LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 17. Wahlperiode Drucksache 17/1224 15.11.2017 Datum des Originals: 09.11.2017/Ausgegeben: 20.11.2017 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 379 vom 6. Oktober 2017 des Abgeordneten Herbert Strotebeck AfD Drucksache 17/844 Frauenförderung nur bei gut bezahlten Stellen – konkrete Männerförderung gar nicht? Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Prolog: Im Jahre 2015 haben Union und SPD im Bund ein „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen“ eingeführt. Ziel sei es, „den Anteil von Frauen in Führungspositionen endlich signifikant zur erhöhen“.1 Heiko Maas (SPD) beurteilt im Juni 2017 die Frauenquote mit folgenden Worten: „Die Quote war ein wichtiger Schritt, um das Ende der patriarchalen Systeme einzuläuten.“2 Gleichzeitig sprechen sich Maas und weitere SPD-Politiker für eine Ausweitung der Quote aus. Beachtenswert ist, dass offensichtlich immer nur dann eine Quote oder konkrete Geschlechterförderung ins Spiel gebracht wird, wenn es um finanziell interessante Stellen in Führungspositionen geht. Eine Frauenquote bzw. Frauenförderung für die Stadtreinigung oder eine Männerförderung für Grundschullehrer scheint hingegen der Politik nicht wichtig zu sein. 2016 lag der Frauenanteil bei den Berliner Müllwerkern bei null Prozent.3 2015 lag der Männeranteil an Grundschulen in NRW bei 8,7 Prozent, ein historischer Tiefpunkt, 1970 waren es noch 28 Prozent.4 „Der Rückzug der Männer ist kein Phänomen, das es nur an 1 https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/frauen-und-arbeitswelt/quoteprivatwitschaft /quote-fuer-mehr-frauen-in-fuehrungspositionen-- privatwirtschaft/78562?view=DEFAULT 2 https://www.welt.de/wirtschaft/article165961003/SPD-droht-mit-Ausweitung-der-Frauenquote.html 3 http://www.spiegel.de/karriere/muellabfuhr-frauen-duerfen-als-muellmann-arbeiten-nur-nicht-inberlin -a-1085899.html 4 http://www1.wdr.de/nachrichten/grundschullehrer-nrw-100.html LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/1224 2 Grundschulen zu beobachten gibt. Von den insgesamt 154.010 Lehrkräften an den allgemeinbildenden Schulen in Nordrhein-Westfalen waren im Schuljahr 2015/16 nur etwas mehr als ein Viertel Männer.“5 Auf der Seite www.schulministerium.nrw.de führt eine Suche mit dem Begriff „Frauenförderung“ zu 13 Dokumenten, die Suche nach „Männerförderung“ führt zu „Keine Ergebnisse gefunden“. Die NRW-Landesregierung will sich für eine Erhöhung des Frauenanteils bei Professoren einsetzen, dies ist auf Seite 20 im Koalitionsvertrag zu lesen: „Das Professorinnenprogramm werden wir als wichtiges Instrument zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern in unseren Hochschulen nutzen. Unser Ziel ist es, auch durch die Nutzung dieses Bund-Länder-Programms die Anzahl der Professorinnen an unseren Hochschulen zu erhöhen […].“ Die Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung hat die Kleine Anfrage 379 mit Schreiben vom 9. November 2017 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie, dem Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, der Ministerin für Schule und Bildung, dem Minister der Justiz, dem Minister für Verkehr, der Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz und der Ministerin für Kultur und Wissenschaft beantwortet. 1. Wie viele männliche Lehrer arbeiten an öffentlichen Schulen in NRW (bitte aufschlüsseln nach Schulart in absoluten Zahlen und Anteil in Prozent)? Hierzu wird auf die im Internet zugänglichen amtlichen Schuldaten (Seite 52, Tabelle 3.2) verwiesen: https://www.schulministerium.nrw.de/docs/bp/Ministerium/Service/Schulstatistik/Amtliche- Schuldaten/Quantita_2016.pdf 2. Wie viele Frauen arbeiten derzeit an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf in einer Dozententätigkeit (bitte aufschlüsseln in absolute Zahlen und Anteil in Prozent und Stellenart)? Hierzu wird auf die nachstehende Tabelle mit Daten aus der Hochschulpersonalstatistik verwiesen. Stand: 1.12.2016 männlich weiblich Gesamt N Anteil N Anteil N Wiss. Personal Professuren 233 76,4% 72 23,6% 305 Dozenten/Dozentinnen und Assistenten/Assistentinnen 23 65,7% 12 34,3% 35 Wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen 1.204 51,7% 1.123 48,3% 2.327 Lehrkräfte für besondere Aufgaben 10 52,6% 9 47,4% 19 Gesamtergebnis 1.470 54,7% 1.216 45,3% 2.686 5 ebd. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/1224 3 3. Wie viele Frauen arbeiten derzeit als Müllwerker bei der Stadtreinigung Düsseldorf / Awista (bitte aufschlüsseln in absolute Zahlen und Anteil in Prozent)? Der Landesregierung liegen dazu keine Informationen vor. 4. Welche konkreten Männerförderungsprogramme plant die Landesregierung in den kommenden sechs Monaten (bitte geplante und laufende Programme des Landes NRW auflisten)? 5. Welche konkreten Frauenförderungsprogramme plant die Landesregierung in den kommenden sechs Monaten (bitte geplante und laufende Programme des Landes NRW auflisten)? Frage 4 und Frage 5 werden gemeinsam beantwortet. Die Maßnahmen der Landesregierung fußen insbesondere auf dem Landesgleichstellungsgesetz (LGG). Dort sind zum einen Maßnahmen verankert, die sich explizit an Frauen richten, nämlich in Bereichen, in denen strukturell bedingte Benachteiligungen von Frauen festzustellen sind. Darüber hinaus sieht das Gesetz Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor. Dies können bspw. sein: Telearbeit, Teilzeit, Information zur familienbewussten Personalpolitik sowie Beratungs- und Betreuungsangebote zur Kinderbetreuung und zur Unterstützung bei der Pflege von Angehörigen durch externe Familiendienstleister oder familienbewusste Arbeitsorganisation. Diese Angebote stehen Frauen und Männern gleichermaßen offen. Mit dem Landesprogramm für geschlechtergerechte Hochschulen werden ca. 30 Nachwuchswissenschaftlerinnen bei der Qualifizierung auf dem Weg zu einer Professur gefördert, um der nach wie vor bestehenden deutlichen Unterrepräsentanz von Frauen auf Professuren zu begegnen. Das Programm läuft noch bis Ende 2018.