LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 17. Wahlperiode Drucksache 17/6350 23.05.2019 Datum des Originals: 23.05.2019/Ausgegeben: 28.05.2019 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 2405 vom 2. Mai 2019 des Abgeordneten Dr. Christian Blex AfD Drucksache 17/5955 Rottet der Wolf die Mufflons aus? Vorbemerkung der Kleinen Anfrage In Nordrhein-Westfalen ist in den Kreisen Wesel und auf dem Truppenübungsplatz Senne in Ostwestfalen-Lippe jeweils ein Wolf-Weibchen sesshaft geworden. Diese Gebiete sind als Wolfsgebiete ausgewiesen, in denen Maßnahmen zum Herdenschutz gefördert werden.1 Östlich von Lüneburg hat die Rückkehr des Wolfes zum Aussterben der einzigen reinrassigen Mufflon-Population in Deutschland geführt. Laut dem Leiter des örtlichen Hochwildrings der Jäger, der ebenfalls Wolfsberater ist, sei die ca. 300 Tiere große Population innerhalb von drei Jahren völlig ausgelöscht worden. Auch in der Lausitz, wo das erste dauerhaft in Deutschland lebende Wolfsrudel heimisch wurde, sind die Mufflons völlig verschwunden. Dies ist besonders bedauerlich, da das Mufflon in seiner ursprünglichen Heimat auf Korsika und Sardinien vom Aussterben bedroht ist und nur die Auswilderung im kontinentalen Europa das Mufflon vor dem Aussterben bewahrt hat, wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Bayern feststellte. Sollte sich der Wolf jedoch bundesweit etablieren, so ist nicht davon auszugehen, dass die Population in Deutschland dauerhaft bestehen wird, wie ein Nabu-Experte erklärt.2 Die Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz hat die Kleine Anfrage 2405 mit Schreiben vom 23. Mai 2019 namens der Landesregierung beantwortet. 1 https://www.wolf.nrw/wolf/de/aktuelles 2 https://www.welt.de/wissenschaft/article192095885/Wildschafe-Gegen-den-Wolf-hatten-die-Mufflons-keine- Chance.html LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/6350 2 1. Wie verteilt sich die Muffelwild-Population auf Nordrhein-Westfalen? In Nordrhein-Westfalen kommt das Muffelwild in 26 Gebieten vor. Die Verbreitung des Muffelwildes in Nordrhein-Westfalen konzentriert sich auf die Mittelgebirgsräume von der Eifel über das Bergische Land bis in das Sauerland. Die aktuelle Bestandshöhe beträgt 2.500 bis 3.000 Stück. 2. Wie hat sich die Muffelwild-Population in Nordrhein-Westfalen in den letzten 10 Jahren entwickelt? Die jährlichen Jagdstrecken des Muffelwildes haben von 626 Stück im Jagdjahr 2007/2008 auf 1.117 Stück im Jagdjahr 2017/2018 um 78% zugenommen. Die Muffelwild-Population ist in sich stabil. 3. Welche Auswirkungen hat die dauerhafte Ansiedlung des Wolfes in Nordrhein- Westfalen auf die Muffelwild-Population? Lokale Auslöschungen von Muffelwild-Beständen durch den Wolf sind möglich und in Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen und Sachsen-Anhalt bereits nachgewiesen. Die Jagdstatistik zeigt jedoch in all diesen Bundesländern keine gravierenden Rückgänge beim Muffelwild in den letzten zehn Jahren. Bei der aktuellen Bestandssituation des Wolfes in Nordrhein-Westfalen besteht hier kein Handlungsbedarf. 4. Welche Maßnahmen plant die Landesregierung, um eine Ausrottung des Mufflons durch den Wolf in Nordrhein-Westfalen zu verhindern? 5. Welche Maßnahmen plant die Landesregierung, um seltene und gefährdete Wildtierarten in Nordrhein-Westfalen vor einer Ausrottung oder starken Dezimierung durch den Wolf zu schützen? Die Fragen 4 und 5 werden wegen des bestehenden Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet: Ausrottungen oder eine starke Dezimierung des Muffelwildes oder anderer Wildarten durch den Wolf sind in NRW aktuell nicht zu befürchten. Daher hält die Landesregierung Nordrhein- Westfalen Maßnahmen für nicht erforderlich. Ein verantwortungsvoller jagdwirtschaftlicher Umgang mit dem Muffelwild kann diese Wildart auch zukünftig in den bisherigen Vorkommen in Nordrhein-Westfalen erhalten.