LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 17. Wahlperiode Drucksache 17/4262 19.11.2018 Datum des Originals: 16.11.2018/Ausgegeben: 22.11.2018 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 1621 vom 22. Oktober 2018 des Abgeordneten Guido van den Berg SPD Drucksache 17/4019 Wie kann der Umbau von Braunkohlenkraftwerksblöcken in Wärmespeicher gelingen? Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Seit einigen Jahren gibt es Überlegungen, Wärmespeicherkraftwerke an ehemaligen Kraftwerkstandorten als Reallabore zu etablieren. Insbesondere die Fachhochschule (FH) Aachen mit dem Solar-Campus Jülich hatten entsprechende Planungsskizzen erarbeitet, die die Nutzung nicht mehr benötigter Braunkohle-Kraftwerksblöcke vorsahen und die die Weiternutzungen von Generatoren- und Turbineneinheiten empfehlen. Hinzu kamen dann Überlegungen des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) in gleicher Richtung. Die Innovationsregion Rheinisches Revier und ihre Nachfolgeorganisation Zukunftsagentur (IRR / ZRR GmbH) haben vor diesem Hintergrund am 21.09.2018 in ihren „Eckpunkten für ein Wirtschafts- und Strukturprogramm Rheinisches Revier“ u.a. Reallabore, Piloten und Demonstratoren für Energieerzeugung, -speicherung und -transport sowie Sektorenkopplung gefordert und die „Entwicklung energiewirtschaftlicher Nachfolgenutzungen für ehemalige Kraftwerksstandorte, darunter Energieproduktion (G+D) und Wärmespeicher-Kraftwerke“ benannt. In der Unterrichtung der Landesregierung am 10.10.2018 (Plenarprotokoll 17/36) wurde dargestellt, dass man als Leitprojekt ein Reallabor Wärmespeicherkraftwerk MS-Store-to- Power realisieren wolle. Dabei handele es sich um einen Flüssigsalz-Wärmespeicher, der bis zu 1 Gigawatt Wärme speichern können soll, der schwarzstartfähig sei und in einer sogenannten Dunkelflaute als Back-up-Kraftwerk dienen könne. Der Gesamtsystemwirkungsgrad solle bei ca. 40% liegen und durch Einsatz von Hochtemperaturwärmepumpen künftig sogar Gesamtwirkungsgrade von bis zu 70% erreichen. Zur Verbesserung des Wirkungsgrades der Wärmespeicher solle die Ansiedlung eines DLR-Instituts für Hochtemperaturwärmepumpen erreicht werden. Der Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie hat die Kleine Anfrage 1621 mit Schreiben vom 16. November 2018 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit der Ministerin für Kultur und Wissenschaft beantwortet. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/4262 2 Vorbemerkung der Landesregierung Die Landesregierung setzt sich – auch vor dem Hintergrund der Beratungen der von der Bundesregierung eingesetzten Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung (WSB-Kommission) – für eine nachhaltige wirtschaftliche Perspektive des Rheinischen Reviers und des Rheinlands ein. Sie wird dabei unterstützt von der Zukunftsagentur Rheinisches Revier, deren Aufsichtsrat Eckpunkte für ein Wirtschafts- und Strukturprogramm Rheinisches Revier einstimmig beschlossen hat. Ziel ist es, den Weg in ein ENERGIEREVIER DER ZUKUNFT zu nutzen, um neue Wertschöpfung und Beschäftigung an die Region zu binden. Die Errichtung von Wärmespeicherkraftwerken an bestehenden Kraftwerksstandorten sowie die Entwicklung von Hochtemperatur-Wärmepumpen zur Verbesserung des Wirkungsgrads der Wärmespeicherkraftwerke stellen wichtige Projekte für das ENERGIEREVIER DER ZUKUNFT dar. Hier besteht aber noch weiterer Forschungs- und Entwicklungsbedarf. 1. Wie weit ist der Umsetzungsstand für ein DLR-Institut für Hochtemperaturwärmepumpen sowie ein Reallabor für ein Speicherkraftwerk im Rheinischen Revier? Mit dem 7. Energieforschungsprogramm beabsichtigt die Bundesregierung, Reallabore der Energiewende als neue Säule der Forschungsförderung zu etablieren. In dem Forschungsprogramm wurden „große thermische Speicher zur CO2-freien, nachhaltigen Nutzung bestehender Energieinfrastrukturen“ explizit als Schlüsseltechnologie genannt. Eine entsprechende Förderbekanntmachung zum 7. Energieforschungsprogramm wurde am 18. Oktober 2018 von der Bundesregierung im Bundesanzeiger veröffentlicht. Hier kann sich ein Projekt- und Forschungskonsortium für eine Förderung bewerben. Die Landesregierung unterstützt eine solche Initiative. Die Ansiedlung eines DLR-Instituts für Hochtemperaturwärmepumpen wurde gegenüber der WSB-Kommission als ein Bestandteil des Wirtschafts- und Strukturprogramms für das Rheinische Revier eingebracht. Das Projekt wurde einstimmig in den Zwischenbericht der WSB-Kommission aufgenommen. 2. Ist die Landesregierung auf Salz als Speichermedium festgelegt oder sind auch andere mineralische Materialien denkbar (wenn ja, welche)? Die Entscheidung, welche Speichermedien in einem Speicherkraftwerk genutzt werden sollen, obliegt einem möglichen Projekt- und Forschungskonsortium. Die Landesregierung ist nicht auf bestimmte Technologien festgelegt, vielmehr wird ein technologieoffener Ansatz verfolgt. 3. Welche Kraftwerksstandorte kommen als Reallabore für Wärmespeicher in Betracht? Die Auswahl möglicher Kraftwerksstandorte, die als Reallabore für Wärmespeicher in Betracht kommen, obliegt einem möglichen Projekt- und Forschungskonsortium. 4. Welche Förder- und Unterstützungszusagen konnte das Land bislang durch welche öffentlichen Institutionen (Bund, Europa, NRW selber) und welche privaten LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/4262 3 Partner (Energieversorgungsunternehmen, Ausrüster, Forschung, etc.) konkret vermitteln? Neben einer möglichen Förderung eines „Wärmespeicher-Kraftwerks StoreToPower“ als Reallabor durch die Bundesregierung kommt die Förderung einer vorgeschalteten Machbarkeitsstudie durch die Landesregierung in Betracht. 5. Wie beurteilt die Landesregierung die Rahmenbedingungen auf dem deutschen Energiemarkt, um den Einsatz von Wärmespeicherkraftwerken auch kommerziell zu ermöglichen? Die Frage, inwieweit die Rahmenbedingungen auf dem deutschen Energiemarkt den Einsatz von Wärmespeicherkraftwerken auch wirtschaftlich ermöglichen, ist eine Frage, die in einem möglichen Reallabor zu untersuchen wäre.