LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode Drucksache 16/9464 11.08.2015 Datum des Originals: 10.08.2015/Ausgegeben: 14.08.2015 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 3669 vom 15. Juli 2015 der Abgeordneten Thomas Nückel und Angela Freimuth FDP Drucksache 16/9276 Was unternimmt die Landesregierung zur Stärkung der Wissenschaftsregion Ruhrgebiet ? Die Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung hat die Kleine Anfrage 3669 mit Schreiben vom 10. August 2015 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk beantwortet. Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Am 1. Juni wurden vom Regionalverband Ruhr, von der IHK Mittleres Ruhrgebiet und vom Institut für angewandte Innovationsforschung erste, ausgewählte Ergebnisse der Studie „Wissenschaftsregion Ruhr“ zu den regionalökonomischen Effekten durch die Wissenschaft im Ruhrgebiet vorgestellt. Dabei wird anhand dieser ersten Ergebnisse ein deutlicher Nachholbedarf der Wissenschaftsregion Ruhr erkennbar. Demnach bilden die Hochschulen (ohne die FernUni Hagen) im Ruhrgebiet mit einer Betreuungsrelation von durchschnittlich 66 Studierenden pro Professor bzw. Professorin das bundesweite Schlusslicht. Die Autoren der Studie fordern deshalb eine Verbesserung der Betreuungsrelation , da dies zusätzliche Nachfrage- und Beschäftigungseffekte generieren und eine praxisnahe Lehre im Ruhrgebiet ermöglichen würde. Des Weiteren wurde festgestellt, dass auch die Anzahl der außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Verhältnis zur Bedeutung des Hochschulstandortes zu gering ist. Verglichen mit anderen Wissenschaftsregionen haben die Hochschulen im Ruhrgebiet durch geringere Kooperationsmöglichkeiten mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen in direkter Nachbarschaft einen erheblichen Standortnachteil. Die Forschung im Ruhrgebiet wäre demnach durch Neuansiedlungen außeruniversitärer Forschungseinrichtungen zu stärken. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/9464 2 Das Ruhrgebiet hinkt ausweislich der Studie bei der wirtschaftlichen Entwicklung den übrigen Landesteilen immer noch hinterher. Da Investitionen in die Wissenschaft stets auch Investitionen in eine zukünftig prosperierende Wirtschaft sind, ist es widersprüchlich, dass ausgerechnet einer Region im Strukturwandel vergleichsweise weniger Ressourcen für gute Lehre und Spitzenforschung zur Verfügung stehen. Ziel muss daher sein, die regionalökonomischen Effekte der Wissenschaft in der Metropolregion Ruhr optimal zu nutzen. 1. Wie viele Studierende kommen an den nordrhein-westfälischen Hochschulen durchschnittlich auf einen Professor bzw. eine Professorin (bitte für jede Hochschule in Nordrhein-Westfalen die aktuellste und verfügbare Betreuungsrelation benennen)? s. Anlage 2. Wie bewertet die Landesregierung den Umstand, dass die Betreuungsrelation „Studierende pro Professor bzw. Professorin“ an den Hochschulen der Metropolregion Ruhr landes- und bundesweit am ungünstigsten ist? Anhand der Daten zur Studierenden-/Professorenrelation kann schon im landesweiten Vergleich nicht festgestellt werden, dass die Betreuungsrelation an den Hochschulen der Metropolregion Ruhr am ungünstigsten ist. Hierzu verweise ich auch auf die in der Anlage beigefügten Hinweise zur Interpretation der Studierenden-/Professorenrelation. 3. Was unternimmt die Landesregierung zur Verbesserung der Betreuungsrelation an den Hochschulen der Metropole Ruhr? Die Landesregierung hat kontinuierlich auf eine bessere finanzielle Ausstattung der Hochschulen hingewirkt. Die Summe aller Zuschüsse an die Hochschulen (ohne Medizin) ist von 3,16 Milliarden Euro im Jahr 2010 um rund 53% auf 4,83 Milliarden Euro im Jahr 2014 gestiegen . Die Zuschüsse können von den Hochschulen auch zur Verbesserung der Betreuungsrelation eingesetzt werden. Mit der Bereitstellung von Qualitätsverbesserungsmitteln in Höhe von 249 Millionen Euro jährlich sind in den Zuschüssen an die Hochschulen zudem Mittel enthalten, die das Land ausschließlich für die Verbesserung der Qualität in Lehre und Studium zur Verfügung stellt. Damit bietet die Landesregierung allen Universitäten und Fachhochschulen in Trägerschaft des Landes gezielt die Möglichkeit, ihre Studienbedingungen zu verbessern. Hierzu zählt insbesondere auch eine Verbesserung der Betreuungsrelation. Die Mittel werden nach dem Prinzip "Geld folgt Studierenden" an alle Hochschulen vergeben. 4. Welche Maßnahmen plant die Landesregierung, um bestehende außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in der Metropole Ruhr bzw. die Ansiedlung neuer außeruniversitärer Forschungseinrichtungen zu fördern? Das Land fördert gegenwärtig insgesamt 20 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in der Wissenschaftsregion Ruhr. Hierzu zählen drei Max-Planck-Institute, fünf Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft, vier Leibniz-Institute sowie acht Institute der Johannes-RauForschungsgemeinschaft . Die Förderung umfasst sowohl die Institutionen als auch Forschungsprojekte und Baumaßnahmen. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/9464 3 Die Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, neue außeruniversitäre Forschungsinstitute im Land anzusiedeln. In der Metropole Ruhr ist dies seit Beginn der Legislaturperiode mit dem Fraunhofer-Anwendungszentrum an der Fachhochschule Hamm-Lippstadt gelungen. Auch mit der Gründung der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft wurden außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in der Wissenschaftsregion Ruhr institutionell verankert. Die Landesregierung wird auch weiterhin die Ansiedlung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in der Wissenschaftsregion Ruhr unterstützen. 5. Welche Maßnahmen plant die Landesregierung, um universitäre Ausgründungen von Unternehmen zu fördern? Die Landesregierung hat im Januar 2015 die Initiative HochschulStart-up.NRW gestartet. Um Firmengründungen zu unterstützen, werden in dieser Initiative verschiedene Angebote gebündelt : Dazu gehören Innovationslabore, das Förderprogramm START-UP HochschulAusgründungen und das NRW.Bank Venture Center. Das Programm START-UP HochschulAusgründungen fördert Gründungswillige aus nordrhein-westfälischen Hochschulen bei der Vorbereitung ihrer Hochschulausgründung. Zudem fördert die Landesregierung in diesem Jahr erneut die Ausrichtung des European Venture Summit (EVS) im Dezember in Düsseldorf. Der EVS ist die zentrale Abschlussveranstaltung des alljährlich durchgeführten European Venture Contest (EVC), in dessen Rahmen sich junge Unternehmen (wie etwa universitäre Ausgründungen) auf 15 regionalen Veranstaltungen in ganz Europa potentiellen Geldgebern vorstellen können. Die jeweils Besten werden dann zum EVS nach Düsseldorf eingeladen und erhalten dort noch einmal die Chance , vor einer Vielzahl von Investoren zu "pitchen". Ein spezielles "Coaching" der Jungunternehmerinnen und -unternehmer im Vorfeld der Veranstaltung ist Teil des Programms. Kleine Anfrage 3669 Anlage Frage 1 Hochschultyp Öffentlich-Rechtliche Universitäten Öffentlich-Rechtliche Universitäten Öffentlich-Rechtliche Fachhochschulen Öffentlich-Rechtliche Fachhochschulen Staatliche Kunst- und Musikhochschulen Staatliche Kunst- und Musikhochschulen Private Fachhochschulen Private Fachhochschulen Private Kunsthochschule Private Kunsthochschule Private Universität Private Universität Sonstige deutiche Hochschulen Theologische Hochschulen Theologische Hochschulen Kirchliche Fachhochschulen Kirchliche Fachhochschulen Kirchliche Musikhochschulen Kln:hllche Musikhochschulen • Studierendendaten WS 2013/2014 •• Vollzeitäquivalente Hochschule U Bochum U Dortmund U Duisburg-Essen U A.chen (TH) U Bleiefeld U Bonn U Deutsche Sporthochschule Köln U Düsseldorf U Hagen (Fernuniversität) U Köln U Münster U Paderborn U Siegen U Wuppert.1 Ergebnis FH Bochum FH für Gesundheitsberufe in NRW, Bochum FH Dortmund FH Gelsenkirchen FH Hamm-lippstadt FH Rhein-Wa.1 FH Westliches Ruhrgebiet FH Aachen FH Bleiefeld FH Bonn-Rhein-Sieg FH Düsseldorf FH Köln FH Münster FH Niederrhein EH Ostwestfalen-lippe FH Süd westfalen Ergebnis KH Folkwang-Hochschule Essen KH Düsseldorf (Kunstakademie) KH für Medien Köln (Kunsthochschule) KH für Musik Detmold KH für Musik Köln KH Münster (KunstakademIe) KH Robert-Schumann, Düsseldorf Ergebnis FH EBZ Business School, Bochum FH für Ökonomie und Management Essen FH Georg Agricola zu Bochum (TFH) FH Hochschule für Logistik und Wirtschaft (SRH), Hamm FH Int. School of Management, Dortmund FH Bad Honnef-Bonn (Internationale Hochschule) FH BerlinerTechnische Kunsthochschule in Iserlohn FH Business and Inform.Technol.School (BITS) FH Cologne Business School (CBS) - European University of Applied Science FH der Sparkassen - Finanzgruppe Bonn FH der Wirtschaft Paderborn FH des Mittelstandes Bielefeld (FHM) FH EBC Düsseldorf FH Fresenius Idstein in Köln FH Köln, Rheinische FH Neuss FH Rhein/Erft (EUFH) FH Rheine Fliedner Fachhochschule Düsseldorf (Priv.) Hochschule für Gesundheit und Sport Berlin Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft Berlin IST-Hochschule für Management Düsseldorf (Priv. FH) Ergebnis I KH der bildenden Künste (H8K) Essen (priv.) IKH Alanus, Alfter (priv.) Ergebnis Iu Witten-Herdecke (priv. wlss. H) Ergebnis Ergebnis Theol. H Fakultät Paderborn (rk) Theol. H Münster (phil .-theol., rk) Theol. H St. Augustin (phil.-theol., rk) Theol. H WuppertalfBethel- HS für Kirche und Diakonie Ergebnis I FH Rheinland-Westfalen-Lippe 80chum (evang.) ! FH der Diakonie in Bielefeld I FH Nordrheln-Westfalen (k.th.) Ergebnis !TheoJ. H für Kirchenmusik der Evangelischen Kirche ErgebniS Anlage 1, Seite 1 Summe der Summe der Summe der Studierenden; Professoren/ Studierenden pro Kopfzählung· innen·· Professor/in in % 41.160 423,0 97,3 30.997 295,5 104,9 38.662 450,0 85,9 40.281 455,0 88,S 21.489 245,5 87,5 31.819 470,0 67,7 4.704 30,0 156,8 27.670 305,5 90,6 75.806 80,0 947,6 50.848 515,0 98,7 · 41.813 540,5 77,4 19.203 216,0 88,9 18.604 200,5 92,8 18.678 241,5 77,3 461.734 4.468,0 103,3 6.568 132,0 49,8 666 18,5 36,0 12.252 198,5 61,7 9.071 174,0 52,1 2.336 57,5 40,6 4.024 79,0 50,9 2.589 58,5 44,3 12.098 214,0 56,5 9.296 189,5 49,1 7.010 122,0 57,5 8.915 169,0 52,8 22.268 379,5 58,7 12.488 232,5 53,7 13.597 244,0 55,7 6.584 159,5 41,3 12.267 169,0 72,6 142.029 2.597,0 54,7 1.453 90,5 16,1 624 35,5 17,6 320 25,5 12,5 606 45,5 13,3 1.532 96,5 15,9 326 20,5 15,9 642 35,0 18,3 5.503 349,0 15,8 775 13,0 59,6 26.578 159,5 166,6 2.364 33,0 71,6 561 10,0 56,1 2.273 40,0 56,8 3.660 34,5 106,1 19 2,0 9,5 1.614 34,0 47,5 1.368 18,5 73,9 974 11,0 88,5 1.915 34,0 56,3 2.420 40,0 60,5 20 0,5 40,0 2.199 16,5 133,3 5.302 84,0 63,1 268 8,0 33,5 1.848 26,0 71,1 310 5,5 56,4 513 7,5 68,4 215 - 457 9,0 50,8 174 8,0 21,8 55.827 594,5 93,9 26 3,0 8,7 985 31,5 31,3 1.011 34,5 29,3 1.693 39,5 42,9 1.693 39,5 42,9 - 94 14,0 6,7 63 0,0 - 97 0,0 - 129 12,0 10,8 383 26,0 14,7 2.200 53,0 41,5 682 12,5 54,6 4.395 99,5 44,2 7.277 165,0 44,1 42 8,0 5,3 42 8,0 5,3 I • I l' Hinweise zur Interpretation der Studierenden~/Professorenrelation Bei der Interpretation der Studierenden-/Professorenrelation sollte folgendes beachtet werden: ' • In den Studierendendaten sind nicht nur "reguläre" Studierende, wie Erststudierende (z.B. Bachelor, Stq.atsexamina), Zweitstudierende (diejenigen, die nach Abschluss eines Studiums ein weiteres Fach studieren) und Masterstudierende enthalten, sondern auch Studierende im Promotionsstudium, im Aufbau-, Ergänzungs-, Erweiterungs- und Zusatzstudiui'n, im Kontakt-/ ' Weiterbildungsstudium sowie ausländische Studierende, die nur vorübergehend in Deutschland studieren und dort keinen AbsChluss anstreben (Auslandssemester). Hinzu kommen noch Studierende in Franchisestudiengängen, bei denen die Lehrleistungen von anderen Bildungseinrichtungen erbracht werden und die Hochschulen lediglich für die Qualitätssicherung und die Abnahme der Prüfungen zuständig sind. Diese "Sondergruppen" unter den Studierenden machen einen nicht unerheblichen Teil d,er Gesamtstudierendenzahl aus und sind weit überwiegend an den Universitäten eingeschrieben. Bei den Fachhochschulen spielt an einigen Standorten die Gruppe der Franchisestudierenden eine erhebliche Rolle. Zu beachten ist hierbei, dass diese "Sondergruppen" nur eine vergleichsweise geringe Lehrnachfrage erzeugen und damit mit den "regulären" Studierenden nicht vergleichbar sind. • Weiterhin befinden sich in den Studierendendaten auch Langzeitstudierende und sog. "Pro-Forma-Studierende" (Studierende ohne Abschlussabsicht). Beide Gruppen erzeugen ebenfalls keine oder nur eine geringe Nachfrage nach Lehrleistungen und sind überwiegend an Universitäten anzutreffen. Die Zahl der Pro-Forma-Studierenden lässt sich anders als die der Langzeitstudierenden nicht zweifelsfrei ermitteln. • Hinsichtlich der Anzahl an Professorinnen und Professoren ist darauf hinzuweisen, dass an den Fachhochschulen weit überwiegend die Lehrleistung von dieser Personalg'ruppe erbracht wird, während an den Universitäten auch anderes Lehrpersonal in erheblichem Umfang beschäftigt wird. • Professorinnen und Professoren an Fachhochschulen haben ein höheres Lehrdeputat zu erfüllen als .ihre Kolleginnen und Kollegen an den Universitäten (18 vs. 9 SWS). Andererseits 'wird an den Fachhochschulen ein höherer Lehraufwand , pro Studierenden zugrunde gelegt als an Universitäten. Ein Vergleich zwischen beiden Hochschultypen ist daher nur eingeschränkt möglich. • Bei der Studierenden-/Professorenrelation ist zu beachten, dass der Beschäftigungsumfang beim Lehrpersonal 'in hohem Maße vom Lehraufwand der einzelnen Fächer abhängig ist. MINT-Fächer erfordern beispielsweise einEm deutlich höheren Lehraufwand als die sog. "Buchwissenschaften". Daher ist in MINT-Fächern mehr Lehrpersonal erforderlich, um die gleiche Anzahl von Studierenden ausbilden zu können. Je nach Profil der Hochschulen resultieren hieraus auch andere Studierenden-/Professorenrelationen.