LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode Drucksache 16/5684 29.04.2014 Datum des Originals: 28.04.2014/Ausgegeben: 02.05.2014 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 2135 vom 24. März 2014 der Abgeordneten Ina Scharrenbach CDU Drucksache 16/5424 Was ist Gegenstand der Sprachkonzeptes „BASIK“ im Elementarbereich? Die Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport hat die Kleine Anfrage 2135 mit Schreiben vom 28. April 2014 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Finanzminister, dem Minister für Inneres und Kommunales und der Ministerin für Schule und Weiterbildung beantwortet. Vorbemerkung der Kleinen Anfrage In der Stellungnahme mit der Nummer 16/1513 der Freien Wohlfahrtspflege NordrheinWestfalen zu dem durch Regierungshandeln obsolet gewordenen Antrag der Fraktionen von SPD und Bündnis `90/Die Grünen mit der Drs.-Nr. 16/4426 wird ausgeführt: „Parallel hat sich eine Arbeitsgruppe beim MFKJKS mit den Fragen einer alltagsintegrierten Sprachbildung im Elementarbereich unter Beteiligung von Frau Prof. [Dr. Renate] Zimmer beschäftigt. Diese in einem Grundlagenpapier zusammengefassten Vorstellungen und Konkretisierungen für die Umsetzung einer alltagsintegrierten Sprachförderung sollten bei der Formulierung gesetzlicher Vorgaben berücksichtigt werden. […] Die Ergebnisse sind im Rahmen eines Beratungskolloquiums zur Sprachbildung am 14.02.2014 in Düsseldorf […]“ „Bildung durch Sprache und Schrift“ ist ein bundesweites, fünfjähriges Forschungs- und Entwicklungsprogramm , welches im Herbst 2013 initiiert wurde. Das Projekt soll die sprachliche Bildung von Kindern sowie die in den Bundesländern eingeführten Angebote zur Sprachförderung , Sprachdiagnostik und Leseförderung im Hinblick auf ihre Wirksamkeit und Effizienz überprüfen und weiterentwickeln. Nordrhein-Westfalen nimmt an diesem Projekt mit insgesamt acht regionalen Verbünden teil. Obwohl das neue Bundesprojekt „Bildung durch Sprache und Schrift“ mehrfach Gegenstand LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/5684 2 der ausschüsslichen Beratung war, wurde erst jetzt bekannt, dass in Nordrhein-Westfalen nicht das derzeit praktizierte Sprachstandsfeststellungsverfahren „Delfin 4“ evaluiert wird, sondern Nordrhein-Westfalen sich mit einem eigenen, landesweiten Modellprojekt „Alltagsintegrierte Sprachförderung und Bewegung“ an dem Bundesprojekt beteiligt. Dieses Projekt ist dem Fachausschuss bis heute nicht bekannt, geschweige denn, dass in NordrheinWestfalen ein eigenes, neues landesweites Sprachförderprojekt Gegenstand der fünfjährigen Evaluation durch den Bund sein wird. Zu dem neuen Landesprojekt fand am 23. November 2013 eine Auftaktveranstaltung im Kreis Herford statt. Innerhalb der zwölfmonatigen Laufzeit des Projektes soll ausweislich der Homepage „[…] die Sprachprozesse der Kinder dokumentiert und die alltagsintegrierte Sprachbildung wissenschaftlich begleitet [werden].“ Dieses neue Sprachförderprojekt des Landesministeriums basiert auf dem von Frau Prof. Renate Zimmer entwickeltem Beobachtungsverfahren „BASIK (Begleitende alltagsintegrierte Sprachentwicklungsbeobachtung in Kindertageseinrichtungen)“. 1. Warum wurde dem Landtag Nordrhein-Westfalen verschwiegen, dass Gegen- stand des Bundesprojektes „BISS“ nicht das geltende Sprachstandsfeststellungsverfahren „Delfin 4“ ist, sondern ein neues landesweites Projekt auf Basis von „BASIK“? Mit ihrer Frage unterstellt die Fragestellerin, dass dem Landtag eine Information verschwiegen worden sei. Dies trifft nicht zu. Vielmehr hat die Landesregierung den Ausschuss für Familie , Kinder und Jugend zu den Sitzungen am 22.11.2012 (Vorlage 16/383), am 21.02.2013 (Vorlage 16/735) und am 03.04.2014 (Vorlage 16/1782) jeweils mit einem schriftlichen Bericht zur gemeinsamen Initiative von Bund und Ländern zur Weiterentwicklung der Sprachförderung , Sprachdiagnostik und Leseförderung – BISS - unterrichtet. Wie insbesondere im letztgenannten Bericht dargelegt, haben sich aus NRW folgende fünf Verbünde aus dem Elementarbereich für das fünfjährige Forschungs- und Entwicklungsprogramm beworben: „Gezielte Alltagsintegrierte Sprachförderung in Schlüsselsituationen" in Essen, "Bewegte Sprache - Alltagsintegrierte Sprachbildung durch Bewegung" in Herford, „Erfolgreich lesen und schreiben in Bergheim (ELSIB)", "MitSprache: Miteinander reden, miteinander leben. Sprachförderung. Gut für Bielefeld." sowie ein Projekt des AWO Bezirksverbandes OWL. Kein Verbund hat sich für die wissenschaftliche Begleitung mit Delfin 4 beworben. 2. Wie hoch ist die finanzielle Förderung für das Projekt „Alltagsintegrierte Sprach- förderung und Bewegung“? Die Landesregierung fördert die wissenschaftliche Unterstützung und Beratung der Weiterentwicklung der Sprachförderung in Nordrhein-Westfalen. Dies umfasst u.a.  die Entwicklung bzw. Weiterentwicklung eines in den Alltag integrierten Verfahrens zur Beobachtung und Dokumentation sprachlicher Kompetenzen von Kindern  Module einer alltagsintegrierten Sprachförderung  ein umfassendes Fortbildungskonzept für pädagogische Fachkräfte  ein Schulungskonzept für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren  die Unterstützung und Beratung bei der Entwicklung von Grundlagen und Materialien. Im Zeitraum 2013 bis 2016 beträgt die Höhe der Landesförderung rund 970.000 Euro. Die Begleitung der beiden Projekte in Essen und Herford (siehe Antwort zu 1.) sind Bausteine LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/5684 3 dieser wissenschaftlichen Beratung und Unterstützung im Kontext der Neuausrichtung der Sprachbildung in NRW. 3. In welchen Bundesländern wird „BASIK“ als offizielles Instrument im Rahmen von Sprachförderung eingesetzt? Bisher wurden Pilotversionen des Verfahrens in den Bundesländern Niedersachsen, Rheinland -Pfalz, Baden-Württemberg und Hessen erprobt. 4. Was ist inhaltlich Gegenstand des Sprachkonzeptes „BASIK“? Bei BaSiK (Begleitende alltagsintegrierte Sprachentwicklungs-beobachtung in Kindertageseinrichtungen ) handelt es sich nicht um ein Sprachkonzept, sondern um ein Beobachtungsverfahren zur Dokumentation sprachlicher Kompetenzen von Kindern ab dem ersten Lebensjahr bis zum Schuleintritt. BaSiK verfolgt einen ganzheitlichen Zugang zur Sprache, ihrer Beobachtung und Bildung. Dabei steht der individuelle Erkenntnisgewinn für eine alltagsintegrierte Sprachbildung, die sich an der Lebenserfahrung der Kinder orientiert, im Vordergrund. Anhand des Verfahrens lassen sich sprachliche Kompetenzen im weiteren (Basiskompetenzen wie die auditive Wahrnehmung etc.) und im engeren Sinne (z.B. Semantisch-lexikalische Kompetenzen, Phonetisch-phonologische Kompetenzen) beobachten. Konzeptionell wurden in BaSiK wissenschaftliche Erkenntnisse unterschiedlicher Autoren berücksichtigt, z.B. Weinert und Grimm (2008), Rothweiler & Ruberg (2011), Tracy (2008), Albers (2009) oder Lüdtke & Licandro (2013). 5. Warum sollen die Fachkräfte in den Einrichtungen, sprich die Erzieherinnen und Erzieher, die ein mögliches neues Konzept ab dem 1. August 2014 anzuwenden haben, erst ab August 2014 fortgebildet werden? Die Landesregierung bereitet alle notwendigen Maßnahmen vor, um nach abschließender Beratung und Beschlussfassung des Änderungsgesetzes zum Kinderbildungsgesetz im Parlament dessen Umsetzung zu gewährleisten.