LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 17. Wahlperiode Drucksache 17/1716 15.01.2018 Datum des Originals: 15.01.2018/Ausgegeben: 18.01.2018 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 632 vom 14. Dezember 2017 des Abgeordneten Helmut Seifen AfD Drucksache 17/1528 Wohlstandssteigerung durch Zuwanderung? Vorbemerkung der Kleinen Anfrage „Halbbildung ist immerhin noch besser als Anderthalbbildung“. Ludwig Marcuse Die Bildungsfrage ist ein Kernthema des 21. Jahrhunderts. Nicht umsonst hat der Fachbereich der internationalen Intelligenzforschung einen starken Aufschwung genommen, wozu auch viele führende deutsche Begabungsforscher und Entwicklungspsychologen gehören. Die Korrelation zwischen Bildung und Wohlstand einer Nation wurde dabei wissenschaftlich eingehend untersucht. So heißt es in einer Studie der Bildungsforscher Jones und Schneider aus dem Jahr 2010: „Schätzungen legen nahe, dass eine Steigerung des durchschnittlichen intellektuellen Niveaus einer Nation um wenige IQ-Punkte das jährliche Bruttonationaleinkommen bzw. das durchschnittliche Lohnniveau um einige Prozentpunkte steigern kann“. Im Hinblick auf erwartete Wohlstandssteigerungen durch Zuwanderung war die Vorfreude seitens der Politik, der Wirtschaft und der Medien in Deutschland so groß, dass ein regelrechter Kampf um die beste Willkommens- und Lobkultur zwischen den genannten Akteuren entbrannte. Schließlich glaubte man an ein neues Wirtschaftswunder durch Zuwanderung. Diese hochfliegenden Erwartungen dämpfte das Ifo-Institut der Universität München bereits früh: „Zwei Drittel der Achtklässler in Syrien haben 2011, also noch vor Ausbruch des Bürgerkrieges, nicht einmal ein Kompetenzniveau erreicht, das der untersten Stufe des Pisa- Tests entspricht“. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/1716 2 Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) konstatierte, dass 59 Prozent der Flüchtlinge über gar keinen Schulabschluss verfügen. Bei Flüchtlingen aus Somalia, Eritrea und dem Irak lag dieser Anteil sogar bei mehr als 70 Prozent. Angesichts des desolaten Bildungsstands von Flüchtlingen ist eine Sichtung der Situation in NRW erforderlich. Der Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration hat die Kleine Anfrage 632 mit Schreiben vom 15. Januar 2018 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister Arbeit, Gesundheit und Soziales, der Ministerin für Schule und Bildung und der Ministerin für Kultur und Wissenschaft beantwortet. Vorbemerkung der Landesregierung Die nachfolgenden Antworten zu den Fragen 1, 2 und 4 beziehen sich auf die amtliche Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Diese differenziert nach der Staatsangehörigkeit oder nach Personen im Kontext von Fluchtmigration. Statistische Informationen zu den „nach dem Königsteiner Schlüssel zugewiesenen Flüchtlingen“ liegen nicht vor. Vielmehr beziehen sich die Daten auf den Bestand an einem Stichtag. 1. Welchen Bildungsabschluss haben die nach dem Königsteiner Schlüssel zugewiesenen Flüchtlinge in NRW im Alter von 18-30 Jahren? (Bitte legen Sie eine Aufschlüsselung nach Alter, Herkunft und Bildungsabschluss vor) Der Bestand an Arbeitsuchenden im Alter unter 30 Jahren und im Kontext von Fluchtmigration lag im Berichtsmonat November 2017 bei 56.905 Personen.1 Angaben zum Bildungsabschluss, aufgeschlüsselt nach Herkunft und Altersgruppen, sind der Anlage 1 zu entnehmen. 2. Wie viele der nach dem Königsteiner Schlüssel zugewiesenen Flüchtlinge in NRW im Alter von 18-30 Jahren haben mittlerweile eine berufsqualifizierende Ausbildung aufgenommen? (Bitte legen Sie eine Aufschlüsselung nach Alter, Herkunft und Ausbildungstypus vor) Die Ausbildungsstellenmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit erfasst auf Grundlage der gemeldeten Bewerber/-innen für Berufsausbildungsstellen für das Ausbildungsjahr 2016/2017 insgesamt 2.072 eingemündete Bewerber/-innen im Kontext von Fluchtmigration.2 Es handelt sich hierbei ausschließlich um Einmündungen in den Ausbildungsmarkt, bei denen die Agentur für Arbeit eingeschaltet wurde. Weitere Einmündungen in eine berufsqualifizierende Ausbildung können nicht quantifiziert werden. 1 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Tabellen, Bestand an Arbeitsuchenden im Kontext von Fluchtmigration aus Drittstaaten nach Strukturmerkmalen, Berichtsmonat November 2017, Datenstand: Dezember 2017. 2 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Tabellen, Seit Beginn des Berichtsjahres gemeldete Bewerber für Berufsausbildungsstellen; hier: eingemündete Bewerber im Kontext von Fluchtmigration nach Strukturmerkmalen, Beratungsjahr 2016/2017, September 2017, Datenstand: Dezember 2017. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/1716 3 Die 2.072 eingemündeten Bewerber/-innen lassen sich wie folgt nach Alter und Herkunft aufschlüsseln: Herkunftsland Insgesamt davon Spalte 1 15 bis unter 20 Jahre 20 bis unter 25 Jahre 25 Jahre und älter 1 2 3 4 Eingemündete Bewerber im Kontext von Fluchtmigration 2.072 655 879 538 Darunter die acht zugangsstärksten Asylherkunftsländer (HKL8) 1.296 350 576 370 davon Eritrea 72 10 35 27 Nigeria 41 * * 23 Somalia 18 * * 4 Afghanistan 413 171 169 73 Irak 139 53 59 27 Islamische Republik Iran 80 6 26 48 Pakistan 41 9 20 12 Arabische Republik Syrien 492 89 247 156 *) Aus Datenschutzgründen und Gründen der statistischen Geheimhaltung werden Zahlenwerte von 1 oder 2 und Daten, aus denen rechnerisch auf einen solchen Zahlenwert geschlossen werden kann, anonymisiert. 3. Wie viele der nach dem Königsteiner Schlüssel zugewiesenen Flüchtlinge in NRW im Alter von 18-30 Jahren haben ein Hochschulstudium aufgenommen? (Bitte legen Sie eine Aufschlüsselung nach Alter, Herkunft und Studienfach vor) Die amtliche Hochschulstatistik erhebt keine Merkmale, die Rückschlüsse auf einen "zugewiesenen Flüchtling" ermöglichen. Der Landesregierung sind daher keine Zahlen von Flüchtlingen an nordrhein-westfälischen Hochschulen bekannt. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/1716 4 4. Wie viele der nach dem Königsteiner Schlüssel zugewiesenen Flüchtlinge im Alter von 18-30 Jahren gehen einer Erwerbstätigkeit zur Finanzierung des eigenen Unterhaltes nach? (Bitte legen Sie eine Aufschlüsselung nach Alter, Herkunft und Erwerbstätigkeit vor) Im Berichtsmonat Mai 2017 kamen 10.035 Personen im Alter unter 30 Jahren und mit Staatsangehörigkeit der acht häufigsten nicht-europäischen Asylherkunftsstaaten (Eritrea, Nigeria, Somalia, Afghanistan, Irak, Iran, Pakistan, Syrien) einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung an einem Arbeitsort in Nordrhein-Westfalen nach3. Über andere Beschäftigungsformen (geringfügig Beschäftigte, Selbständige) liegen in dieser Differenzierung keine Informationen vor. 3 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Tabellen, Migrationsmonitor Arbeitsmarkt, Teil II Prozess- und Strukturdaten, Datenstand November 2017. Anlage 1 zur Antwort auf die Kleine Anfrage 632 des Abgeordneten Helmut Seifen der AfD-Fraktion (Drucksache 17/1528) Wohlstandssteigerung durch Zuwanderung? Bestand an Arbeitsuchenden im Kontext von Fluchtmigration aus Drittstaaten nach Strukturmerkmalen Nordrhein-Westfalen (Gebietsstand Dezember 2017) November 2017, Datenstand: Dezember 2017 Insgesamt davon Spalte 1 Anteil "ohne Angabe" an Alter / Herkunftsland Kein Hauptschulahsnhluss Hauptschul abschluss Mittlere Reife Fachhochschulreife Abitur/Hoch schulreife Ohne Angabe Insgesamt in %1) 1 2 3 4 5 6 7 8 Insgesamt 133.738 53.570 11.835 5.887 5.336 28.892 28.218 21,1 15 bis unter 20 Jahre 4.735 2.314 961 333 52 307 768 16,2 20 bis unter 25 Jahre 25.561 10.979 2.368 1.334 930 6.133 3.817 14,9 25 bis unter 30 Jahre 26.609 9.644 2.090 1.195 1.470 7.487 4.723 17,7 darunter 8 zugangsstärkste Asyl herkunftsländer insg. 112.387 45.543 8.479 4.482 4.606 25.979 23.298 20,7 15 bis unter 20 Jahre 3.870 1.912 785 279 42 278 574 14,8 20 bis unter 25 Jahre 23.024 9.979 1.878 1.148 846 5.873 3.300 14,3 25 bis unter 30 Jahre 23.450 8.563 1.551 959 1.322 6.967 4.088 17,4 Davon Eritrea 4.581 2.406 508 246 88 300 1.033 22,5 15 bis unter 20 Jahre 220 125 36 * * * 50 22,7 20 bis unter 25 Jahre 1.483 874 173 60 15 57 304 20,5 25 bis unter 30 Jahre 1.412 724 163 86 35 113 291 20,6 Nigeria 1.781 623 222 146 76 270 444 24,9 15 bis unter 20 Jahre 23 11 * * - - 9 39,1 20 bis unter 25 Jahre 232 98 28 26 10 15 55 23,7 25 bis unter 30 Jahre 354 132 48 29 10 54 81 22,9 Somalia 1.102 533 135 37 12 54 331 30,0 15 bis unter 20 Jahre 68 32 19 * * - 14 20,6 20 bis unter 25 Jahre 425 220 55 14 4 19 113 26,6 25 bis unter 30 Jahre 248 118 29 9 4 11 77 31,0 Afghanistan 8.111 3.175 829 373 214 1.110 2.410 29,7 15 bis unter 20 Jahre 521 219 158 32 6 15 91 17,5 20 bis unter 25 Jahre 1.838 730 287 118 46 241 416 22,6 25 bis unter 30 Jahre 1.761 649 142 106 62 324 478 27,1 Irak 17.078 8.153 1.221 614 488 2.106 4.496 26,3 15 bis unter 20 Jahre 652 342 137 49 * * 108 16,6 20 bis unter 25 Jahre 3.379 1.823 280 186 84 425 581 17,2 25 bis unter 30 Jahre 3.902 1.771 256 149 148 639 939 24,1 Seite 1 von 2 * Alter / Herkunftsland Insgesamt davon Spalte 1 Anteil "ohne Angabe" an Insgesamt in %1> Kein Hauptschul abschluss Hauptschul abschluss Mittlere Reife Fachhoch schulreife Abitur/Hoch schulreife Ohne Angabe 1 2 3 4 5 6 7 8 Islamische Republik Iran 6.193 1.355 347 339 546 2.498 1.108 17,9 15 bis unter 20 Jahre 57 20 8 9 3 11 * X 20 bis unter 25 Jahre 449 100 35 34 38 190 * X 25 bis unter 30 Jahre 1.312 308 68 68 131 535 202 15,4 Pakistan 1.031 314 102 83 65 174 293 28,4 15 bis unter 20 Jahre 16 6 * * - * * X 20 bis unter 25 Jahre 116 39 21 12 8 14 * X 25 bis unter 30 Jahre 216 58 25 23 15 31 64 29,6 Arabische Republik Syrien 72.510 28.984 5.115 2.644 3.117 19.467 13.183 18,2 15 bis unter 20 Jahre 2.313 1.157 420 177 29 236 294 12,7 20 bis unter 25 Jahre 15.102 6.095 999 698 641 4.912 1.757 11,6 25 bis unter 30 Jahre 14.245 4.803 820 489 917 5.260 1.956 13,7 Erstellungsdatum: 27.12.2017, Statistik-Service West, © Statistik der Bundesagentur für Arbeit 1) Der Anteil der Fälle ohne Angabe ist bei der Interpretation - insbesondere bei Vergleichen zwischen Regionen - zu berücksichtigen. Je höher dieser Anteil, desto stärker können die übrigen Merkmalsausprägungen unterzeichnet sein. Da die Unterzeichnung nicht gleichmäßig verteilt sein muss, kann es zu Verzerrungen kommen. ) Aus Datenschutzgründen und Gründen der statistischen Geheimhaltung werden Zahlenwerte von 1 oder 2 und Daten, aus denen rechnerisch auf einen solchen Zahlenwert geschlossen werden kann, anonymisiert. Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Seite 2 von 2