Drucksache 16/1119 04. 04. 2012 Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 24. April 2012 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Thomas Günther (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Reformationsjubiläum 2017 Die Kleine Anfrage 707 vom 12. März 2012 hat folgenden Wortlaut: Das Reformationsjubiläum 2017 und die bereits begonnene Lutherdekade 2008 bis 2017 bieten für Rheinland-Pfalz und Rhein hessen eine große touristische Chance. Ich frage die Landesregierung: 1. Mit welchem strategischen Konzept gedenkt die Landesregierung, dieses herausragende Ereignis für Rheinland-Pfalz sowie Rhein- hessen touristisch zu vermarkten? 2. Welche Zielgruppen will die Landesregierung allgemein und im Besonderen ansprechen? 3. Welche Art von Veranstaltungen soll dieses historische Ereignis flankierend begleiten? 4. In welchen Städten von Rheinland-Pfalz und Rheinhessen, in denen Luther gelebt und gewirkt hat, sind zum gegenwärtigen Zeit- punkt Veranstaltungen geplant, um die Potenziale dieses historischen Ereignisses touristisch zu nutzen? 5. Welche finanziellen Mittel stellt die Landesregierung für das aus kulturhistorischer und religiöser Sicht bedeutsame Reformations - jubiläum 2017 und die Lutherdekade 2008 bis 2017 zur Verfügung? Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 4. April 2012 wie folgt beantwortet: Vorbemerkung: Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte Martin Luther in Wittenberg 95 Thesen gegen den Missbrauch des Ablasses. Dieser berühmte „Thesenanschlag“ gilt als Beginn der Reformation. Deshalb haben nicht nur die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), sondern auch der Bund und die Länder den 500. Jahrestag des Thesenanschlags zum Anlass genommen, in einer „Lutherdekade“ 2008 bis 2017 die Geschichte und Wirkungsgeschichte der Reformation und ihre Relevanz für das 21. Jahrhundert aufzuarbeiten und das weite Spektrum in Themenjahren mit Ausstellungen, Kongressen, Tagungen und vielfältigen Kulturveranstaltungen zu entfalten. Nähere Informationen finden sich unter www.luther2017.de. Die Lutherdekade ist ein gesamtdeutsches Thema. Rheinland-Pfalz ist in allen nationalen Gremien, die das Reformationsjubiläum gestalten – Kuratorium, Lenkungsausschuss, Treffen der Lutherbeauftragten – als einziges westliches Land neben den Ländern Sachsen -Anhalt, Sachsen und Thüringen vertreten. Dies vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie folgt: Zu Frage 1: Die Entwicklung nationaler Marketingkonzepte geschieht durch das Kuratorium Reformationsjubiläum, den Lenkungsausschuss, in dem auch die „Lutherstädte“ wie z. B. Worms vertreten sind, und seiner Arbeitsgemeinschaft Marketing/Tourismus in Kooperation mit der Deutschen Zentrale für Tourismus. Es ist nicht die Aufgabe der Landesregierung, touristische Marketingkonzepte zu entwickeln. Diese Aufgabe obliegt den Regionalagenturen der Tourismusagenturen. Die Landesregierung sieht ihre Aufgabe darin , Initiativen von Kirchen, Kommunen, Kultureinrichtungen und aus der Bürgergesellschaft zu ermuntern, zu koordinieren, zu vernetzen und zu fördern. Drucksache 16/1119 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Zu Frage 2: Angesichts der umfassenden Bedeutung der Reformation wenden sich die Veranstaltungen im Rahmen der Lutherdekade nicht an eine ganz bestimmte Zielgruppe, sondern gleichermaßen an junge Leute und Erwachsene, an Menschen, die in ihren Kirchen verwurzelt sind, und an religiös ungebundene oder anderweitig orientierte Menschen, an Menschen mit und ohne Migrationshintergrund . Die wichtigsten Veranstalter des Reformationsjubiläums sind für das Land die Evangelischen Landeskirchen, die Kommunen mit besonderem Bezug zur Reformationsgeschichte wie Speyer und Worms und die kulturhistorischen Museen in staatlicher, kommunaler und kirchlicher Trägerschaft. Zu den Fragen 3 und 4: Das Reformationsjubiläum erinnert an ein historisches Ereignis mit Weltwirkung, ist aber nicht selbst schon ein „historisches Ereignis “, sondern die Summe zahlreicher Veranstaltungen unterschiedlicher Träger und Ausrichtung. Die Landesregierung fördert 2012 mit Mitteln des Kultursommer e. V. Veranstaltungen, die einen engen Bezug zum Kultursommermotto „Gott und die Welt“ und zugleich zum Motto des Jahres 2012 innerhalb der Lutherdekade „Reformation und Musik“ haben, so das Blechbläsertreffen „Luther in Brass“ in Worms und das Kindertheaterstück „Eurer Diener Johann Sebastian Bach“, eine Koproduktion des Kultursommers Rheinland-Pfalz mit dem Kinder- und Jugendtheater Speyer. In der Lutherstadt Worms finden zahlreiche Veranstaltungen statt, die das von der Stadt und dem Evangelischen Dekanat Worms-Wonnegau herausge gebenen Programm „Reformation und Musik“ auflistet*), u. a. ein Konzert im Rahmen des bundesweiten Projektes „Luthertour“ am 10. November . Die offizielle Eröffnung des Mottojahres 2013 „Reformation und Toleranz“ wird am 31. Oktober in Worms als gemeinsame Veranstaltung der EKD, der Evangelischen Kirche von Hessen-Nassau (EKHN), der Stadt und des Landes Rheinland-Pfalz stattfinden. Im Jahr 2013 sind zahlreiche Vortragsveranstaltungen und Ausstellungen aus Anlass des Jubiläums „450 Jahre Heidelberger Katechismus “, insbesondere in der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) geplant. Die Stadt Worms und die EKHN planen ab 2013 „Wormser Religionsgespräche“, die an die Tradition des Religionsgesprächs von 1541 anknüpfen sollen. Die Rheinhessen-Touristik GmbH wird das Reformationsjubiläum 2017 ab 2016 verstärkt bewerben. Der Schwerpunkt wird in Worms auf dem 500. Jahrestag des Reichstages und des Wormser Edikts 2021 liegen. Die Universität Koblenz-Landau, Campus Landau, wird 2014 eine große, grenzüberschreitende Tagung über „Reformationen am Oberrhein“ durchführen. Im Mottojahr 2015 „Reformation – Bild und Bibel“ sind drei Ausstellungen des Landesmuseums Mainz/GDKE, des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums Mainz und des Gutenberg-Museums Mainz als gemeinsame Landes - ausstellung geplant, die die Bedeutung der Reichstage von 1521 (Worms) und Speyer (1526, 1529), die Rolle des Niederadels (Franz von Sickingen), den Humanismus am nördlichen Oberrhein (Mainz, Worms, Speyer) und Bibelillustrationen behandeln sollen. Darüber hinaus werden im Rahmen der Lutherdekade u. a. das Institut für Europäische Geschichte, das Institut für geschichtliche Landes kunde (beide Mainz) und das Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde (Kaiserslautern) Tagungen und Symposien durchführen. Zu Frage 5: Das Land Rheinland-Pfalz beteiligt sich an den Kosten der Lutherdekade mit Zuweisungen an die Geschäftsstelle „Luther 2017“, Wittenberg, in Höhe von je 30 000 € in den Jahren 2012 und 2013. Diese Mittel sind im Doppelhaushalt 2012/2013 im Einzelplan 09 im Kapitel 09 52, Titel 685 14 veranschlagt. Wie in der Antwort zu den Fragen 3 und 4 dargestellt, fördert die Landesregierung in 2012 mit Mitteln des Kultursommer e. V. Veranstaltungen , die einen engen Bezug zum Kultursommermotto „Gott und die Welt“ und zugleich zum Motto des Jahres 2012 inner - halb der Lutherdekade „Reformation und Musik“ haben. Bislang sind noch keine konkreten Förderanträge für die verbleibenden Jahre der Lutherdekade an die Landesregierung, die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur und den Kultursommer e. V. herangetragen worden. Eventuelle Förderungen können im Rahmen verfügbarer Haushaltsmittel erfolgen. In Vertretung: Walter Schumacher Staatssekretär *) www.worms.de/deutsch/kultur/Veranstaltungen/VA/_2012/Lutherdekade_Programm.php.