LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 17. Wahlperiode Drucksache 17/7651 14.10.2019 Datum des Originals: 14.10.2019/Ausgegeben: 18.10.2019 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 2948 vom 5. September 2019 des Abgeordneten Dr. Christian Blex AfD Drucksache 17/7330 Mögliche positive Auswirkungen der anstehenden Klimaveränderung für NRW Vorbemerkung der Kleinen Anfrage Die üblichen Prognosen des Klimawandels sagen katastrophale Entwicklungen voraus. Es gibt jedoch auch Studien, die zeigen, dass die erwartete Erwärmung zumindest in bestimmten Regionen für Mensch und Natur günstige oder zumindest überwiegend günstige Auswirkungen haben kann. Vor einem Jahr berichtete Spiegel Online (24.09.2018) über eine Wirtschaftsstudie der University of California mit dem Titel „The Social Cost of Carbon“1. Darin wurde die Bilanzierung der Konsequenzen eines Temperaturanstiegs auf verschiedene Weltgegenden untersucht. So wird Europa, insbesondere Deutschland, als eine Region vorgestellt, die per Saldo überwiegend Vorteile und nur wenig Nachteile von einer globalen Erwärmung haben wird. Der Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie hat die Kleine Anfrage 2948 mit Schreiben vom 14. Oktober 2019 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit der Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung und der Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz beantwortet. Vorbemerkung der Landesregierung Der anthropogene Klimawandel zeigt bereits heute weltweit Auswirkungen, welche sich – so die wissenschaftlichen Prognosen – noch verstärken werden. So schreiten das Abschmelzen der Polkappen, der Anstieg des Meeresspiegels und die Zunahme von Extremereignissen, wie Stürme, Hitzewellen und Dürren, voran und stellen für die Menschen in vielen Teilen der Erde eine existenzielle Bedrohung dar. 1 https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/klimawandel-wer-gewinnt-wer-verliert-a-1229692.html LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/7651 2 Die Betroffenheit durch die vom Klimawandel induzierten Folgen wird weltweit unterschiedlich stark ausgeprägt sein, jedoch vor allem negative Effekte mit sich bringen. Das ist auch für Nordrhein-Westfalen zu erwarten. So steht z.B. einem verringerten Heizbedarf im Winter ein erhöhter Kühlungsbedarf im Sommer gegenüber. Auch die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels sind nicht zu unterschätzen. Allergiker leiden besonders, denn der Pollenflug verlängert sich durch den Klimawandel und auch weitere gesundheitliche Folgen durch den Klimawandel sind anzunehmen. Ganze Branchen, wie z.B. der Wintertourismus in NRW, werden sich auf die klimatisch verändernden Rahmenbedingungen einstellen müssen.. 1. Wie hoch war der Heizaufwand für Gebäude (Wohngebäude, Verwaltungsbauten) in Nordrhein-Westfalen seit 1990 (in Energie und in Geld)? Für die kommunalen Verwaltungsgebäude sowie Wohngebäude in Nordrhein-Westfalen liegen der Landesregierung keine flächendeckenden Verbrauchsdaten bzw. Kosten für den gefragten Zeitraum vor. Das Rechenmodell für den Energieatlas NRW des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) weist einen Raumwärmebedarf der Wohngebäude in NRW von 147 TWh/a aus (www.energieatlas.nrw.de/site/planungskarte_waerme). 2. Welche Entwicklungen des besonderen Aufwands für den Winterverkehr (Streugut etc.) erwartet die Landesregierung im kommenden Jahrzehnt? Wie sich der fortschreitende Klimawandel insbesondere auf den Straßenbetriebsdienst (Winterdienst) in Nordrhein-Westfalen auswirkt, ist derzeit nur bedingt vorhersehbar. Die bisher vorhandenen Studien und Forschungsberichte lassen vermuten, dass in Zukunft häufiger kurze aber intensive Winterereignisse auftreten, gefolgt von Zeiträumen mit weniger winterlicher Witterung. Bis 2030 wird sich der Aufwand für den Winterdienst laut vorliegender Studien voraussichtlich nicht signifikant ändern, allenfalls ist durchschnittlich eine leichte Zunahme (bis zu 10%) des Winterdienstaufwandes und des Salzverbrauchs zu erwarten (vgl. Bericht der Bundesanstalt für Straßenwesen, “Analyse der Auswirkungen des Klimawandels auf den Straßenbetriebsdienst“, Verkehrstechnik Heft V 270). Die Verbrauchsmengen beim Landesbetrieb Straßenbau NRW schwanken in den einzelnen Winterperioden derzeit stark, von 40.000 bis 280.000 Tonnen Streusalz pro Jahr. Auch in Zukunft werden Winterdienstaufwand und Salzverbrauch in den einzelnen Wintern stark variieren. 3. Inwieweit ist bei milderen Wintern mit Erleichterungen bzw. weniger Beschränkungen der Bautätigkeit zu rechnen? Zwar führen Temperaturen von unter 5 Grad Celsius zu Einschränkungen bei der Bautätigkeit im Hochbau. In Anbetracht volatiler Temperaturverläufe und wechselnder Wetterbedingungen und der Berücksichtigung des Niederschlagsgeschehens lassen sich hingegen keine seriösen Prognosen abgeben, ob eine Erderwärmung positive oder auch negative Konsequenzen für die Bautätigkeit mit sich bringt. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Bautätigkeit im Straßenbau sind ebenfalls nur bedingt vorhersehbar. So haben Temperaturschwankungen von bis zu 2°C auf die Bautätigkeit zunächst keinen nennenswerten Einfluss. Eine messbare Veränderung des Baugeschehens im Straßenbau durch den Klimawandel ist aktuell nicht festzustellen. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/7651 3 4. Wird durch die Erwärmung der Anbau von neuen Feld- und Gartenfrüchten oder auch von bestimmten Weinsorten in NRW flächendeckend möglich? Durch die prognostizierte Temperaturerhöhung werden sich die möglichen Anbaugebiete wärmebedürftiger Kulturen wie Mais, Wein oder Soja voraussichtlich verschieben bzw. ausdehnen. Von einem flächendeckenden Anbau solcher Kulturen in NRW ist jedoch nicht auszugehen. 5. Welche Entwicklung des Tourismus in NRW wird durch wärmeres Wetter (mehr Sonne, längere Saison) erwartet? Für den Tourismus in Nordrhein-Westfalen, ob im Winter oder im Sommer, spielen die klimatischen Bedingungen eine wesentliche Rolle. Dabei ist es in erster Linie Aufgabe der Tourismusbranche, unternehmerisch auf diese Entwicklung zu reagieren, vor allem durch zusätzliche innovative und hochwertige touristische Produkte und Dienstleistungen. Bereits heute wird in den Regionen und Städten des Landes an der Diversifizierung des Tourismusangebots gearbeitet.