LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 17. Wahlperiode Drucksache 17/3282 30.07.2018 Datum des Originals: 27.07.2018/Ausgegeben: 02.08.2018 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 1288 vom 12. Juli 2018 des Abgeordneten Dr. Dennis Maelzer SPD Drucksache 17/3185 Mit welchem Personalschlüssel findet pädagogische Arbeit im Elementarbereich in Nordrhein-Westfalen statt? Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Bei der Messung von Bildungsqualität können unterschiedliche Indikatoren herangezogen werden. Ein entscheidender – wenn nicht: der entscheidende – Faktor bei der frühkindlichen Bildung ist hier die Frage des eingesetzten Personals bzw. der eingesetzten Fachkräfte. Gerade im Zusammenhang mit dem „Gute Kita-Gesetz“, das nunmehr auf Bundesebene diskutiert wird, spielt die hinreichende Ausstattung mit Personal in den Tageseinrichtungen für Kinder sowie in der Kindertagespflege eine wesentliche Rolle. Problematisch sind – auch und insbesondere bei Vergleichen zwischen den Bundesländern – dabei aber immer wieder zwei Sachverhalte. Einerseits fehlt es häufig an aktuellen Daten und andererseits ist allzu oft unklar, welche Relation von Fachpersonal zu Kindern angegeben wird. Im Zusammenhang mit dieser Kleinen Anfrage soll unter dem Fachkraft-Kind-Schlüssel eine rechnerische Größe zur Bestimmung des Personalschlüssels verstanden werden. Es werden Vollzeitäquivalente von angestelltem Personal den Vollzeitäquivalenten der Kinder gegenübergestellt . Demgegenüber soll unter der Fachkraft-Kind-Relation das reale Verhältnis von pädagogischen Fachkräften zu den anwesenden Kindern verstanden werden. In der aktuellen politischen Diskussion um Qualitätsverbesserungen im Elementarbereich spielt dieser Wert, der sich durch Freistellungen, Krankentage, Urlaub und mittelbare pädagogische Arbeit vom Personalschlüssel unterscheidet, eine bedeutende Rolle. Sollte die Landesregierung die beiden Begriffe so verwenden, dass sich der eine Begriff direkt vom anderen ableitet, so bitte ich darum, dies entsprechend in der Antwort zu vermerken. Der Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration hat die Kleine Anfrage 1288 mit Schreiben vom 27. Juli 2018 namens der Landesregierung beantwortet. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/3282 2 Vorbemerkung der Landesregierung Bezüglich der verwendeten Begrifflichkeiten ist zunächst darauf hinzuweisen, dass in der Fachdebatte die Begriffe Personalschlüssel, Fachkraft-Kind-Schlüssel und Fachkraft-Kind-Relation nach wie vor nicht einheitlich verwendet werden. Hier werden die Begriffe in Anlehnung an Destatis und die Expertise von Viernickel/Fuchs-Rechlin1 angewandt. - Personalschlüssel: Der Personalschlüssel ist die Relation von vertraglich vereinbarter Arbeitszeit zu vertraglich vereinbarter Betreuungszeit der betreuten Kinder. (Hinweis: Dies entspricht dem in der Kleinen Anfrage verwendeten Begriff des Fachkraft-Kind-Schlüssels.) - Fachkraft-Kind-Relation: Die Fachkraft-Kind-Relation ist eine vom Personalschlüssel abgeleitete Kenngröße, die das tatsächliche Verhältnis von anwesenden pädagogisch Tätigen und anwesenden Kindern in der Betreuungssituation verdeutlichen soll. 1. Mit welchem Fachkraft-Kind-Schlüssel werden die Kinder in Nordrhein-Westfalen aktuell im frühkindlichen Bereich betreut? (Bitte differenzieren nach U3/Ü3 und nach Kita bzw. Kindertagespflege.) Zu den jeweils verwendeten Begriffen siehe Vorbemerkung. Destatis erstellt jährlich Auswertungen des empirischen Personalschlüssels auf Basis der amtlichen KJH-Statistik. Die aktuelle Auswertung hierzu basiert auf den Daten zum Stichtag 01. März 2017. Demnach liegt der Personalschlüssel in der Gruppe der Kinder im Alter von 0 bis unter 3 Jahren in Nordrhein-Westfalen bei 3,7 und in der Gruppe der Kinder im Alter von 2 bis unter 8 Jahren bei 8,1. Hierbei handelt es sich um Personalschlüssel ohne Leitungszeitanteile. Aus der KJH-Statistik vom 1. März 2017 ergibt sich, dass jede Tagespflegeperson in NRW durchschnittlich rechnerisch rund 3,6 Kinder betreut. Die Statistik erfasst allerdings nicht die Tatsache, dass die Kinder nicht immer gleichzeitig betreut werden, so dass dies nicht als Aussage zum Personalschlüssel gewertet werden kann. 2. Wie würde sich der Fachkraft-Kind-Schlüssel verändern, wenn bei sämtlichen Gruppen in Nordrhein-Westfalen der zweite KiBiz-Wert erfüllt würde? (Bitte nach U3/Ü3 aufschlüsseln.) Zu den jeweils verwendeten Begriffen siehe Vorbemerkung. Der Personalschlüssel wird ermittelt aus der Relation der vertraglich geregelten Arbeitszeit des Personals in den einzelnen Einrichtungen zur vertraglich vereinbarten Betreuungszeit der betreuten Kinder. Die amtliche KJH-Statistik erfasst stichtagsbezogen die aktuellen Angaben, die für die Berechnung zum Personalschlüssel erforderlich sind. Quantitative Angaben zu künftigen Entwicklungen und zu den empirischen Auswirkungen eines veränderten Personaleinsatzes sind auf dieser Basis nicht möglich. KiBiz.web war und ist nicht darauf angelegt, Auswertungen zum Personalschlüssel zu ermöglichen . 1 Vgl. Viernickel, Susanne; Fuchs-Rechlin, Kirsten et.al.: Qualität für alle. Wissenschaftlich begründete Standards für die Kindertagesbetreuung., 3. Korrigierte Auflage LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/3282 3 Eine Verknüpfung der Ergebnisse aus diesen unterschiedlichen Datenquellen ist im Hinblick auf die Erlangung valider Aussagen nicht möglich. 3. Wie stellt sich aktuell die Fachkraft-Kind-Relation im frühkindlichen Bereich in Nordrhein -Westfalen dar? (Bitte nach U3 und Ü3-Bereich differenzieren.) 4. Wie würde sich die Fachkraft-Kind-Relation im frühkindlichen Bereich in Nordrhein- Westfalen darstellen, wenn durchgängig Personal nach dem zweiten KiBiz-Wert zur Verfügung stünde? (Bitte nach U3 und Ü3-Bereich differenzieren.) Die Fragen 3 und 4 werden gemeinsam beantwortet. Die Fachkraft-Kind-Relation gibt das tatsächliche Verhältnis von anwesendem pädagogischem Personal und anwesenden Kindern in der aktuellen Betreuungssituation wieder. Angaben hierzu werden durch vorhandene Statistiken nicht erfasst und können ferner im Jahresverlauf und in den einzelnen Kitas kurzfristig schwanken (z.B. durch Erkrankungen sowohl der Kinder wie der Fachkräfte). 5. Welcher zusätzlichen Zahl an Fachkräften (Vollzeitäquivalente) würde es bedürfen, wenn aktuell durchgängig der zweite Kibiz-Wert erfüllt würde? Aus aktuell vorliegenden Daten ergibt sich die Summe des gesamten pädagogischen Personals , das aus Kindpauschalen und anderen Leistungen nach KiBiz finanziert wird. Eine isolierte Betrachtung der ausschließlich auf der Basis von Kindpauschalen finanzierten Personalkraftstunden , die für die Beantwortung der Frage erforderlich wäre, ist damit nicht möglich.