LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 17. Wahlperiode Drucksache 17/1384 01.12.2017 Datum des Originals: 01.12.2017/Ausgegeben: 07.12.2017 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 484 vom 2. November 2017 des Abgeordneten Matthi Bolte-Richter BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 17/1074 Digitalisierung des Mittelstands Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Die Digitalisierung des Mittelstandes ist eine der zentralen Herausforderung für die Zukunftsund Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts NRW. Eine zentrale Rolle bei der Digitalisierung des Wirtschaftsstandorts NRW spielen junge, digitale Startups. Durch verschiedene Kooperationen können Synergien entstehen, wie die nachfolgende Tabelle aus der aktuellen Studie des IfM-Bonn veranschaulicht: Kooperationsmodelle Start-up Etablierter Mittelstand Unterstützungsmodelle (Start-up Events) • Reduziert Such- und Anbahnungskosten • Lerneffekte durch den Austausch mit erfahrenen Unternehmern • Reduziert Such- und Anbahnungskosten • Innovationsimpulse • Imagegewinn Kooperationsmodelle im eigentlichen Sinne (Teilen von Ressourcen , Gemeinsame Projekte oder Partnerschaften ) • Erhöhte Ressoucenverfügbarkeit • Erhöhung der Wachstumschancen durch Marktzugang • Teilen von Kosten und Risiken • Reputationsaufbau • Höhere Wettbwerbsfähigkeit durch den Zugang zu neuen Technologien • Teilen von Kosten und Risiken • Erhöhung der Innovationsfähigkeit bzw. Innovationskultur • Profitiert von der Agilität des Start-ups Investitionsmodelle (Inkubator- oder Ac- • Finanzkapital • Know-how und Netzwerke • Erschließung neuer Märkte und Technologien LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/1384 2 celeratorprogramme; Corporate Venture Capital, Ausgründungen , Akquisition) • Zugang zu talentierten Fachkräften Quelle: (https://www.ifm-bonn.org//uploads/tx_ifmstudies/IfM-Materialien-258_2017.pdf; S. 12) Die Studie belegt, dass eine strategische Zusammenarbeit beiden Seiten Vorteile bringen kann. Gleichzeitig identifizieren die Autoren der Studie Faktoren, die einer Kooperationen im Wege stehen. Als ein zentraler Punkt wird das Sicherheitsdenken mittelständischer Unternehmen gesehen. Sie sehen in den Kooperationen oftmals eine unnötige Informationspreisgabe oder gar eine Stärkung der Konkurrenz. Solche Hindernisse gilt es zu überwinden, um die Digitalisierung des Mittelstandes und der damit einhergehenden Stärkung des Wirtschaftsstandorts NRW voranzutreiben. Der Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie hat die Kleine Anfrage 484 mit Schreiben vom 1. Dezember 2017 namens der Landesregierung beantwortet. 1. Wie viele mittelständische Unternehmen in NRW profitierten in den Jahren 2014, 2015 und 2016 aus Sicht der Landesregierung von der Kooperation mit digitalen Startups (bitte Unternehmen nach Branchen, Standort, Umsatz und Mitarbeiter*innen sowie Startups nach Gründungsort, Branche, Alter, Mitarbeiter*innen und Umsatz und Art der Kooperation auflisten)? Eine quantitative Untersuchung zu Kooperationen von mittelständischen Unternehmen mit (digitalen) Start-ups in Nordrhein-Westfalen, die auf entsprechenden Datenerhebungen in den jeweiligen Zeiträumen beruht, liegt nach Angaben des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM Bonn) nicht vor. 2016 hat das damalige Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk das Institut der deutschen Wirtschaft mit einer Studie zur Digitalen Wirtschaft beauftragt, die auf Grundlage einer Befragung von 450 Unternehmen in Nordrhein-Westfalen im Dezember 2016/Januar 2017 auch einen Überblick über die Kooperationsaktivitäten der Unternehmen aus verschiedenen Industriebranchen mit Start-ups gibt. Hiernach haben ein Drittel der befragten Unternehmen mit Start-ups kooperiert (35,3 Prozent). Davon entfallen 16,2 Prozent auf Kooperationen mit digitalen Start-ups. Gerade Kooperationen mit digitalen Start-ups werden von den Unternehmen als besonders wichtig angesehen. 18,3 Prozent der Industrieunternehmen, die mit digitalen Start-ups zusammenarbeiten, messen dieser Kooperation eine „große Bedeutung“ zu. 2. Wie kommen nach Kenntnis der Landesregierung solche Kooperationen zustande? Start-ups und mittelständische Unternehmen können auf sehr unterschiedliche Weise zueinander finden. Es gibt Matchingveranstaltungen regionaler und sektoraler Institutionen, Kammern, Verbände, bei denen Start-ups auf sich aufmerksam machen können. Besonders erfolgversprechend sind Anbahnungsversuche immer dann, wenn es einen Anwendungsfall gibt, für den das Start-up eine konkrete Problemlösung bietet. Mittelständische Unternehmen nutzen vor allem Kontakte in ihrem persönlichen Netzwerk, um zu kooperieren. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/1384 3 3. Wie will die Landesregierung künftig mittelständische Unternehmen für eine Kooperation mit Startups und umgekehrt sensibilisieren? 5. Welche Rolle misst die Landesregierung im Rahmen ihrer Digitalstrategie den DWNRW-Hubs beim Match-Making bei? Die Fragen 3 und 5 werden aus Gründen des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet. Die Landesregierung entwickelt derzeit eine Initiative zur Digitalisierung des Mittelstands, deren wesentliche Bestandteile sogenannte Aware-ness-Veranstaltungen und gezielte individuelle Beratungen von Unternehmen sein werden. Zudem unterstützt die Landesregierung auch die weitere Umsetzung des Maßnahmenpaketes der Strategie „Digitale Wirtschaft NRW“: Die regionalen Zentren für die digitale Wirtschaft („DWNRW-Hubs“), die Förderung von Unterstützungsmaßnahmen für Netzwerke der digitalen Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen („DWNRW-Networks“), Veranstaltungen wie den Tag der digitalen Wirtschaft Nordrhein-Westfalens („DWNRW-Summit“) und das Programm zur Unterstützung von ersten Messeauftritten für digitale Start-ups („DWNRW-FirstFair), die sämtlich Kooperationen zwischen Start-ups, Mittelstand und Großunternehmen fördern sollen. 4. Welche Funktion weist die Landesregierung Startups in ihrer Digitalisierungsstrategie zu? Start-ups sind ein maßgeblicher Motor des digitalen Wandels. Mit ihren kreativen Ideen entfachen sie nicht selten eine „disruptive“ Innovationskraft. Nordrhein-Westfalen hat beste Voraussetzungen, um eine starke Start-up Szene zu entwickeln und sie eng mit exzellenten Forschungseinrichtungen, DAX-Unternehmen, Hidden Champions und innovativen Mittelständlern zu vernetzen. Diese Aspekte werden, neben anderen, Inhalt der umfassenden Digitalstrategie sein, die die Landesregierung im kommenden Jahr vorlegen wird.