LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 17. Wahlperiode Drucksache 17/3121 10.07.2018 Datum des Originals: 10.07.2018/Ausgegeben: 13.07.2018 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 1175 vom 18. Juni 2018 der Abgeordneten Matthi Bolte-Richter und Horst Becker BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 17/2899 Digitalisierung des Mittelstands: Guter Rat oder Kabelsalat? Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Die Zukunft des Mittelstands ist digital: Produktions- und Arbeitsprozesse werden digitalisiert. Kunden wünschen sich individualisierbare Produkte, schnellere Lieferungen und frühzeitige Aussagen über Kosten und Wartezeiten. Neue Möglichkeiten bei der Entwicklung von Produkten und Geschäftsmodellen, die Erschließung neuer Märkte und die Steigerung der Effizienz in den Geschäftsabläufen bieten große Potenziale. Den Chancen der Digitalisierung für die Zukunftsfähigkeit der einzelnen Unternehmen und Betriebe, aber auch des Wirtschaftsstandorts Deutschlands stehen oftmals – und das gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen aus Handwerk und Industrie – die mangelnden zeitlichen und organisatorischen Möglichkeiten von wirtschaftlichen Entscheidungsträgern gegenüber. Die innerbetrieblichen Ansatzpunkte und die angebotenen digitalen Lösungen eröffnen komplexe Handlungsoptionen. Die Komplexität wird dadurch erhöht, dass die Innovationszyklen immer kürzer werden. Dadurch werden wirtschaftliche Entscheider vor komplexe Aufgaben gestellt, bei denen sie – nicht zuletzt aus Gründen der Standortsicherung – bestmögliche Unterstützung und Beratung benötigen. Der Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie hat die Kleine Anfrage 1175 mit Schreiben vom 10. Juli 2018 namens der Landesregierung beantwortet. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/3121 2 1. Welche Beratungsstrukturen in Fragen der Ausstattung von Unternehmen mit Informations- und Kommunikationstechnologie und der Entwicklung einer unternehmensspezifischen Digitalisierungsstrategie stehen den kleinen und mittleren Unternehmen in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung? (Bitte nach Regionen, Trägern und Zielgruppen aufgliedern) Die Tabelle in Anlage 1 gibt einen Überblick über die Anlauf- und Beratungsstellen für kleine und mittlere Unternehmen in Nordrhein-Westfalen in Fragen der Digitalisierung. 2. Wie viele Unternehmen wurden durch die unter Frage 1 abgefragten Angebote in den vergangenen fünf Jahren erreicht? (bitte nach Jahren, Branchen und Betriebsgrößen aufgliedern) Hierzu wurden in der Vergangenheit keine unmittelbar abrufbaren Daten erhoben, um einen bürokratischen Mehraufwand für die kleinen und mittleren Unternehmen zu vermeiden. 3. Wie bewertet die Landesregierung das Verhältnis zwischen Beratungsbedarf von kleinen und mittleren Unternehmen in Bezug auf die Digitalisierung und dem existierenden Beratungsangebot? (Bitte hinsichtlich der einzelnen Branchen und nach Betriebsgröße differenzieren.) Hierzu wurde bislang keine begleitende Evaluierung durchgeführt. Nach Angaben des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM Bonn) gibt es zudem keine wissenschaftliche Auswertung, die explizit das Verhältnis zwischen dem Beratungsbedarf von kleinen und mittleren Unternehmen hinsichtlich der Digitalisierung und der Passgenauigkeit des existierenden Beratungsangebots umfassend analysiert. Wesentlich ist aus Sicht der Forscher des IfM Bonn, dass die öffentlichen Angebote grundsätzlich gute Rahmenbedingungen für die Digitalisierung schaffen. Das IfM Bonn betont, dass der Digitalisierungsgrad der kleinen und mittleren Unternehmen branchenabhängig differiert. Der Digitalisierungsgrad in der Baubranche und im Handwerk ist nach den Untersuchungen des IfM Bonn geringer ausgeprägt als in den wissensintensiven Dienstleistungen oder im Handel und verarbeitenden Gewerbe. Unabhängig von der Branche verdeutlichen die Befunde des IfM Bonn, dass der Grad der Digitalisierung in kleinen und mittleren etablierten Unternehmen mit zunehmender Unternehmensgröße steigt. 4. Wie will die Landesregierung den Mittelstand bei der Digitalisierung weiterhin unterstützen? (Bitte geplante Maßnahmen einzeln auflisten, an wen sie sich richten und angeben mit welchem finanziellen und personellen Aufwand jeweils geplant wird.) Die Tabelle in Anlage 2 gibt einen Überblick bestehender bzw. in jüngster Zeit gestarteter Maßnahmen der Landesregierung zur Unterstützung des Mittelstands bei der Digitalisierung. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/3121 3 5. Wie bewertet die Landesregierung die Rolle von Start-ups mit Blick auf die Digitalisierung des Mittelstandes? Die digitale Transformation ist eine zentrale Herausforderung und zugleich große Chance für den Mittelstand. Die Verbindung erfolgreicher mittelständisch geprägter Unternehmen mit den Ideen und der Agilität kreativer Start-ups setzt eine Innovationskraft frei, die dazu beiträgt, am Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen Arbeitsplätze zu sichern und neue, zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen. Die DWNRW-Hubs sowie weitere private Initiativen wie Founders Foundation und Garage 33 unterstützen in Nordrhein-Westfalen gezielt die Vernetzung zwischen Mittelstand und Start-ups. Untersuchungen des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn konnten zeigen, dass Mittelständler durch die Vernetzung und Kooperation mit jungen Start-ups unter anderem schnellere Zugänge zu neuen Technologien erhalten und dadurch die eigene digitale Transformation erleichtert wird. Anlage 1 Organ Region / Aktionsradius Zielgruppe Kompetenzzentren Mittelstand 4.0 Aachen Dortmund Hagen Münsterland Siegen Kleine und mittlere Unternehmen aller Branchen NRW.Innovationspartner Aachen Bergisches Städtedreieck Düsseldorf Köln / Bonn Metropole Ruhr Münsterland Niederrhein Ostwestfalen-Lippe Südwestfalen Kleine und mittlere Unternehmen aller Branchen Landescluster Bio.NRW, Chemie.NRW, CPS.HUB, Creative.NRW, Mediennetzwerk.NRW, Kunststoffland NRW, Logistik.NRW, ProduktionNRW, NMWP.NRW ganz NRW Kleine und mittlere Unternehmen mit jeweiligem Branchenschwerpunkt DWNRW-HUBS Aachen Bonn Düsseldorf / Rheinland Köln Münsterland Ruhrgebiet Start-ups, kleine und mittlere Unternehmen, Großunternehmen Handwerk.NRW Netzwerk der Berater für Information und Technologie ganz NRW Kleine und mittlere Handwerksbetriebe Industrie- und Handelskammern in NRW Netzwerk von Innovationsund Technologieberater ganz NRW Kleine und mittlere Unternehmen Anlage 2 Maßnahmen / Produkt Volumen Zielgruppe Status Innovationsgutschein Digitalisierung 2,5 Mio. EUR (2018) Kleine und mittlere Unternehmen Läuft bereits Innovationsassistent(in) 1,5 Mio. EUR (2018) Kleine und mittlere Unternehmen Läuft bereits RWP- Beratungsprogramm 0,8 Mio. EUR (2018) Kleine und mittlere Unternehmen Läuft bereits Potentialberatung NRW 3 Mio. EUR (2018) Kleine und mittlere Unternehmen mit mind. 10 Beschäftigten Läuft bereits Bildungsscheck 8 Mio. EUR (2018) Kleine und mittlere Unternehmen Läuft bereits NRW.BANK Universalkredit bis zu 10 Mio. EUR pro Förderfall Kleine und mittlere Unternehmen Läuft bereits NRW.BANK Innovative Unternehmen bis zu 7,5 Mio. EUR pro Förderfall Kleine und mittlere Unternehmen Läuft bereits Netzwerk Handwerk- Digital.NRW 1 Mio. EUR Kleine und mittlere Handwerksunternehmen Umsetzung in 2018