LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode Drucksache 16/755 29.08.2012 Datum des Originals: 29.08.2012/Ausgegeben: 03.09.2012 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 288 vom 23. Juli 2012 der Abgeordneten Ingola Schmitz FDP Drucksache 16/424 Wie kann dem Erziehermangel in den Kreisen Düren, Euskirchen, Heinsberg und der Städteregion Aachen begegnet werden? Die Ministerin für Schule und Weiterbildung hat die Kleine Anfrage 288 mit Schreiben vom 29. August 2012 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister für Arbeit, Integration und Soziales, der Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport und dem Minister für Inneres und Kommunales beantwortet. Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Im Zuge des ab dem 1. August 2013 geltenden Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für Unterdreijährige ist der Fachkräftemangel im Bereich der frühkindlichen Bildung in aller Munde. Erst am 19. Juli 2012 veröffentlichte die Bertelmann Stiftung einen sogenannten „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme", aus dem hervorgeht, dass im Jahr 2013 nach Berechnungen der Universität Dortmund allein in Nordrhein-Westfalen 90.000 Plätze für Unterdreijährige und hiermit korrespondierend 6.750 Erzieherinnen und Erzieher fehlen werden. Die Erhebung geht aufgrund von Umfragen in den Jugendämtern davon aus, dass Nordrhein-Westfalen eine Bedarfsdeckungsquote an Betreuungsplätzen für Unterdreijährige von mindestens 37 Prozent erreichen sollte, um den Rechtsanspruch zu erfüllen. Der Bedarf wäre somit deutlich höher, als es die rot-grüne Landesregierung bisher einräumt, die ungeachtet der Expertenannahmen noch immer mit einer Bedarfsdeckungsquote von 32 Prozent plant. SPD und Bündnis 90/Die Grünen sollten vor dem zum Teil schon jetzt in einigen Regionen vorherrschenden Erziehermangel nicht länger die Augen verschließen. Es müssen Maßnahmen ergriffen werden, um dem Erziehermangel zu begegnen. Dies betrifft vor allem auch die Frage der Ausbildungskapazitäten für staatlich anerkannte Erzieherinnen und Erzieher, Heilpädagoginnen und Heilpädagogen sowie staatlich anerkannte Heil- LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/755 2 erziehungspflegerinnen und Heilerziehungspfleger, die in Nordrhein-Westfalen an einer Fachschule oder in entsprechenden doppeltqualifizierenden Bildungsgängen der Berufskollegs ausgebildet werden (vgl. § 1 der Vereinbarung zu den Grundsätzen über die Qualifikation und den Personalschlüssel nach § 26 Abs. 2 Nr. 3 des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz)). Die Berufskollegs nehmen daher für die Sicherung des zukünftig benötigten Fachkräftebedarfs gerade auch regional, aber auch überregional eine zentrale Aufgabe wahr. 1. Wie lauten für das Schuljahr 2012/2013 die Anmeldezahlen der Schülerinnen und Schüler, die an Berufskollegs eine Berufsausbildung als Erzieherin/Erzieher anstreben (bitte jeweils nach Gesamtzahl, Ausbildungsstandorten sowie Bildungsgängen für die Kreise Düren, Euskirchen, Heinsberg sowie Städteregion Aachen aufschlüsseln)? Vom Ministerium für Schule und Weiterbildung werden nicht die vorläufigen Anmeldezahlen sondern sinnvollerweise die tatsächlichen Schülerzahlen erfasst. Im Rahmen der Erhebung der amtlichen Schuldaten für das Schuljahr 2012/2013 erfolgt diese Erhebung zum Stichtag 15.10.2012. Die entsprechenden Daten liegen dem Ministerium für Schule und Weiterbildung dann ab Anfang 2013 vor. Eine Einzelabfrage der Anmeldezahlen bei der Bezirksregierung Köln bzw. bei den betroffenen Schulen war aufgrund des damit verbundenen Aufwands und der Ferienzeit innerhalb der für Kleine Anfragen vorgesehenen Antwortfrist nicht leistbar. 2. Wie viele Schülerinnen und Schüler haben in den vergangenen Schuljahren ei- nen entsprechenden Ausbildungsgang an den oben genannten Standorten besucht (bitte im Vergleich der Schuljahre 2009/2010, 2010/2011 sowie 2011/2012 für die einzelnen Berufskollegs und Bildungsgänge aufschlüsseln)? Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die in den Schuljahren 2009/10, 2010/11 und 2011/12 einen entsprechenden Bildungsgang besucht haben, kann, gegliedert nach Schuljahr , Berufskolleg und Fachklasse, der Anlage entnommen werden. 3. Wie hoch war der Unterrichtsausfall an den oben angesprochenen Berufskollegs im Vergleich der Schuljahre 2008/2009, 2009/2010, 2011/2012 (bitte nach einzelnen Schulstandorten in den oben genannten Kreisen sowie insbesondere nach den Bildungsgängen zur Ausbildung von Erziehern/ Erzieherinnen aufschlüsseln )? Der Unterrichtsausfall an Schulen wurde bis zum Schuljahr 2009/10 lediglich für die allgemein bildenden Schulen in Form einer Stichprobenerhebung erfasst. Der Unterrichtsausfall an Berufskollegs wird nicht erhoben. Die gewünschten Daten liegen mithin nicht vor. 4. Wie viele Mitarbeiter ohne abgeschlossene Erzieherausbildung werden zurzeit in den Kindertagesstätten in den oben genannten Kreisen beschäftigt (bitte nach Kreis, Standort, Durchschnittsalter und Qualifikation aufschlüsseln)? Zum Stichtag 1. März 2011 arbeiteten nach der Kinder- und Jugendhilfestatistik in NordrheinWestfalen insgesamt rd. 85.700 Personen in Kindertageseinrichtungen. Von diesen sind rd. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/755 3 60.000 Erzieherinnen und Erzieher. Die übrigen Beschäftigten haben eine andere – überwiegend pädagogische – Ausbildung. Eine Auswertung nach Kreisen liegt der Landesregierung nicht vor. 5. Welche einzelnen Maßnahmen im Detail ergreift die Landesregierung, um eine vollumfängliche Sicherstellung der Fachkräfteausbildung als Erzieherin/Erzieher in den genannten Kreisen zu gewährleisten? Die Landesregierung hat die Ausbildungskapazitäten bereits deutlich ausgeweitet, so dass zukünftig mit mehr Fachkräftepotential für die Kindertageseinrichtungen gerechnet werden kann. Im Gespräch mit den Trägern wird sie alle gegebenen Möglichkeiten erörtern. Die im Koalitionsvertrag als Maßnahme zur Behebung des Fachkräftemangels aufgeführte Entwicklung einer praxisintegrierten Erzieherinnen- und Erzieherausbildung wird dabei konkretisiert werden. 2009 2010 2011 Aachen, BK Käthe-Kollwitz-Schule FS Sozialwesen - Heilerziehungspflege (Praxis; Jahrgang 3 bei VZ, Jahrgang 5 bis 6 bei TZ) 16 18 19 FS Sozialwesen - Heilerziehungspflege (Theorie; Jahrgang 1 u. 2 bei VZ, Jahrgang 1 bis 4 bei TZ) 44 44 45 FS Sozialwesen - Sozialpädagogik (integrierte Form) 56 92 49 FS Sozialwesen - Sozialpädagogik (Praxis; Jahrgang 3 bei VZ, Jahrgang 5 bis 6 bei TZ) 46 56 52 FS Sozialwesen - Sozialpädagogik (Theorie; Jahrgang 1 u. 2 bei VZ, Jahrgang 1 bis 4 bei TZ) 105 103 110 Zusammen: Aachen, BK Käthe-Kollwitz-Schule 267 313 275 Düren, BK Nelly-Pütz Erzieher / AHR 23 50 72 FS Sozialwesen - Heilerziehungspflege (Praxis; Jahrgang 3 bei VZ, Jahrgang 5 bis 6 bei TZ) 19 24 17 FS Sozialwesen - Heilerziehungspflege (Theorie; Jahrgang 1 u. 2 bei VZ, Jahrgang 1 bis 4 bei TZ) 47 47 46 FS Sozialwesen - Sozialpädagogik (Praxis; Jahrgang 3 bei VZ, Jahrgang 5 bis 6 bei TZ) 34 42 49 FS Sozialwesen - Sozialpädagogik (Theorie; Jahrgang 1 u. 2 bei VZ, Jahrgang 1 bis 4 bei TZ) 83 113 97 Zusammen: Düren, BK Nelly-Pütz 206 276 281 Erkelenz, BK Westpromenade FS Sozialwesen - Sozialpädagogik (Praxis; Jahrgang 3 bei VZ, Jahrgang 5 bis 6 bei TZ) 21 13 27 FS Sozialwesen - Sozialpädagogik (Theorie; Jahrgang 1 u. 2 bei VZ, Jahrgang 1 bis 4 bei TZ) 42 68 83 Zusammen: Erkelenz, BK Westpromenade 63 81 110 Euskirchen, BK Thomas-Eßer FS Sozialwesen - Heilpädagogik 19 – 31 FS Sozialwesen - Sozialpädagogik (integrierte Form) – – 109 FS Sozialwesen - Sozialpädagogik (Praxis; Jahrgang 3 bei VZ, Jahrgang 5 bis 6 bei TZ) 35 39 – FS Sozialwesen - Sozialpädagogik (Theorie; Jahrgang 1 u. 2 bei VZ, Jahrgang 1 bis 4 bei TZ) 105 108 62 Zusammen: Euskirchen, BK Thomas-Eßer 159 147 202 Geilenkirchen, BK des Kreises Heinsberg Erzieher / AHR 82 79 79 FS Sozialwesen - Sozialpädagogik (integrierte Form) 25 22 21 FS Sozialwesen - Sozialpädagogik (Praxis; Jahrgang 3 bei VZ, Jahrgang 5 bis 6 bei TZ) 31 29 46 FS Sozialwesen - Sozialpädagogik (Theorie; Jahrgang 1 u. 2 bei VZ, Jahrgang 1 bis 4 bei TZ) 88 101 109 Zusammen: Geilenkirchen, BK des Kreises Heinsberg 226 231 255 Stolberg, BK Am Obersteinfeld FS Sozialwesen - Heilpädagogik 19 25 21 FS Sozialwesen - Sozialpädagogik (Praxis; Jahrgang 3 bei VZ, Jahrgang 5 bis 6 bei TZ) 35 33 74 FS Sozialwesen - Sozialpädagogik (Theorie; Jahrgang 1 u. 2 bei VZ, Jahrgang 1 bis 4 bei TZ) 148 174 141 Zusammen: Stolberg, BK Am Obersteinfeld 202 232 236 Zülpich, BK St.Nikolausstift Erzieher / AHR – 26 64 FS Sozialwesen - Heilerziehungspflege (Praxis; Jahrgang 3 bei VZ, Jahrgang 5 bis 6 bei TZ) – 29 26 FS Sozialwesen - Heilerziehungspflege (Theorie; Jahrgang 1 u. 2 bei VZ, Jahrgang 1 bis 4 bei TZ) 47 62 52 FS Sozialwesen - Sozialpädagogik (Praxis; Jahrgang 3 bei VZ, Jahrgang 5 bis 6 bei TZ) 49 37 38 FS Sozialwesen - Sozialpädagogik (Theorie; Jahrgang 1 u. 2 bei VZ, Jahrgang 1 bis 4 bei TZ) 117 109 105 Zusammen: Zülpich, BK St.Nikolausstift 213 263 285 Zusammen: ausgewählte Berufskollegs 1 336 1 543 1 644 Quelle: Amtliche Schuldaten NRW SchuljahrSchülerinnen und Schüler ausgewählter Berufskollegs und Fachklassen Anlage zur Kleinen Anfrage 288: Schülerinnen und Schüler ausgewählter Berufskollegs und Fachklassen nach Berufskolleg, Fachklasse und Schuljahr