LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode Drucksache 16/7670 05.01.2015 Datum des Originals: 02.01.2015/Ausgegeben: 08.01.2015 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 2933 vom 24. November 2014 der Abgeordneten Ingola Schmitz FDP Drucksache 16/7381 Welche Maßnahmen ergreift die Landesregierung, um aktuelle Praxiserfahrungen und pädagogische Kompetenzen von Pädagogen, die in berufsschulischen Bildungsgängen unterrichten, bestmöglich zu unterstützen? Die Ministerin für Schule und Weiterbildung hat die Kleine Anfrage 2933 mit Schreiben vom 2. Januar 2015 namens der Landesregierung beantwortet. Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Die gerade auch im Vergleich zu anderen Staaten sehr erfolgreiche Rolle des deutschen Berufsbildungssystems ist erst in jüngerer Zeit auch von der OECD vermehrt betont worden – auch wenn dort bisweilen nach wie vor fragwürdige Einschätzungen zur beruflichen Bildung zu vernehmen sind. Offenkundig scheint inzwischen aber auch bei der OECD die umfassende Erkenntnis zu bestehen, wie wichtig die gleichwertige Säule der beruflichen Bildung neben der akademischen Bildung für eine qualitativ hochwertige Bildungsvielfalt in der Bundesrepublik und damit auch in Nordrhein-Westfalen ist. Die FDP sieht sich daher durchaus in ihrer Kritik am „Akademisierungswahn“ und damit einhergehenden Standardabsenkungen sowie der Betonung einer nicht gleichartigen, aber eben gleichwertigen Rolle der beruflichen Säule neben der akademischen Bildung bestätigt. Unlängst hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung die Studie „Skills beyond School: Synthesis Report“ veröffentlicht. In der Untersuchung wird nochmals betont, dass gerade aufgrund des Berufsausbildungssystems in den (mehrheitlich) deutschsprachigen Ländern Deutschland, Schweiz und Österreich der Übergang von der Schule ins Arbeitsleben – vergleichsweise – gut verläuft. Allerdings verweist der Bericht sowohl für Deutschland als auch für Österreich darauf, dass stärkere Anstrengungen notwendig sind, damit Lehrkräfte in beruflichen Bildungsgängen bezüglich der Praxiserfahrungen und der pädagogischen Kompetenzen „auf dem neusten Stand“ sein können. Hierbei wird z.B. auf die Schweiz verwiesen. Dort bestünden demnach flexible Arrangements, die eine Verbindung zwischen Lehr- und Praxistätigkeit erlauben. Daher ist es wichtig zu erfahren, LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/7670 2 welche Anstrengungen die Landesregierung unternimmt, um eben diese Kompetenzen der Lehrerinnen und Lehrer, die in beruflichen Bildungsgängen unterrichten, zu unterstützen. 1. Welche Möglichkeiten bestehen gegenwärtig für Lehrerinnen und Lehrer an beruf- lichen Schulen, Praxisphasen z.B. in Betrieben zu absolvieren, um die – aktuelle – Praxiserfahrung zu stärken? Lehrkräfte an beruflichen Schulen können Betriebspraktika entsprechend den Regelungen des Runderlasses zur Berufs- und Studienorientierung (BASS 12 – 21 Nr. 1, hier Nr. 7.2 Lehrerbetriebspraktika ) in Eigenverantwortung der Schule durchführen. 2. Plant die Landesregierung diesbezüglich zusätzliche Maßnahmen, um solche, in Frage 1 genannte Praxiserfahrungen verstärkt zu ermöglichen? Nein, dazu besteht nach Einschätzung der Landesregierung keine Veranlassung. 3. Welche der in der Schweiz inzwischen bestehenden diesbezüglichen „flexiblen Arrangements“ könnten aus Sicht der Landesregierung auch in NordrheinWestfalen als Vorbild dienen? Die in der Kleinen Anfrage angesprochenen flexiblen Arrangements in der Schweiz basieren auf dem dort traditionell entwickelten ehrenamtlichen Engagement von Unternehmen, die teils mit teils ohne Kostenerstattung zeitweiligen Einsatz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in öffentlichen Einrichtungen, wie Kindergärten und Schulen ermöglichen. Die Empfehlung, mehr Teilzeitkräfte einzustellen, die sowohl einer Lehrtätigkeit als auch einer Tätigkeit in einem Betrieb nachgehen, ist ambivalent zu sehen. Wie bisher sollten hochqualifizierte Personen aus Unternehmungen auch zukünftig nur bei entsprechendem Bedarf im Unterricht eingesetzt werden, da zwar eine sehr gute fachliche Expertise vorliegt, das pädagogische Handlungsrepertoire, das für einen kompetenzorientierten Unterricht benötigt wird, aber nicht vorhanden ist und jeweils eine intensive Einführung in die Bildungsgangarbeit und eine Integration in das gesamte Bildungsgangteam erforderlich ist. 4. Welche Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen erachtet die Landesregierung be- züglich der pädagogischen Kompetenzen für Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen gegenwärtig von besonders herausragender Bedeutung? Die Schwerpunktthemen für die Fortbildung am Berufskolleg werden jährlich zwischen dem MSW und den Bezirksregierungen abgestimmt. Die Leitgedanken der Fortbildungsinitiative 2015/16 sind:  Umsetzung Kompetenzorientierter Bildungspläne  Gestaltung inklusiven Unterrichts im Berufskolleg  Zertifikatskurs für Lehrkräfte mit Lehrbefähigung Pädagogik allgemeinbildender Schulen zur Qualifizierung für einen Einsatz im Bereich der Berufskollegs  Fortbildungsangebot zur Umsetzung des neuen Bildungsplanes Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker/Zweiradmechaniker  Förderung des Hörverstehens in der Fremdsprache  Unterrichtsentwicklung im Beruflichen Gymnasium LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/7670 3 5. Sind bezüglich der in Frage 4 genannten Kompetenzen von Seiten der Landesregierung zusätzliche Maßnahmen bzw. Angebote geplant? Über die unter der Antwort zu Frage 4 aufgelisteten Themenschwerpunkte hinaus sind keine zusätzlichen Angebote geplant. Bedarfsorientiert werden in den jeweiligen Regierungsbezirken weitere Fortbildungsangebote von den Bezirksregierungen unterbreitet.