LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode Drucksache 16/9439 06.08.2015 Datum des Originals: 06.08.2015/Ausgegeben: 11.08.2015 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 3656 vom 3. Juli 2015 der Abgeordneten Marcel Hafke und Ralph Bombis FDP Drucksache 16/9251 Wie entwickelt sich die Zahl der Unternehmensgründungen in Nordrhein-Westfalen? Der Minister für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk hat die Kleine Anfrage 3656 mit Schreiben vom 6. August 2015 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister für Arbeit, Integration und Soziales sowie der Ministerin für Innovation , Wissenschaft und Forschung beantwortet. Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Unternehmensgründungen sind der Treibstoff einer modernen und innovationsbasierten Volkswirtschaft. Ohne mutige und engagierte Gründerinnen und Gründer schläft die Innovationskraft der Gesellschaft ein. In Deutschland finden Startups allerdings keine günstigen Rahmenbedingungen vor. Die Konsequenzen sind ein unterentwickeltes Gründungsklima und rückläufige Gründerzahlen. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages spricht bereits von einer "Gründungsmisere" in Deutschland. Auch der "Global Entrepreneurship Monitor" (GEM) zeichnet ein verheerendes Bild: Im Vergleich der 26 gemessenen innovationsbasierten Volkswirtschaften liegt Deutschland abgeschlagen auf dem 22. Platz. Spitzenplätze nehmen dagegen z.B. die USA, Kanada, Israel oder auch die Niederlande ein. Nordrhein-Westfalen unterschreitet die deutschlandweit bereits ungünstige Lage sogar noch. So sind sowohl die Gründerquote als auch die Selbstständigenquote in Nordrhein-Westfalen trotz der vielen mutigen Menschen, die Startups schon heute auf den Weg bringen, noch schlechter ausgeprägt als im deutschen Durchschnitt. Dabei bräuchte gerade Nordrhein-Westfalen mehr Dynamik und mehr Innovationen durch neue Unternehmen und engagierte Gründerinnen und Gründer. Denn Nordrhein-Westfalen leidet unter eine Wachstumsschwäche. So schneidet das Wirtschaftswachstum des Landes laut Angaben des Statistischen Landesamtes im Deutschlandvergleich auch 2014 wieder unterdurchschnittlich ab. Die Wachstumsschwäche verfestigt sich demnach. Eine Konse- LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/9439 2 quenz daraus ist zum Beispiel die nach Bremen zweithöchste Arbeitslosenquote sämtlicher westdeutscher Bundesländer. Im Januar 2015 hat die Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen diverse Maßnahmen der Landesregierung beschrieben und weitere angekündigt, mit denen aus ihrer Sicht das politische Umfeld sowie die Rahmenbedingungen für Startups verbessert werden können. Eine spürbare Verbesserung des Gründungsklimas ist allerdings bisher ebenso wenig festzustellen wie ein messbarer Anstieg der Zahl der Unternehmensgründungen. 1. Wie viele Gründungen pro Jahr gab es nach Kenntnis der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen von 2010 bis 2015 (bitte aufgeschlüsselt nach Monat und Kalenderjahr )? Die Anzahl der Gründungen in Nordrhein-Westfalen lässt sich der nachfolgenden Tabelle des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) entnehmen. Für das Jahr 2015 liegen noch keine Zahlen vor. Die erbetene Aufschlüsselung nach Monaten liegt hier nicht vor und wäre nur mit zusätzlichem Aufwand gesondert zu erheben. 2010 2011 2012 2013 2014 Gewerbliche Existenzgründungen (Basis: Gewerbeanzeigenstatistik ) 87.545 84.508 73.578 73.835 69.559 Existenzgründungen in den Freien Berufen (Basis: Meldungen der Finanzverwaltungen ) k.A. k.A. 20.800 20.900 21.700 2. Wie viele sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze sind durch diese Gründungen jeweils entstanden? Aus den Bestandsdaten zum Zeitpunkt der Gewerbeanmeldung lässt sich nicht valide ermitteln , wie viele Arbeitsplätze durch Unternehmensgründungen seit 2010 in NordrheinWestfalen insgesamt entstanden sind. Dafür müssten Paneldaten zu den neugegründeten Unternehmen und deren Beschäftigten über den Zeitraum von 2010 bis 2015 erhoben werden , was mit einem bürokratischen Mehraufwand für die neugegründeten Unternehmen verbunden wäre. Daten dazu liegen nicht vor. 3. Wie nachhaltig bzw. erfolgreich waren diese Gründungen jeweils? Die amtliche Statistik enthält keine Informationen über die Nachhaltigkeit dieser Gründungen. Die Erhebungen des KfW-Gründungsmonitors zeigen, dass deutschlandweit durchschnittlich in den ersten drei Geschäftsjahren rund 30 Prozent der Existenzgründungen wieder aufgegeben werden. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/9439 3 4. Wie hoch war bei diesen Gründungen jeweils der Anteil der Gründungen aus bestehender bzw. drohender Arbeitslosigkeit? Nach Zahlen des KfW-Gründungsmonitors ist die Anzahl der Gründungen aus Arbeitslosigkeit bundesweit in den letzten Jahren rückläufig. Im Bundesdurchschnitt erfolgt etwa jede siebte Existenzgründung aus der Arbeitslosigkeit heraus. 5. Wie stellen sich die Gründungen von 2010 bis 2015 in verschiedenen Branchen dar (bitte aufgeschlüsselt nach Kalenderjahr und prozentualem Anteil der Gründungen der jeweiligen Branche im Verhältnis zur Gesamtzahl der Gründungen)? Die Gründungsanzahl und -anteile in verschiedenen Branchen lassen sich der nachfolgenden Tabelle des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn entnehmen. Für 2015 liegen noch keine Zahlen vor. Zu Existenzgründungen in den Freien Berufen gibt es keine Angaben der Finanzverwaltung nach Wirtschaftsbereichen. Wirtschaftsbereich 2010 2011 2012 2013 2014 Anzahl Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 360 323 227 228 212 Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe 4.227 3.153 2.771 2.684 2.317 Baugewerbe 14.336 16.002 15.316 16.890 15.187 Handel 19.296 18.065 15.207 14.780 14.079 Gastgewerbe, Verkehr, Information und Kommunikation 15.946 15.278 13.685 13.587 13.158 Sonstige Dienstleistungen 33.381 31.687 26.373 25.667 24.607 Gewerbliche Existenzgründungen insgesamt 87.545 84.508 73.578 73.835 69.559 Anteil in % Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 0,4 0,4 0,3 0,3 0,3 Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe 4,8 3,7 3,8 3,6 3,3 Baugewerbe 16,4 18,9 20,8 22,9 21,8 Handel 22,0 21,4 20,7 20,0 20,2 Gastgewerbe, Verkehr, Information und Kommunikation 18,2 18,1 18,6 18,4 18,9 Sonstige Dienstleistungen 38,1 37,5 35,8 34,8 35,4 Gewerbliche Existenzgründungen insgesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0