LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode Drucksache 16/8261 24.03.2015 Datum des Originals: 19.03.2015/Ausgegeben: 27.03.2015 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 3165 vom 26. Februar 2015 der Abgeordneten Ernst-Ulrich Alda und Susanne Schneider FDP Drucksache 16/7999 Wie hoch ist die Akzeptanz und Verbreitung des Bundesfreiwilligendienstes in Nordrhein -Westfalen? Die Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport hat die Kleine Anfrage 3165 mit Schreiben vom 19. März 2015 namens der Landesregierung beantwortet. Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Am 1. Juli 2011 wurde unter der schwarz-gelben Bundesregierung der Bundesfreiwilligendienst gestartet. Ziel ist, allen Menschen, die sich für einen Freiwilligendienst interessieren, einen Platz im sozialen und ökologischen Bereich, aber auch in weiteren Bereichen wie Sport, Integration, Kultur, Politik und Bildung sowie im Zivil- und Katastrophenschutz zur Verfügung zu stellen. Des Weiteren sind die finanziellen Voraussetzungen für einen Einsatz zu schaffen. Alle Mädchen und Jungen, Frauen und Männer sowie Seniorinnen und Senioren können sich beim Bundesfreiwilligendienst gemeinwohlorientiert engagieren. Das Engagement darf zwischen sechs und 24 Monaten lang sein und ist für alle, die älter als 27 Jahre alt sind, auch in Teilzeit möglich. Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums haben im vergangenen Jahr nur 37.881 Freiwillige einen BFD-Dienst angetreten. 2013 waren es noch mehr als 50.0000 Menschen. Auffällig ist vor allem, dass es nur noch rund 9.500 Freiwillige im Alter über 27 Jahren gibt. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich diese Zahl mehr als halbiert. Vorbemerkung der Landesregierung Die Länder sind an der Umsetzung des Bundesfreiwilligendienstes nicht beteiligt. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/8261 2 Für die Durchführung des Bundesfreiwilligendienstes ist das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) zuständig. Von diesem wurden zur Beantwortung der Kleinen Anfrage Beiträge erbeten. Neben dem Bundesfreiwilligendienst (BFD) gibt es die Möglichkeit, sich im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) und dem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) zu engagieren. 1. Wie viele Personen über 27 Jahren haben seit der Einführung des Bundesfreiwil- ligendienstes einen solchen in NRW geleistet (bitte nach Jahren, Männern und Frauen, der Dauer des Dienstes bis zu einem Jahr oder länger als ein Jahr aufschlüsseln sowie Teilzeit)? 2. Wie viele Personen unter 27 Jahren haben seit der Einführung des Bundesfreiwil- ligendienstes einen solchen in NRW geleistet (Bitte aufgeschlüsselt nach Jahren, Männern und Frauen, der Dauer des Dienstes bis zu einem Jahr oder länger als ein Jahr sowie Teilzeit)? Nach Auskunft des BAFzA ist die gewünschte Aufteilung nach Altersgruppen seit Beginn des BFD nicht möglich, da das Alter der Freiwilligen in der Statistik fortgeschrieben wird. Die Angabe , wie viele Freiwillige einen Dienst in Teilzeit abgeleistet haben, ist ebenfalls nicht möglich . Die weiteren Angaben zu beiden Fragen fasst das BAFzA in der nachfolgenden Tabelle zusammen . 3. Mit welchen Maßnahmen fördert die Landesregierung den Bundesfreiwilligen- dienst? Die Verantwortung für den Bundesfreiwilligendienst liegt ausschließlich beim Bund. Gem. § 15 BFDG hat das BMFSFJ einen Beirat gebildet. Das Land NRW stellt hier eine von insgesamt vier Vertreterinnen und Vertreter der Länder. Mit dem Landesarbeitskreis FSJ-BFD in NRW steht das MFKJKS im regelmäßigen Kontakt. 4. Wie beurteilt die Landesregierung die Akzeptanz des Bundesfreiwilligendienstes? Die Nachfrage nach Bundesfreiwilligendienststellen wie auch nach den Stellen in den Jugendfreiwilligendiensten zeigt, dass es – vor allem bei jungen Menschen – eine große Bereitschaft gibt, sich im Rahmen eines Lerndienstes für das Gemeinwesen zu engagieren. Mit der Einführung des Bundesfreiwilligendienstes wurden die vorhandenen Plätze fast verdoppelt. Insofern ist der Bundesfreiwilligendienst ein Erfolg. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/8261 3 5. Welche Gründe sieht die Landesregierung für den Rückgang der Zahlen von Freiwilligen, die über 27 Jahre alt sind? Nach Auskunft des BAFzA ist die Nachfrage nach dem BFD nach wie vor sehr hoch und es gibt mehr Bewerberinnen und Bewerber für einen BFD als Haushaltsmittel zur Verfügung stehen. Von einem „Einbruch“ kann nicht gesprochen werden. Die genannten Zahlen spiegeln die Zahl der Dienstbeginne wider. Da ein Dienst in jedem Monat eines Jahres begonnen werden kann, sind diese Zahlen wenig geeignet, um den Verlauf und die Entwicklung des Bundesfreiwilligendienstes zu beurteilen. Die Zahl der hohen Dienstantritte in 2013 war einer „Überbuchung“ geschuldet, die einmalig mit zusätzlichen Haushaltsmitteln in 2014 bereinigt werden konnte. Die Entwicklung des BFD ist vielmehr anhand der Jahresdurchschnittszahl der Freiwilligen im Dienst darzustellen, und diese hat sich von 2013 auf 2014 insgesamt, aber auch für die lebensälteren Freiwilligen, sogar erhöht. In Zahlen: Im Jahresdurchschnitt 2013 haben 40.356 Freiwillige (davon 17.030 über 27 Jahre ) einen Dienst geleistet und im Jahresdurchschnitt 2014 waren es 42.786 Freiwillige (davon 17.454 über 27 Jahre). Ergänzende Information: Die 20 Zentralstellen verwalten ihre Kontingente in eigener Verantwortung. Es werden seitens des Bundes keine Vorgaben gemacht, wie diese Verteilung auszusehen hat, das bezieht sich auch auf die Altersstruktur. Nur bei der Zentralstelle BAFzA erfolgt eine Steuerung, die eine Alterskomponente berücksichtigt . Da die dem BAFzA angeschlossenen Einsatzstellen überproportional viele Nachfragen von lebensälteren Freiwilligen haben, besteht die Gefahr der Verdrängung von lebensjüngeren Interessierten. Um eine faire Verteilung auf alle Altersgruppen gewährleisten zu können, ist es allerdings notwendig, bei der Zentralstelle BAFzA einen Teil der Kontingente des BFD für jüngere Freiwillige, wie z. B. Schulabgängerinnen und Schulabgänger, zurückzuhalten , die im Gegensatz zu den lebensälteren Freiwilligen in der Regel ihren BFD jeweils im August/September eines Jahres beginnen.