LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 17. Wahlperiode Drucksache 17/2087 05.03.2018 Datum des Originals: 02.03.2018/Ausgegeben: 08.03.2018 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 763 vom 30. Januar 2018 des Abgeordneten Dietmar Bell SPD Drucksache 17/1889 Hat die Überstundenbelastung an den Fachhochschulen für die wissenschaftlich Beschäftigten signifikant zugenommen? Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Die Zahl der Studierenden an den Fachhochschulen in NRW ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Das ist ein Indiz für die besondere Attraktivität dieser Hochschulen, die zwischen theoretischer Wissenschaft und Anwendungsorientierung eine erfolgreiche Brücke schlagen. Von den insgesamt derzeit 740.000 Studierenden in NRW (WS 2017/18) sind rd. 168.000 an den 16 öffentlich-rechtlichen Fachhochschulen eingeschrieben. Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von 1,6%. Insbesondere auch im Bereich der sog. MINT-Fächer, also der natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge, bieten die Fachhochschulen ein ausgesprochen attraktives Spektrum an Angeboten. Das Charakteristikum dieser Hochschulform, die besondere Kombination aus Lehre und Forschung, leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur ausdifferenzierten Hochschullandschaft in NRW. Die Professorinnen und Professoren an den Fachhochschulen sind derzeit verpflichtet, 18 Semesterwochenstunden (SWS) in der Lehre tätig zu sein. Bei ihren Kolleginnen und Kollegen an den Universitäten sind es 13 SWS. Hinzu kommen die enormen Aufgaben, die sich aus laufenden Forschungs- Transfer-und Entwicklungsprojekten ergeben. Trotz der ohnedem erhöhten Lehrverpflichtung der Professorinnen und Professoren, mehren sich die Hinweise, dass die Überstundenbelastung der Lehrenden insgesamt an Fachhochschulen ständig zunimmt. Für viele wissenschaftlich Beschäftigten an den Fachhochschulen wird es infolge immer schwieriger, eine ausgewogene Balance zwischen ihren Lehr- und Forschungsverpflichtungen zu gewährleisten. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/2087 2 Die Ministerin für Kultur und Wissenschaft hat die Kleine Anfrage 763 mit Schreiben vom 2. März 2018 namens der Landesregierung beantwortet. 1. Ist sich das Ministerium der offenkundig stetig steigenden Überstundenbelastung der Professorinnen und Professoren sowie des akademischen Mittelbaus an Fachhochschulen bewusst? 2. Verfügt das Ministerium über eigene Zahlen, aufgeschlüsselt nach Fachrichtungen, die die Mehrbelastung der wissenschaftlich Beschäftigten an Fachhochschulen dokumentieren? Die Fragen 1 und 2 werden zusammen beantwortet: Zu den Fragen 1 und 2 liegen dem Ministerium keine Daten vor. 3. Wieviel Professoren und Professorinnen und weitere Lehrende sind derzeit an den Fachhochschulen tätig? Eine Übersicht hierzu gibt die folgende Tabelle: Personal an Fachhochschulen in Nordrhein-Westfalen nach Personalgruppen N Personalgruppe Ergebnis Professoren 3.984 Dozenten und Assistenten 126 Wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiter 4.050 Lehrkräfte für besondere Aufgaben 422 Gastprofessoren, Emeriti 48 Lehrbeauftragte 8.312 Gesamtergebnis 16.942 Quelle: Amtliche Personalstatistik der Hochschulen; Stand 1.12.2016; Kopfzählung; ohne wiss. Hilfskräfte; ohne Verwaltungsfachhochschulen; eigene Auswertung 4. Welche Betreuungsrelation zwischen Studierenden und wissenschaftlich Beschäftigten ergibt sich daraus? Die Betreuungsrelation (Studierende je Lehrperson) betrug an den Fachhochschulen in NRW im Wintersemester 2016/17: 25,9. (Quelle: IT.NRW, Hochschulen in Nordrhein-Westfalen, Ergebnisse der Hochschulstatistik – Ausgabe 2017). Die Daten zu den Fachhochschulen enthalten auch die Werte für die hohe Zahl von privaten Fachhochschulen in NRW, die – auch aufgrund ihrer Fächerstruktur – deutlich schlechtere Betreuungsrelationen als die staatlichen Hochschulen aufweisen. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/2087 3 Die von den statistischen Ämtern berechnete Kennzahl "Betreuungsrelation" weist erhebliche methodische Mängel auf, da sie 1.) bei den Studierenden unabhängig vom angestrebten Abschluss und vom tatsächlichen Studierverhalten auf einer undifferenzierten "Kopfzählung" beruht, 2.) den vom jeweiligen Fach und der Abschlussart abhängigen unterschiedlichen Lehraufwand nicht berücksichtigt und 3.) beim Lehrpersonal die stark differierenden Lehrverpflichtungen ausblendet. Die Qualität der Lehre in Form eines ausgewogenen Verhältnisses von Lehrangebot und Lehrnachfrage wird regelmäßig im etablierten und verwaltungsgerichtlich geprüften Verfahren der jährlichen Kapazitätsplanung gesteuert und gesichert. 5. Wie gedenkt die Landesregierung, falls sich die stundenmäßige Mehrbelastung verifizieren lässt, Abhilfe zu schaffen? Siehe Antwort zu Frage 1 und 2.