LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 17. Wahlperiode Drucksache 17/1805 22.01.2018 Datum des Originals: 22.01.2018/Ausgegeben: 25.01.2018 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 652 vom 14. Dezember 2017 des Abgeordneten Dr. Martin Vincentz AfD Drucksache 17/1572 Anstieg von Hepatitis C und Behandlungskosten Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Die Hepatitis C ist eine durch das Hepatitis-C-Virus verursachte Infektionskrankheit beim Menschen. Sie zeichnet sich durch eine hohe Rate der Chronifizierung aus (bis 80 %), die im Verlauf zu schweren Leberschädigungen wie der Leberzirrhose und dem Leberzellkarzinom führen kann. Die Übertragung erfolgt parenteral über Blut. Eine Therapie der chronischen Hepatitis C, also die vollständige Viruseliminierung, ist in den meisten Fällen möglich. Eine Impfung gegen Hepatitis C gibt es bisher nicht. Weltweit sind etwa 170 Millionen Menschen mit dem HC-Virus infiziert, in Deutschland sind 400.000 bis 500.000 Menschen davon betroffen. Die Hauptrisikogruppe für eine HCV-Infektion sind intravenös injizierende Drogenkonsumenten, von denen 60 bis 90 Prozent Träger von HCV sind.1 Das Medikament Harvoni gegen Hepatitis C, ist ein Kombinationspräparat, das bis zu 99 Prozent aller Erkrankungen heilt. Die früher übliche Behandlung mit Interferon, einem körpereigenen Hormon, ist mit schweren Nebenwirkungen wie Grippesymptomen, Haarausfall, Schilddrüsenproblemen und Depressionen einhergegangen. Die Hälfte aller Patienten vertrug die Behandlung von vornherein nicht; bei den übrigen lag die Heilungsrate um 50 Prozent. Ganz anders wirken die neuen Medikamente, die inzwischen mehrere Pharma-Unternehmen anbieten. Mithilfe der neuen hochwirksamen Medikamente will nun die Weltgesundheitsorganisation WHO die Hepatitis-Pandemie insgesamt in den Griff bekommen. Die wohl wichtigste Voraussetzung dafür, Hepatitis C zu eliminieren, ist die Verfügbarkeit der neuen Medikamente zu bezahlbaren Preisen.2 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/1805 2 Derzeit liegt der Preis für eine einzige Tablette bei ca 600€ und die Patienten müssen drei Monate lang täglich eine davon einnehmen.3 Der Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales hat die Kleine Anfrage 652 mit Schreiben vom 22. Januar 2018 namens der Landesregierung beantwortet. 1. Wie viele Hepatitis C Infizierte gibt es in NRW? Bei der Hepatitis C handelt es sich um eine chronische Erkrankung. Daten dazu, wie viele Menschen derzeit in Nordrhein-Westfalen mit dem Hepatitis C-Virus infiziert sind (Prävalenz), liegen dem Land nicht vor. 2. Wie viele Neuansteckungen pro Jahr sind in NRW zu verzeichnen? Informationen zur Hepatitis-C-Inzidenz in Deutschland basieren insge-samt auf Informationen aus den Meldedaten nach dem Infektionsschutz-gesetz (IfSG), Daten von Blutspendern und Studien zu Risikofaktoren. Bei den gemeldeten Fällen handelt es sich damit nicht zwangsläufig um Neuansteckungen in dem jeweiligen Meldejahr. Hepatitis C fällt häufig gar nicht oder erst im chronischen Stadium auf, da die akute Infektion oft nahezu asymptomatisch verläuft. Es ist daher davon auszugehen, dass viele neu infizierte Personen nicht oder erst deutlich später diagnostiziert werden. Fälle von chronischer Hepatitis C sind ebenfalls meldepflichtig, sofern es sich um eine Erstdiagnose handelt, der Fall also nicht bereits früher gemeldet wurde. Es handelt sich somit bei den angegebenen Zahlen um Erstdiagnosen im jeweiligen Meldejahr. Bei der Melde- und Übermittlungspflicht für Hepatitis C wurde in den letzten Jahren zudem Einzelheiten zur Falldefinition geändert, so dass die Zahlen der Vorjahre nur bedingt mit den aktuellen Fallzahlen ver-gleichbar sind. Die in den letzten Jahren beobachteten Schwankungen der Meldezahlen weisen daher nicht auf einen Trend hin. Erst in den nächsten Jahren werden sich Trends erkennen lassen. Meldejahr Anzahl 2012 684 2013 731 2014 930 2015 680 2016 798 2017 (bis 22. Dezember) 986 Hepatitis C-Meldefälle in NRW, 2012 - 2017, Fälle mit erfüllter Referenz-definition (Fälle mit gültigem Labornachweis unabhängig vom klinischen Bild), Datenstand 22. Dezember2017 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/1805 3 3. Wie viel wird für die Behandlung der Patienten ausge-geben? Der Landesregierung liegen derartige Zahlen nicht vor. Sie ist weder am ambulanten noch am stationären Abrechnungswesen beteiligt. 4. Welche Maßnahmen plant die Landesregierung, um die Aufklärung zu verbessern? Es stehen der Bevölkerung bereits vielfältige, qualifizierte, sachliche und neutrale Informationen zur Verfügung, z.B. durch die Deutsche Leber-stiftung und damit kooperierende Selbsthilfe-Verbände oder die Internet-Plattform „Frag den Professor“. Die Landesregierung beabsichtigt nicht, hier Doppelungen vorzunehmen. 5. Welche Maßnahmen plant die Landesregierung, um die Neuansteckungen zu reduzieren? Um HCV-Neuinfektionen zu reduzieren, fördert die Landesregierung die Weiterentwicklung von Angeboten, insbesondere für Menschen mit einem erhöhten Infektionsrisiko. Unter anderem beteiligt sich Nordrhein-Westfalen an einem Bundesmodellprojekt zur Verbesserung der Infektionsprophylaxe und der Behandlung von Drogen konsumierenden Menschen. Durch die Erweiterung der Test- und Beratungsmöglich-keiten in drei niedrigschwelligen Einrichtungen sollen Drogenabhängige früher erreicht und in geeignete medizinische Hilfen vermittelt werden. Des Weiteren finanziert das Land NRW jährlich Projekte zur ziel-gruppenspezifischen HIV- Prävention (ZSP-Projekte) in Höhe von 1.182.000 €. Auch wenn der Fokus der ZSP-Projekte auf der HIV-Prävention liegt, wird aufgrund weitgehend übereinstimmender Übertragungswege auch die Aufklärung über und die Prävention zu HCV-Infektionen immer mit eingeschlossen. Ein besonderer Fokus auf HCV wird beispielsweise in Projekten wie „Qualitätsentwicklung in der Drogenarbeit/Safer-Use- Trainings“, „Landesarbeitskreis Drogen und Haft“ sowie im landesweiten „Spritzenautomatenprojekt“ gelegt.