LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 17. Wahlperiode Drucksache 17/2529 07.05.2018 Datum des Originals: 04.05.2018/Ausgegeben: 11.05.2018 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 941 vom 10. April 2018 des Abgeordneten Dr. Christian Blex AfD Drucksache 17/2329 Kalter Frühling in Deutschland – macht die globale Erderwärmung eine Pause? Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Anfang März befand sich ein Hoch über Skandinavien mit kalter Festlandluft von -20 °C. Diese Luft wurde nach Deutschland geführt. Viele Meteorologen sind sich einig, dass es für diese Jahreszeit deutlich zu kalt war. Viele Gartencenter halten ihre Frühjahrsblüher noch in ihren Gewächshäusern zurück, weil die Lichteinstrahlung durch den bewölkten Himmel zu schwach ist und vor allen Dingen, weil die klirrende Kälte in Deutschland für die Anpassung an die Periodik der sommergrünen Wälder der gemäßigten Klimazone noch nicht zurückgewichen ist. Viele Kunden bleiben wegen dem erneuten Kälteeinbruch den Gartencentern noch fern, welche dadurch mit hohen Umsatzeinbußen rechnen müssen. Nicht nur in Deutschland war es außergewöhnlich kalt. Auch in den Niederlanden ist man über den Kälteeinbruch am Märzanfang überrascht. So sind zum ersten Mal seit sechs Jahren die Kanäle Prinsengracht und Keizersgracht zugefroren. Die Eisschicht war tragfähig genug, um mehrere Passanten und Schlittschuhläufer zu tragen. In Nordamerika handelte es sich um den kältesten Winter seit 20 Jahren. Es war dort so kalt, dass es sogar in Florida geschneit hat und in Minnesota Temperaturen von -39 °C erreicht wurden. Die Kälte hat Fenster sprengen lassen, weil sie diesen Temperaturschwankungen nicht mehr standhalten konnten. 51 Pinguine in einem kanadischen Zoo mussten ihr Gehege verlassen und ins Innengehege umziehen. Sogar die Niagarafälle sind eingefroren. Unterdessen wurde an der Atlantikküste ein Hai angespült, der durch die heftige Kälte erfroren ist. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/2529 2 Die Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz hat die Kleine Anfrage 941 mit Schreiben vom 4. Mai 2018 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie beantwortet. Vorbemerkung der Landesregierung Das Wetter beschreibt den augenblicklichen physikalischen Zustand der unteren Atmosphäre (Troposphäre) zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort. Von Wetter spricht man über Zeiträume von wenigen Stunden bis zu einigen Tagen. Der Begriff Klima ist als Zusammenfassung von Wettererscheinungen definiert und gibt den mittleren Zustand der Atmosphäre an einem Ort oder Gebiet für einen bestimmten Zeitraum an. Das Klima wird dabei durch statistische Auswertung der meteorologischen Größen einer Mindestperiode von 30 Jahren beschrieben. In der Regel werden für die Beschreibung Mittelwerte und Jahressummen (wie Temperatur und Niederschlag), Häufigkeiten (Kenntage wie Sommer-und Frosttage) und Andauerzeiten (wie Sonnenscheindauer) verwendet. 1. Welchen Zusammenhang sieht die Landesregierung zwischen den beschriebenen Kältephänomene und der allgemeinen Prognose des Intergovernmental Panel on Climate Change, es handle sich bei den Jahren 2016 und 2017 um die wärmsten Jahre mit der höchsten globalen Durchschnittstemperatur? Es handelt sich bei der zitierten wissenschaftlichen Aussage nicht um Prognosedaten. Es handelt sich um Beobachtungsdaten, also gemessene Daten der globalen Durchschnittstemperatur. Diese stammen von den dafür offiziell beauftragten staatlichen nationalen Wetterdiensten und internationalen Behörden wie der World Meterological Organization (WMO). Zu den Jahren 2016 und 2017 ist zu sagen, dass bezogen auf Nordrhein-Westfalen der März (nur) 0,7 °C unterhalb des langjährigen Mittelwertes von 4,5 °C lag. Europaweit war dieser März ähnlich kalt wie der März 2005 und 2006 (Copernicus Climate Change Service 2018) und daher nicht ungewöhnlich. Auch wenn die Temperaturen im Februar und März in Europa im Mittel kälter waren als der Durchschnitt der Klimanormalperiode 1981-2010, so war der März 2018 global gesehen der drittwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen (Copernicus Climate Change Service 2018), trotz ausgeprägter lokaler Abweichungen. 2. Wie hat sich die durchschnittliche Temperatur in Nordrhein-Westfalen zum Stichtag des 20. März in den letzten zwanzig Jahren entwickelt? Wie bereits bei der Beantwortung zu Frage 1 erläutert, werden zur Beschreibung des Klimas 30-jährige Zeiträume verwendet. Das Mittel über den Zeitraum 1989-2018 liegt bei 5,7 °C. Im Vergleich zur letzten Klimanormalperiode der WMO 1961-1990 ist die durchschnittliche Märztemperatur (4,5 °C) in Nordrhein-Westfalen somit um 1,2 °C angestiegen. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/2529 3 3. Wie hat sich die durchschnittliche Temperatur in Deutschland über die letzten zwanzig Jahre entwickelt? Der Verlauf zeigt einen leichten ansteigenden Trend. Das Mittel über den Zeitraum 1988-2017 liegt bei 9,2 °C. Im Vergleich zur letzten Klimanormalperiode der WMO 1961-1990 ist die durchschnittliche Jahrestemperatur (8,2 °C) in Deutschland somit um 1 °C angestiegen. 4. Welche Kenntnis hat die Landesregierung über die Umsatzeinbußen von Gartencentern durch die bisherige Kältewelle? Regelmäßige Befragungen von Endverkaufsbetrieben in Nordrhein-Westfalen zur Umsatzentwicklung haben im Vergleich zum Jahr 2017 Umsatzeinbußen für das 1. Quartal 2018 in Höhe von durchschnittlich 20 % und nur für den Monat März in Höhe von durchschnittlich knapp 25 % ergeben. Stellt man die aktuellen Umsätze aber in den Vergleich zum Jahr 2016, würden die Umsatzeinbußen beispielsweise für den Monat März nur noch bei rund 4 % liegen. Grund für diese erhebliche Differenz war der ungewöhnlich warme März im vergangenen Jahr, der zu einer sehr deutlichen Umsatzsteigerung bei den Frühjahrsblühern geführt hatte. Berichten der gartenbaulichen Fachpresse zufolge konnte ein Teil der Umsatzeinbußen im März 2018 aber noch durch ein sehr gutes Ostergeschäft ausgeglichen werden. 5. Welche Prognose für die Entwicklung des Klimas in Nordrhein-Westfalen kann die Landesregierung für das laufende Jahr machen? Wie bereits in der Vorbemerkung dargelegt, kann man bei dem Witterungsverlauf eines Jahres nicht von „Klima“ sprechen. Mit der Erstellung von Wettervorhersagen und Klimaprognosen beschäftigt sich in Deutschland der Deutsche Wetterdienst. Dieser entwickelt zurzeit Programme zur Langfristvorhersage – also beispielsweise den Witterungsverlauf der kommenden Monate oder Jahreszeiten. Hierbei wird meist nur die zu erwartende Anomalie angegeben. Damit kann z. B. bezogen auf die Lufttemperatur die Aussage getroffen werden, ob es voraussichtlich kühler oder wärmer werden wird als in der verwendeten Referenzperiode. Informationen hierzu finden sich auf den Internetseiten des Deutschen Wetterdienst, beispielsweise unter: https://www.dwd.de/DE/leistungen/jahreszeitenvorhersage/jahreszeitenvorhersage_start.html