LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode Drucksache 16/8274 25.03.2015 Datum des Originals: 25.03.2015/Ausgegeben: 30.03.2015 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 3171 vom 24. Februar 2015 der Abgeordneten Christina Schulze Föcking CDU Drucksache 16/8005 Biodiversitätsstrategie – Bekämpfung invasiver Arten Der Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz hat die Kleine Anfrage 3171 mit Schreiben vom 25. März 2015 namens der Landesregierung beantwortet. Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Die Landesregierung geht in ihrer Biodiversitätsstratgie davon aus, dass sich in NordrheinWestfalen rund 400 gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten, sogenannte „Neobiota“ angesiedelt haben. Neobiota sind Pflanzen, die seit der Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 absichtlich oder unabsichtlich eingeschleppt wurden. Von diesen 400 Arten gelten 45 als invasiv und sollen nach Ansicht der Landesregierung bekämpft werden, weil dies für die Erhaltung der biologischen Vielfalt unumgäglich sei. 1. Wie hat sich die Verbreitung dieser als invasiv eingestuften Arten in den letzten Jahrzehnten in Nordrhein-Westfalen entwickelt? 2. Warum wurde die Art jeweils als invasiv eingestuft? 3. Welche Schäden für die heimische Pflanzenwelt, die Landwirtschaft und die Menschen wurden jeweils von der als invasiv eingestuften Art hervorgerufen? Die Fragen 1, 2 und 3 werden gemeinsam in der als Anlage 1 beigefügten Tabelle beantwortet . Für nähere Informationen wird auf das Neobiota-Portal Nordrhein-Westfalen beim Lan- LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/8274 2 desamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen verwiesen (http://neobiota.naturschutzinformationen-nrw.de/site/). 4. Wie viele finanzielle Mittel musste die Landesregierung auf Flächen des Landes in der Vergangenheit für die Bekämpfung der als invasiv eingestuften Arten aufbringen ? In den letzten fünf Jahren (2010 bis 2014) wurden auf landeseigenen Grundstücken rund 264.000 € Landesmittel eingesetzt. Die Tabelle gibt eine Übersicht über die Verteilung dieser Mittel auf die fünf Regierungsbezirke. 2010 2011 2012 2013 2014 BR Köln 62.280 € 62.280 € - - - 20.270 €* 20.270 €* BR Det- mold - 14.877 € 800 € 11.425 € 13.800 € BR Müns- ter 6.500 € 7.810 € 8.399,56 € 8.163,94 € 8.085,40 € BR Arns- berg 7.600 € 7.600 € 8.500 € 7.600 € 8.500 € BR Düs- seldorf 1.830 € 4.350 € 4.185 € 5.900 € 3.700 € * EU-Mittel 5. Was versteht die Landesregierung genau unter „Arten, für die Nordrhein- Westfalen eine besondere Verantwortung trägt“ (vgl. Entwurf Biodiversitätsstrategie NRW, Seite 25)? Entsprechend den bundesweiten Verantwortlichkeitskriterien des Bundesamts für Naturschutz sind vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) diejenigen Arten ermittelt worden, für die das Land Nordrhein-Westfalen eine besondere Verantwortung trägt. Demzufolge zählen zu den sogenannten „Verantwortungsarten “ jene Arten, die weltweit nur in Nordrhein-Westfalen vorkommen (Endemiten), die in Nordrhein-Westfalen mit wesentlichen Flächenanteilen auftreten und für die Deutschland eine hohe Verantwortlichkeit zufällt (d.h. in Deutschland liegen > 33 % des weltweiten Areals oder > 10 % bei Lage im Arealzentrum), die in Nordrhein-Westfalen seit langer Zeit extrem isolierte Vorkommen außerhalb ihres Hauptverbreitungsgebietes aufweisen oder die in Nordrhein -Westfalen vorkommen und gleichzeitig weltweit gefährdet sind. Anlage Kleine Anfrage 3171 "Biodiv~rsitätsstrategie - Bekämpfung invasiver Arten" (Fragen 1 bis 3) Artname Beifuß-Ambrosie Großer Algenfarn Helm's Dickblatt Nuttalls Wasserpest . Japanischer Stauden knöterich Sacha Ii nStaudenknöterich BastardStaudenknöterich Herkulesstaude 1 -Zunahme starke Zunahme, seit 2009 Abnahme Zunahme konstant starke Zunahme - starke Zunahme -starke Zunahme starke Zunahme starke Zunahme Grund der Einsfufungals invasive Art I-negative Okosysteniare . !: Auswirkungen,interspezifische Konkurrenz Gesundheitsschäden, wirtschaftliche Schäden negative okosystemare Auswirkungen, interspezifische Konkurrenz negative ökosystemare Auswirkungen, interspezifische Konkurrenz ökosystemare Auswirkungen, interspezifische Konkurrenz, ~irtschaftliche Schaden r nterspezifische Konkurrenz, negative ökosystemare Auswirkungen; -wirtschaftl-iche Schäden - Interspezifische Konkurrenz, negative ökosystemare Auswirkungen; wirtschaftliche Schäden Interspezifische Konkurrenz, negative ökosystemare Auswirkungen; wirtschaftliche Schäden Interspezifische Konkurrenz, negative ökosystemare . Auswirkungen, wirtschaftliche, gesundheitliche Schäden Schäden an-Tieren" und PflanZen, wirtschaftliche Schäden, Gesundheitsschäden, Beschattung-von Halblrockenräsen ündWeinbergsbrachen, kaum -:' mechanisch zu bekampfen, befördert durch Klimawandel Pollenallergen; erzeugt Heuschnupfen und Asthma; in Brandenburg relevantes Ackerunkraut in Sommerkulturen, befördert durch Klimawandel, in NRW systematisch bekämpft (frühe Tilgung) gefahfdefdie biologische Vielfalt in GewasSem, befördert durch Klimawandel verdrängt durch Massenentwicklung die heimischen Wasserpflanzen bildet Massenbestaride in Ruhritauseenf GefAhrdung heimischer Arten wird angenommen, wasserwirtschaftliehe Schaden, Behinderung Freizeitnutzungt Bootsverkehr,&age!Spo~ bildet dominante Massenbestände, verdrängt heimische Arten, wasserwirtschaftliche Schäden, erhöhte Straßenunterhaltungskosten zur Erhaltung des SichtraumprofHs, kaum mechanisch bekämpfbar bildet dominante Massenbestande, verdrangt 'heimisChe Arten, wasserwirtschaftliche Schaden, erhöhte Straßen unterhaltungskosten zur Erhaltung des Sichtraumprofils, kaum mechanisch bek~mpfbar bildet dominante Massenbestände, verdrängt heimische Arten, wasserwirtschaftliche Schäden, erhöhte Straßenunterhaltungskosten zur Erhaltung des Sichtraumprofils, kaum mechanisch bekämpfbar bildet dominante Massenbestande, verdrängt heimische Arten, verursacht schwere Hautverbrennungen; erhöhter Aufwand für GfÜnflächen- und Straßenrandpflege sowie Wegeunterhaltung Großer Wassernabel Wechselständige Wasserpest Heusenkrauter Amerikanischer Stinktierkohl Brasltianisches Tausendblatt Verschiedenblättriges Tausendblatt Späte Traubenkirsche Robinie Tiere -Nilgans Schneegans 2 Zunahme starke Zunahme unbekannt .. noch nicht in NRW konstant unbekannt Zunahme Zunahme starke Zunahme konstant negative ökosystemare Auswirkungen, interspezifische Konkurrenz i 6kosystemare Aüswlrkungen, 'i interspezffische Konkurrenz negative ökosystemare Auswirkungen, mterspezifische Konkurrenz negatiVe ökosystem are Auswirkungen f interspezifische Konkurrenz negative ökosystemare Auswirkungen, interspezifische Konkurrenz negative Okosystemare Auswirkungen,interspezifische KQnkyrre_n~ negative ökosystemare Auswirkungen, interspezifische Konkurrenz 'negatTve ökosystemare .. -Auswirkungen. interspezifische Konkurrenz negative ökosystemare Auswirkungen, interspezifische Konkurrenz negative ökosystemare Auswirkungen InterspezifiSChe Konkurrenz? wirtschaftliche Schaden nicht invasiv Zuwachsen derWasseroberfläche, verdrängt heimische Arten; bei westlichen Nachbarn auch Auswirkungen auf Fischerei, Schifffahrt und Tourismus rv1aSsene-ntwicklungen--an Fließgewässem UndTn AlJEinwäideiiireduziert Vielfaltheimischer Arten. Auswirkungen auf Tierwelt: neben_ n~g~tj.ven aU9hPOJ5it!ve: ~pekt~ (BIOt~nQ.e§uctler) bildet dominante Massenbestände in Gewässern, verdrängt heimische Arten starke Zunahme bei westlich . angrenzenden Nachbarn, bildet dominante Massenbestände an der Wasseroberfläche, . verdrängt heif]llSche Ar:ten überwächst niedrigwüchsige QueUfluren und NiedermoorVegetation bildet dominante Massenbestandet Sauerstoffzenrung, verdrängt heimische Arten bildet dominante Massenbestände, Sauerstoffzehrung, verdrängt heimische Arten, negative Auswirkungen auf Wassersportnutzungen NRW: obertebt nur in der kOnstlich erwarmtenErf( kimn bei . fortdauerndem Klimawandel Massenbestande auf frostfreien W~sser@chen bilden l!.nd heimische Arten_ verd ran gen . Beschattung lichter Wälder, Verdrängung lichtliebender Arten, stört Naturverjüngung heimischer Lichtbaumarten, z. B. der Eiche, Bodenversauerung, Erschwernis der Pflege an Wald grenzender Offen land-Biotope Stlckstoffanreicherung des. Bodens. dringt auf trockenrasen vor und erschwert Magerrasenpflege, Wurzelbrut, Klimawandel: Gefährdung wertvoller Eichenwalder verdrängt andere Wasservögel am -Srutplatz, aber bisher keine Auswirkungen auf Populationse.bene,erhöhtesVogelsphlagrisiko auf Verkehrslangeplägen, landwirtschaftliche· Schäden bisher nur eine Kolonie in Neuss, Verkotung einer städtischen Grünanlage Spanische Wegschnecke Kanadagans SQßwasSe'f -Röhren krebs Fein-/Grobgerippte Körbchenmuschel Großer Höckerflohkrebs Zebramuschel Wollhandkrabbe Asiatischer Marienkäfer ' .Rlesenc-Weberknecht Nutria Fluss-Grundel Schwarzmaul-Grundel Marderhund 3 starke Zunahme starke Zunahme starke Zunahme starke Zunahme rückläufig starke Zunahme starke Zunahme Zunahme Zunahme starke Zunahme unbekannt interspezifische Konkurrenz, wirtschaftliche Schäden negative ökosystemare Auswirkungen, wirtschaftliche Schäden ' negative ökosystemare Auswirkungen,interspezifische !SQnkurrenz negative ökosystemare Auswirkungen, interspezifische Konkurrenz Pradation." KrankheitsübertTager interspezifische Konkurrenz, negative ökosystemare Auswirkungen, wirtschaftliche Schäden ' interspez1fische Konkurrenz, wirtschaftliche Schaden ' interspezifische Konkurrenz? wirtschaftliche Schäden interspezifische Konkurrenz? negative ökosystemare Auswirkungen, wirtschaftliche Schäden interspezifische Konkurrenz, Pradation interspezifische Konkurrenz, Prädation, Krankheitsüberträger pradation, KrankheitsOberträger starke Ausbreitung auf Kosten der heimischen Roten Wegschnecke seit 1990, wirtschaftliche Schaden in Landwirtschaft und Garte[lbgu, N,eQZoon....Qder .!leueheirnische Art? Röhrichtvernichtung durch Fraß, erhöhtes Vogelschlagrisiko an Verkehrslandeplätzen, landwirtschaftliche Schäden, Verunreinigung " von Badeseeufern durch Kot Verdrängung von ' koloniebifdenden Arten u, HartSubStratbesiecllem' durch Bau von Wohnröhren, Nahrungskonkurrenz zu anderen Filtriere rn Nahrungs- und Lebensraumkonkurrenz zu heimischen Muscheln Massenentwicklungin allen Gewässertypen, hoher Fraßdruck auf heimische Kleintierfauna des Gewässerbodens, Zwischenwirt eines Fischparasiten(pomp-homynchus tereticollis) . Massenentwicklung in allen Gewässertypen, Verdrängung heimischer Muscheln und Krebse, inzwischen wieder rückläufig, Infrastrukturschäden an Rohrleitungen und Wasserbauwerken bei hohen Dichten Nahrungskonkürrent Zü einheimiScher Fischarten~Schädenan Reusen, Fang und Netzen der ' B~rufsflSCher, wa~rwirtschaftliche §chäd~n Konkurrenz zu heimischem Siebenpunkt-Marienkäfer? bei hohen Dichten Schäden im Wein- und Gartenbau Massenentwickiung und sehr schnelle Äusbreitung, Konkurrenz zu heimiscf}en Weberknechtarten? __ _ __ Schädigung von Wasserpflanzen- und Röhrichtbeständen durch Fraß, Schäden an Uferbauten und -befestigungen, gefördert durch Klimawandel MonopoJisierurig von Ressöurcen, Fischrauber Monopolisierung von Ressourcen, Fischräuber, bedeutsamer Zwischenwirt für Fischparasiten in NRWnur vereinzelt, nachteiliger Einfluss auf Limikoien--und Enten-Brutkolonien denkbar, potentieller Übertrager des Fuchsbandwurms und Tollwuterregers Bisamratte Kalikokrebs Kamberkrebs Signalkrebs Kessler-Grundel Roter Amerikanischer SUlTIpfkrebs Marmorkrebs Waschbär Blaubandbärbling Halsbandsittich Nordamerikanischer Ochsenfrosch Rostgans Schmuckschildkröten Kräusel-Jagdspin ne 4 Zunahme noch nicht in NRW Zunahme starke Zunahme starke Zunahme nur . Einzelfunde ausg9§9tzt~r Tiere nur Einzelfunde ausgesetzter Tiere Zunahme unbekannt Prädation, negative ökosystemare Auswirkungen, wirtschaftliche Schäden interspezIfische Konkurrenz; Krankheitsüberträger ' interspezifische Konkurrenz, Krankheitsüberträger, wirtschaftliche Schäden interspezifische . KonkUrrenz, Krankheitsobertrager Prädation, interspezifische Konkurrenz ~nkheisobenräger lnters~ifischE!.l