch eine Initiative zur Nachwuchswerbung geplant. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/498 3 5. Plant die Landesregierung eine Kampagne zur Bekanntheitssteigerung der Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen? Das Berufskolleg wurde im Schuljahr 2011 von über 592.000 Schülerinnen und Schülern besucht. Es stellt damit eine der größten Schulformen dar. Daher ist nicht davon auszugehen , dass die Schulform unbekannt ist. Über die Vielzahl der Bildungsangebote und möglichen Qualifikationen informiert das MSW durch Broschüren und das Schulportal. Alle Berufskollegs haben einen eigenen Internetauftritt und führen Informations- und Beratungstage durch. Eine landesweite Kampagne ist deshalb aktuell nicht vorgesehen.