Drucksache 16/1170 zu Drucksache 16/1021 23. 04. 2012 A n t w o r t des Ministeriums für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landes - planung auf die Große Anfrage der Fraktion der SPD – Drucksache 16/1021 – Perspektiven des Handwerks in Rheinland-Pfalz Die Große Anfrage vom 8. März 2012 hat folgenden Wortlaut: Das Handwerk mit seinen kleinen und mittelständischen Betrieben stellt eine tragende Säule der rheinland-pfälzischen Wirtschaft dar. Die Betriebe bieten ein differenziertes, breites und hochwertiges Angebot an Waren und Dienstleitungen an. Hinzu kommt die ausgeprägte Innova tions - kraft des rheinland-pfälzischen Handwerks, das auch europäisch und international tätig ist und es schafft, auf globale Herausforderungen adäquat zu reagieren. Wir fragen die Landesregierung: I. Wertschöpfung und Beschäftigung im Handwerk Rheinland-Pfalz 1. Wie bewertet die Landesregierung die wirtschaftliche Entwicklung in Rheinland-Pfalz im laufenden Jahr? 2. Welchen Anteil hatte das Handwerk an den 2006 bis heute zusätzlich geschaffenen Arbeits - plätzen in Rheinland-Pfalz, ein schließ lich selbstständiger Unternehmer und Unter - nehmerinnen? 3. Wie hat sich die Branchenstruktur seit 2005 in Rheinland-Pfalz entwickelt? Wie stellen sich die Betriebsgrößen im rheinland-pfälzischen Handwerk dar? 4. Wie hat sich die Beschäftigung im Handwerk seit 2006 in Rheinland-Pfalz entwickelt, insbesondere im Vergleich zur allgemeinen Entwicklung? Welche Handwerks- und Gewerbe - gruppen verzeichneten die größten Rückgänge bzw. Zuwächse? 5. Wie viele rheinland-pfälzische Handwerksbetriebe werden heute von Frauen geführt? Wie hat sich der Anteil der Frauen an der Gesamtzahl der Betriebsinhaber im Zeitablauf entwickelt? 6. Wie bewertet die Landesregierung die Rolle des rheinland-pfälzischen Handwerks als stabi - li sierenden Faktor während der Finanz- und Wirtschaftskrise? 7. Die Kreativwirtschaft betrifft viele verschiedene Wirtschaftsbereiche in Rheinland-Pfalz und etabliert sich immer mehr als zukunftsweisender Wirtschaftszweig. Kann das Handwerk der Kreativwirtschaft zugeordnet werden? Wenn ja, welche Handwerksbranchen leis - ten einen besonderen Beitrag zur Kreativwirtschaft? II. Finanzierungsstruktur und Förderungen 8. Wie stellt sich die Finanzierungsstruktur im rheinland-pfälzischen Handwerk dar? 9. Gab es während der Wirtschaft- und Finanzkrise Probleme bei der Kreditvergabe an das Handwerk in Rheinland-Pfalz? Sind derzeit für Handwerksbetriebe, besonders für kleine Betriebe, problematische Finanzierungsengpässe erkennbar? 10. Welchen Wissensstand hat die Landesregierung über die Eigenkapitallage der Handwerks - unternehmen in Rheinland-Pfalz? Hat sich die Eigenkapitalausstattung seit 1990 bzw. 2000 verändert, wenn ja, wie? 11. Wie verhält es sich mit der Entwicklung der Insolvenzen im rheinland-pfälzischen Handwerk , besonders im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen seit 2006? Wo liegen die Ursachen für die festgestellte Entwicklung? Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 23. Mai 2012 LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode 12. Welchen Einfluss nimmt die Landesregierung auf die Lage des Handwerks, insbesondere über die Gestaltung der wirtschaft lichen Rahmenbedingungen? 13. Wie verläuft die Entwicklung der Kreditzusagen der Banken an Handwerksbetriebe in Rheinland-Pfalz seit Beginn der internationalen Finanzkrise 2008? Durch welche Maßnahmen werden die Finanzierungsmöglichkeiten bzw. die Kreditvergabe an das rheinlandpfälzische Handwerk seit Beginn der Krise in 2008 von der Landesregierung gefördert? 14. Wie profitieren Handwerksbetriebe in Rheinland-Pfalz von den finanziellen Förderprogrammen des Landes? 15. Welche Bedeutung haben das öffentliche Auftragswesen und öffentlich-private Partnerschaften im Rahmen der Nachfrage nach Handwerksprodukten und -leistungen in unserem Bundesland? Welche Handwerksbranchen sind besonders auf öffentliche Aufträge angewiesen ? 16. Wie hat sich die Novellierung des Mittelstandsförderungsgesetzes im Jahr 2011 auf das Handwerk in Rheinland-Pfalz ausgewirkt? III. Demografie und Handwerk 17. In welcher Form und in welchem Ausmaß wird sich die Nachfrage nach handwerklichen Gütern und Leistungen aufgrund des demografischen Wandels in Rheinland-Pfalz ver - ändern? 18. Welche Maßnahmen ergreifen die rheinland-pfälzischen Handwerksbetriebe zur Bewältigung des demografischen Wandels? Welche Schritte wird die Landesregierung einleiten, um diese demografischen Herausforderungen zu meistern? 19. Wie wird die Landesregierung auf den demografischen Wandel in Rheinland-Pfalz in Bezug auf die berufliche Ausbildung im Handwerk reagieren? Welche Entwicklungslinien werden erwartet? 20. Wie wirkt sich der demografische Wandel in Rheinland-Pfalz auf die Zahl der Schulabgänger im Zeitrahmen bis 2020, 2030 und 2050 aus? Hat die Landesregierung zuverlässige Informationen über die befürchtete Problematik, dass es im Zuge des demografischen Wandels zu einem Nachfolgemangel im rheinland-pfälzischen Handwerk kommt? 21. Wie unterstützt und fördert die Landesregierung die langfristige Personalentwicklung und -planung in mittelständischen Betrieben, insbesondere des Handwerks, in Rheinland-Pfalz? 22. Welche Maßnahmen sieht die Landesregierung vor, um die Nachfolge bei Betriebsüber - gaben insbesondere aus Altersgründen zu erleichtern? 23. Welche Faktoren sind hauptsächlich ausschlaggebend für einen erfolgreichen oder geschei - terten Generationswechsel in rheinland-pfälzischen Handwerksbetrieben? 24. Wie hoch ist der Migrantenanteil bei den Auszubildenden in Handwerksberufen in Rheinland -Pfalz und welche Branchen werden in erster Linie gewählt? In welchem Maße werden Migranten für die Ergreifung eines Handwerksberufes sensibilisiert und wie hoch ist der Ausbildungsanteil bei von Migranten geführten Handwerksbetrieben? Durch welche Maßnahmen kann dieser Anteil erhöht werden? 25. Welche Maßnahmen hat die Landesregierung zur Vereinbarkeit von Beruf bzw. Selbstständigkeit und Familie und Pflege von Familienangehörigen, insbesondere in Bezug auf das Handwerk, ergriffen? 26. Wie fördert und unterstützt die Landesregierung als Reaktion auf den demografischen Wandel in Rheinland-Pfalz insbesondere altersgruppengerechte Lösungen wie unter anderem den seniorengerechten Umbau von Wohnungen? IV. Aus- und Weiterbildung im Handwerk 27. Wie ist die Bilanz der Ausbildungsleistung des Handwerks seit 2006? Wie viele Lehrstellen entfallen auf das Handwerk in Rheinland-Pfalz? 28. Wie viele Ausbildungsverträge wurden in welchem Ausbildungsberuf 2009 im rheinlandpfälzischen Handwerk geschlossen? Wie stellt sich die Geschlechterverteilung dar? 29. Welche Handwerksberufe werden von den Jugendlichen bevorzugt ausgewählt? Weshalb werden bestimmte Berufsbranchen nicht so stark nachgefragt? 30. Welche Hauptgründe werden bei vorzeitigen Beendigungen von Lehrverhältnissen angeführt ? 31. Über welche allgemeinschulischen Bildungsabschlüsse verfügen die Auszubildenden, die eine handwerkliche Lehre starten? 32. Zeigen die Erfahrungen der Landesregierung, dass das Handwerk auch Langzeitarbeitslosen eine Chance zur beruflichen Integration bietet? 33. In welchem Umfang treffen die Klagen vieler Handwerker über eine mangelnde Vorbildung ihrer Auszubildenden zu? Wie können ausbildende rheinland-pfälzische Hand- 2 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 werksbetriebe bei der Ausbildung von Jugendlichen mit schwacher Vorbildung in Zukunft noch besser unterstützt werden? 34. Was wird von der Landesregierung unternommen, damit die hohe Ausbildungsleistung im rheinland-pfälzischen Handwerk auch in Zukunft gesichert wird? Welche Maßnahmen sind darüber hinaus notwendig, um die Ausbildungsquote weiterhin zu verbessern? 35. Welche Programme zur Berufswahlorientierung werden in den rheinland-pfälzischen Schulen angeboten (bitte Aufschlüsselung nach Schulart und Schuljahr des Starts)? Setzt die Berufswahlorientierung an weiterführenden Schulen früh genug ein und kann der Erfolg der Berufswahlorientierung in den Schulen weiter ausgebaut werden? 36. Welche Schritte werden von der Landesregierung eingeleitet, um mehr Mädchen für technische Berufe zu begeistern? 37. Welche Maßnahmen können dazu führen, dass der handwerklichen Berufswahlorientierung im Vergleich zu anderen Ausbildungs- und Bildungswegorientierungen die gleiche Bedeutung zugeschrieben wird? 38. Welche neuen Ausbildungsberufe sind im Handwerk seit dem Jahr 2000 entstanden? 39. Welche Ausbildungs- und Meisterordnungen sind seit 2000 angepasst worden? 40. In welchem Maß haben sich die Anforderungen an die Auszubildenden aufgrund der zunehmenden technischen und elektronischen Spezialisierung in den Ausbildungsberufen des Handwerks gewandelt? Besteht ein Änderungsbedarf bei den Ausbildungszeiten in den rheinland-pfälzischen Handwerksbetrieben? 41. In welchem Umfang ist in Rheinland-Pfalz eine Erleichterung und Vereinheitlichung des Universitätszugangs für Meister erfolgt? 42. Was wurde von der Landesregierung für eine bessere Integration von behinderten Menschen im Handwerk unternommen? V. Gründungen und Innovationen im Handwerk 43. Wie stellt sich die Gründerdynamik im Handwerk in Rheinland-Pfalz seit 2006 dar? Welche regionalen Unterschiede sind zu beobachten? 44. Wie viele Existenzgründerinnen gibt es im rheinland-pfälzischen Handwerk? In welchen Handwerksbranchen gründen Frauen vorzugsweise? Warum gründen Frauen immer noch seltener im Handwerk als Männer? 45. Welche Optionen sieht die Landesregierung bei der frühzeitigen Information über Aufstiegschancen im Handwerk von heranwachsenden Jugendlichen, besonders in Schulen? Wie schätzt die Landesregierung die Chancen ein, um bei jungen Menschen, Eltern und Lehrern verstärkt für eine Kultur der unternehmerischen Selbstständigkeit in der Gesellschaft zu werben? 46. Wie stuft die Landesregierung die Innovationskraft des Handwerks in Rheinland-Pfalz ein und wie wird diese durch die Landes regierung weiterhin gefördert? 47. Welchen Anteil hat das Handwerk an den Programmen der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz und in welcher Höhe profitiert es von den einzelnen Programmen der ISB? Wie bewertet die Landesregierung die Effizienz der Programme der ISB? 48. Welche Weiterbildungsangebote zur Vermittlung spezifischer Kompetenzen in neuen Technologien werden Handwerksunter nehmen unterbreitet? 49. Welche Bedeutung haben das Internet und moderne IuK-Technologien, um Handwerksbetrieben einen schnellen Zugriff auf technologieorientierte Informationen und konkrete Beratungs- und Unterstützungsleistungen der Handwerksorganisation zu ermöglichen? 50. Sind der Landesregierung im Bereich des Handwerks Kooperationen bekannt? Wie kann die Kooperationsbereitschaft insgesamt verbessert werden? Welchen Stellenwert haben Koope rationen im Handwerk, insbesondere im Bereich der Wissenschaft? VI. Exportorientierung und Energieeffizienz im Handwerk 51. Wie schätzt die Landesregierung die Auswirkung der Förderung in den Bereichen der erneuerbaren Energien und bei energie-, material- und ressourceneffizienten Produkten und Produktionsweisen auf das Handwerk ein? In welchem Umfang werden dadurch Innovationen im Handwerk die Wege bereitet? 52. Wie beurteilt die Landesregierung die Chancen des Handwerks im Bereich der Energie - effizienz? 53. Welche Erkenntnisse liegen der Landesregierung über die Bedeutung der EU-Exportmärkte für das rheinland-pfälzische Handwerk vor? In welchen Branchen und mit welchen Geschäftsbereichen sind rheinland-pfälzische Handwerksbetriebe im EU-Ausland hauptsächlich aktiv? Welche Entwicklung wird für die Zukunft von der Landesregierung erwartet? 3 Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode 54. Durch welche Maßnahmen fördert die Landesregierung das rheinland-pfälzische Handwerk auf ausländischen Märkte? 55. Welche für das Handwerk relevanten Auslandsmessen in Rheinland-Pfalz werden durch die Landesregierung unterstützt? 56. Sind der Landesregierung erste Erfahrungen der Einheitlichen Ansprechpartner in Rheinland -Pfalz bekannt? Wie hoch ist die Nachfrage bei den EAP, insbesondere bei den Existenz gründern im Handwerk? 57. Welchen Effekt erwartet die Landesregierung auf das rheinland-pfälzische Handwerk durch die Europäische Privatgesellschaft? 58. Welche Konsequenzen wird die EU-2020-Strategie für das Handwerk in Rheinland-Pfalz haben? 4 Das Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung hat die Große Anfrage namens der Landesregierung – Zuleitungsschreiben des Chefs der Staatskanzlei vom 20. April 2012 – wie folgt beantwortet: Das Handwerk ist mit seinem hohen Innovationspotenzial zukunftsorientierter Impulsgeber für nachhaltiges Wachstum und Garant für Stabilität in unserem Land. Mit seiner Werteorientierung, seiner starken Binnenmarktorientierung und seinem auf Nachhaltigkeit gerichteten Handeln hat es in der Finanz- und Wirtschaftskrise seine Stärke als stabilisierender Faktor erneut unter Beweis gestellt. Die wichtige Rolle des rheinland-pfälzischen Handwerks in Wirtschaft und Gesellschaft zu stärken, ist das Anliegen der Landesregierung. Die Sicherung und Weiterentwicklung des Handwerks ist damit von zentraler Bedeutung. Ziel der Landesregierung ist es, die Zukunft des Handwerks in Rheinland-Pfalz zu fördern, den Handwerksbetrieben berechen bare und attraktive Rahmenbedingungen in unserem Land zu bieten und damit den Standort insgesamt zu stärken. Die Landesregierung setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit dem rheinland-pfälzischen Handwerk, um in diesem Wirtschaftssektor die Leistungs stärke und Zukunftsorientiertheit weiterhin sicherzustellen. Das Können der Meisterinnen und Meister, die Ausbildung und das technische Know-how der Fachkräfte sowie der persönliche Einsatz der Betriebsinhaberinnen und -inhaber garantieren handwerkliche Produkte und Dienstleistungen von hoher Qualität. In über 50 000 rheinland-pfälzischen Handwerksbetrieben arbeiten mehr als 250 000 Menschen und rund 26 000 Lehrlinge werden ausgebildet. Das Handwerk stellt somit rund ein Drittel aller Unternehmen in Rheinland-Pfalz, ein Viertel der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten und bildet über ein Drittel aller Lehrlinge aus. Das Handwerk ist unverzichtbarer Partner bei der Umsetzung der Energiewende. Dies gilt insbesondere auch im Hinblick auf die Bewältigung der dynamischen Entwicklung in neue Energiedienstleistungsmärkte. Das Handwerk wird am Aufbau intelligenter, dezentraler Stromnetze und ortsnaher Energieerzeugung mitwirken und den Erfolg sichern. Für die Erhöhung der Energie effizienz ist das Handwerk von herausragender Bedeutung. Die stetig voranschreitende demografische Entwicklung wird das bestimmende Zukunftsthema unserer Gesellschaft. Schon in wenigen Jahren werden sich die Bevölkerungszahlen reduzieren, die Zahl der Erwerbstätigen wird sinken, gleichzeitig wird die Gesellschaft älter werden. Der demografische Wandel stellt somit das Handwerk vor große Herausforderungen, da es als personal - intensive Wirtschaftsgruppe auf gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewiesen ist. Deshalb ist eine zentrale Herausforderung für das Handwerk in den nächsten Jahren die Sicherung des Fach- und Führungskräftenachwuchses. Durch die Veränderungen in der Altersstruktur eröffnen sich für das Handwerk auch neue Betätigungsfelder. Vorrangig für das Handwerk ist die Stärkung der beruflichen Bildung. An allen allgemeinbildenden Schulen müssen eine gezielte, systematische Berufsorientierung und eine Berufswahlbegleitung umgesetzt werden. Die Attraktivität der dualen Ausbildung muss weiterhin durch einen hochwertigen, differenzierten Berufsschulunterricht mit einer individuellen Förderung sowohl leistungsschwächerer als auch aufstiegsorientierter Auszubildenden verbessert werden. Notwendig ist die Beibehaltung der gezielten Förde - rung von handwerklichen Bildungseinrichtungen, Qualifizierungsmaßnahmen und individuellen Betreuungsangeboten. Dies erleichtert entscheidend, neue Fachkräftepotenziale zu erschließen, Jugendliche mit besonderem Förderbedarf zu integrieren, Frauen für gewerblich-technische Berufe zu gewinnen sowie ältere Beschäftigte, Migrantinnen und Migranten sowie Umschülerinnen und -schüler an das Handwerk zu binden. I. Wertschöpfung und Beschäftigung im Handwerk Rheinland-Pfalz 1. Wie bewertet die Landesregierung die wirtschaftliche Entwicklung in Rheinland-Pfalz im laufenden Jahr? Wichtige Quellen zur Bewertung der wirtschaftlichen Lage in Rheinland-Pfalz sind die Konjunkturumfragen der Industrie- und Handelskammern und der Handwerkskammern. Die Befragungen lassen Schlüsse zur aktuellen wirtschaftlichen Situation der Unter nehmen zu und dienen als Grundlage für eine gesamtwirtschaftliche Einschätzung. Die aktuellsten Umfragen zum Winter 2011/2012 zeigen eine anhaltend gute Stimmung in der Wirtschaft. Sowohl die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen liegen wie in den vergangenen Quartalen konstant auf hohem Niveau. Der Großteil der Unternehmen geht davon aus, dass dieses hohe Niveau der Geschäftstätigkeit auch im kommenden Jahr gehalten Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 werden kann. Im Bereich der Industrie- und Handelskammern liegt der Anteil der Unternehmen, die eine stabile Geschäftslage erwarten , bei 80 %, im Bereich der Handwerkskammern sogar bei 88 %. Auch die Auftragsentwicklung zeigt sich anhaltend positiv und stellt sich bei rund 80 % der Betriebe steigend oder gleich bleibend dar. Entsprechend günstig entwickeln sich die Umsätze. Der für die Gesamtwirtschaft anhaltend hohe Konjunkturklima-Indikator lässt eine stabile Entwicklung erwarten, die an die günstige Entwicklung des vergangenen Jahres anknüpfen wird. Grundsätzlich ist jedoch die tatsächliche Entwicklung von Bedingungen der lokalen, europäischen und weltweiten Wirtschaftsentwicklung und der dort enthaltenen Risikofaktoren abhängig. Eine tatsächliche Bewertung der wirtschaftlichen Lage in Rheinland-Pfalz im laufenden Jahr lässt sich nach Datenlage noch nicht sinnvoll vornehmen. Die meisten Konjunkturdaten liegen gegenwärtig bis maximal Februar vor und lassen damit keine Bewertung des gesamten Jahres zu. Ebenso wie die Gesamtwirtschaft war auch das Handwerk in Rheinland-Pfalz 2011 weiter auf gutem Kurs. Nach der Konjunktur - umfrage Ende 2011 fällt die Beurteilung der Geschäftslage in den regionalen Handwerksbetrieben mit 88 % positiven Beurteilungen sehr gut und auf einem noch höheren Niveau als im Vorjahr (85 %) aus. Auch die zukünftige Geschäftslage wird von den Inhaberinnen und Inhabern der rheinland-pfälzischen Handwerksbetriebe von 87 % positiv eingeschätzt. Der Auftragsbestand und der Auftragseingang zeigten sich im Herbst dieses Jahres nach wie vor ebenfalls positiv. Der Auftragsbestand ist bei 80 % (Vorjahr: 81 %) der Betriebe gegenüber dem Vorquartal gleich geblieben oder angestiegen. Der Auftragseingang wird ebenfalls von 80 % (Vorjahr : 79 %) der befragten Handwerksbetriebe gleich oder angestiegen gemeldet. Am besten stellt sich die Situation im Baugewerbe mit 87 % (Vorjahr: 91 %) positiven Beurteilungen des Auftragsbestandes dar. Die durchschnittliche Auftragsreichweite hat sich im Vergleich zum Vorjahr nochmals erhöht und beträgt nun aktuell 8,2 Wochen (Vorjahr: 7,8 Wochen). Aufgrund der positiven Nachfrageentwicklung stellt sich auch die Umsatzentwicklung im Handwerk sehr gut dar. Wenngleich die Umsätze seit der letzten Krise fortwährend erhöht werden konnten, geben erneut 80 % (Vorjahr: 78 %) der Betriebe gleich ge - bliebene und gar weiter gestiegene Umsätze an. Die Auslastung im Handwerk ist mit 71 % der Betriebe, die eine Auslastung von über 70 % angeben, vergleichsweise hoch. Im vergangenen Herbst waren dies noch 67 % der Befragten. In den Bereichen des Bauund Ausbaugewerbes sowie der Handwerke des gewerblichen Bedarfs und der persönlichen Dienstleistungen ist der Auslastungsgrad verglichen mit den Vorjahreswerten erneut gestiegen. Am stärksten ausgelastet sind die Betriebe im Baugewerbe (86 %), gefolgt von dem Ausbaugewerbe (81 %) und den Handwerkern für den gewerblichen Bedarf (74 %). Die Beschäftigungsentwicklung ist nach wie vor sehr stabil. 2. Welchen Anteil hatte das Handwerk an den 2006 bis heute zusätzlich geschaffenen Arbeitsplätzen in Rheinland-Pfalz, ein schließ lich selbstständiger Unternehmer und Unternehmerinnen? Dem statistischen Landesamt stehen nach eigenen Angaben keine Daten zur Verfügung, die eine statistisch belastbare, frei von methodischen Brüchen seiende Aussage über die Entwicklung der erwerbstätigen Personen im Handwerk zulassen. Die zur Verfügung stehenden Daten zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind in Frage 4 zur Beschäftigung im Handwerk dargestellt . Die Kammern melden eine stabile Beschäftigtenzahl im Handwerk. Nach ihren Angaben fiel der leicht rückläufige Trend, der in den Krisenjahren 2008 und 2009 zu verzeichnen war, 2010 schwächer aus und wendet sich seit 2011 wieder ins Positive. Dieser Trend entspricht der Entwicklung der Erwerbstätigen in der Gesamtwirtschaft. 3. Wie hat sich die Branchenstruktur seit 2005 in Rheinland-Pfalz entwickelt? Wie stellen sich die Betriebsgrößen im rheinland-pfälzischen Handwerk dar? Die Branchenstruktur des rheinland-pfälzischen Handwerks ist seit dem Jahr 2005 im Wesentlichen unverändert. Die Entwicklung der absoluten Zahlen der bei den Handwerkskammern in Rheinland-Pfalz verzeichneten Betriebe in den Branchengruppen – Bau- und Ausbau, – Elektro- und Metallgewerbe, – Holzgewerbe, – Bekleidungs-, Textil- und Ledergewerbe, – Lebensmittelgewerbe, – Gesundheits- und Körperpflege sowie chemische und Reinigungsgewerbe, – Glas-, Papier-, keramische und sonstige Gewerbe zeigt Abbildung 1. Die Entwicklung der prozentualen Verteilung zeigt Abbildung 2. 5 Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Abb. 1: Entwicklung der absoluten Branchenzahlen; Quelle: Handwerkskammern Erkennbar ist, dass über den Zeitverlauf insbesondere das Bau- und Ausbaugewerbe sowie die Branche der Gesundheits- und Körper - pflege, einschließlich des Reinigungsgewerbes, zahlenmäßig zugelegt haben. Eine negative Entwicklung der Betriebszahlen ist in der Lebensmittelbranche zu verzeichnen. Die übrigen Branchen folgten stetig dem leicht positiven Trend der Entwicklung der Gesamtanzahl der Handwerksbetriebe in Rheinland-Pfalz (von 47 036 in 2005 auf 50 969 in 2011). Abb. 2: prozentuale Verteilung der Handwerksbranchen; Quelle: Handwerkskammern 6 0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000 16000 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Bau- und Ausbaugewerbe Elektro- und Metallgewerbe Holzgewerbe Bekleidungs-, Textil- und Ledergewerbe Lebensmittelgewerbe Gesundheits- und Körperpflege sowie chemische und Reinigungsgewerbe Glas-, Papier-, keramische und sonstige Gewerbe 0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0% 30,0% 35,0% 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Bau- und Ausbaugewerbe Elektro- und Metallgewerbe Holzgewerbe Bekleidungs-, Textil- und Ledergewerbe Lebensmittelgewerbe Gesundheits- und Körperpflege sowie chemische und Reinigungsgewerbe Glas-, Papier-, keramische und sonstige Gewerbe Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 Aussagefähige Statistiken über die Betriebsgrößen im rheinland-pfälzischen Handwerk existieren nicht. Die Betriebsgrößen hängen in der Praxis jedoch oftmals sehr stark davon ab, ob die jeweilige Wirtschaftseinheit dem zulassungspflichtigen bzw. dem zu - lassungsfreien Handwerk oder aber den handwerksähnlichen Gewerben zuzuschreiben ist. So beschäftigt nach Schätzungen der Arbeitsgemeinschaft der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern ein rheinland-pfälzischer Handwerksbetrieb der Anlage A bzw. B 1, HWO, im Durchschnitt fünf bis sechs bzw. drei bis vier Mitarbeiter. Im handwerksähnlichen Bereich (Anlage B 2, HWO) haben sich indes oftmals Ein- bis Zwei-Mann-Betriebe etabliert. Auch dürfte eine Zeitreihenanalyse für das Gesamthandwerk im Durchschnitt eine Tendenz zu kleineren Wirtschaftseinheiten zeigen. 4. Wie hat sich die Beschäftigung im Handwerk seit 2006 in Rheinland-Pfalz entwickelt, insbesondere im Vergleich zur allgemeinen Entwicklung? Welche Handwerks- und Gewerbegruppen verzeichneten die größten Rückgänge bzw. Zuwächse? Das Statistische Landesamt stellt zur Beschäftigung die im Folgenden dargestellten Veränderungsraten zur Verfügung. An ihnen lässt sich ablesen, dass sich die allgemeine Wirtschaftskrise 2008 auch auf die Beschäftigungssituation in den Unternehmen auswirkte; im Bereich des Handwerks deutlicher als in der Wirtschaft insgesamt. Die Veränderungsraten zeigen aber, dass sich der Effekt analog zur Gesamtbeschäftigung unmittelbar abflacht und schließlich auch hier ins Positive wendet. Die Daten des statistischen Landesamtes zeigen für sämtliche Gewerbegruppen des Handwerks bei den Beschäftigungszahlen einen deutlichen Einbruch um das Jahr 2008 herum, mit anschließender und anhaltender Erholung. Die größten Beschäftigungseinbrüche hatten die Handwerke für den gewerblichen Bedarf und das Kraftfahrzeuggewerbe zu verkraften. Hier zeigen sich aber auch aktuell die größten Zuwächse bei den Beschäftigungszahlen. 5. Wie viele rheinland-pfälzische Handwerksbetriebe werden heute von Frauen geführt? Wie hat sich der Anteil der Frauen an der Gesamtzahl der Betriebsinhaber im Zeitablauf entwickelt? Im Handwerk tragen Frauen entscheidend zum wirtschaftlichen Erfolg der ca. 50 000 Handwerksbetriebe in Rheinland-Pfalz bei. Die Frauen sind im Handwerk tätig als selbstständige Betriebsinhaberin, Unternehmerfrau, Meisterin, Gesellin oder Auszubildende. Ehefrauen der Meister übernehmen dabei in den rheinland-pfälzischen Handwerksbetrieben in vielfältiger Form Führungsauf gaben und sind faktisch bei den meisten Betrieben als „Mit-Chefin“ beteiligt. Aktuell werden in Rheinland-Pfalz 23 % der Handwerksbetriebe von Frauen geführt, das heißt, sie sind bei den Handwerks - kammern als verantwortliche Person eingetragen. Bezogen auf den Gesamtbestand gab es somit im Jahr 2011 ca. 11 500 Inhaberinnen von handwerklichen Betrieben. Im Zeitverlauf hat sich der Anteil der Frauen hinsichtlich der Gesamtzahl der Betriebsinhaber erhöht. 6. Wie bewertet die Landesregierung die Rolle des rheinland-pfälzischen Handwerks als stabilisierenden Faktor während der Finanzund Wirtschaftskrise? Das rheinland-pfälzische Handwerk konnte sich in der Wirtschaftskrise besser behaupten als die meisten anderen Wirtschaftsbereiche . Die Zahl der Betriebsschließungen und der Entlassungen hielten sich insgesamt in einem moderaten Rahmen. Damit erfüllte das Handwerk die wichtige Funktion eines stabilisierenden Faktors. Auch die Konjunkturbefragungen der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern belegen, dass die Betriebe zwar mit Absatzrückgängen zu kämpfen hatten, diese jedoch in der Regel nicht existenzgefährdend waren. Ein Grund für die stabile Situation der Handwerksbetriebe war auch, dass die rheinland-pfälzische Landesregierung mit ihren Sofort - hilfeprogrammen zur Liquiditätssicherung und der Errichtung einer „Koordinierungsstelle Unternehmenshilfe und Beschäftigungssicherung “ sowie mit zahlreichen Maßnahmen aus dem Konjunkturpaket II Unterstützung gewährleistete. Entscheidend war, dass erhebliche Mittel für Investitionen vor allem auf der kommunalen Ebene bereitgestellt wurden, mit deren Hilfe zahlreiche Handwerksbetriebe vor Ort ihre Auftragslage sichern konnten. 7 Jahr Sozialversicherungspflichtig Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (SVB) Beschäftigte (SVB) im Handwerk insgesamt 2007 + 2,7 % + 1,8 2008 – 1,7 % + 2,1 2009 – 1,3 % – 0,2 2010 – 0,1 % + 1,4 2011 + 0,6 % + 2,5 (Quelle: Statistisches Landesamt). Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode 7. Die Kreativwirtschaft betrifft viele verschiedene Wirtschaftsbereiche in Rheinland-Pfalz und etabliert sich immer mehr als zukunftsweisender Wirtschaftszweig. Kann das Handwerk der Kreativwirtschaft zugeordnet werden? Wenn ja, welche Handwerksbranchen leisten einen besonderen Beitrag zur Kreativwirtschaft? Das Handwerk kann in vielfältigen Bereichen der Kultur- und Kreativwirtschaft zugeordnet werden. Dies bestätigen die Ergebnisse der Studie „Das Handwerk in der Kultur- und Kreativwirtschaft“ vom Oktober 2011, die im Rahmen der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung vom Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie in Auftrag gegeben und vom Volkswirtschaftlichen Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen e. V. und dem Büro für Kulturwirtschaftsforschung Köln in enger Zusammenarbeit mit dem Zentralverband des deutschen Handwerks und der gesamten Handwerksorganisation erstellt wurde. Die 2010 vorgelegte Studie der ZIRP „Land der Möglichkeiten – Kunst, Kultur und Kreativ - wirtschaft in Rheinland-Pfalz“ bestätigt dies für unser Land. Hierbei sind es die Tätigkeitsfelder Baukultur, Restaurierung, Erhalt des Kulturerbes, Kunsthandwerk, Design, Gestaltung, Kreative Dienstleistungen, Musikinstrumentenbau und die Bewahrung traditioneller Kulturtechniken, die der Kultur- und Kreativ - wirtschaft zuzuordnen sind. Für Rheinland Pfalz lässt sich aufgrund seiner mittelständischen Struktur der Wirtschaft eine besondere Rolle des Handwerks in der Kultur- und Kreativwirtschaft hervorheben. Ein Schwerpunkt liegt im Bereich des Kunsthandwerks und des gestaltenden Handwerks . Erfolge beim Designpreis Rheinland-Pfalz und anderen Wettbewerben sowie bereits frühzeitig durch die Handwerks - kammern gegründete Institutionen wie die Beratungsstelle für Formgebung der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern oder das Kompetenzzentrum für Gestaltung, Fertigung und Kommunikation der Handwerkskammer Koblenz unterstreichen dies. Als weiterer landestypischer Schwerpunkt im Kontext Kultur- und Kreativwirtschaft lassen sich die Bereiche der Restaurierung und Baukultur nennen. Auch in diesem Schwerpunkt stellt das Handwerk in Rheinland-Pfalz bundesweit führende Unternehmen. II. Finanzierungsstruktur und Förderungen 8. Wie stellt sich die Finanzierungsstruktur im rheinland-pfälzischen Handwerk dar? Für die rheinland-pfälzischen Handwerksunternehmen stellt die Innenfinanzierung nach wie vor die wichtigste Art der Unternehmensfinanzierung dar. Belege hierfür finden sich sowohl in der Unternehmensbefragung 2011 der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) „Folgen der Krise auf die Unternehmensfinanzierung weitgehend überwunden – strukturelle Finanzierungs probleme rücken wieder in den Vordergrund“, wie auch beim deutschen Handwerksinstitut (Ludwig-Fröhler-Institut) im Rahmen einer Unter suchung von Handwerksunternehmen zu den Finanzierungsbedingungen und Finanzierungsinstrumenten im Handwerk bereits im Jahr 2007 empirisch belegt wurde. Diese Feststellungen gelten auch für rheinland-pfälzische Handwerksbetriebe. Aktuell sehen laut der KfW-Unternehmensbefragung 2011 69,5 % der Handwerksunternehmen die Innenfinanzierung als wichtigstes Finanzierungsinstrument an, gefolgt von kurz- und mittelfristigen Bankkrediten (49,3 %). Langfristige Bankkredite (34,4 %), Einlagen von Gesellschaftern und Familienmitgliedern (34,9 %) sowie Lieferantenkredite (28,8 %) und Leasing (25,0 %) spielen ebenfalls eine zentrale Rolle in der Finanzierungsstruktur von Handwerksunternehmen. Demgegenüber sind alternative Finanzierungswege wie beispielsweise Factoring oder Beteiligungskapital im rheinland-pfälzischen Handwerk nur von untergeordneter Bedeutung . Die rheinland-pfälzische Landesregierung ist bestrebt, im Rahmen alternativer Finanzierungsprojekte für Baumaßnahmen (PublicPrivate -Partnership) durch Pilotprojekte dieser besonderen Finanzierungssituation von Handwerksbetrieben Rechnung zu tragen. 9. Gab es während der Wirtschaft- und Finanzkrise Probleme bei der Kreditvergabe an das Handwerk in Rheinland-Pfalz? Sind derzeit für Handwerksbetriebe, besonders für kleine Betriebe, problematische Finanzierungsengpässe erkennbar? Von einer Kreditklemme im rheinland-pfälzischen Handwerk während der Wirtschafts- und Finanzkrise kann – auch aufgrund der Maßnahmen der Landesregierung – keine Rede sein. Viele regionale Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben im Krisenjahr 2009 ihre Kreditvolumina sogar ausgebaut. Auch gegenwärtig sind für Handwerksbetriebe keine problematischen Finanzierungsengpässe erkennbar. Dies bedeutet aber nicht, dass Betriebe mit strukturellen Problemen stets ohne Schwierigkeit ihren Kreditrahmen erweitert bekommen . Selbstverständlich spielen die Bonität und ein überzeugendes Geschäftskonzept eine entscheidende Rolle, wenn es um die Bewilligung von Krediten geht. Eine entscheidende Rolle spielt die Betriebsberatung der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern. Mit der Unternehmensbe - ratung und der Erstellung von Gründerkonzepten helfen die Berater den Betrieben, Kredite zu günstigen Konditionen zu erhalten. Dabei werden gegebenenfalls auch Bürgschaften initiiert, insbesondere durch die Bürgschaftsbank Rheinland-Pfalz, an der die rheinland -pfälzischen Handwerkskammern Teilhaberinnen sind. Zudem helfen die Beratungsstellen der Handwerkskammern den Unter - nehmen, Kredit- und Zuschussprogramme des Bundes und des Landes in Anspruch zu nehmen. Durch das Zusammenspiel der Handwerkskammern, der Kreditinstitute sowie der Einrichtungen des Bundes und des Landes gelingt es in aller Regel, die Betriebe mit den benötigten Krediten zu versorgen. Dieses Netzwerk funktioniert auch dann gut, wenn im Einzelfall Schwierigkeiten auftreten, bei denen dem Unternehmen eine existenzgefährdende Situation und den betroffenen Kredit institutionen ein Zahlungsausfall droht. 8 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 10. Welchen Wissensstand hat die Landesregierung über die Eigenkapitallage der Handwerksunternehmen in Rheinland-Pfalz? Hat sich die Eigenkapitalausstattung seit 1990 bzw. 2000 verändert, wenn ja, wie? Die folgenden Ausführungen zur Eigenkapitallage der Handwerksunternehmen in Rheinland-Pfalz basieren auf den Auswertungen der Creditreform Wirtschaftsforschung zur Wirtschaftslage im Handwerk. Betrachtet wird eine Analyse der rheinland-pfälzischen Handwerksunternehmen für die Jahre 2011 und 2012. Insbesondere sind die Eigenkapitalquoten mit den Schwellenwerten bis 10 % und über 30 % von betriebswirtschaftlicher Relevanz. Bei einer Eigenkapitalausstattung unterhalb des 10 %-Schwellenwertes gilt ein Unternehmen als unterkapitalisiert und ist damit im besonderen Maße anfällig für Finanzierungsprobleme. Bei einem Wert oberhalb von 30 % ist von einer betriebswirtschaftlich soliden Eigenkapitalbasis auszugehen. Die Eigenkapitalquote spielt auch eine bedeutende Rolle bei der Bonitätsbewertung von Unter - nehmen und somit für den (zinsgünstigen) Zugang von Bankdarlehen. Die Eigenkapitalquoten haben sich bundesweit nach der Wirtschafts- und Finanzkrise verschlechtert. In 2008 und 2009 lag die Zahl der unterkapitalisierten Handwerksunternehmen bei 33,3 % (2008) bzw. 33,7 % (2009). Hier konnten die Handwerksunternehmen von der guten konjunkturellen Situation vor der Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 profitieren und sich somit ein Eigen - kapital polster anlegen. Dieses Polster musste in den Jahren 2010 und 2011 aufgrund der vorangegangenen stark verschlechterten Auftragslage während der Krisenjahre 2008 und 2009 aufgezehrt werden. Die Anzahl der Handwerksunternehmen, die eine Eigen - kapitalquote von unter 10 % ausweisen, ist bundesweit auf 37,7 % (2011) und 38,7 % (2012) gestiegen. Das rheinland-pfälzische Handwerk konnte sich im Jahr 2011 noch mit einem Wert von 32,1 % länger auf den Vorjahreswerten halten, hat dann aber in 2012 die bundesweiten Zahlen mit ebenfalls 38,7 % wieder bestätigt. Die Zahlen der Creditreform Wirtschaftsforschung legen die Vermutung nahe, dass die rheinland-pfälzischen Handwerksunternehmen in 2011 den verschlechterten Bedingungen trotzen konnten. Anfang dieses Jahres scheint sich aber die Eigenkapitalsituation verschlechtert und dem bundesdeutschen Durchschnitt wieder angenähert zu haben (vgl. Seiten 9 und 10, Tab. 1 und Tab. 2). Analog zur gestiegenen Anzahl von Unternehmen mit weniger als 10 % Eigenkapitalausstattung sank die Anzahl von Handwerks - unternehmen, die mit einer Eigenkapitalquote von über 30 % als gut kapitalisiert bezeichnet werden können, bundesweit von 18,5 % in 2008 und 2009 auf 16,2 % in 2012 (vgl. Tab. 1). Die rheinland-pfälzischen Handwerksunternehmen liegen in dieser Rubrik mit einem Wert von 14,6 % unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Noch in 2011 lag der Wert der rheinland-pfälzischen Unter - nehmen, die mehr als 30 % Eigenkapitalquote ausweisen konnten, mit 17,9 % über dem bundesweiten Durchschnitt (vgl. Tab. 2). Bezogen auf die letzten zwölf Jahre seit der Jahrtausendwende hat sich die bundesweite Eigenkapitalausstattung bei deutschen Handwerksunternehmen mit einer Quote von weniger als 10 % von 36,8 % auf 38,7 % geringfügig erhöht. Analog hierzu ist die Eigenkapitalquote jenseits der 30 %-Schwelle von 17,5 % auf 16,2 % gesunken (vgl. Tab. 1 – Anmerkung: Zahlen von rheinland-pfälzischen Handwerksunternehmen liegen von der Creditreform Wirtschaftsforschung lediglich für die Jahre 2011 und 2012 vor). Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass die rheinland-pfälzischen Handwerksunternehmen sich derzeit – bezogen auf ihre Eigenkapitalausstattung – nicht signifikant vom bundesweiten Durchschnitt unterscheiden. Im Laufe der letzten zwölf Jahre unter - lag die Eigenkapitalausstattung konjunkturbedingten Schwankungen. Die Eigenkapitalsituation erscheint trotz der Krisenjahre 2008 und 2009 als relativ stabil, allerdings auf einem niedrigen Niveau. Tab. 1: Entwicklung der Eigenkapitalquoten im deutschen Handwerk seit 2000 9 Quelle: Untersuchungen der Creditreform Wirtschaftsforschung 2000 bis 2012; Wirtschaftslage Handwerk. Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Tab. 2: Entwicklung der Eigenkapitalquoten im deutschen und rheinland-pfälzischen Handwerk 2011 und 2012 11. Wie verhält es sich mit der Entwicklung der Insolvenzen im rheinland-pfälzischen Handwerk, besonders im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen seit 2006? Wo liegen die Ursachen für die festgestellte Entwicklung? Das Statistische Landesamt stellt Zahlen zur Insolvenz von Handwerksunternehmen erst ab dem Jahr 2007 zur Verfügung. Eine Betrachtung der Entwicklung der einzelnen Wirtschaftsbereiche ist auf der Basis der amtlichen Statistik nicht möglich. Die Daten lassen um das Jahr 2009 sowohl für die Gesamtwirtschaft als auch im Bereich des zulassungspflichtigen Handwerks einen signifikanten, vermutlich krisenbedingten Anstieg der Insolvenzzahlen erkennen. Allerdings legen die Zahlen den Schluss nah, dass der in der Gesamtwirtschaft anhaltende positive Trend sich im Handwerk 2011 nicht fortsetzt. Hier ist allerdings zu beachten, dass die Insolvenzquote im Handwerk etwa nur halb so hoch ist wie in der Gesamtwirtschaft. 12. Welchen Einfluss nimmt die Landesregierung auf die Lage des Handwerks, insbesondere über die Gestaltung der wirtschaft lichen Rahmen bedingungen? Die Landesregierung nimmt auf die Finanzierung des Handwerks Einfluss, indem es für Handwerkerinnen und Handwerker beim Weg in die Selbstständigkeit und für bestehende Betriebe attraktive Förderprogramme mit unterschiedlichen Zielsetzungen bereithält . Die landeseigene Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz führt diese Programme durch und gewährt in diesem Rahmen Zuschüsse, zinsgünstige Darlehen, Beteiligungen, Wagniskapital und Bürgschaften. Neben der allgemeinen Wirtschaftsförderung, die sich grundsätzlich an alle Wirtschaftsbereiche richtet, existieren speziell auf das Handwerk ausgerichtete Förderprogramme. Die im Bereich der Handwerksförderung eingesetzten Haushaltsmittel sollen zum Ausgleich betriebsgrößenbedingter Nachteile beitragen. Einfluss auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Handwerks hat auch die am 27. März 2012 gemeinsam von den rheinland -pfälzischen Handwerkskammern und dem Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung beschlossene Erklärung „Initiative Handwerk Rheinland-Pfalz“. In dieser legen das Ministerium und die Arbeitsgemeinschaft der rheinlandpfälzischen Handwerkskammern künftige Förderschwerpunkte fest. Außerdem beschreibt die Vereinbarung Felder, auf denen beide Seiten Handlungsbedarf sehen, damit die Handwerker im Land auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben. Im Einzelnen geht es bei den Kernthemen der Zusammenarbeit in den nächsten Jahren um Fachkräftesicherung im Handwerk, Existenzgründung, die gezielte Förderung von Innovation im Handwerk und neue Berufsbilder vor dem Hintergrund der Energie - wende. 10 Quelle: Untersuchungen der Credit reform Wirtschaftsforschung 2011 und 2012; Wirtschaftslage Handwerk. Jahr Insolvenzen Insolvenzen im Handwerk insgesamt 2007 95 1 383 2008 120 1 279 2009 180 1 382 2010 147 1 356 2011 174 1 225 Quelle: Statistisches Landesamt. Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 Die Förderschwerpunkte für das Handwerk beziehen sich auf den Bau und die Ausstattung überbetrieblicher Lehrlingswerk stätten, die künftige Bezuschussung der Lehrlingsunterweisung sowie die Förderung der Betriebs- und Exportberatung für Handwerksbetriebe . 13. Wie verläuft die Entwicklung der Kreditzusagen der Banken an Handwerksbetriebe in Rheinland-Pfalz seit Beginn der internationalen Finanzkrise 2008? Durch welche Maßnahmen werden die Finanzierungsmöglichkeiten bzw. die Kreditvergabe an das rheinland -pfälzische Handwerk seit Beginn der Krise in 2008 von der Landesregierung gefördert? Bezüglich der Entwicklung der Kreditzusagen der Banken an Handwerksbetriebe seit Beginn der internationalen Finanzkrise kann auf Frage 9 verwiesen werden, in der dargelegt wird, dass die Finanzkrise nicht zu Problemen bei der Kreditversorgung von Handwerksbetrieben geführt hat. 14. Wie profitieren Handwerksbetriebe in Rheinland-Pfalz von den finanziellen Förderprogrammen des Landes? Handwerksbetriebe können in Rheinland-Pfalz aus einer Reihe von Förderprogrammen profitieren. So sind sie als gewerbliche Unternehmen beispielsweise berechtigt, Investitionszuschüsse für Investitionsmaßnahmen zu beantragen, sofern sie die mit den Förderprogrammen verbundenen Anforderungen erfüllen. Die Fördersätze variieren in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße, dem Investitionsstandort und der Art der umzusetzenden Maßnahme. Darüber hinaus werden im Bereich der beruflichen Ausbildung jenen Unternehmen Zuschüsse gewährt, die unter erschwerten Bedingungen ausbilden (Übernahme von Auszubildenden aus Insolvenzbetrieben, Ausbildung im Verbund). Im Rahmen der Existenzgründung und -sicherung können auch Beratungsleistungen bezuschusst werden. Neben den Zuschussprogrammen besteht für Handwerksbetriebe auch die Möglichkeit, etwa auf der Basis des Mittelstandsförderungsprogramms (Gründerkredit, Unternehmerkredit) zinsgünstige Darlehen zu beantragen. Diese stehen nicht nur für Investi - tions vorhaben, sondern auch für einen Betriebsmittelbedarf zur Verfügung. Auch im Rahmen der Ausbildungsplatzförderung ist eine Darlehensgewährung möglich. Sofern bankmäßige Sicherheiten nicht ausreichend vorhanden sind, können Handwerksbetriebe Bürgschaften des Landes beantragen . Neben der Förderung der organisationseigenen Beratungsstellen können im Rahmen des Mittelstandsförderungsgesetzes auch Beratungen in den Bereichen Technologie- und Gründungsberatung, die Hilfestellung bei Ausstellungen und Messen sowie Maßnahmen der Regionalförderung bezuschusst werden Handwerksbetriebe können, soweit sie gewerblich tätig sind, von den für Gewerbebetriebe bestehenden Förderprogrammen in gleicher Weise profitieren wie alle anderen Gewerbebetriebe. Über die direkte Förderung der Handwerksbetriebe hinaus stellt die Landesregierung Mittel bereit, die den Handwerkskammern zweckgebunden zugutekommen, wodurch die Handwerksbetriebe profitieren. Zu diesen Fördermitteln gehören Landeszu schüsse zur überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (im Jahr 2011 wurden 1,68 Mio. Euro bewilligt), die Förderung des Baus und der Ausstattung überbetrieblicher Berufsbildungsstätten (Zuwendungen 2011: 1,45 Mio. Euro), die Bezuschussung der betriebs - wirtschaftlichen Beratungsstellen der Handwerkskammern und Landesfachverbände (Zuwendungen 2011: 268 000 Euro) sowie die Bezuschussung der außenwirtschaftlichen Beratungsstellen der Handwerkskammern (Zuwendungen 2011: 110 400 Euro). Hinzu kommen weitere Fördermaßnahmen des Landes, z. B. die Verleihung des Staatspreises Kunsthandwerk im Turnus von drei Jahren, wofür das Land jeweils 15 000 Euro bereitstellt; die Landesausstellung anlässlich der Verleihungsveranstaltung und ein hierzu begleitender Katalog werden mit 28 100 Euro bezuschusst. Darüber hinaus finanziert das Land gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit und den Handwerkskammern die sogenannten Coachs für betriebliche Ausbildung, die bei den Handwerkskammern in Rheinland-Pfalz angesiedelt sind. Im Jahr 2011 waren 13 Coachs im Einsatz. Das Land übernimmt 25 % der Gesamtkosten in Höhe von 90 017,40 Euro pro Jahr und Coach. 15. Welche Bedeutung haben das öffentliche Auftragswesen und öffentlich-private Partnerschaften im Rahmen der Nachfrage nach Handwerksprodukten und -leistungen in unserem Bundesland? Welche Handwerksbranchen sind besonders auf öffentliche Aufträge angewiesen ? Das öffentliche Auftragswesen ist nach wie vor eine wesentliche Säule im Betätigungsbereich der Handwerkswirtschaft. Dies gilt für das Bauhaupt- und das Ausbaugewerbe sowie für die Handwerke für den gewerblichen Bedarf. Gerade das Handwerk ist in ganz besonderem Maß darauf angewiesen, dass die öffentliche Hand auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Investitionen in die Erhaltung und die Entwicklung der Infrastruktur, wie Straßen, Schulen, öffentliche Bauwerke etc, tätigt und diese Maßnahmen intensiviert. Sparmaßnahmen wirken sich negativ auf die Wirtschaftslage der Handwerksbetriebe mit entsprechenden Folgewirkungen aus. Die Bedeutung solcher Investitionen von öffentlichen Auftraggebern wird anhand der Wirkung der Konjunkturpakete I und II deutlich . 11 Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Von ebensolcher Bedeutung ist, dass die Handhabung der Durchführung von Vergabeverfahren und der Bauabwicklung den Gegebenheiten und Erfordernissen kleiner und mittlerer Unternehmen Rechnung trägt. Dabei sind die Verhinderung und die Reduzierung von bürokratischen Hemmnissen in den Fokus zu nehmen. Im Hinblick auf öffentlich-private Partnerschaften (Public-Private-Partnership) gewinnt die Landesregierung gegenwärtig im Rahmen von Pilotprojekten Erkenntnisse über die Rahmenbedingungen der Einbeziehung von Handwerksbetrieben. 16. Wie hat sich die Novellierung des Mittelstandsförderungsgesetzes im Jahr 2011 auf das Handwerk in Rheinland-Pfalz ausgewirkt? Im Rahmen der Diskussion um das neue Mittelstandsförderungsgesetz haben die Handwerkskammern angeregt, bei der Erstellung des Mittelstandsberichts der Landesregierung eine Aufstellung aufzunehmen, aus der hervorgeht, in welchem Maße die Handwerksbetriebe eine Landesförderung in Anspruch genommen haben. Der Mittelstandsbericht des Wirtschaftsministeriums er schien in der Vergangenheit (zuletzt 9. Mittelstandsbericht in 2010) lediglich alle vier Jahre. Er orientiert sich an statistischen Zu ordnungen zu Wirtschaftsbereichen und bildet daher das Handwerk nur an vergleichsweise wenigen Stellen ab. Ähnliches gilt für die „Bilanz der Wirtschaftsförderung“, die zuletzt 2008 erschien und den Berichtszeitraum 2002 bis 2007 umfasste. Das in 2011 novellierte Mittel standsförderungsgesetz sieht nun vor, dass das Ministerium alle zwei Jahre berichten soll und jeweils Schwerpunkte – z. B. den Wirtschaftsbereich Handwerk – setzen kann. Damit sind die Grundlagen geschaffen, deutlicher aufzuzeigen, in welchem Maße die Handwerksbetriebe von den Förderprogrammen des Landes direkt und indirekt profitieren. III. Demografie und Handwerk 17. In welcher Form und in welchem Ausmaß wird sich die Nachfrage nach handwerklichen Gütern und Leistungen aufgrund des demo - grafischen Wandels in Rheinland-Pfalz verändern? Das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz hat 2007 für Rheinland-Pfalz eine aktualisierte Bevölkerungsvorausberechnung bis zum Jahr 2050 vorgelegt. Nach der mittleren Modellvariante wird die Bevölkerung gegenüber dem Basisjahr 2006 bis 2020 um 3,2 %, bis zum Jahr 2035 um 8,4 % bis zum Jahr 2050 um 14,9 % zurückgehen. Dabei gibt es große regionale Unterschiede. Vereinfachend kann gesagt werden, dass der Bevölkerungsrückgang in den ländlichen Regionen am stärksten ist. Hinzu kommt eine Überalterung der Bevölkerung: Während im Basisjahr 2006 noch 20,1 % der Bevölkerung 65 und älter waren, erhöht sich dieser Anteil bis 2020 auf 23,1 %, bis 2035 auf 30,5 % und bis 2050 auf 32,6 %. Fast jeder Dritte wird in 2050 also 65 Jahre oder älter sein. Als Folge des demografischen Wandels wird die Nachfrage nach handwerklichen Gütern und Leistungen insgesamt abnehmen. Dies gilt grundsätzlich für alle Bereiche: Vom Bau- und Ausbaugewerbe über die Bereiche Elektro, Metall und Holz bis hin zu den Sektoren Nahrung und Gesundheit. Aufgrund des steigenden Durchschnittsalters der Bevölkerung wird sich aber auch die Struktur der Nachfrage verändern: Leistungen, die Konsumpräferenzen von Senioren besonders berücksichtigen, gewinnen an Bedeutung, zum Beispiel im Bau- und Ausbaubereich unter dem Stichwort barrierefreies Bauen und Wohnen oder in den Gesundheitshandwerken . Es gibt allerdings bisher keine verlässlichen Prognosen, in welchem Ausmaß sich Quantität und Struktur der Nachfrage nach handwerklichen Gütern und Dienstleistungen verändern werden. Dies liegt auch daran, dass die Handwerksbetriebe versuchen werden, durch verschiedene Maßnahmen Nachfrageausfälle zu kompensieren. 18. Welche Maßnahmen ergreifen die rheinland-pfälzischen Handwerksbetriebe zur Bewältigung des demografischen Wandels? Welche Schritte wird die Landesregierung einleiten, um diese demografischen Herausforderungen zu meistern? Bis 2025 wird die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von derzeit 2,65 Millionen auf voraussichtlich 2,32 Millionen sinken. Zugleich wird das Durchschnittsalter der Beschäftigten deutlich ansteigen. Für die rheinland-pfälzischen Handwerksbetriebe gewinnen daher Maßnahmen der Arbeitsorganisation, des betrieblichen Gesundheitsmanagements, zur alternsgerechten Ausgestaltung ihrer Arbeitsplätze sowie der Personalentwicklung immer mehr an Bedeutung. Die Landesregierung hat die demografische Entwicklung zu einem ihrer Handlungsschwerpunkte gemacht. Unter dem Stichwort „Zukunftsfähige Arbeit“ hat sie verschiedene Projekte ins Leben gerufen, um kleine und mittelständische Betriebe bei diesem Anpassungsprozess an die sich verändernden demografischen und technologischen Rahmenbedingungen zu unterstützen. Die Projekte haben beispielsweise die Konzeption und Implementierung einer systematischen Personalentwicklung zum Gegenstand oder begleiten auf regionaler Ebene Handwerksbetriebe dabei, sich zukunftsfähig aufzustellen. Das Kompetenzzentrum „Zukunftsfähige Arbeit in Rheinland-Pfalz“ bietet darüber hinaus landesweit allen kleinen und mittelständischen Betrieben eine kostenlose Erstberatung an. Hinsichtlich der sinkenden Nachfrage aufgrund des demografischen Wandels und der sich verändernden Nachfragestruktur (siehe Frage 17) haben die Handwerksbetriebe bereits heute reagiert und Maßnahmen ergriffen, um verstärkt neue Märkte in Angriff zu nehmen. Neben den an Bedeutung gewinnenden Auslandsmärkten, gerade im grenznahen Bereich nach Frankreich, Luxemburg und Belgien mit steigenden Exportumsätzen, findet auch eine inhaltliche Konzentration vieler Handwerksbetriebe auf Zukunftsmärkte statt. Ein ganz entscheidendes Feld ist dabei die Energiesicherung und der Klimawandel. Viele Handwerksbetriebe haben 12 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 sich bereits darauf spezialisiert und werden sich in Zukunft noch stärker darauf konzentrieren, den Kunden zukunftsweisende Techno logien zur Energieeinsparung anzubieten. Auch auf die älter werdende Bevölkerung reagieren die Handwerksbetriebe. Immer häufiger werden Leistungen angeboten, die für Senioren, aber auch Behinderte geeignet sind. Barrierefreie, einfach zu bedienende Einrichtungen stellen nach Einschätzung der Handwerkskammern einen wichtigen Zukunftsmarkt dar. Neben der Absatzseite stellt die Fachkräftesicherung für das Handwerk in Rheinland-Pfalz eine besondere Herausforderung dar. Bereits heute ist der Fachkräftemangel auf allen Ebenen – d. h. vom Lehrling über die Gesellin/den Gesellen bis hin zu den Meiste - rinnen und Meistern und den Unternehmerinnen und Unternehmern – ein essenzielles Problem, das sich in Zukunft aller Voraussicht nach noch deutlich verschärfen wird. In vielen Handwerksunternehmen wird in Zukunft die Produktion nicht aufgrund eines Nachfrageeinbruchs zurückgehen, sondern weil der erforderliche Fachkräftebedarf nicht gedeckt werden kann. Deshalb richten die Handwerkskammern ihre Aktivitäten darauf aus, bereits frühzeitig dem Fachkräftemangel entgegenzutreten und eine entsprechende Ausrichtung der Personalpolitik in den Handwerksunternehmen zu erreichen. Die Betriebe werden durch Beratungsleistungen , Sensibilisierungskampagnen, Informationsveranstaltungen, eigene Personalagenturen und viele weitere Aktivitäten darin unterstützt, die benötigten Fach- und Führungskräfte zu finden, an sich zu binden und die Leistungsfähigkeit älterer Mit - arbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst lange zu erhalten. 19. Wie wird die Landesregierung auf den demografischen Wandel in Rheinland-Pfalz in Bezug auf die berufliche Ausbildung im Handwerk reagieren? Welche Entwicklungslinien werden erwartet? Der demografische Wandel hat gerade im Handwerk bereits dazu geführt, dass es für die Unternehmen zunehmend schwieriger wird, geeignete Bewerber für ihre Ausbildungsplätze zu finden. Diese Situation wird sich in den kommenden Jahren noch weiter verschärfen. Die Landesregierung hat sich gemeinsam mit den Partnern des Ovalen Tisches und der Vereinbarung „Rheinland-Pfalz für Ausbildung und Fachkräftesicherung“ dem Thema bereits gewidmet. So wurde in der aktuellen Vereinbarung festgehalten, dass die in Zeiten der Versorgungsengpässe der Jugendlichen mit einem Ausbildungsplatz erfolgreichen Ausbildungsakquisiteure angesichts der sich wandelnden Marktlage einer Überprüfung unterzogen werden sollen. Aus dieser Diskussion heraus haben sich die heutigen Coachs für betriebliche Ausbildung, an deren Finanzierung sich das Land zu 25 % neben den Kammern und der Bundesagentur für Arbeit beteiligt, entwickelt. Angesichts der gewandelten Marktlage widmen sich diese nun stärker der Unterstützung der Betriebe bei der Suche nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern und ver suchen, Jugendliche gezielt auch für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen. Gleichzeitig wird die berufliche Orientierung unter dem Dach der Rahmenvereinbarung zur Zusammenarbeit von Schulen, Berufsberatung und Wirtschaft im Bereich der Berufswahlorientierung und Studienorientierung in Rheinland-Pfalz intensiviert und mit möglichst vielen Praxiselementen ausgestaltet (z. B. Praxistag). Auf diese Weise sollen die Jugendlichen möglichst früh die Chancen und Perspektiven einer dualen Ausbildung – auch im Handwerk – kennenlernen. Neben diesen Aktivitäten ist es jedoch notwendig, dass auch die Unternehmen selbst sich der geänderten Situation anpassen und die Attraktivität und Qualität ihrer Ausbildung verbessern und offen und unterstützend auch auf schwächere Jugendliche zugehen. 20. Wie wirkt sich der demografische Wandel in Rheinland-Pfalz auf die Zahl der Schulabgänger im Zeitrahmen bis 2020, 2030 und 2050 aus? Hat die Landesregierung zuverlässige Informationen über die befürchtete Problematik, dass es im Zuge des demografischen Wandels zu einem Nachfolgemangel im rheinland-pfälzischen Handwerk kommt? Die Zahl der aktuellen und prognostizierten Schulabsolventinnen und -absolventen ist in der folgenden Übersicht bis zum Jahr 2025 dargestellt, eine zeitlich weiterführende Prognose ist nicht verfügbar. 13 Jahr Absolventen/-innen Absolventen/-innen mit mit Berufsreife aus Sekundarabschluss I aus ABS BBS insgesamt ABS BBS insgesamt 2011 9 333 1 298 10 631 18 050 3 410 21 460 2015 8 400 1 600 10 000 15 800 3 400 17 000 2020 7 500 1 400 8 900 12 900 2 800 13 900 2025 7 200 1 200 8 400 12 300 2 700 13 300 (Quelle: 2011: aktuelle Daten des Statistischen Landesamt Rheinland-Pfalz, Amtliche Schulstatistik. Quelle Folgejahre: Statistische Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz Dokumentation 192: Vorausberechnung der Schüler- und Absolventenzahlen 2010 bis 2025 und Vorausberechnung Ministerium für Bildung, Wissen schaft, Weiterbildung und Kultur). Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode 21. Wie unterstützt und fördert die Landesregierung die langfristige Personalentwicklung und -planung in mittelständischen Betrieben, insbesondere des Handwerks, in Rheinland-Pfalz? Frage 21 hängt inhaltlich mit Frage 18 zusammen. Bezüglich der Frage, wie die Landesregierung die langfristige Personalent wicklung und -planung in mittelständischen Betrieben, insbesondere des Handwerks, unterstützt, kann daher auf die Antwort zu Frage 18 verwiesen werden. 22. Welche Maßnahmen sieht die Landesregierung vor, um die Nachfolge bei Betriebsübergaben insbesondere aus Altersgründen zu erleichtern ? Die Landesregierung unterstützt die Unternehmensübergabe bzw. Betriebsübergabe durch Information, Beratung und finanzielle Förderung: Die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) veranstaltet z. B. seit längerer Zeit eine Informationsreihe zum Thema Unternehmensnachfolge („Nach mir die Sintflut“) in unterschiedlichen Orten des Landes, in denen die Nachfolgeproblematik insgesamt angesprochen, ausführlich informiert und auf die speziellen Beratungs- und Fördermöglichkeiten hingewiesen wird. In den Veranstaltungen der Landesregierung zur Existenzgründung wird auf die Übernahme bestehender Betriebe als eine Gründungsmöglichkeit hingewiesen und darüber informiert. Im Jahr 2010 war das Thema Unternehmensnachfolge Schwerpunkt der Gründeroffensive mit dem Titel: „Suche Unternehmen, biete Gründergeist“. Das Förderprogramm des Landes zur Gründungsberatung richtet sich auch an potenzielle Übergeber eines Unternehmens und sieht für sie erweiterte Fördersätze vor, um die Übergabe eines Unternehmens zu erleichtern. Die finanzielle Förderung des Landes über die ISB unterstützt die Übernahme von Betrieben in der gleichen Weise wie eine Neugründung , um auf diese Weise den Bestand und die Fortführung der Betriebe zu sichern. Die individuelle Betriebsberatung von Betriebsinhabern und Übernahmeinteressenten durch die landesgeförderten Betriebsberater der Handwerkskammern begünstigt darüber hinaus erfolgreiche Betriebsübergaben. 23. Welche Faktoren sind hauptsächlich ausschlaggebend für einen erfolgreichen oder gescheiterten Generationswechsel in rheinland-pfälzischen Handwerksbetrieben? Die Regelung der Unternehmensnachfolge ist ein schwieriges Thema, das zudem häufig als Tabuthema behandelt wird. Vielen Unter nehmern fällt es schwer, nicht nur an ihre Nachfolge zu denken, sondern auch rechtzeitig die konkreten Schritte einzu leiten, um einen oder mehrere geeignete Nachfolger zu finden. Dies kann das Unternehmen in seiner Existenz gefährden: auch erfolg - reiche Unternehmen scheitern, weil die Nachfolge nicht rechtzeitig genug eingeleitet wurde oder Fehler bei der Umsetzung gemacht wurden. Eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge ist die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. Die weitere Voraussetzung für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge ist die frühzeitige Suche eines geeigneten Nachfolgers. Eine ge lungene Unternehmensnachfolge ist in der Regel ein längerer Prozess, der insgesamt oft mehrere Jahre dauert und schon deshalb sehr sorgfältig vorbereitet werden muss. Die Grundlage dafür sind die individuellen Besonderheiten des jeweiligen Einzelfalls, d. h. die betriebliche , persönliche und familiäre Situation. Eine umfassende Nachfolgeregelung verlangt die Prüfung rechtlicher, steuerlicher und betriebswirtschaftlicher Fragen. Bei Betriebsübergaben innerhalb der Familie ist die Prüfung geeigneter Nachfolger oder Nachfolgerinnen oft schwierig. Das Ins - trument der Wirtschaftsmediation kann sich als hilfreich erweisen, wenn im Zusammenhang mit der Nachfolgeregelung familiäre Konflikte geklärt und gelöst werden müssen. Die Zugehörigkeit zur Familie des Unternehmers verschafft noch nicht die notwendige Qualifikation als Unternehmer und geeigneter Nachfolger. Eine qualifizierte Personal- und Organisationsberatung kann dabei helfen, betriebswirtschaftlich notwendige Entscheidungen vor und bei der Umsetzung der Nachfolge zu treffen. 14 Jahr Absolventen/-innen mit Absolventen/Absolventinnen Fachhochschulreife aus mit allgemeiner/fachgebundener Hochschulreife aus ABS BBS insgesamt ABS BBS insgesamt 2011 785 6 448 7 233 13 768 2 403 16 171 2015 1 100 6 900 8 000 16 100 2 400 18 500 2020 1 100 5 600 6 700 15 300 2 200 17 500 2025 900 5 100 6 000 12 300 1 900 14 200 Quelle: 2011: aktuelle Daten des Statistischen Landesamt Rheinland-Pfalz, Amtliche Schulstatistik. Quelle Folgejahre: Statistische Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz Dokumentation 192: Vorausberechnung der Schüler- und Absolventenzahlen 2010 bis 2025 und Vorausberechnung Ministerium für Bildung, Wissen schaft, Weiterbildung und Kultur. Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 Bei der Betriebsübergabe an Externe ist die Frage der Wertermittlung des zu übergebenden Betriebes eine zentrale Frage für Übergeber und Nachfolger. Auch hier sind Beratung und Begleitung wichtige Hilfen. Die Nachfolgeregelung muss zumindest dann regelmäßig überprüft werden, wenn deren Umsetzung längerfristig angelegt ist („Nachfolge-Checkup“). Dies betrifft etwa Auswirkungen, die sich in der Zwischenzeit durch die Änderung rechtlicher oder steuer - licher Vorschriften ergeben (zum Beispiel die Erbschaftsteuerreform 2009). Da Übergaben innerhalb der Familie in der Vergangenheit kontinuierlich zurückgegangen sind, gewinnt die Suche nach ge eigneten externen Nachfolgern eine immer größere Bedeutung. In Börsen der Handwerkskammern oder auch bundesweit bei einer Börse der Kreditanstalt für Wiederaufbau kann man Betriebe und Interessenten zusammenführen, ausschlaggebend für eine erfolgreiche Kontaktanbahnung ist allerdings oft die persönliche Vermittlung oder die fachkundige Begleitung des Prozesses z. B. durch die vom Land geförderten Betriebsberater der Handwerkskammern. Die sogenannte Übergabefähigkeit von Betrieben spielt ebenfalls eine große Rolle für eine erfolgreiche Übergabe. Wenn beispielsweise der Erfolg eines Unternehmens in einem großen Maße von der Person des Inhabers abhängt, sollte man frühzeitig die gesamte betriebliche Organisation auf den Prüfstand stellen, um eine solche Abhängigkeit so weit wie möglich zu verringern und damit den Einstieg eines Nachfolgers erleichtern zu können. Parallel dazu empfiehlt sich eine Einarbeitung eines Nachfolgers vor der Übernahme oder eine Mitwirkung des bisherigen Inhabers auch nach erfolgter Übergabe. Eine frühzeitige Planung der Nachfolge kann auch dem Umstand entgegenwirken, dass ein Betrieb langsam zurückgefahren wird, ein größerer Investitionsstau entsteht oder Mitarbeiter wie Kunden unsicher sind, wie es weitergeht, und abwandern. Ziel muss es sein, einen wettbewerbsfähigen und erfolgreich am Markt agierenden Betrieb zu übergeben, bei dem es nicht aufgrund ungeklärter Nachfolgefragen zu wirtschaftlichen Einbußen kommt. 24. Wie hoch ist der Migrantenanteil bei den Auszubildenden in Handwerksberufen in Rheinland-Pfalz und welche Branchen werden in erster Linie gewählt? In welchem Maße werden Migranten für die Ergreifung eines Handwerksberufes sensibilisiert und wie hoch ist der Ausbildungsanteil bei von Migranten geführten Handwerksbetrieben? Durch welche Maßnahmen kann dieser Anteil erhöht werden? Im rheinland-pfälzischen Handwerk beträgt der Ausländeranteil an allen Auszubildenden gemäß der Statistik der Handwerkskammern im Jahr 2011 5,5 %. Die Zahl der Auszubildenden mit Migrationshintergrund liegt jedoch wesentlich höher, wird jedoch statistisch nicht erfasst. Gleiches gilt auch für die Zahl der von Migranten geführten Handwerksbetriebe. Am stärksten waren im Jahr 2011 gemäß der Handwerkstatistik Menschen mit ausländischem Pass in den Metall- und Elektroberufen (2,4 %) vertreten, gefolgt von den Gesundheits-, Körperpflege- und Reinigungshandwerken (1,2 %). Im Bau- und Ausbaubereich beträgt ihr Anteil 0,9 %, in der Handwerksgruppe Nahrungsmittel und Holz jeweils 0,1 %. Menschen mit Migrationshintergrund sind eines der Potenziale, die es auszuschöpfen gilt, um den Fachkräftebedarf sicherzu stellen. Dies gilt umso mehr, weil der Anteil der Auszubildenden mit ausländischem Pass gesunken ist. 1995 befanden sich rund 4 500 Auszubildende mit ausländischem Pass in Rheinland-Pfalz in einer dualen Ausbildung. Ihr Anteil an allen Auszubildenden lag bei 6,4 % und damit bereits damals unter ihrem Bevölkerungsanteil. 2007 befanden sich knapp 3 100 Jugendliche mit ausländischem Pass in einer dualen Ausbildung, ihr Anteil ist auf 3,9 % aller Auszubildenden gesunken. In diesem Zeitraum hat sich die Zahl aller Auszubildenden um rund 11 % erhöht (auf rund 78 800), während die Zahl ausländischer Auszubildender um 32 % und damit erheblich gesunken ist. Besonders deutlich ist der Rückgang im Handwerk: Wurden in diesem Bereich 1995 noch rund 2 600 Jugend liche mit ausländischem Pass ausgebildet, sind es 2007 noch 1 300. Dies entspricht einer Halbierung der Ausbildungsverträge mit ausländischen Auszubildenden in diesem Zeitraum. Vor diesem Hintergrund wird die Integration von Jugendlichen in das Handwerk durch unterschiedliche Projekte unterstützt, die sich insbesondere durch eine intensive Begleitung, Mentoring und Information auszeichnen. Hierzu zählen: – Handwerk integriert Migranten (HiM): Hierbei handelt es sich um ein Projekt der Handwerkskammer Koblenz, das aus Mitteln des Landes Rheinland-Pfalz und dem Europäischen Sozialfonds gefördert wird. Zielsetzung des seit 2007 laufenden Projekts ist die bessere Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den Ausbildungsmarkt. Vor diesem Hintergrund stehen im Projekt eine Netzwerkerin mit russischem Migrationshintergrund sowie ein Ausbildungsakquisiteur mit türkischem Migra - tionshintergrund zur Verfügung. Der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt im Matching von Jugendlichen und ausbildenden Unter - nehmen, Angebote der beruflichen Orientierung für Jugendliche mit Migrationshintergrund, Beratungsleistungen rund um das Thema Ausbildung und Migration/Integration, Sensibilisierung von Eltern und Unternehmen für das duale System, pädago - gische Unterstützungsleistungen für Auszubildende mit Migrationshintergrund sowie Gewinnung von Unternehmen mit Migra - ionshintergrund für die Ausbildung im dualen System. – Coach für betriebliche Ausbildung: Der Coach für betriebliche Ausbildung, der jeweils bei den Handwerkskammern in Rheinland -Pfalz angesiedelt ist, wird aus Mitteln der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern, der Agenturen für Arbeit RheinlandPfalz sowie der Landesregierung finanziert. Aufgabe des Coachs für betriebliche Ausbildung ist es, Betriebe und ausbildungswillige junge Menschen auf ihrem Weg auf und in der beruflichen Erstausbildung zu unterstützen und zu aktivieren. Gleichzeitig sollen die Jugendlichen die Möglichkeiten einer Ausbildung in weniger bekannten Berufen und Branchen erfahren. Für den Agenturbezirk Ludwigshafen wurde darüber hinaus eigens ein weiblicher Coach mit Migrationshintergrund eingestellt, um die gerade dort ansässigen türkischen Jugendlichen und Betriebe für eine Ausbildung im Handwerk zu motivieren. 15 Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Darüber hinaus unterstützt die Landesregierung folgende allgemeine Projekte, die den erfolgreichen Übergang junger Migran tinnen und Migranten von der Schule in die Ausbildung – auch im Handwerk – fördern: – das Ausbildungspatenprojekt „Wir brauchen Dich“ der Bürgerstiftung der Pfalz (2011), – das Projekt des Diakonischen Werks der Pfalz zur Förderung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Übergang von der Schule in Berufsausbildung und Stärkung der Eltern im Hinblick auf die Berufsorientierung der Kinder (2011), – die Projekte „TAKE IT, Toleranz, Ausbildung, Engagement im Team“, Übergang Schule-Beruf und BIS: Brücken bauen, Inte- gration stärken, Verbesserung der Arbeitsmarktchancen Jugendlicher und junger Erwachsener des Instituts zur Förderung von Bildung und Integration GmbH (INBI), Mainz (2011 und 2012), – Projekt KODEX, Koblenzer Diversity Experiment: Empowermentstrategien zur Förderung von Resilienz für eine erfolg reiche berufliche und soziale Integration minorisierter Jugendlicher der FH Koblenz, Institut für Forschung und Weiterbildung, Fachbereich Sozialwesen (2012). Über diese gezielten Projekte für Migrantinnen und Migranten hinaus profitieren diese von allgemeinen Förderprogrammen bzgl. der Förderung des Übergangs von der Schule in die berufliche Erstausbildung. Beispielhaft können hier Projekte wie die JobFüxe, Jugend-Scouts, Berufseinstiegsbegleiter etc. genannt werden. Weitere Informationen zum Thema enthalten der Bericht der Enquete-Kommission „Integration und Migration in RheinlandPfalz “, Landtagsdrucksache 15/5280, sowie der Zuwanderungs- und Integrationsbericht der Landesregierung 2009 bis 2010. 25. Welche Maßnahmen hat die Landesregierung zur Vereinbarkeit von Beruf bzw. Selbstständigkeit und Familie und Pflege von Familien angehörigen, insbesondere in Bezug auf das Handwerk, ergriffen? Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein zentrales Thema der Familienpolitik. Die Landesregierung unterstützt in diesem Zusammenhang diverse Projekte, die sich teils gezielt an Frauen richten, die eine Selbstständigkeit im Handwerk oder als Freiberuflerinnen anstreben. Die Teilnehmerinnen erhalten ein umfassendes Serviceangebot an ganzheitlich orientierten Maßnahmen, die sich an den individuellen Lebens- und Arbeitswirklichkeiten der Kundinnen orientieren. Insbesondere folgende Maßnahmen der Landesregierung, mit denen Unternehmen für eine familienfreundliche Personalpolitik sensibilisiert und vom wirtschaftlichen Nutzen dieser Projekte überzeugt werden sollen, sind zu nennen: – Regionalkonferenzen und regionale Veranstaltungen Bislang wurden vier Regionalkonferenzen und fünf regionale Veranstaltungen durchgeführt mit dem Ziel, kleine und mittlere Betriebe für Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu sensibilisieren und zu gewinnen. – Sechs Jahre Förderung audit berufundfamilie Das Audit ist ein Managementinstrument zur betriebsangepassten Einführung familienbewusster Unternehmensstrukturen. Bislang haben in Rheinland-Pfalz 166 Unternehmen, Institutionen und Hochschulen das Audit durchlaufen oder sich dazu angemeldet . Das entspricht rund 154 000 Beschäftigten und 64 000 Studierenden in Rheinland-Pfalz. Bundesweit steht das Land Rheinland -Pfalz an zweiter Stelle aller auditierten Unternehmen. Die Landesregierung hat von 2005 bis Ende 2011 das bundesweite audit berufundfamilie der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung gefördert. – Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Familie für Väter Als ein Ergebnis des Auditierungsprozesses wurden Rahmenbedingungen und Hinderungsgründe, die eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Väter begünstigen bzw. erschweren, in einer Studie zusammengetragen. Die Ergebnisse der Studie wurden im November 2009 veröffentlicht und den Unternehmen zur Verfügung gestellt. Außerdem wurden Praxisbeispiele und ein Praxisleitfaden aus rheinland-pfälzischen Unternehmen zusammengetragen, die zeigen, wie mit nachhaltigem Erfolg eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Väter realisiert werden kann. Die Praxis - beispiele und der Praxisleitfaden sind auf der Webseite Viva Familia unter Familienbewusste Arbeitswelt veröffentlicht. – Runde-Tisch-Gespräche (seit 2008) Der runde Tisch hat das Ziel des Erfahrungsaustauschs sowie der regionalen und überregionalen Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren in Rheinland-Pfalz. Es finden ein- bis zweimal im Jahr Sitzungen statt. – Landesnetzwerktreffen Um die Netzwerkarbeit zu fördern und weiter auszubauen, wurde am 25. Oktober 2011 ein Landesnetzwerktreffen durchgeführt . Vier regionale Netzwerktreffen sind in 2012 geplant. – Landeswettbewerb „Vorbildunternehmen Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ Zielgruppe sind rheinland-pfälzische Unternehmen mit bis zu 250 Beschäftigten. Neben Einzelunternehmen werden zusätzlich Unternehmensverbünde zum Wettbewerb zugelassen, um der Vielfalt der Engagements der Unternehmen gebührend Rechnung zu tragen. Mit der Durchführung des Landeswettbewerbs „Vorbildunternehmen Vereinbarkeit Beruf & Familie“ ist das Inmit (Institut für Mittelstandsökonomie an der Universität Trier e. V.) beauftragt. Start ist im Frühjahr 2012, die Abschlussveranstaltung findet voraussichtlich im Frühjahr 2013 statt. Themenschwerpunkte sind u. a.: Arbeitszeitgestaltung, Chancengerechtigkeit, Führungskultur , Beruf und Pflege. 16 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 – Vereinbarkeit von Pflegeaufgaben mit dem Beruf Hierzu werden seit Jahren zwischen dem Familienministerium, der AOK und der berufundfamilie gGmbH der Hertiestiftung Veranstaltungen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Pflegeaufgaben durchgeführt, die jetzt um eine Broschüre ergänzt werden. Die Broschüre soll rheinland-pfälzischen Personalverantwortlichen eine zusätzliche Hilfe an die Hand geben, eine pflege sensitive Personalpolitik ohne großen Aufwand zu gestalten. 26. Wie fördert und unterstützt die Landesregierung als Reaktion auf den demografischen Wandel in Rheinland-Pfalz insbesondere alters - gruppengerechte Lösungen wie unter anderem den seniorengerechten Umbau von Wohnungen? Das Land Rheinland-Pfalz bietet für bauliche Maßnahmen in den Wohnungsbeständen Fördermöglichkeiten im Rahmen der sozialen Wohnraumförderung an. Die Beseitigung von Schwellen, die technische Unterstützung beim Überwinden von Höhen, die Verbreiterung von Türen sowie die barrierefreie Herrichtung von Bädern sind nur einige Maßnahmen, die erforderlich werden können, um auch im Alter in der gewohnten Umgebung zu verbleiben. Das Land Rheinland-Pfalz unterstützt im Rahmen der Moder nisierungsförderung Eigentümer von selbst genutzten Wohnungen und Vermieter von Wohnungen bei dieser Aufgabe mit zinsverbilligten Kapitalmarktdarlehen und Investitionszuschüssen. Bei der Modernisierung selbst genutzten Wohneigentums sind Einkommensgrenzen zu beachten. Handelt es sich um eine vermietete Wohnung, ist nach Abschluss der Arbeiten eine höchstzulässige Anfangsmiete festgelegt. Zur Finanzierung von baulichen Maßnahmen, die ein barrierereduziertes Wohnen ermöglichen, können Bauherren Zinsgarantiedarlehen in Höhe von 460 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche bei einer Hausbank beantragen. Ein weiteres Instrument im Modernisierungsprogramm ist die Gewährung von Investitionszuschüssen in Höhe von 25 % der förder - fähigen Kosten, die zwischen 2 000 und 10 000 Euro liegen müssen. Dieses Förderinstrument spricht insbesondere Seniorenhaushalte an, da eine Darlehensförderung in diesen Haushalten oftmals nicht gewünscht oder nicht möglich ist. Gemeinschaftliche Wohnprojekte sind immer mehr der Wunsch vieler Menschen für ein Leben im Alter. Derzeit gibt es in Rheinland -Pfalz 29 gemeinschaftliche Wohnprojekte und über 45 Gruppen, die sich auf den Weg machen, ein Wohnprojekt umzusetzen. Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie hat ein Unterstützungsnetzwerk aufgebaut, das bei der Entwicklung gemeinschaftlicher Wohnprojekte behilflich ist. Gerade bei neuen Wohnformen besteht ein hoher Informations- und Beratungsbedarf . Wohngemeinschaften für pflegebedürftige Menschen erhalten Unterstützung von der landesweiten Beratungsstelle PflegeWohnen in Mainz. Interessentinnen und Interessenten für neue gemeinschaftliche Wohnformen können sich in der Pfalz an die Beratungsstelle Gemeinschaftliches Wohnen Pfalz in Landau und darüber hinaus an die Beratungsstelle LebensWohnraum in Mainz wenden. Drei ehrenamtliche Mobile Beratungsteams in den Regionen Landau, Trier und Westerwald stehen zudem vor Ort als Ansprechpartner für alle Fragen zu gemeinschaftlichen Wohnprojekten zur Verfügung. Breite Informationen enthält auch die Wohnprojektemappe der Beratungsstelle LebensWohnraum, in der alle Wohnprojekte und -initiativen aus Rheinland-Pfalz verzeichnet sind. Ebenso erhältlich ist ein regelmäßiger Newsletter. Neue technische Entwicklungen unterstützen ein selbstbestimmtes Leben zu Hause. Zum Beispiel erhöhen der Hausnotruf, aber auch intelligente Systeme die Sicherheit in der eigenen Wohnung. Im Forschungsschwerpunkt „Ambient Systems“ der Technischen Universität Kaiserslautern und dem Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE) werden grundlegende Forschungsarbeiten gefördert, die zur Unterstützung der Fähigkeiten und Fertigkeiten eines Menschen im Alltag beitragen. Bei dem Computersystem PAUL (Persönlicher Assistent für ein Unterstütztes Leben) beispielsweise handelt es sich um eine inno - vative technische Haushaltshilfe, die Türen öffnen und nachsehen kann, wer klingelt, die Rollläden hoch- und runterfahren, das Licht an- und ausschalten sowie im Internet surfen kann. Des Weiteren verfügt PAUL über gewisse Sicherheitsfunktionen, beispielsweise einen zentralen Schalter, der systemkompatible Steckdosen abschaltet oder eine LED-Anzeige fürs offene Fenster. Gegen wärtig ist PAUL in die Grundausstattung jeder Wohnung in einem Senioren-Mietshaus in Kaiserslautern integriert. PAUL bietet dort nicht nur mehr Sicherheit für die Bewohnerinnen und Bewohner, er ist auch Gemeinschaft stiftend. Aktuell entwickelt die TU Kaiserslautern ein Notrufsystem, das Alarm schlägt, wenn sich ein Bewohner über einen längeren Zeitraum nicht bewegt, obwohl er zu dieser Tageszeit normalerweise aktiv wäre. Das Alarmsignal soll direkt an einen regionalen Rettungsdienst weitergeleitet werden. Zur Unterstützung des senioren- und/oder behindertengerechten Umbaus von Wohnungen hat die Landesregierung die Landesberatungsstelle Barrierefrei Bauen und Wohnen eingerichtet. Seit 1995 beraten dort erfahrene Architektinnen und Architekten in Mainz und derzeit neun regionalen Beratungsstellen kostenlos und firmenneutral zu allen Fragen des barrierefreien Bauens und Wohnens. Die Beratung erfolgt bei Bedarf auch bei den Betroffenen zu Hause. Die Fachleute geben darüber hinaus Tipps zu Hilfsmitteln und machen Vorschläge zur Umgestaltung der Wohnung. Auch die Beratung zu planerischen und bautechnischen Fragen, zu entstehenden Kosten sowie zu finanziellen Fördermöglichkeiten gehört dazu. Seit einiger Zeit wird verstärkt darauf hingewiesen, dass im Rahmen der Hausmodernisierung neben den bereits üblichen Maßnahmen zur Energieoptimierung verstärkt auf barrierefreie Umgestaltung geachtet werden sollte. Die Landesberatungsstelle koope - riert in diesen Fragen mit der bereits länger in Sachen Energieoptimierung tätigen Verbraucherzentrale sowie der EOR – Effizienz - Offensive Energie Rheinland-Pfalz e. V. Umgekehrt informieren diese Stellen auch zu Fragen des barrierefreien Bauens. 17 Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Träger der Landesberatungsstelle ist die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e. V., Kooperationspartner die Architektenkammer Rheinland-Pfalz. Das Land hält das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben für ein wichtiges Gut und fördert deshalb die Landesberatungsstelle mit derzeit 130 000 Euro im Jahr. Weitere Informationen dazu sind auf der Seite der Verbraucherzentrale www.barrierefrei .rlp.de zu finden. Als weitere Maßnahme haben sich die Wohnungsberatungsstellen des Landes Rheinland-Pfalz im Jahr 2006 zum Beratungsnetzwerk „Barrierefreies Wohnen“ zusammengeschlossen. Die verschiedenen Wohnungsberatungsstellen bieten Bürgerinnen und Bürgern Wohnberatung für barrierefreies Wohnen an. Unter Federführung des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie treffen sich die Netzwerkpartner regelmäßig um Erfahrungen auszutauschen und ihre Beratungsangebote zu ver bessern. Zu den Zielen der Zusammenarbeit gehört auch der Aufbau eines regional gut verzahnten Beratungsangebotes. Derzeit läuft der Wettbewerb „Universelles Design: Gut zu gebrauchen.“ Die Ausschreibung ist eine Initiative der Landesberatungsstelle Barrierefrei Bauen und Wohnen. Auslober ist das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie. Die Schirmherrschaft hat Ministerpräsident Kurt Beck übernommen. Das Land fördert den Wettbewerb mit 5 000 Euro. Ferner hat der Sparkassenverband Rheinland-Pfalz die Preisgelder im Gesamtwert von 5 000 Euro gestiftet. Nähere Informationen zu barriere - freiem Planen und Bauern, zur Wohnberatung sowie zum Wettbewerb finden sich unter www.barrierefrei.rlp.de. Der seniorengerechte Umbau von Wohnungen und der Einbau technischer Assistenz- und Hilfssysteme erfolgt in aller Regel durch Handwerksbetriebe. IV. Aus- und Weiterbildung im Handwerk 27. Wie ist die Bilanz der Ausbildungsleistung des Handwerks seit 2006? Wie viele Lehrstellen entfallen auf das Handwerk in RheinlandPfalz ? Die Zahl der Auszubildenden im rheinland-pfälzischen Handwerk sowie die Zahl der Neuabschlüsse im rheinland-pfälzischen Handwerk entwickelte sich wie folgt: Der Anteil des Handwerks am Ausbildungsgeschehen liegt dabei konstant bei rund 30 % der Auszubildenden bzw. der Neuabschlüsse insgesamt. 28. Wie viele Ausbildungsverträge wurden in welchem Ausbildungsberuf 2009 im rheinland-pfälzischen Handwerk geschlossen? Wie stellt sich die Geschlechterverteilung dar? Die Zahl der im Jahr 2009 in den einzelnen Ausbildungsberufen des Handwerks geschlossenen Ausbildungsverträge (getrennt nach Geschlechtern) ergibt sich aus der beigefügten Anlage zu Frage 28 (Stand 31. Dezember 2009). 29. Welche Handwerksberufe werden von den Jugendlichen bevorzugt ausgewählt? Weshalb werden bestimmte Berufsbranchen nicht so stark nachgefragt? Die Top Ten der Ausbildungsberufe stellt sich für das Handwerk im Jahr 2011 wie folgt dar: Top Ten der Ausbildungsberufe Diese Fokussierung auf einzelne Berufsbilder ist primär darin begründet, dass al ternative Berufe den Jugendlichen oft zu wenig bekannt sind bzw. das Image der Berufe von den Jugendlichen negativ wahrgenommen wird. 18 Jahr Auszubildende insgesamt Neu abgeschlossene (alle Ausbildungsjahre) Ausbildungsverträge 2006 26 531 9 613 2007 27 353 9 973 2008 27 163 8 996 2009 26 300 9 126 2010 24 974 9 084 2011 23 566 8 767 Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Statistisches Jahrbuch Rheinland -Pfalz 2011, Bad Ems, 2011 und Angaben der Handwerkskammern Rheinland -Pfalz. Kraftfahrzeugmechatroniker/-innen 1 013 Anlagenmechanik SHK 685 Elektroniker/-innen für Energie- und Gebäudetechnik 601 Friseure/Friseurinnen 544 Metallbauer/-in 529 Fachverkäufer/-innen Lebensmittelhandwerk 467 Maler- und Lackierer/-innen 404 Tischler/-innen 331 Bäcker/-innen 198 Bürokaufleute 179 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 Neben der Berufsorientierung der Jugendlichen selbst spielt die Information der für die Berufswahl der Jugendlichen bedeutenden Gruppen (Eltern, Mitschüler, Lehrerinnen und Lehrer etc.) eine wichtige Rolle. 30. Welche Hauptgründe werden bei vorzeitigen Beendigungen von Lehrverhältnissen angeführt? Die Gründe für Vertragslösungen sind vielfältig und komplex. Beispiele hierfür sind nach Angaben der Handwerkskammern: – mangelnde Berufsorientierung, – Unzufriedenheit mit der Ausbildung bzw. dem gewählten Beruf wegen unrealistischer Erwartungen oder aufgrund der Tat sache, in einen falschen Beruf vermittelt worden zu sein, – gesundheitliche Beeinträchtigungen, z. B. wegen Allergie, – Überforderung mit dem Lehrstoff aufgrund nicht ausreichender Schul- oder Allgemeinbildung, – Konflikte mit Ausbilder/innen, Kollegen/Kolleginnen, – fehlendes Engagement/Motivation des Auszubildenden, – fehlende soziale Kompetenz der Ausbilder/-innen z. B. für Konfliktbewältigung. Eine vorzeitige Lösung des Ausbildungsvertrages muss nicht gleichzeitig zum Ende der Bildungsbemühungen führen. Viele Auszubildende , die ihren Vertrag kündigen, beginnen eine schulische Ausbildung oder setzen die betriebliche Ausbildung in einem anderen Beruf fort. Mit dem erfolgreichen Projekt „Berufsmentoring Ausbildungsbetreuung zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen“, gefördert aus Mitteln des Landes Rheinland-Pfalz und dem Europäischen Sozialfonds, sollen Ausbildungsabbrüche vermieden bzw. Ausbildungsabbrecher /-innen wieder in das duale Ausbildungssystem integriert und zu einem erfolgreichen Berufsabschluss geführt werden. 31. Über welche allgemeinschulischen Bildungsabschlüsse verfügen die Auszubildenden, die eine handwerkliche Lehre starten? Insgesamt wurden 2011 in Rheinland-Pfalz im Handwerk 8 767 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Davon hatten nach Angaben der Kammerstatistik – 5 303 (60,5 %) Auszubildende einen Hauptschulabschluss, – 2 661 (30,4 %) einen Realschul- oder gleichwertigen Abschluss und – 515 (5,9 %) Auszubildende hatten die Hochschulreife. Ohne Schulabschluss waren 281 (3,2 %). 32. Zeigen die Erfahrungen der Landesregierung, dass das Handwerk auch Langzeitarbeitslosen eine Chance zur beruflichen Integration bietet? Im Handwerk sind die Anforderungen an das fachliche Wissen sowie die soziale Kompetenz der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gestiegen. Deshalb kann bei der Einstellung insbesondere von älteren Langzeitarbeitslosen deren fehlende bzw. unzureichende Quali fikation, vor allem mit Blick auf den schnellen technologischen Fortschritt, ein Hinderungsgrund sein. Oftmals werden Langzeitarbeitslose zunächst für einfache Tätigkeiten eingestellt und dann parallel weiterqualifiziert. Entsprechende Förder- und Qualifi - zierungsprogramme sind dabei nützlich (Quali-Scheck). In Kooperation mit den Agenturen für Arbeit organisieren die Handwerkskammern in Rheinland-Pfalz regelmäßig die „Branchen - tage Handwerk“. Betriebe aus der Region präsentieren sich und geben Einblicke in ihre Arbeitsbereiche und informieren über ihre Qualifikationsanforderungen. Auch Langzeitarbeitslose nutzen diese Tage, um Kontakte zu knüpfen. Im Übrigen sind die Handwerkskammern in Rheinland-Pfalz in den Beiräten der Jobcenter vertreten. Sie unterstützen dort die Arbeit zur Integration von Langzeitarbeitslosen, insbesondere bei der Planung und Ausgestaltung der auf Beschäftigung ausgerichteten Instrumente und der Entwicklung des Arbeitsmarktprogramms. Das Handwerk kann nach den Erfahrungen der Landesregierung vielen jugendlichen Langzeitarbeitslosen, die bisher noch ohne Ausbildung geblieben sind, gute Ausbildungs- und Integrationschancen bieten. Viele jugendliche Langzeitarbeitslose haben in den vergangenen Jahren hier eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle gefunden, die auf ihre beruflichen Fähigkeiten zugeschnitten ist. Auch ältere Langzeitarbeitslose haben häufig trotz bestehender Vermittlungshemmnisse berufliche Qualifikationen, die im Handwerk gut eingesetzt werden können. Gerade in Zeiten eines zunehmenden Fachkräftebedarfs bestehen mit entsprechender Unterstützung der Jobcenter und der Handwerksbetriebe gute Chancen zur beruflichen Integration von Langzeitarbeitslosen. 33. In welchem Umfang treffen die Klagen vieler Handwerker über eine mangelnde Vorbildung ihrer Auszubildenden zu? Wie können ausbildende rheinland-pfälzische Handwerksbetriebe bei der Ausbildung von Jugendlichen mit schwacher Vorbildung in Zukunft noch besser unterstützt werden? Berichten der Handwerkskammern zufolge sind Klagen der Betriebe über Jugendliche, die insbesondere Schwierigkeiten in schriftlichen , sprachlichen und rechnerischen Darstellungen haben, nach wie vor keine Seltenheit. Indikatoren für mangelnde Ausbildungsfähigkeit seien nach Aussagen der Kammern beispielsweise schlechte Prüfungsleistungen mit Durchfallquoten bis zu 20 %. 19 Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Statistische Daten zum attestierten Leistungsstand der einzelnen Schülerinnen und Schüler, aus denen eventuell eine mangelnde Vorbildung abgeleitet werden könnte, liegen nicht vor. Bei der Aufnahme in die Teilzeit-Berufsschule wird von den Schülerinnen und Schülern nur der letzte erreichte Bildungsabschluss erfasst (siehe Tabelle). Die Erfassung von einzelnen Noten der Abschluss - zeugnisse erfolgt nicht. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat 2005 einen Expertenmonitor mit 482 Fachleuten aus verschiedenen Bereichen der beruflichen Bildung zur Frage der mangelnden Ausbildungsreife durchgeführt. Alles in allem sehen die Fachleute die Entwicklung der letzten 15 Jahre eher skeptisch. Sie glauben, dass die Leistungsfähigkeit der Lehrstellenbewerber und -bewerberinnen gesunken sei. Dies gelte insbesondere für das durch die Schule vermittelte Wissen. Fast alle befragten Expertinnen und Experten (mehr als vier Fünftel) waren davon überzeugt, dass die schriftliche Ausdrucksfähigkeit, die Beherrschung der deutschen Rechtschreibung und die Fähigkeit zum einfachen Kopfrechnen in den letzten 15 Jahren nachgelassen hätten. Daneben gäbe es nach Einschätzung einer Mehrheit der Expertinnen und Experten jedoch auch einige Fähigkeiten und Tugenden, die sich positiv entwickelt hätten. Dazu gehören zuvorderst Kenntnisse im IT-Bereich, aber auch in der englischen Sprache sowie die Selbstsicherheit. Immerhin rund zwei Fünftel der Fachleute glaubten, dass sich in den letzten 15 Jahren auch die Kommunikations- und Teamfähigkeit der Jugendlichen verbessert habe. Am 20. Mai 2010 wurde die „Vereinbarung Rheinland-Pfalz für Ausbildung und Fachkräftesicherung 2010 bis 2013“ unter zeichnet (Nachfolge für die Vereinbarung vom 5. Juli 2007). Der Schwerpunkt dieser Vereinbarung in Rheinland-Pfalz liegt auf der guten Vorbereitung auf die Ausbildung in einem leistungsfähigen Schulsystem und auf der frühzeitigen engen Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft. Die Ausbildungsreife der Jugendlichen, die über keine solide Grundbildung verfügen, soll verbessert werden. Maßnahmen wie die Einstiegsqualifizierung oder das Angebot von ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) können dazu beitragen, schwächere Jugendliche auf ihrem Weg in und während der Ausbildung zu unterstützen. Hilfreich sind auch die unter schiedliche Patenschafts-Projekte. 34. Was wird von der Landesregierung unternommen, damit die hohe Ausbildungsleistung im rheinland-pfälzischen Handwerk auch in Zukunft gesichert wird? Welche Maßnahmen sind darüber hinaus notwendig, um die Ausbildungsquote weiterhin zu verbessern? Im Rahmen der Arbeit des Ovalen Tischs für Ausbildung wurde 2010 eine Vereinbarung „Rheinland-Pfalz für Ausbildung und Fachkräftesicherung 2010-2013“ von den Partnern am Ausbildungsmarkt unterzeichnet. Hierin verpflichten sich die Partner, dafür zu sorgen, dass ein definiertes Niveau der Ausbildungsleistung eingehalten wird. Darüber hinaus werden Maßnahmen und Aktivi - täten festgelegt, die dazu beitragen sollen, die Situation am Ausbildungsmarkt vor dem Hintergrund der Fachkräftesicherung zu verbessern. Um Anreize für Unternehmen zu setzen, ihre Ausbildungsleistung zu halten bzw. zu erhöhen, bietet das Land unterschiedliche Förderprogramme an. Hierzu gehören die Zuschussprogramme für jene Unternehmen, die in schwierigen Ausbildungssituationen wie der Verbundausbildung und der Übernahme von Auszubildenden aus Insolvenzbetrieben ausbilden. Darüber hinaus wird den Unternehmen im Rahmen des ISB Ausbildungsplatzdarlehens ein zinsvergünstigtes Darlehen angeboten. Mit dem Einsatz der Coachs für betriebliche Ausbildung wendet sich das Land gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit und den Kammern vor dem Hintergrund der Fachkräftesicherung speziell an ausbildende Unternehmen aus dem Handwerk sowie jene Jugendliche, die für eine Ausbildung dort gewonnen werden können. Die Coachs für betriebliche Ausbildung sollen die Ausbildungs- und Qualifizierungsbereitschaft von Betrieben für die Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ohne berufliche Erstausbildung stärken bzw. aktivieren. Gleichzeitig sollen die Jugend - lichen von den Möglichkeiten einer Ausbildung auch in Berufen und Branchen erfahren, die ihnen noch unbekannt sind, um somit die Anzahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber sowie der unbesetzten Ausbildungsstellen zu minimieren. Ferner beteiligen sich die Handwerkskammern am Bundesprogramm BOP (Berufsorientierung in überbetrieblichen und vergleichbaren Berufsbildungsstätten) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Schülerinnen und Schüler der allgemein- 20 Zugänge zur Berufsschule nach Schulabschluss, öffentliche und private Schulen Jahr Schulabschluss 2009 2010 2011 Abgangszeugnis ohne Berufsreife 525 508 486 Abschlusszeugnis Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen, ohne Berufsreife 276 172 198 Hauptschulabschluss 10 926 10 498 10 219 Qualifizierter Sekundarabschluss I 12 089 11 917 11 907 Fachhochschulreife 1 713 2 030 2 332 Allgemeine Hochschulreife 1 905 2 437 2 674 nicht vergleichbare Abschlüsse einer ausl. Schule 13 23 19 Gesamt 27 447 27 585 27 835 Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Amtliche Schulstatistik. Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 bildenden Schulen erhalten hier die Möglichkeit, ab der 7. Klasse an einer Potenzialanalyse und ab der 8. Klasse an der praktischen Berufsorientierung in den überbetrieblichen Werkstätten teilzunehmen. Für 2013 und die folgenden Jahre gilt es nun, gemeinsam mit den Partnern eine neue Vereinbarung zu erarbeiten, die auf die aktuelle Situation am Ausbildungsmarkt eingeht. Dabei wird die Frage der beruflichen Orientierung der Jugendlichen und die Information derer, die die Jugendlichen in ihrem Berufswahlprozess unterstützen, weiterhin eine große Rolle spielen, um der gerade im Handwerk spürbaren demografischen Entwicklung entgegenzuwirken. Wichtig ist dabei, die Chancen und Perspektiven, die eine duale Ausbildung – auch im Handwerk – bietet, aufzuzeigen. Die Reform des Hochschulzugangs mit seinen erweiterten Möglichkeiten eines Hochschulzugangs für berufliche Qualifizierte hat die Attraktivität der dualen Ausbildung noch weiter verbessert. Darüber hinaus wird die Frage im Vordergrund stehen, wie es gelingen kann, die Attraktivität und Qualität der Ausbildung in den Betrieben selbst so zu steigern, dass sie das Interesse der Jugendlichen weckt. Im Gegensatz zu früheren Jahren, in denen es teilweise darum ging, die Unternehmen für den Nutzen und die Notwendigkeit der betrieblichen Ausbildung zu sensibilisieren, stellt heute der Bewerbermangel in den Handwerksbetrieben den Engpass dar, der dazu führt, dass Unternehmen sich ggf. nicht mehr an einer betrieblichen Ausbildung beteiligen. Die Leistungsfähigkeit des Wirtschaftsbereiches Handwerk ist nur dann gesichert, wenn seine Ausbildungs- und Arbeitsplätze auch für leistungsstarke, aufstiegsorientierte junge Menschen attraktiv sind. 35. Welche Programme zur Berufswahlorientierung werden in den rheinland-pfälzischen Schulen angeboten (bitte Aufschlüsselung nach Schulart und Schuljahr des Starts)? Setzt die Berufswahlorientierung an weiterführenden Schulen früh genug ein und kann der Erfolg der Berufswahlorientierung in den Schulen weiter ausgebaut werden? In § 2 Abs. 3 und § 8 Abs. 3 der Übergreifenden Schulordnung ist der Auftrag der Realschulen plus, Integrierten Gesamtschulen, Gymnasien, Kollegs und Abendgymnasien zur Berufsorientierung verankert. Darüber hinaus regeln folgende Rahmenverein - barungen sowie Verwaltungsvorschriften den Umsetzungsprozess in den Themenbereichen Schullaufbahnberatung, Berufswahlvorbereitung und Studienorientierung: – Erkundungen und Praktika an allgemeinbildenden Schulen (Verwaltungsvorschrift vom 9. Oktober 2000, GAmtsbl. S. 737) – Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit von Schule, Berufsberatung und Wirtschaft im Bereich der Berufswahlvorbe- reitung und Studienorientierung in Rheinland-Pfalz vom 6. Oktober 2009 (Laufzeit: 2009 bis 2014) – Landtagsbeschluss zur verbindlichen Einführung des Portfolio Berufsorientierung für alle Schülerinnen und Schüler (Druck - sache 15/3045) – Vereinbarung „Rheinland-Pfalz für Ausbildung und Fachkräftesicherung“ vom 20. Mai 2010 ( Laufzeit: 2010 bis 2013) – Richtlinie zur Schullaufbahnberatung sowie Berufswahlvorbereitung und Studienorientierung (Verwaltungsvorschrift vom 18. November 2011, Amtsbl. 2012 S. 35) – Kooperationsvereinbarung zur Umsetzung der „Initiative Inklusion“ betreffend die Weiterentwicklung von Strukturen und Maßnahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schülerinnen und Schüler vom 22. Dezember 2011. In Nr. 3.1 der Richtlinie zur Schullaufbahnberatung sowie Berufswahlvorbereitung und Studienorientierung ist der Auftrag der Schulen zur Berufsorientierung konkretisiert. Die Schulen erstellen ein über mehrere Schuljahre angelegtes, systematisches Konzept für die Schullaufbahnberatung, Berufswahlvorbereitung und Studienorientierung der Schülerinnen und Schüler, das auch die Angebote der Agenturen für Arbeit, der Kammern, der Verbände, der Landesregierung sowie aller übrigen Beteiligten berück- 21 Programme zur Schulart Startjahr Berufswahlvorbereitung 1 Praxistag Schulen mit Bildungsgang Berufsreife Schuljahr 2008/2009 (Förderschulen, Realschulen plus, Integrierte Gesamtschulen) 2 Keine/Keiner ohne Abschluss ausgewählte Realschulen plus Schuljahr 2009/2010 3 Arbeitsweltklassen an einigen auslaufenden Hauptschulen noch vorhanden 1997 4 Bildungsketten und Berufsorien- an ausgewählten Realschulen plus, 2010 tierung in überbetrieblichen bzw. Integrierte Gesamtschulen, Förderschulen vergleichbaren Bildungsstätten (BOP) 5 Berufseinstiegsbegleiter nach ausgewählte Realschulen plus, Schuljahr 2008/2009 SGB III Integrierte Gesamtschulen, Förderschulen (Modellversuch des Bundes) 6 Kooperatives Übergangsmanage- Pilotprojekt an ausgewählten Hauptschulen in der Schuljahr 2005/2006 ment Schule-Beruf (KÜM) Metropolregion Rhein-Neckar, läuft 2011/2012 aus 7 Berufs- und Studienorientierung Gymnasien und Integrierte Gesamtschulen 1990 in allen gymnasialen Oberstufen Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode sichtigt. Aus diesem Konzept ist eine Jahresplanung über alle schulischen und außerschulischen Maßnahmen der Schullaufbahnberatung , Berufswahlvorbereitung und Studienorientierung zu entwickeln. Für die Erstellung des Konzeptes sind Mindeststandards festgelegt. An Realschulen plus ist Berufsorientierung verpflichtendes Unterrichtsprinzip im Wahlpflichtfachangebot für alle Schülerinnen und Schüler ab der Klassenstufe 6 bis zur Klassenstufe 10. An Integrierten Gesamtschulen wird ab der Klassenstufe 6 bis zur Klassenstufe 10 das Wahlpflichtfach Arbeitslehre oder ein anderes Wahlpflichtfach angeboten, in dem die Themen der Berufsorientierung übernommen werden. Darüber hinaus sind im Fach Gesellschaftslehre berufs- und wirtschaftskundliche Aspekte verankert. Die Berufs- und Studienorientierung ist in allen gymnasialen Oberstufen in Rheinland-Pfalz Teil des regulären Angebotes. Die Veranstaltungen sind in der Regel Pflichtveranstaltungen und umfassen an den Integrierten Gesamtschulen und Gymnasien fünf Doppel stunden. Sie sollen ab der Jahrgangsstufe 11 (in G 8GTS Gymnasien ab der Jahrgangsstufe 10) in der Oberstufe stattfinden. Sie werden in erster Linie von den jeweiligen Fachlehrkräften sowie Berufsberaterinnen und Berufsberatern oder ggf. anderen Beteiligten des Netzwerks organisiert und durchgeführt. Sowohl in der Klassenstufe 8 oder 9 als auch in der Jahrgangsstufe 11 oder 12 werden Betriebspraktika durchgeführt, an denen alle Schülerinnen und Schüler der genannten Jahrgangsstufen teilnehmen. In der Vorbereitung darauf werden in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit Unterrichtseinheiten zum Thema Berufsfindung erteilt und Informationsabende für Eltern durchgeführt . Berufsorientierung ist durch die Einführung der o. g. Richtlinie an allen weiterführenden Schulen verbindlich umzusetzen, die Vernetzung der Schulen einer Region ist Pflicht. Zur Unterstützung wird den Schulen eine Internetseite zur Verfügung gestellt, die künftig auch Schulbeispiele bereitstellt. Der Prozess der Umsetzung wird ein Schwerpunkt für die Schulen in den nächsten Jahren sein, die Schulaufsicht wird die Implementierung begleiten. Aus arbeitsmarktpolitischen Mitteln des Landes und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds in Rheinland-Pfalz (ESF) werden Angebote zur Berufswahlorientierung an rheinland-pfälzischen Schulen gefördert: – Die Job-Füxe helfen besonders Schülerinnen und Schülern in Schulen mit Ausbildungsgang Berufsreife durch präventive arbeits - weltorientierte Angebote, um die Übergänge zwischen Schulsystem und Berufssystem zu erleichtern. Sie unterstützen den Übergang von Schule in Ausbildung und fördern damit die dauerhafte berufliche und soziale Integration von jungen Menschen. Die Job-Füxe sind insbesondere in den Abgangsklassen direkte Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für Schülerinnen und Schüler, deren Eltern, die Schule sowie für Ausbildungsbetriebe. Sie stellen ein kontinuierliches und breites Spektrum von Angeboten zur intensiven Unterstützung bereit. Zurzeit werden 34 Job-Füxe in Rheinland-Pfalz gefördert. – Arbeitsmarktpolitische Projekte der vertieften Berufsorientierung zielen ebenfalls darauf ab, dass sich Jugendliche in Schulen mit Ausbildungsgang Berufsreife möglichst frühzeitig mit ihren eigenen beruflichen Perspektiven befassen und sie eine um - fassende Berufsorientierung erhalten. Besondere Zielgruppen der Projekte sind Jugendliche mit Unterstützungs- oder Informationsbedarf , vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund, mit engem Berufswahlspektrum oder mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen . Gemeinsam mit der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit werden derzeit 21 Projekte aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert. 36. Welche Schritte werden von der Landesregierung eingeleitet, um mehr Mädchen für technische Berufe zu begeistern? In Nr. 2 der Richtlinie zur Schullaufbahnberatung sowie Berufswahlvorbereitung und Studienorientierung ist festgelegt, dass die vielfältigen Möglichkeiten des differenzierten Schulsystems und das breite Angebot an Ausbildungsberufen und Studienmöglichkeiten auch eine gendersensible Beratung in Fragen der Schullaufbahn sowie der Berufswahlvorbereitung und der Studienorientierung der jungen Menschen und ihrer Sorgeberechtigten erfordern. Neben der Vermittlung sozialer Kompetenzen und Schlüsselqualifikationen sowie dem projektorientierten Lernen ermöglicht der direkte Kontakt mit Wirtschaftsunternehmen der Region, den viele Schulen aufgebaut haben, konkrete Erfahrungen mit der Arbeits welt, womit eine enge Verzahnung zwischen Schule und Beruf geschaffen wird. Das neue Wahlpflichtfachangebot der Realschulen plus gewährleistet für alle Schülerinnen und Schüler sowohl einen Einblick in die Bereiche der Technik und Naturwissenschaften als auch deren Fortführung bis zum Schulabschluss. In allen Schularten bietet das Ganztagsschulangebot mit seinen erweiterten zeitlichen und pädagogischen Rahmenbedingungen besonders gute Möglichkeiten zur vertieften Berufsorientierung. Außerdem werden in der Zeitstruktur der Ganztagsschulen u. a. Angebote wie „Werken für Mädchen“, „Wie repariere ich mein Mofa“, „Word mit Mädchen“, „Metallbearbeitung“ und „Holzbe - arbeitung“ organisiert. In Rheinland-Pfalz gibt es auch im naturwissenschaftlich-technischen Bereich eine Reihe von Schülerwettbewerben. Sie richten sich an Mädchen und Jungen gleichermaßen. In Rheinland-Pfalz werden viele dieser Wettbewerbe jedoch im Bundesvergleich überproportional von Mädchen angenommen. Im Folgenden drei Beispiele: – Im Landeswettbewerb „Leben mit Chemie“ waren 2011 unter den Teilnehmenden 41 % Mädchen. Der Anteil der Mädchen bei denjenigen, die eine Siegerurkunde erhielten, betrug 52 %, bei denjenigen mit einer Ehrenurkunde 55 %. 22 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 – Bei den Wettbewerben „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“ lag der Mädchenanteil an den Wettbewerbsarbeiten 2012 bei 44 % und damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 37,8 %. – In dem Wettbewerb „Faszination Technik“, den der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) in Zusammenarbeit mit dem Bildungs - ministerium seit zehn Jahren ausrichtet, sind regelmäßig mindestens die Hälfte der Teilnehmenden Mädchen; in 2011 waren es 51 %. Meist geht auch die Mehrzahl der Preise an Mädchen; in 2011 waren es sogar zwei Drittel. Der „Girls‘Day – Mädchen-Zukunftstag“ ist mittlerweile bundesweit eine fest etablierte Marke in der Berufsorientierung junger Mädchen. Er findet jedes Jahr am vierten Donnerstag im April statt; am 26. April 2012 bereits zum zwölften Mal. An diesem Tag können Mädchen der Klassenstufen 5 bis 10 in Berufe hineinschnuppern, in denen derzeit noch nicht viele Frauen vertreten sind – vor allem in technische, handwerkliche und naturwissenschaftliche Berufe. In der Praxis erleben die Teilnehmerinnen in Laboren, Büros, Werkstätten und Redaktionsräumen, wie interessant und spannend diese Arbeit sein kann. In Rheinland-Pfalz konnten seit 2002 durch den Aktionstag über 55 000 Mädchen in technische und naturwissenschaftliche Berufsbereiche hineinschnuppern und ihre Interessen und Begabungen ausprobieren. Allein in 2011 wurden im Rahmen des Girls‘Day in Rheinland-Pfalz insgesamt 497 Veranstaltungen mit 6 261 Plätzen für Mädchen angeboten. Für die technisch-naturwissenschaftlich-mathematischen Berufe ist es besonders dringlich, mehr Frauen zu gewinnen. Hier setzt das Ada-Lovelace-Projekt an: Ziel ist es, mehr junge Frauen und Mädchen für naturwissenschaftlich-technische Studiengänge und für gewerblich-technische Zukunftsberufe zu motivieren. Das Ada-Lovelace-Projekt ist an zehn Hochschulstandorten mit mathematisch-naturwissenschaftlich-technischem Fächerspektrum in Rheinland-Pfalz mit einer Koordinierungsstelle vertreten, jährlich werden ca. 5 500 Schülerinnen über die sogenannten MINTStudienfächer und -Ausbildungsberufe informiert, beraten und betreut. Ein Teilprojekt im Ada-Lovelace-Projekt ist das Mentoring-Programm „Diversity“. Es richtet sich an Schülerinnen ab der 10. Klasse und möchte insbesondere Mädchen mit Migrationshintergrund in ihrer Berufsfindungsphase unterstützen. Darüber hinaus bietet die Landesregierung Schülerinnen und Schülern mit den durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur finanziell geförderten Angeboten der sogenannten „Schnittstelle Schule-Hochschule“ die Möglichkeit, schon früh in das hochschulische Spektrum insbesondere der Mathematik, der Naturwissenschaften und der Technik „hineinzuschnuppern “ und damit technische Berufe – beispielsweise auch für ein späteres Studium nach bzw. parallel zu einer beruflichen Ausbildung oder Tätigkeit – als Perspektive für sich zu entdecken. Die Angebote der Schnittstelle Schule-Hochschule richten sich prinzipiell zwar an beide Geschlechter, es gibt hier jedoch auch Angebote speziell für Mädchen. 37. Welche Maßnahmen können dazu führen, dass der handwerklichen Berufswahlorientierung im Vergleich zu anderen Ausbildungsund Bildungswegorientierungen die gleiche Bedeutung zugeschrieben wird? Das Handwerk bietet überdurchschnittlich gute Beschäftigungs- und Aufstiegsperspektiven. Die bundesweite Imagekampagne des Deutschen Handwerks sowie zahlreiche berufsspezifische und regionale Initiativen sowie eine Vielzahl von Berufsinformationsveranstaltungen verfolgen u. a. das Ziel, die guten Ausbildungs- und Karrierechancen im Handwerk zu verdeutlichen. Die Richtlinie zur Schullaufbahnberatung sowie Berufswahlvorbereitung und Studienorientierung verpflichtet zu einer Netzwerkbildung in der Region. Ziel ist es, den Eltern sowie den Schülerinnen und Schülern die Angebote der Partner im Prozess der Schullaufbahnberatung und Berufswahlvorbereitung vorzustellen und möglichst frühzeitig berufliche Handlungsoptionen aufzuzeigen . Alle Partner verstehen sich in diesem Prozess als aktiv Handelnde. Zu diesen Partnern gehören neben den Vertreterinnen und Vertretern aller Schularten (Realschulen plus, Gymnasien, Integrierte Gesamtschulen, Förderschulen, berufsbildende Schulen) insbesondere auch Vertreterinnen und Vertreter der Kammern, der Agenturen für Arbeit und freier Träger sowie Hochschulen. Es können auch Unternehmen und Sozialpartner beteiligt werden, mit denen die Schulen erfolgreich zusammenarbeiten. Schulen haben die Möglichkeit, den Schülerinnen und Schülern Praktika im Umfang von bis zu 15 Tagen anzubieten. Hierbei werden die Schulen gemäß der Rahmenvereinbarung u. a. von den Handwerkskammern unterstützt. Ferner sind in der Richtlinie Kooperationen oder Bildungspartnerschaften zwischen Betrieben und Schulen intendiert und können in der Region im Rahmen der Selbstständigkeit von Schulen umgesetzt werden. Auch hierbei stellen Handwerksbetriebe wichtige Partner für die Schulen dar. Darüber hinaus ermöglicht der Praxistag an Schulen mit dem Bildungsgang Berufsreife gerade kleinen und mittelständischen Unter - nehmen, Praktika anzubieten. Schülerinnen und Schüler können dabei in den Betrieben soziale wie fachliche Kompetenzen erwerben . Die Betriebe können sich zudem bei den vor- und nachbereitenden Maßnahmen der vertieften Berufsorientierung zum Praxistag beteiligen. 38. Welche neuen Ausbildungsberufe sind im Handwerk seit dem Jahr 2000 entstanden? Circa 80 % der handwerklichen Ausbildungsberufe wurden in den letzten zwölf Jahren neu geordnet. Insbesondere die Metall- und Elektroberufe wurden grundlegend überarbeitet, auch im Hinblick auf das gestreckte Prüfungswesen. Hier wurden Berufe teilweise auch zusammengelegt. Teilweise haben Berufe auch neue Bezeichnungen erhalten. Die seit dem Jahr 2000 neu entstandenen Ausbildungsberufe sind nachfolgend aufgeführt: Neue Ausbildungsberufe zum 1. August 2000 und 1. August 2001: – keine 23 Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Neue Ausbildungsberufe zum 1. August 2002: – Bodenleger/Bodenlegerin – Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice Neue Ausbildungsberufe zum 1. August 2003: – Bauten- und Objektbeschichter/Bauten- und Objektbeschichterin – Fahrzeuglackierer/Fahrzeuglackiererin – Kosmetiker/Kosmetikerin – Bestattungsfachkraft – Mechaniker für Karosserieinstandhaltungstechnik/Mechanikerin für Karosserieinstandhaltungstechnik Neue Ausbildungsberufe zum 1. August 2004: – Bauwerksmechaniker/Bauwerksmechanikerin für Abbruch und Betontrenntechnik – Fahrradmonteur/Fahrradmonteurin – Maschinen- und Anlagenführer/Maschinen- und Anlagenführerin – Schädlingsbekämpfer/Schädlingsbekämpferin – Kraftfahrzeugservicemechaniker/Kraftfahrzeugservicemechanikerin Neue Ausbildungsberufe zum 1. August 2005: – Änderungsschneider/Änderungsschneiderin Neue Ausbildungsberufe zum 1. August 2006: – keine Neue Ausbildungsberufe zum 1. August 2007: – Fachkraft für Holz- und Bautenschutzarbeiten – Holz- und Bautenschützer/Holz- und Bautenschützerin Neue Ausbildungsberufe zum 1. August 2008: – Fotomedienfachmann/Fotomedienfachfrau – Automatenfachmann/Automatenfachfrau – Fachkraft für Automatenservice – Speiseeishersteller/Speiseeisherstellerin Neue Ausbildungsberufe zum 1. August 2009, 1. August 2010 und 1. August 2011: – keine 39. Welche Ausbildungs- und Meisterordnungen sind seit 2000 angepasst worden? Die seit dem Jahr 2000 neu angepassten Ausbildungs- und Meisterprüfungs verordnungen sind nachfolgendend aufgeführt: I. Ausbildungsordnungen Modernisierte Ausbildungsberufe zum 1. August 2000: – Bootsbauer/Bootsbauerin – Drucker/Druckerin – Gerüstbauer/Gerüstbauerin – Siebdrucker/Siebdruckerin Modernisierte Ausbildungsberufe zum 1. August 2001: – Glaser/Glaserin – Uhrmacher/Uhrmacherin – Weber/Weberin Modernisierte Ausbildungsberufe zum 1. August 2002: – Feinoptiker/Feinoptikerin – Feinwerkmechaniker/Feinwerkmechanikerin – Metallbauer/Metallbauerin – Parkettleger/Parkettlegerin – Textilreiniger/Textilreinigerin Modernisierte Ausbildungsberufe zum 1. August 2003: – Anlagenmechaniker/Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik – Konditor/Konditorin – Maler und Lackierer/Malerin und Lackiererin – Steinmetz und Steinbildhauer/Steinmetzin und Steinbildhauerin – Elektroniker für Automatisierungstechnik/Elektronikerin für Automatisierungstechnik – Elektroniker für Maschinen und Antriebstechnik/Elektronikerin für Maschinen und Antriebstechnik – Elektroniker/Elektronikerin 24 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 – Feinwerkmechaniker/Feinwerkmechanikerin – Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker/Karosserie- und Fahrzeugbaumechanikerin – Kraftfahrzeugmechatroniker/Kraftfahrzeugmechatronikerin – Mechaniker für Land- und Baumaschinentechnik/Mechanikerin für Land- und Baumaschinentechnik – Metallbauer/Metallbauerin – Systemelektroniker/Systemelektronikerin – Zweiradmechaniker/Zweiradmechanikerin Modernisierte Ausbildungsberufe zum 1. August 2004: – Bäcker/Bäckerin – Glasveredler/Glasveredlerin – Maßschneider/Maßschneiderin – Mechaniker für Reifen- und Vulkanisationstechnik/Mechanikerin für Reifen- und Vulkanisationstechnik – Modist/Modistin – Raumausstatter/Raumausstatterin – Rollladen- und Sonnenschutzmechatroniker/Rollladen- und Sonnenschutzmechatronikerin – Schuhmacher/Schuhmacherin Modernisierte Ausbildungsberufe zum 1. August 2005: – Fleischer/Fleischerin – Oberflächenbeschichter/Oberflächenbeschichterin – Polster- und Dekorationsnäher/Polster- und Dekorationsnäherin – Sattler/Sattlerin Modernisierte Ausbildungsberufe zum 1. August 2006: – Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk/Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk – Flechtwerkgestalter/Flechtwerkgestalterin – Müller (Verfahrenstechnologe in der Mühlen- und Futtermittelwirtschaft)/Müllerin (Verfahrenstechnologin in der Mühlen- und Futtermittelwirtschaft) – Ofen- und Luftheizungsbauer/Ofen- und Luftheizungsbauerin – Tischler/Tischlerin Modernisierte Ausbildungsberufe zum 1. August 2007: – Brauer und Mälzer/Brauerin und Mälzerin – Mechatroniker für Kältetechnik/Mechatronikerin für Kältetechnik – Mediengestalter Digital und Print/Mediengestalterin Digital und Print Modernisierte Ausbildungsberufe zum 1. August 2008: – Friseur/Friseurin – Seiler/Seilerin Modernisierte Ausbildungsberufe zum 1. August 2009: – Fotograf/Fotografin – Keramiker/Keramikerin – Technischer Modellbauer/Technische Modellbauerin Modernisierte Ausbildungsberufe zum 1. August 2010: – Böttcher/Böttcherin – Büchsenmacher/Büchsenmacherin – Feinwerkmechaniker/Feinwerkmechanikerin – Segelmacher/Segelmacherin Modernisierte Ausbildungsberufe zum 1. August 2011: – Augenoptiker/Augenoptikerin – Bootsbauer/Bootsbauerin – Buchbinder/Buchbinderin – Mechatroniker/Mechatronikerin – Mediengestalter Flexografie/Mediengestalterin Flexografie – Medientechnologe Druck/Medientechnologin Druck – Medientechnologe Siebdruck/Medientechnologin Siebdruck – Textilgestalter im Handwerk/Textilgestalterin im Handwerk II. Meisterprüfungsverordnungen – Augenoptiker/-in – Bestatter/-in – Brunnenbauer/-in 25 Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode – Buchbinder/-in – Chirurgiemechaniker/-in – Dachdecker/-in – Damen- und Herrenschneider/-in – Drechsler (Elfenbeinschnitzer-) und Holzspielzeugmacher/-in – Elektromaschinenbauer/-in – Elektrotechniker/-in – Feinwerkmechaniker/-in – Fliesen-, Platten-, Mosaikleger/-in – Fotograf/Fotografin – Friseur/-in – Gerüstbauer/-in – Gold- und Silberschmied/-in – Graveur/-in – Informationstechniker/-in – Karosserie- und Fahrzeugbauer/-in – Keramiker/-in – Klempner/-in – Konditor/-in – Kraftfahrzeugtechniker/-in – Landmaschinenmechaniker/-in – Maler/-in und Lackierer/-in – Maurer/-in und Betonbauer/-in – Metallbauer/-in – Metallbildner/-in – Ofen- und Luftheizungsbauer/-in – Orthopädieschuhmacher/-in – Raumausstatter/-in – Rollladen- und Jalousiebauer/-in – Sattler und Feintäschner/-in – Schilder- und Lichtreklamehersteller/-in – Schneidwerkzeugmechaniker/-in – Siebdrucker/-in – Straßenbauer/-in – Steinmetz- und Steinbildhauer/-in – Stuckateur/-in – Tischler/-in – Uhrmacher/-in – Vulkaniseur/-in und Reifenmechaniker/-in – Zahntechniker/-in – Zimmerer/-in – Zweiradmechaniker/-in Es handelt sich um 46 neue Verordnungen. 40. In welchem Maß haben sich die Anforderungen an die Auszubildenden aufgrund der zunehmenden technischen und elektronischen Spezialisierung in den Ausbildungsberufen des Handwerks gewandelt? Besteht ein Änderungsbedarf bei den Ausbildungszeiten in den rheinland-pfälzischen Handwerksbetrieben? Die Anforderungen an Auszubildende sind aufgrund der technischen und wirtschaftlichen Entwicklung in allen Handwerksberufen erheblich gestiegen. Viele Ausbildungsordnungen wurden entsprechend angepasst. Duale Berufsausbildungen in Deutschland verfügen über unterschiedliche reguläre Ausbildungsdauern: unter den insgesamt 348 Ausbildungsberufen nach dem Berufsbildungsgesetz – BBiG – bzw. der Handwerksordnung – HwO – gibt es 40 zweijährige und 255 dreijährige Ausbildungsberufe sowie im gewerblich-technischen Bereich auch 53 mit einer dreieinhalbjährigen Ausbildungsdauer. BBiG und HwO begrenzen die Ausbildungsdauer von Berufen über eine Soll-Vorschrift: Die Ausbildungsdauer „soll nicht mehr als drei und nicht weniger als zwei Jahre betragen“. Das Bundesinstitut für Berufliche Bildung – BIBB – hat die Diskussion zum Anlass genommen, Ende 2011 eine Experten-Umfrage durchzuführen. Unter den befragten Berufsbildungsfachleuten des BIBB-Expertenmonitors ist die Haltung zur Diskussion um die Ausbildungsdauer relativ klar: Der Großteil (70 %) wünscht sich auch in Zukunft die Möglichkeit, in bestimmten Berufen eine 3,5-jährige Ausbildungsdauer vorzusehen. Experten, die unmittelbar in der Bildungspraxis arbeiten oder die Inter essen von Arbeitnehmern und -gebern vertreten, sprechen sich stärker für bis zu dreieinhalbjährige Ausbildungen aus. Die rheinlandpfälzischen Handwerkskammern sind für eine Beibehaltung der bisherigen Regelungen. 26 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 Darüber hinaus bieten die Fortbildungsangebote der Handwerkskammern (Meisterprüfung, Betriebswirt im Handwerk etc.) die Möglichkeit einer weiterführenden Spezialisierung oder einer Anpassung beruflicher Kenntnisse an aktuelle Qualifikationsanforderungen . 41. In welchem Umfang ist in Rheinland-Pfalz eine Erleichterung und Vereinheitlichung des Universitätszugangs für Meister erfolgt? Seit dem 1. September 2010 erhalten Personen, die eine berufliche Weiterqualifikation durch eine Meisterprüfung oder eine vergleichbare Prüfung abgeschlossen haben, eine unmittelbare fachlich unbeschränkte Hochschulzugangsberechtigung sowohl zu Universitäten als auch zu Fachhochschulen. Erleichterungen sind aber auch für Gesellen in Kraft getreten, die mit einer qualifiziert abgeschlossenen Berufsausbildung (Gesamtnote 2,5 oder besser) und einer danach anschließenden zweijährigen Berufstätigkeit eine unmittelbare fachlich unbeschränkte Hochschulzugangsberechtigung zu den Fachhochschulen und eine unmittelbare fachgebundene Hochschulzugangsberechtigung zu den Universitäten erhalten. Laut statistischem Landesamt ist die Zahl der beruflich qualifizierten Studienanfängerinnen und -anfänger ohne Abitur oder Fachhochschulreife im Sommersemester 2011 auf 166 gegenüber lediglich 79 im Sommersemester 2010 angestiegen. Bezogen auf die staatlichen Universitäten stieg die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger von 25 im Sommersemester 2010 auf 45 im Sommersemester 2011. Für die Aufnahme beruflich qualifizierter Studienanfängerinnen und Studienanfänger hat die Landesregierung im Rahmen der zweiten Programmphase des Hochschulpakts darüber hinaus finanzielle Anreize geschaffen: Die Hochschulen erhalten für diese Studienanfängerinnen und Studienanfänger zusätzlich zur Basisfinanzierung einen festen Pro-Kopf-Betrag. Zudem wird in den soge - nannten Programmbudgets unter anderem der Aufbau von speziellen Angeboten für diese Zielgruppe gefördert. Hiermit werden beispielsweise begleitende Tutorien, Workshops, Vorbereitungskurse oder spezielle Lehrveranstaltungen finanziert. 42. Was wurde von der Landesregierung für eine bessere Integration von behinderten Menschen im Handwerk unternommen? Ein vorrangiges Ziel der Behindertenpolitik der Landesregierung ist die Teilhabe am Arbeitsleben. Für die Landesregierung ist es dabei besonders wichtig, dass dies vorrangig auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt erfolgt. Erwerbsarbeit ist auch für Menschen mit Behinderung ein ganz entscheidender Gradmesser für gesellschaftliche Teilhabe, Gleichstellung und Selbstbestimmung. Das gilt ganz besonders in der heutigen Zeit, in der über demografische Entwicklungen, verlängerte Lebensarbeitszeit und zunehmenden Fachkräftemangel diskutiert wird. Dieses Ziel kann jedoch nur erreicht werden, wenn wir den Menschen mit Behinderung, aber auch den Arbeitgeberinnen und Arbeit gebern die individuell notwendige Begleitung und Unterstützung anbieten und spezifische Angebotsformen gemeinsam entwickeln . Neben den im konkreten Leistungsfall gegebenen individuellen Fördermöglichkeiten durch die zuständigen Leistungsund Rehabilitationsträger (vor allem der Agentur für Arbeit und den Integrationsämtern) hat die Landesregierung dazu verschiedene eigenständige Förderinstrumente entwickelt. Hierbei sind vor allem das Landessonderprogramm zum Abbau der Arbeitslosigkeit schwerbehinderter Menschen, die Förderung von Integrationsfachdiensten und berufsbegleitenden Diensten, die Förderung von Integrationsprojekten und das Budget für Arbeit zu nennen. Große Bedeutung kommt dabei aus Sicht der Landesregierung der Ausbildung von Menschen mit Behinderung zu. Berufsförderungs - und Berufsbildungswerke sind dazu geeignete überregionale und überbetriebliche Angebote für Menschen mit Behinderung zur beruflichen Erstausbildung beziehungsweise zur Qualifizierung von Menschen mit Behinderung, die bereits berufstätig waren. Die Landesregierung ist gemeinsam mit den Rehabilitations- und Leistungsträgern bemüht, die Angebote so flexibel zu gestalten, dass sie den Anforderungen und den Bedarfen des allgemeinen Arbeitsmarktes entsprechen. In einer Kooperationsvereinbarung über die Weiterentwicklung von Strukturen und Maßnahmen zur verbesserten beruflichen Orien tierung schwerbehinderter Schülerinnen und Schüler haben die zuständigen Ministerien mit der Regionaldirektion Rheinland -Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit in ihrer gemeinsamen Verantwortung für die inklusive gesellschaftliche Teil habe behinderter junger Menschen festgelegt, die Voraussetzungen für eine nachhaltige Verbesserung der Beschäftigungssituation schwerbehinderter Menschen in Rheinland-Pfalz weiter zu optimieren. Dabei verfolgen die Kooperationspartner das Ziel, neue Wege der beruflichen Integration zu erproben und die Möglichkeiten des Übergangs auf den allgemeinen Arbeitsmarkt auch denjenigen Schulabgängerinnen und Schulabgängern zu eröffnen, für die bisher am Ende der Schulzeit ein Einstieg in eine berufliche Tätigkeit nur in geschützten Sondersystemen möglich erschien. Damit wird von den Beteiligten ein wesentlicher Beitrag zur Erfüllung der Forderung der UN-Behindertenrechtskonvention auf berufliche und gesellschaftliche Inklusion in Rheinland-Pfalz geleistet. Ziel ist es dabei, den schwerbehinderten Schülerinnen und Schülern an Förder- und Schwerpunktschulen entsprechend ihrer Neigung und Kompetenz durch frühzeitige und umfassende berufliche Orientierung und anschließende bedarfsgerechte Förderung inklusive Ausbildungs- und Beschäftigungsverhältnisse am allgemeinen Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Die genannte „Angebotspalette“ gilt auch für die Handwerkskammern. Die zuständigen Fachministerien sind im regelmäßigen Austausch mit den Handwerkskammern, um zeitnah über notwendig werdende Veränderungen der Rahmenbedingungen zu reden. 27 Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Mit der Rahmenregelung für Ausbildungsregelungen für behinderte Menschen gemäß § 66 BBIG/§ 42 m HwO, die am 17. Dezember 2009 (geändert am 15. Dezember 2010) als Empfehlung des Hauptausschusses (HA) des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) verabschiedet wurde, ist die Voraussetzung geschaffen, dass die Ausbildung behinderter Menschen in verschiedenen Ausbildungsgängen (Fachpraktiker/-in für Bürokommunikation, Verkauf, Holzverarbeitung, Metallbau und Zerspanungsmechaniker, vom 15. Dezember 2011) – wie vom Gesetzgeber gewollt – nach bundeseinheitlichen Richtlinien und Standards erfolgt. Diese Rege - lungen wurden bereits weitestgehend von den Kammern übernommen und vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium genehmigt . Am 10. Februar 2011 hat der Beirat für die Teilhabe behinderter Menschen dem Bundesarbeitsministerium ein Maßnahmepaket für eine „Initiative Inklusion“ empfohlen, das in Abstimmung mit den Ländern umgesetzt werden soll. Im Bereich „Verbesserung der Inklusionskompetenz der Kammern“ ist die Zielsetzung des Projektes die Förderung der beruflichen Integration schwerbehinderter Menschen in Ausbildung und Beschäftigung in Handwerksbetrieben durch Entwicklung eines integrierten Informations-, Beratungs- und nachhaltigen Vernetzungsangebots im Bezirk der Handwerkskammer Trier. V. Gründungen und Innovationen im Handwerk 43. Wie stellt sich die Gründerdynamik im Handwerk in Rheinland-Pfalz seit 2006 dar? Welche regionalen Unterschiede sind zu beobachten ? Die Gründerdynamik in Rheinland-Pfalz zeigte sich in den letzten Jahren mit Einschränkungen innerhalb des Zeitraums der Wirtschaftskrise positiv. In Analogie zur Zahl der Mitgliedsbetriebe des jeweiligen Kammerbezirks wurden in den beiden großen Kammer bezirken Kaiserslautern und Koblenz mehr Gründungen vorgenommen als in den Regionen Rheinhessen und Trier. Trotz zunächst rückläufiger Neuerrichtungen in den Jahren 2007 und 2008 bewegten sich die Gründerzahlen beständig auf einem hohen Niveau. Die damalige rückläufige Entwicklung des Gründungsgeschehens folgte dem bundesweiten Trend aufgrund eines restriktiveren Zugangs zur Gründungsförderung über die Bundesagentur für Arbeit sowie der damaligen guten konjunkturellen Lage. Durch die Entspannung auf dem Arbeitsmarkt sahen sich weniger Menschen gezwungen wegen eines Arbeitsplatzmangels den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Zum Jahresende 2011 konnte ein neuer Höchstbestand an rheinland-pfälzischen Handwerksbetrieben mit 50 971 Betrieben ausgewiesen werden. 28 Existenzgründungen im Handwerk Jahr (Stand jeweils per 31. Dezember; Basisjahr: 2006) 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Summe 100 % 92,7 % 76,5 % 81,4 % 78,8 % 85,4 % Veränderungsrate zum Vorjahr – 7,3 % – 17,4 % + 6,4 % – 3,3 % + 8,4 % Gründungsdynamik im rheinland-pfälzischen Handwerk (2006 := Basisjahr [100%]) 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 110% 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Existenzgründungen im Handwerk Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 44. Wie viele Existenzgründerinnen gibt es im rheinland-pfälzischen Handwerk? In welchen Handwerksbranchen gründen Frauen vorzugsweise ? Warum gründen Frauen immer noch seltener im Handwerk als Männer? Der Anteil der Existenzgründungen durch Frauen im rheinland-pfälzischen Handwerk an den gesamten Gründungen beträgt annähernd 25 %. In den Jahren 2006 bis heute ist der Anteil an Frauengründungen nur marginal angestiegen. Existenzgründungen durch Frauen erfolgten schwerpunktmäßig in den folgenden Handwerksbranchen: – Friseur/-in – Kosmetiker/-in – Maßschneider/-in – Änderungsschneider/-in – Gebäudereiniger/-in Gründe, warum sich Frauen im Vergleich zu Männern im Handwerk immer noch seltener selbstständig machen: – Frauen sind in den meisten Branchen bereits in der Ausbildung unterrepräsentiert. – Erwerbsbiografische Brüche durch Elternzeit oder Pflegezeit wirken sich negativ aus. – Fehlende Vereinbarkeit von Familie und Selbstständigkeit. Frauen, die sich für die Ausübung eines handwerklichen Berufes entscheiden und den Schritt in die Selbstständigkeit gehen, begründen dies mit dem Wunsch nach Unabhängigkeit, der beruflichen Herausforderung, Selbstverwirklichung, flexibleren Arbeits - zeiten und besseren Verdienstmöglichkeiten. In diesen Punkten unterscheiden sie sich nicht von männlichen Existenzgründern. 45. Welche Optionen sieht die Landesregierung bei der frühzeitigen Information über Aufstiegschancen im Handwerk von heran - wachsenden Jugendlichen, besonders in Schulen? Wie schätzt die Landesregierung die Chancen ein, um bei jungen Menschen, Eltern und Lehrern verstärkt für eine Kultur der unternehmerischen Selbstständigkeit in der Gesellschaft zu werben? Die Landesregierung sieht eine wichtige Aufgabe darin, Wirtschaftskenntnisse bereits im allgemeinbildenden Unterricht zu vermitteln , auch um Schüler besser auf eine ihnen gemäße Berufsausbildung vorzubereiten und die Perspektive der Selbstständigkeit frühzeitig vorzustellen. Auf dem Feld der ökonomischen Bildung gibt es bereits eine ganze Reihe von Kooperationen von Schulen einerseits und außerschulischen Partnern andererseits, die meist unter dem gemeinsamen Dach von Bildungsministerium und Wirtschaftsministerium laufen, in Kooperation mit SCHULEWIRTSCHAFT und der Landesvereinigung der Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz. Die regionalen Arbeitskreise SCHULEWIRTSCHAFT stellen den Kontakt zwischen Unternehmen und Schulen vor Ort her. Wesent - liches Ziel ist der direkte Austausch von Informationen und Erfahrungen zwischen Lehrkräften und Wirtschaftsvertreterinnen und -vertretern. Grundsätzlich bieten die Rahmenvorgaben im Bereich der beruflichen Orientierung (siehe Antwort zu Frage 35) genügend Handlungsoptionen für alle Partner in einer Region, Informationen über Aufstiegschancen im Handwerk gemeinsam zu entwickeln und in Netzwerken zu pflegen, z. B. über Elterninformationen, Praktika und Lehrerinformationen. Die Richtlinien für die Ökonomische Bildung an allgemeinbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz bilden den Rahmen für die Vermittlung von Wirtschaftswissen im Unterricht und sind damit für die Schulen bindend. Die Richtlinie wird derzeit auf der Grundlage der bisher gesammelten Erfahrungen überarbeitet. An Realschulen plus trägt das Unterrichtsprinzip Ökonomische Bildung, das ab der Klassenstufe 6 verknüpft mit konkreten Fach - inhalten im Wahlpflichtfach bis zur Klassenstufe 10 verpflichtend unterrichtet wird, hierzu bei. Zudem haben alle Schulen die Möglichkeit , im Ganztagsangebot, im schuleigenen Wahlpflichtfachbereich oder im AG-Angebot durch möglichst konkrete Beispiele wie z. B. Schülerfirmen das Handwerk und unternehmerische Tätigkeiten für Schülerinnen und Schüler erlebbar zu machen. Firmen können dazu Schulen Unterstützungs- oder Projektangebote unterbreiten. Über Weiterbildungsangebote wie „Ökonomische Bildung online“ werden die fachlichen Grundlagen der Lehrkräfte erweitert, um Wirtschaftswissen und den Gedanken der Selbstständigkeit in den Unterricht zu tragen. Unterstützend wird im Rahmen von Projekten für die Schülerinnen und Schüler in den Schulen, insbesondere für die unter - nehmerische Selbstständigkeit sensibilisiert. Beispielhaft genannt sei JUNIOR, ein Projekt des Instituts der Deutschen Wirtschaft, das in Rheinland-Pfalz seit mehr als zehn Jahren durchgeführt und gefördert wird. Dabei gründen Schüler ab Klasse 9 ein reales Unternehmen, das sie ein Jahr lang führen. Mit JUNIOR kompakt liegt seit einigen Jahren ein weiteres Schülerprojekt zur Selbstständigkeit vor, das sich bereits an die Schüler der Sekundarstufe 1 richtet. Der Internetwettbewerb „Jugend gründet“ und das Projekt „Schüler im Chefsessel“, bei dem die Schüler einen Unternehmer begleiten, zu seiner Rolle als Unternehmer befragen und die Ergebnisse in ihrer Klasse präsentieren, sind weitere Beispiele für solche Projekte. 46. Wie stuft die Landesregierung die Innovationskraft des Handwerks in Rheinland-Pfalz ein und wie wird diese durch die Landes - regierung weiterhin gefördert? Viele Handwerksbetriebe zeichnen sich durch eine hohe Innovationsleistung aus. Sie ist die Antwort auf die Anforderungen des Marktes mit Blick auf Entwicklung, Erweiterung und Aktualisierung des Produkt- und Dienstleistungsspektrums. Auch im Hand- 29 Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode werk bleiben nur Betriebe existenzfähig, die diesen Anforderungen dauerhaft gerecht werden. Das Innovationspotenzial des Handwerks spiegelt sich beispielsweise in den Bewerbungen um den „Innovationspreis Rheinland-Pfalz“ wider, bei dem eine eigene Preiskategorie für Entwicklungen aus dem Handwerk etabliert ist. Durch die Struktur der Handwerksunternehmen ist die Ausbildung hoch spezialisierter Mitarbeiter nur begrenzt möglich. Mit - arbeiter in Handwerksbetrieben sind in aller Regel für eine Vielzahl von Aufgaben zuständig. Der einerseits damit vorhandene größenbedingte Nachteil führt andererseits zu dem Vorteil eines erhöhten Problemlösungspotenzials der Betriebe und damit auch zu höherer Innovationsfähigkeit. Den notwendigen Zugriff auf aktuell zur Verfügung stehende Technologien verschaffen sich Handwerksbetriebe durch die Zusammenarbeit der Handwerkskammern und Handwerksfachverbände mit Herstellern, Hochschulen und Forschungseinrichtungen . Wichtige Elemente des Wissenstransfers zu den Betrieben sind dabei die handwerklichen Bildungs- und Technologiezentren, die strukturelle und betriebsgrößenbedingte Nachteile ausgleichen. Das Land unterstützt die Handwerksbetriebe mit Förderprogrammen, beispielsweise dem BITT-Technologieberatungsprogramm des Ministeriums für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung. Zudem werden Einrichtungen wie Bildungs- und Techno logiezentren unterstützt. Die Handwerkskammern fördern Innovationen durch ihre vom Land anteilig finanzierten betriebswirtschaftlichen und technischen Beratungsstellen. Dort wird auch der Technologietransfer von den Hochschulen in die Betriebe angestoßen. Darüber hinaus sind die Beauftragten für Innovation und Technologietransfer im Handwerk aktiv. Diese werden mit Bundesmitteln bezuschusst und mit einem nicht unerheblichen Eigenanteil der Kammern finanziert. 47. Welchen Anteil hat das Handwerk an den Programmen der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz und in welcher Höhe profitiert es von den einzelnen Programmen der ISB? Wie bewertet die Landesregierung die Effizienz der Programme der ISB? Aus beigefügter Tabelle 1 zu Frage 47 können die Zusagen der ISB für den Zeitraum vom 1. Januar 2006 bis 31. Dezember 2011 entnommen werden. In dieser Tabelle sind auch die auf den Handwerksbereich entfallenden Bewilligungen ausgewiesen. Der prozentuale Anteil der Förderungen von Handwerksbetrieben an den in den einzelnen Förderprogrammen gewährten Gesamtförderungen fällt sehr unterschiedlich aus. Ein wesentlicher prozentualer Anteil entfällt insbesondere in den Programmen, „Beratung für Existenzgründer“, „BITT“, „Mittel - stands-Beratungsprogramm“, und „Messeförderung“ auf den Handwerksbereich. In den Programmen zur „Technologieförderung“ sind die auf den Handwerksbereich entfallenden relativ geringen Anteile auch darauf zurückzuführen, dass die F&E-Möglichkeiten gerade auch aufgrund der Betriebsgröße eingeschränkt sind. In der Regel wird in diesen Betrieben keine Grundlagenforschung, sondern eine marktreife Entwicklung von Prozessen und Leistungen vollzogen. In den Programmen der „Regionalförderung“ könnte der zum Teil geringe Prozentsatz des Handwerks auf das Mindestinvestitions - volumen von 25 000 Euro sowie die Anforderung, dass zusätzliche Arbeitsplätze mit dem Investitionsvorhaben geschaffen werden müssen, zurückzuführen sein. Bei den Darlehen des Mittelstandsförderungsprogramms „MFP“ ist ergänzend zu beachten, dass in diesem Programm auch die Vermietung und Verpachtung an u. U. handwerkliche Betriebe gefördert wird. Dies wird in der Statistik jedoch nicht ausgewiesen, da die Förderung nicht direkt den Handwerksbetrieben zugerechnet werden kann, da als geförderte Zielgruppe allgemein „Dienstleis - tungs unternehmen“ erfasst werden. Der tatsächliche Prozentsatz dürfte etwa 5 bis 10 % höher liegen als in der Tabelle erfasst. Im Bereich „Bürgschaften und Garantien“ wurden die Handwerksbetriebe speziell von der KGG Handwerk Rheinland-Pfalz GmbH (Vorgängerin der Bürgschaftsbank Rheinland-Pfalz GmbH) sowie durch den Sonderhaftungsfonds Kreditbürgschaften und Beteiligungsgarantien gefördert. Die Daten für den Zeitraum 1. Januar 2006 bis 31. Dezember 2011 sind aus beigefügter Tabelle 2 zu Frage 47 ersichtlich. Sofern die Effizienz der Programme auf Basis der geschaffenen bzw. gesicherten Dauerarbeitsplätze beurteilt werden soll, ist eine Einschätzung nur begrenzt möglich, da diese Daten nur für die Programme statistisch erfasst werden, bei denen diese Angaben Förder relevanz besitzen. Soweit eine statistische Erfassung erfolgt, lässt sich feststellen, dass der auf den Handwerksbereich entfallende prozentuale Anteil an geschaffenen bzw. gesicherten Dauerarbeitsplätzen etwa auch dem prozentualen Anteil entspricht, welcher auf den Förderanteil von Handwerksbetrieben entfällt. Insofern entwickeln sich die geförderten Handwerksbetriebe in gleicher Weise wie alle Betriebe der übrigen Wirtschaftsbereiche. Die vorliegenden Daten können aus Tabelle 3 zu Frage 47 bzw. für die Bürgschaftsbank aus Tabelle 2 zu Frage 47 ersehen werden. Wegen der besonderen Leistungen des Handwerks bei der Ausbildung junger Menschen bietet die Landesregierung im Bereich der betrieblichen Ausbildung den Unternehmen unterschiedliche Förderprogramme an, die auch dem Handwerk zugutekommen. Hierzu gehören jene Förderprogramme, die Ausbildungsbetriebe in schwierigen Ausbildungssituationen unterstützen sollen. Sowohl in Fällen einer Verbundausbildung als auch bei der Übernahme eines Auszubildenden aus Insolvenzbetrieben erhalten die Unternehmen einen Zuschuss in Höhe von 2 500 EUR. Über die Zuschussprogramme hinaus gewährt das Land Unternehmen, die ihr Ausbildungsengagement mindestens auf dem Vorjahresniveau halten, über das Ausbildungsplatzdarlehen der Investitions- und 30 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 Strukturbank Rheinland-Pfalz eine Zinssubvention. Die Anteile, die in diesem Bereich auf das Handwerk entfallen, sind ebenfalls der Tabelle 1 zu entnehmen. Über diese allgemeinen Förderprogramme hinaus gewährt das Land gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit und den Handwerkskammern eine Förderung für die Beschäftigung ihrer Coachs für betriebliche Ausbildung. Im Jahr 2011 waren 13 Coachs im Einsatz. Das Land übernimmt 25 % der Gesamtkosten in Höhe von 90 017,40 Euro pro Jahr und Coach. Die Förderprogramme im Bereich der betrieblichen Ausbildung werden jährlich gemeinsam mit der ISB überprüft und auch auf Basis von Rückmeldungen aus den Kammern bzw. von Unternehmensvertretern angepasst. 48. Welche Weiterbildungsangebote zur Vermittlung spezifischer Kompetenzen in neuen Technologien werden Handwerksunter nehmen unterbreitet? Das Handwerk verfügt über moderne Bildungs- und Technologiezentren, die von der Erstausbildung der Jugendlichen bis zu der Fort- und Weiterbildung der Erwachsenen ein durchgängiges Konzept für eine zukunftsorientierte Qualifizierung verfolgen. Die Handwerkskammern und Fachverbände engagieren sich dabei aktiv gestaltend. Hierbei kommt der Verknüpfung von Beratung und der Projektierung von gewerkspezifischen bzw. kundenspezifischen Qualifizierungsmaßnahmen eine zunehmende Bedeutung zu. Flexible Bildungsmodule im Kontext der Betriebsentwicklung ersetzen in den hochinnovativen Bereichen „Konzepte von der Stange“ oder Massenveranstaltungen. Über die bei den Kammern beschäftigten, zum Teil vom Bund geförderten Innovationsberater und deren bundesweite Netzwerke fließen ständig Impulse in die Weiterbildungsabteilungen hinein. Damit wird sichergestellt, dass die Betriebe zeitnah techno logische Entwicklungen kennen und marktgerecht agieren können. Im Bereich der neuen Technologien bietet das Handwerk eine Vielzahl von Lehrgängen in Bezug auf Führungs- und Anwenderwissen an. Das sind im einzelnen Weiterbildungsangebote aus beispielsweise folgenden Bereichen: – Informations- und Kommunikationstechnik (z. B. Sicherheit im Netzwerk), – Steuerungs- und Automatisierungstechnik (z. B. SPS-Fachkraft), – Fertigungs- und Bearbeitungstechnik (z. B. Lasermaterialbearbeitung) – Werkstofftechnik (z. B. Schweißen von technischen Kunststoffen) – Energietechnik (z. B. Energieeffizienz im Nahrungsmittelhandwerk) – Umwelttechnik (z. B. Sachkunde Kältemittel) – Fahrzeugtechnik (z. B. Fachkundige Person für Arbeiten an Hochvoltsystemen) – Bau- und Restaurierungstechnologien (z. B. Thermografie im Bauwesen) – Managementsysteme und Innovationsförderung (z. B. Wissensmanagement) sowie – Normen und technische Regeln (z. B. Laserstrahlsicherheit nach BGV B2). Zur Verbesserung der Sichtbarkeit und Transparenz der Angebote im Bereich der allgemeinen und beruflichen Weiterbildung wurde und wird seitens der Landesregierung das rheinland-pfälzische Weiterbildungsportal (http://weiterbildungsportal.rlp.de) aufgebaut und fortentwickelt. Dieses richtet sich bezogen auf die berufliche Bildung sowohl an Einzelpersonen, die sich beruflich weiter bilden möchten, als auch an Unternehmen, die eine passende Weiterbildung für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter suchen. Gerade für den Bereich Handwerks sind hier unterschiedlichste Angebote zusammengefasst. 49. Welche Bedeutung haben das Internet und moderne IuK-Technologien, um Handwerksbetrieben einen schnellen Zugriff auf technologieorientierte Informationen und konkrete Beratungs- und Unterstützungsleistungen der Handwerksorganisation zu ermöglichen? Wissen und Innovation sind die wichtigsten Voraussetzungen für den Erfolg von Unternehmen. Dies gilt im Besonderen für das Handwerk. In Zukunft wird hierbei das Wissen um die konkrete Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie und die dazugehörige kompetente Nutzung neuer Kommunikationswege und -werkzeuge im Internet von größter Bedeutung sein. Auch im Handwerk gibt es kaum noch Branchen, die auf Informations- und Kommunikationstechnologie verzichten können. Gerade die Nutzung des Internets als Wissens- und Beratungsquelle, Wissenstransferwerkzeug und Kommunikationsmittel ist schon heute für Unternehmen des Handwerks ein wichtiger Bestandteil der täglichen Arbeit. In Zukunft werden sich digitale Informationslösungen in den Bereichen Aus- und Weiterbildung, Beratung und Wissenstransfer der Handwerksorganisationen und deren Partner rasant weiterentwickeln. Dies wird begünstigt durch mobile IT-Lösungen, die sich zum ständigen Begleiter und Informationsmedium entwickelt haben. Um für das Handwerk den Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologien und den Werkzeugen weiter zu ver bessern, gilt es, breit angelegt über alle Branchen hin zu sensibilisieren und praxisnahe Nutzungsszenarien zu eröffnen. Die Handwerkskammern selbst verfügen über verschiedene Hilfsmittel, die einen schnellen Kontakt zu den Betrieben erleichtern sollen, wie z. B. „Kontakt-Formulare“ oder fachspezifisch zugeordnete Ansprechpartner auf der Homepage. Die Berater selbst nutzen über das Internet Netzwerke, die eine schnelle und persönliche Hilfestellung zu offenen Fragen ermöglichen. Weiterhin verfügen die Handwerkskammern über ein umfangreiches Angebot an Informationen im Internet sowie die Handwerksorganisation im Gesamten eine breit angelegte technologieorientierte Netzwerkplattform, die von allen Innovationsberatern gespeist wird: www.bistech.de. 31 Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Dennoch ersetzen die neuen Medien nicht den telefonischen und persönlichen Kontakt zwischen Betrieb und Berater, der nach wie vor auf einem gewachsenen Vertrauensverhältnis beruht. Bei der weiterführenden Beratung nutzt man dann selbstverständlich intensiv die neuen Medien. Hierbei ist es mittlerweile von enormer Wichtigkeit, den schnellen Datenaustausch zwischen Kammer und Unternehmen innerhalb einer Beratung zu nutzen. In der Regel verlangt der Betrieb aus wirtschaftlichen und wettbewerb - lichen Gründen eine schnelle Reaktion, die ohne die neuen IuK-Technologien so nicht möglich wäre. Im Weiteren bieten die Kammern ihren Betrieben und Fachorganisationen auch die Möglichkeit an, sie bei der Unternehmens - präsentation zu unterstützen, wie Einbindung in Social-Media-Plattformen, Entwicklung von digitalen Vertriebsplattformen und digitale Präsentationsmöglichkeiten über das Medium Internet. 50. Sind der Landesregierung im Bereich des Handwerks Kooperationen bekannt? Wie kann die Kooperationsbereitschaft insgesamt verbessert werden? Welchen Stellenwert haben Kooperationen im Handwerk, insbesondere im Bereich der Wissenschaft? Im Handwerk bestehen vor allem bei der Erstellung von Marktleistung (Produkte, Dienstleistungen) als zwischenbetrieblich bezeichnete Kooperationen, die von überbetrieblichen Kooperationen zu unterscheiden sind, die keine am Markt verwertbaren Leis - tungen erstellen, sondern beispielsweise die Interessen der Partner bündeln, wie dies z. B. Handwerkskammern tun. Als überbetriebliche Kooperation im Handwerk ist das geförderte SHE Gründer-Netzwerk, das sich darauf spezialisiert, Frauen in die berufliche Selbstständigkeit zu begleiten, zu nennen. Des Weiteren fallen in diesen Bereich die auf Dauer angelegten Kooperationen der Handwerkskammern mit Hochschulen des Landes Rheinland-Pfalz. Zwischenbetriebliche Kooperationen treten in verschiedenen Ausprägungsformen in Erscheinung: Im Falle horizontaler Kooperationen erfolgt eine Zusammenarbeit zwischen Unternehmen auf der gleichen Wertschöpfungsstufe. Die Produkte oder Dienstleistungen der Unternehmen sind sich mindestens ähnlich (wenn nicht gar identisch) oder basieren auf den gleichen Technologien, den gleichen Produktionsverfahren oder den gleichen Grundfähigkeiten. Hier sind im Handwerk seit langem die zeitlich und sachlich begrenzten Arbeitsgemeinschaften (ARGE) in der Baubranche oder im Bereich Sanitär-Heizung-Klima (SHK) bekannt, die zwischen Bauunternehmern und/oder Handwerksmeistern geschlossen werden. Unternehmen gehen hier Kooperationen mit anderen Unternehmen ein, weil sie sich hiervon bestimmte Vorteile wie z. B. den Eintritt in neue Märkte, das Ergänzen von fehlenden Ressourcen etc. erhoffen. Vertikale Kooperationen (die kooperierenden Unternehmen stehen in einer klassischen Zulieferer-Abnehmer-Beziehung, die unter - schiedlichen Wertschöpfungsstufen angehören) bestehen vor allem im metallverarbeitenden Handwerk. Im F & E-Bereich kooperieren die Unternehmen meist sachlich begrenzt und kurzfristig diagonal oder komplementär. F & EKoope rationen werden als Bezugsmöglichkeit technologischen Wissens gesehen. Unternehmensnetzwerke sind vor allem im Bereich SHK vertreten. Die an dem Netzwerk beteiligten Partner stimmen ihre Funktionen aufeinander ab und streben eine dauerhafte Zusammenarbeit an, die zudem sachlich nicht auf eine einzige Aufgabe begrenzt ist, sondern sich durch Wiederholungen auszeichnet. Das Kooperationsklima kann verbessert werden, indem kostenorientierte und leistungs- bzw. marktorientierte Vorteile aufgezeigt werden, die ein einzelnes Unternehmen alleine nicht in der Lage wäre zu erreichen. Beispielhaft müssen die Vorteile von InputSynergien , Prozess-Synergien und Output-Synergien durch Best-practice-Beispiele (z. B. der bessere Zugang zu Beschaffungs- und Absatzmärkten) vermittelt werden. Vom Unternehmerstammtisch bis zur Clusterbildung gibt es einige Methoden, um Hand werker zu Kooperationen zu führen. Die Betriebsberater der Handwerkskammern unterstützen entsprechende Kooperations bemühungen. Kooperationen im Bereich des Handwerks und der Wissenschaft haben für innovative Unternehmen einen hohen Stellenwert und können beide Seiten wesentlich voranbringen. In Handwerks unternehmen gibt es in diesem Bereich ein großes Potenzial an lohnens werten Forschungsthemen, die auch interessanten Stoff für wissenschaftliche Veröffentlichungen bieten. Beispielhaft kann die Kooperation zwischen der Canyon Bicycles GmbH und dem Institut für Verbundwerkstoffe GmbH auf dem Campus der Technischen Universität Kaiserslautern genannt werden, welche eine Methodik zur quantitativen Schwingungs- und Komfortbewegung im Fahrradbereich entwickelt hat. Diese Kooperation hat im Modelljahr 2010/2011 zu einem Verkauf von 6 700 Hybrid-Sattelstützen geführt. Für den Bereich der beruflichen und akademischen Bildung ist in § 19 Abs. 5 des rheinland-pfälzischen Hochschulgesetzes geregelt, dass die Fachhochschulen Studiengänge einrichten, in die eine berufliche Ausbildung oder ein berufliches Praktikum integriert ist. Alle dualen Studiengänge sind unter der Dachmarke „Duale Hochschule Rheinland-Pfalz“ zusammengefasst. Ihre Geschäftsstelle ist Anlaufstelle für alle Interessierten und unterhält unter anderem auch Kontakte zu den regionalen Handwerkskammern. In Rahmen dieser sogenannten dualen Studiengänge kooperieren die Hochschulen sowohl mit Handwerksbetrieben als auch mit Handwerkskammern. In der folgenden Tabelle werden die dualen Studiengänge aufgeführt, in denen Handwerksbetriebe Ausbildungs - oder Praktikumsplätze zur Verfügung stellen oder eine Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer erfolgt. 32 Fachhochschule Studiengang Bingen Versorgungstechnik (geplanter Studienbeginn: WS 2013/2014) Kaiserslautern Elektrotechnik Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 Darüber hinaus entsendet die Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern Rheinland-Pfalz Mitglieder in die Landeskommission für duale Studiengänge, in der auch andere Kammern, Hochschulen, gewerkschaftliche und studentische Mitglieder vertreten sind. Gemäß § 78 des rheinland-pfälzischen Hochschulgesetzes hat die Landeskommission für duale Studiengänge die Aufgabe, Empfehlungen für die Einrichtung und Ausgestaltung der dualen Studiengänge sowie deren Änderung an die Fachhochschulen zu geben. Des Weiteren wurden an allen Fachhochschulen mit finanzieller Unterstützung der Landesregierung sogenannte Regionalkonferenzen eingerichtet. Die Regionalkonferenzen setzen sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Hochschule, der wichtigsten Wirtschaftsbranchen und Unternehmen der Region und der Kammern zusammen. Auch auf diese Weise stehen die Fachhochschulen in engem Austausch mit den regional zuständigen Handwerkskammern. Die Handwerksbetriebe werden in der Regel über die Verteiler der zuständigen Handwerkskammer zu den Regionalkonferenzen eingeladen bzw. darüber informiert. Aus Sicht der Landesregierung bestehen für Handwerksunternehmen in Rheinland-Pfalz vielfältige Möglichkeiten, Kooperationen im Bereich der dualen Studiengänge mit den Fachhochschulen einzugehen. Dies zeigt auch die vorstehende Tabelle. Die Handwerkskammern sind auch eng eingebunden in die Durchführung und Begleitung des laufenden Modellversuchs zum Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte. Vertreter der Handwerkskammern engagieren sich nicht nur in der Arbeitsgruppe zur inhaltlichen Begleitung des Modellversuchs, sondern unterstützen die Hochschulen auch bei der Rekrutierung beruflich quali - fizierter Studieninteressierter. Die Landesregierung geht davon aus, dass die oben skizzierten Maßnahmen dazu beitragen, die Kooperationen zu intensivieren. Dabei werden Kooperationen mit dem Handwerk ebenso begrüßt wie mit Industrie- oder Handelsunternehmen. Sie nehmen einen hohen Stellenwert im Hinblick auf den Praxis- und Anwendungsbezug der Fachhochschulen und den Wissenstransfer zwischen Hochschulen und Unternehmen ein. VI. Exportorientierung und Energieeffizienz im Handwerk 51. Wie schätzt die Landesregierung die Auswirkung der Förderung in den Bereichen der erneuerbaren Energien und bei energie-, material - und ressourceneffizienten Produkten und Produktionsweisen auf das Handwerk ein? In welchem Umfang werden dadurch Inno - vationen im Handwerk die Wege bereitet? Stetig steigende Energie- und Rohstoffkosten belasten viele unserer rheinland-pfälzischen Unternehmen – insbesondere auch Handwerksbetriebe . Während große Energieverbraucher von der EEG-Umlage befreit sind, ist dies bei den Handwerksbetrieben in der Regel nicht der Fall. Zudem können große Betriebe häufig durch Verhandlungen mit Stromversorgern und/oder durch Last - spitzenvermeidungsmaßnahmen die Stromkosten in Grenzen halten, kleine Handwerksbetriebe aber nicht. Insbesondere im produ - zierenden Gewerbe muss nach Wegen gesucht werden, sparsamer mit Ressourcen (Energie und Material) umzugehen. Daher unter - stützt die Landesregierung rheinland-pfälzische Unternehmen in ihren Anstrengungen zur Steigerung der Energie- und Ressourcen - effizienz durch eine Vielzahl von Maßnahmen. Zu nennen sind z. B. die Praxisinfos der SAM Sonderabfall-Management-Gesellschaft mbH, die den Gedanken „weg von den Endof -pipe-Methoden“ und hin zum Produktionsintegrierten Umweltschutz – PIUS aufgreifen. Mit dem Effizienznetz Rheinland-Pfalz (EffNet) verfolgt die Landesregierung gemeinsam mit einer Vielzahl von Partnern im Bereich der Selbstverwaltungsorgane der Wirtschaft, der Verbände und der Hochschulen das Ziel, Ressourceneffizienz und nach - haltiges Wirtschaften zu fördern. Durch das Projekt „EffCheck – PIUS-Analysen in Rheinland-Pfalz“ werden gezielt kleine und mittlere Unternehmen bei der Identi - fizierung von Ressourceneffizienzmaßnahmen und deren konkreter Umsetzung unterstützt. Damit sollen die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im globalen Wettbewerb gestärkt und Arbeitsplätze gesichert werden. 33 Fachhochschule Studiengang Maschinenbau Mechatronik Wirtschaftsingenieurwesen Bauingenieurwesen Produkt- und Prozess-Engineering Energieeffiziente Systeme Koblenz Bauingenieurwesen Elektrotechnik Informationstechnik Maschinenbau Mechatronik Ludwigshafen/Bingen/Kaiserslautern Weinbau und Oenologie Trier Elektrotechnik Versorgungstechnik Produktionstechnologie Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Problematisch ist aber, dass gerade die kleinen Handwerksbetriebe nur in sehr geringem Umfang mit diesem Angebot erreicht werden. In zahlreichen Branchen des Handwerks sind vielfältige Möglichkeiten für eine Steigerung der Ressourceneffizenz in der Produktion vorhanden. Allgemein lassen sich Einsparmöglichkeiten im Bereich der Beleuchtung, bei der Heizung und Kühlung sowie auch im Produktionsprozess selber sowie im Planen, Organisieren und Abrechnen der Leistungen finden. Beispielhaft werden im Folgenden Potenziale in einzelnen Branchen aufgezählt: – Lebensmittelbranche – Einsatz effizienter Kühlung – Einsatz von Wärmerückgewinnung – effizientere Öfen (z. B. Bäckereien) – Holzver- und -bearbeitung – Vermeidung von Overspray beim Lackieren – Vermeidung von Ausschuss oder Verschnitt – Thermische Verwertung von unbehandelten Holzresten – Automobilwerkstätten – Vermeidung von Overspray beim Lackieren – Prüfung der Druckluftanlage, Prüfung der Druckhöhe und der Betriebszeiten sowie Druckluftrecycling Bei der Umsetzung von Ressourceneffizienzmaßnahmen in größeren Unternehmen fallen auch Aufträge dem Handwerk zu. Häufig arbeiten mittelständische Betriebe bevorzugt mit Handwerkern aus der Region zusammen. Hierbei entscheiden oft Kriterien wie räumliche Nähe, schnelle Verfügbarkeit, Vertrauen und Förderung der eigenen Region und nicht das billigste Angebot über die Vergabe von Aufträgen. Der Umfang der Innovationen im Handwerk durch PIUS und ähnliche Maßnahmen lässt sich kaum beziffern. Zu bedenken ist auch, dass das Handwerk mit seiner Zuarbeit (z. B. durch spezielle Problemlösungen) auch einen Beitrag zu Innovationen in mittel - ständischen Unternehmen leisten kann. Im Bereich der erneuerbaren Energien ist die Vergütung des eingespeisten Stroms nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz die wesent liche Grundlage für die Installation von Anlagen. Die Beschäftigung, die auf die Wirkung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) zurückgeführt werden kann, belief sich nach Zahlen des BMU im Jahr 2010 bundesweit auf rund 262 100 Personen. Auf die Photovoltaik entfielen davon 107 800 Beschäftigte, gefolgt von der Windenergie mit 96 100 und der Biomasse mit rund 55 300. Die Beschäftigten im Bereich der Wasserkraft beliefen sich auf rund 1 700 Personen und weitere 1 200 Beschäftigte konnten der Geothermie zugeordnet werden. Das Handwerk sieht mit Sorge den Umfang und die Kurzfristigkeit der von der Bundesregierung geplanten Einschränkungen der Förderung der erneuerbaren Energien. 52. Wie beurteilt die Landesregierung die Chancen des Handwerks im Bereich der Energieeffizienz? Die Umsetzung von Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz hat, besonders im Bereich der energetischen Gebäudemoder - nisierung, eine große Bedeutung für das Handwerk. Die Förderprogramme KfW sind dabei ein wichtiges Instrument bei der energetischen Sanierung und dem Neubau besonders energie effizienter Wohngebäude. Die zinsverbilligten Kredite und Zuschüsse sind ein wesentlicher Faktor bei der Motivation der Hausbesitzer, da sie die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen erheblich verbessern. An vielen umgesetzten Maßnahmen ist das Handwerk mit verschiedenen ausführenden Gewerken beteiligt. Bei der Inanspruchnahme der KfW-Mittel ist 2011 ein deutlicher Rückgang gegenüber den Vorjahren zu beobachten. So wurden im Programm „Energieeffizient Sanieren (Effizienzhaus)“ nach 3,7 Mrd. Euro in 2009 und 3,2 Mrd. Euro in 2010 im Jahr 2011 nur noch Zusagen über ein Volumen von 1,6 Mrd. Euro verzeichnet. Die Zurückhaltung im Sanierungsbereich ist zumindest teilweise auch auf die seit Mitte 2010 andauernde Diskussion über steuerliche Förderung energetischer Sanierungen zurückzuführen. Die hieraus resultierende Verunsicherung bei den Gebäudeeigen - tümern führt zu einem Rückgang der Sanierungsquote. 34 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 Aus dem Zusagevolumen kann allerdings nur indirekt auf die Höhe der getätigten Investitionen geschlossen werden, da die KfWKredite oft nur einen Teil der Gesamtinvestitionen abdecken oder mit der energetischen Sanierung weitere (nicht förderfähige) Sanie rungs- oder Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Für das Handwerk ist eine verlässliche Ausstattung der Förderprogramme von großer Bedeutung. Ständige Änderungen in den Förder bestimmungen verunsichern Bauherren und Hausbesitzer und erschweren Investitionsentscheidungen. 53. Welche Erkenntnisse liegen der Landesregierung über die Bedeutung der EU-Exportmärkte für das rheinland-pfälzische Handwerk vor? In welchen Branchen und mit welchen Geschäftsbereichen sind rheinland-pfälzische Handwerksbetriebe im EU-Ausland hauptsächlich aktiv? Welche Entwicklung wird für die Zukunft von der Landesregierung erwartet? Handwerkliche Produkte und Leistungen aus Rheinland-Pfalz werden weltweit sehr geschätzt. Zuverlässigkeit, Flexibilität und insbesondere das hohe Qualitätsniveau überzeugen sowohl gewerbliche als auch private Kunden weit über die Landesgrenzen hinaus. Der Europäische Binnenmarkt und die Erweiterung der Europäischen Union haben zu einer Verstärkung der Auslandsaktivitäten im Handwerk geführt. Dennoch ist der Schritt über die Grenze für viele kleinere handwerkliche Betriebe mit großen Hürden versehen . Die überwiegende Mehrheit der Handwerksunternehmen in Rheinland-Pfalz sind kleine und Kleinstunternehmen, die über keine eigene kaufmännische Abteilung bzw. Exportabteilung verfügen. Daher sind Handwerker während ihres gesamten Auslandsengagements auf qualifizierte Informationen und individuelle Beratungen von externer Seite angewiesen. Die Handwerkskammern bieten ihren exportorientierten Mitgliedsunternehmen im Rahmen des breit gefächerten Dienstleistungsangebots durch die vom Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung geförderten Außenwirtschaftsberater kompetente Hilfestellung. Hierzu gehören neben der individuellen Beratung beispielsweise auch Seminare zu grenzüberschreitenden Themen oder Messereisen, um einen ausländischen Markt besser kennenzulernen. Viele Handwerker beginnen ihr Engagement im grenznahen westlichen Ausland, beispielsweise in Luxemburg, Belgien, Frankreich oder Österreich und wagen sich dann auch auf weiter entfernte Märkte. Aber auch die Schweiz wird aufgrund der Kaufkraft sowie der geografischen und kulturellen Nähe als Absatzmarkt geschätzt. Der überwiegende Teil der handwerklichen Exporteure führt Geschäfte mit den EU-15-Ländern durch, gefolgt von Zielmärkten in Mittel- und Osteuropa sowie dem übrigen Europa. Ein geringerer , aber steigender Anteil von Exportumsätzen wird in außereuropäischen Ländern erwirtschaftet. Besonders exportstark sind Handwerker aus dem Bau- und Ausbaubereich, gefolgt vom Kunsthandwerk und den Gesundheitshandwerken . Auffallend ist, dass insbesondere Handwerker der Anlage A-Berufe der Handwerksordnung – d. h. den meisterpflichtigen Berufen – im Ausland vertreten sind. Die Fachkenntnisse der Meisterausbildung stellen im Ausland einen Wettbewerbsvorteil dar. Die rheinland-pfälzischen Handwerkskammern gehen davon aus, dass auch in den kommenden Jahren das Auslandsgeschäft für die Handwerksbetriebe deutlicher Impulsgeber für eine Wachstumsentwicklung sein wird. Ein wichtiger Bereich ist hierbei die Energie effizienz im Sektor Bau und Ausbau, die im angrenzenden westeuropäischen Ausland noch an Bedeutung gewinnen wird. Handwerksunternehmen haben aufgrund ihrer im Inland erworbenen Fachkenntnisse gute Wettbewerbschancen. 54. Durch welche Maßnahmen fördert die Landesregierung das rheinland-pfälzische Handwerk auf ausländischen Märkte? Die überwiegende Mehrheit der Handwerksunternehmen in Rheinland-Pfalz sind kleine und Kleinstunternehmen, die nicht über eine eigene Exportabteilung verfügen und für ihr Auslandsengagement auf qualifizierte Informationen, individuelle Beratung und Begleitung von externer Seite angewiesen sind. Die Landesregierung bietet exportorientierten Unternehmen in Zusammenarbeit mit den Handwerkskammern ein breit gefächertes Dienstleistungsangebot. Neben individueller Beratung und der Durchführung von Seminaren durch die Handwerkskammern gehören Wirt schafts reisen, Symposien und Messebeteiligungen im Ausland im Rahmen des Programms „Wir öffnen Märkte“ der Landesregierung zum Angebotsspektrum. Alle Maßnahmen sind branchenoffen und bieten interessierten Unternehmen umfassende und zugleich kostengünstige Einblicke in Auslandsmärkte bzw. verhelfen zum Markteinstieg. Wirtschaftstage und Informationsveranstaltungen im Inland runden das Maßnahmen paket ab. Darüber hinaus kann das rheinland-pfälzische Handwerk Unterstützung nach dem Messeförderungsprogramm und dem Exportgarantieprogramm in Anspruch nehmen. 35 Zusagevolumen in den beiden wichtigsten Sanierungsprogrammen der KfW: Programm 2008 2009 2010 2011 Energieeffizient Bund: 2,843 Mrd. Bund: 3,377 Mrd. Bund: 3,291 Mrd. Bund: 1,639 Mrd. Sanieren – Rheinland-Pfalz: 132 Mio. Rheinland-Pfalz: 150 Mio. Rheinland-Pfalz: 107 Mio. Rheinland-Pfalz: 55 Mio. Effizienzhaus Energieeffizient Bund: 1,087 Mrd. Bund: 1,899 Mrd. Bund: 1,653 Mrd. Bund: 1,195 Mrd. Sanieren – Rheinland-Pfalz: 55 Mio. Rheinland-Pfalz: 91 Mio. Rheinland-Pfalz: 62 Mio. Rheinland-Pfalz: 50 Mio. Einzelmaßnahmen Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode 55. Welche für das Handwerk relevanten Auslandsmessen in Rheinland-Pfalz werden durch die Landesregierung unterstützt? Die Landesregierung erstellt jährlich in enger Abstimmung mit den Wirtschaftsorganisationen des Landes das Programm „Wir öffnen Märkte“ mit wech selnden Angeboten für Messebeteiligungen im Ausland. Im Jahr 2012 können Unter nehmen an Gemeinschaftsständen auf weltweit acht Messen ihre Produkte und Dienstleistungen präsentieren. Das Programm 2012 ist unter www.mwkel.rlp.de/aussenwirtschaft abrufbar. Häufig werden auch Symposien für das rheinland-pfälzische Handwerk mit dem Besuch von Fachmessen kombiniert, beispielsweise in Belgien, Italien oder in den skandinavischen Ländern. 56. Sind der Landesregierung erste Erfahrungen der Einheitlichen Ansprechpartner in Rheinland-Pfalz bekannt? Wie hoch ist die Nachfrage bei den EAP, insbesondere bei den Existenzgründern im Handwerk? Die Einheitlichen Ansprechpartner haben die Aufgabe, Unternehmensgründer und -gründerinnen sowie etablierte Unternehmen über rechtliche Anforderungen bei behördlichen Erlaubnissen und Genehmigungen zu informieren. Sie können für einen Teil der Genehmigungen die Einholung der Genehmigung für den Unternehmer übernehmen. Weiter informieren sie über weitere Einrichtungen , die Unternehmen in unterschiedlichen Formen unterstützen können, wie z. B. Verbände und Kammern. Die Inanspruchnahme der EAP seit ihrer Einrichtung Anfang 2010 umfasst inzwischen mehr als 1 300 Anfragen vorwiegend von Gründungsinteressierten zu allen Sparten der Wirtschaft. Die Nachfrage entwickelt sich zunehmend. Für die Abwicklung von Genehmigungsverfahren wird der EAP bisher allerdings nur in Einzelfällen genutzt. Die Nachfragen kommen aus allen Wirtschaftsbereichen, einen Schwerpunkt bilden Anfragen zu komplizierteren Gründungen, die z. B. eine Vielzahl von Genehmigungen erforderlich machen oder seltene oder neue Berufe betreffen, bei denen es hohen Klärungsbedarf gibt. Derzeit liegen den Handwerkskammern keine formellen Anfragen vom EAP vor. 57. Welchen Effekt erwartet die Landesregierung auf das rheinland-pfälzische Handwerk durch die Europäische Privatgesellschaft? Die Handwerksunternehmen sind weit überwiegend als Einzelunternehmer tätig. Bei den Gesellschaftsformen nimmt die GmbH eine deutlich herausragende Stellung ein. Mit der Schaffung einer europäischen Kapitalgesellschaft speziell für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) wird zukünftig für überregional tätige Handwerksunternehmen eine Alternative zur Verfügung stehen, die die europaweite Betätigung im Ausland durch die Verminderung von Bürokratie und die Einsparung von Kosten erleichtert. 58. Welche Konsequenzen wird die EU-2020-Strategie für das Handwerk in Rheinland-Pfalz haben? Die Strategie Europa 2020 beinhaltet drei Prioritätsachsen: intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum für Europa. Mittels dieser drei Prioritäten soll innerhalb der EU bis zum Jahre 2020 ein hohes Maß an Beschäftigung, Produktivität und sozialem Zusammenhalt erreicht werden. Zur Fortschrittsbemessung bei der Verwirklichung der Strategie wurden fünf Kernziele für die gesamte EU vereinbart: Beschäftigung Ziel: 75 % der 20- bis 64-Jährigen sollen in Arbeit stehen. Innovation Ziel: 3 % des BIP der EU sollen für Forschung und Entwicklung aufgewendet werden. Klimawandel und Energie Ziele: Die Treibhausgasemissionen sollen um 20 % gegenüber dem Jahr 1990 gesenkt werden. Der Anteil der erneuerbaren Ener- gien soll auf 20 % erhöht werden und die Energieeffizienz soll ebenfalls um 20 % gesteigert werden. Bildung Ziele: Die Schulabbrecherquote soll auf unter 10 % verringert werden und der Anteil der 30- bis 34-Jährigen mit abgeschlossener Hochschulbildung soll auf mindestens 40 % erhöht werden. Soziale Integration Ziel: Die Zahl der von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffenen oder bedrohten Menschen soll um mindestens 20 Millionen gesenkt werden. Alle fünf Ziele stehen in einem wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnis zueinander und werden in Zukunft eine wichtige Rolle für das Handwerk spielen. Zur Erreichung des Beschäftigungsziels ist der Erhalt eines qualifizierten Fachkräftenachwuchses entscheidend . Bereits jetzt gibt es in Rheinland-Pfalz aufgrund des internationalen Wettbewerbs sowie des demografischen Wandels einen Fachkräftemangel, der auch im Handwerk spürbar ist. Die rückläufige Zahl der Ausbildungsverhältnisse im vergangenen Jahr bestätigt diese Entwicklung. Die Ausbildungsbilanz 2011 zeigt auf, dass sich die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsver träge von 9 084 in 2010 auf 8 767 in 2011 verringert hat. Nach Einschätzung der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern ist die rückläufige Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse im rheinland-pfälzischen Handwerk vor allem auf den demografischen Wandel und damit auf zurückgehende Schulabgängerzahlen zurückzuführen. Darüber hinaus führt der Trend, dass immer mehr Schülerinnen und Schüler immer länger im allgemeinbildenden Schulsystem verbleiben, zu weniger Lehrstellenbewerbern. 36 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 Ziel muss es daher sein, den Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern langfristig zu decken; eine fundierte berufliche Ausbildung ist dafür eine der besten Voraussetzungen. Die Ausbildungsberater der Handwerkskammern beispielsweise vermitteln gezielt Schüler in eine handwerkliche Ausbildung und sichern die Besetzung von Ausbildungsplätzen. Auch sozial benachteiligte junge Menschen finden im Rahmen einer handwerklichen Ausbildung die Möglichkeit, ihre Kompetenzen gezielt einzusetzen und auszubauen. Durch die passgenaue Vermittlung junger Menschen in die handwerkliche Ausbildung, aber auch durch eine Forcierung des Konzepts des Lebenslangen Lernens – beispielsweise durch die qualitativ hochwertigen Weiterbildungs angebote der Handwerks - kammern für ihre Mitglieder – wird die Wettbewerbsfähigkeit des rheinland-pfälzischen Handwerks verbessert. Gerade Ausbildung und Qualifikation, wie sie der bewährten Struktur des Handwerks in Deutschland zugrunde liegen, sind Erfolgsfaktoren zur Erreichung der angestrebten Ziele. Diese Ziele könnten im Bereich der Beschäftigung, der Bildung und der sozialen Integration somit bis zum Jahre 2020 realisiert werden. Auch das Ziel des „Klimawandels und der Energie“ spielt für das Handwerk eine zentrale Rolle. Zum Erhalt und Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit rheinland-pfälzischer Unternehmen wird es entscheidend darauf ankommen, die gegebenen Ressourcen effizienter als in der Vergangenheit einzusetzen. Insbesondere für Handwerker aus den Bereichen Bau und Ausbau bieten sich Chancen auf zusätzliches Wachstum und zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Zu denken ist hier unter anderem an die moderne Gebäudetechnik, energiesparende Heizungssysteme, Solaranlagen zur Stromerzeugung und Wassererwärmung, eine Verbesserung der Gebäudehülle sowie die wichtige Funktion der Beratungen für Unternehmen und Privatpersonen. Handwerker verfügen über die notwendigen Kompetenzen bei der Entwicklung, Beratung und Umsetzung dieser Maßnahmen und haben daher auch eine Schlüsselrolle für die Sensibilisierung der Endverbraucher inne. Darüber hinaus sind Handwerker aber auch selbst auf eine kostengünstige Energieversorgung angewiesen, weil sie Energiepreissteigerungen vielfach nicht im geforderten Maße an ihre Kunden weitergeben können. Zur Erreichung des genannten Ziels „Klimawandel und Energie“ wird es somit in entscheidendem Maße darauf ankommen, die Fachkenntnisse der Handwerker weiter auszubauen und eine Spezialisierung zu forcieren. Insgesamt lässt sich festhalten, dass sich eine Erreichung der in der Strategie Europa 2020 genannten Ziele insgesamt positiv auf das rheinland-pfälzische Handwerk auswirken wird. Eveline Lemke Staatsministerin 37 Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Anlage zu Frage 28 Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach Ausbildungsberufen Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag am 31. Dezember 2009 38 insgesamt Ausbildungsberuf Hw-Gruppe zusammen männlich weiblich Text Ordnungsfeld SSt. 14-21 01 02 03 I. Handwerkliche Ausbildungsberufe Gruppe I: Bau- und Ausbauhandwerke Maurer/-in 44101100 235 233 2 Beton- und Stahlbetonbauer/-in 44201200 14 14 0 Ofen- und Luftheizungsbauer/-in *) 48400200 6 6 0 Zimmerer/Zimmerin 48701600 85 85 0 Dachdecker/-in 48800100 209 208 1 Straßenbauer/-in 46101000 145 144 1 Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer/-in 48230600 6 6 0 Fliesen-, Platten- und Mosaikleger/-in 48300500 72 72 0 Estrichleger/-in 48620400 6 6 0 Steinmetz/-in und Steinbildhauer/-in 10111100 25 25 0 Stukkateur/-in 48101600 66 66 0 Maler/-in und Lackierer/-in 51010200 631 530 101 Bauten- und Objektbeschichter/-in 51100500 106 93 13 Fahrzeuglackierer/-in 51230400 138 127 11 Gerüstbauer/-in 44311400 11 11 0 Schornsteinfeger/-in 80410900 41 38 3 Gruppe I: zusammen 00200100 1 796 1 664 132 Gruppe II: Elektro- und Metallhandwerke Metallbauer/-in 25400200 574 569 5 Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker/-in 28701400 49 49 0 Feinwerkmechaniker/-in 30003100 78 75 3 Zweiradmechaniker/-in 28131100 27 27 0 Fahrradmonteur/-in 28131500 1 1 0 Mechatroniker/-in für Kältetechnik 26610600 25 25 0 Informationselektroniker/-in 31712600 78 76 2 Kraftfahrzeugmechatroniker/-in 28102400 985 957 28 Kraftfahrzeugservicemechaniker/-in 28110500 45 44 1 Mechaniker/-in für Karosserieinstandhaltungstechnik 28722000 6 6 0 Mechaniker/-in für Land- und Baumaschinentechnik 28211400 87 87 0 Büchsenmacher/-in 30030100 2 2 0 Klempner/-in 26100900 12 12 0 Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungsund Klimatechnik 26490400 731 728 3 Elektroniker/-in für Energie- und Gebäudetechnik 31101301 598 591 7 Elektroniker/-in für Automatisierungstechnik 31101302 11 10 1 Elektroniker/-in für Informations- und Telekommunikationstechnik 31101303 26 26 0 Systemelektroniker/-in 31614000 1 1 0 Elektroniker/-in für Maschinen und Antriebstechnik 31311400 11 11 0 Graveur/-in 29400400 2 1 1 Metallbildner/-in 30081000 1 1 0 Oberflächenbeschichter/-in 23403100 3 3 0 Schneidwerkzeugmechaniker/-in 29523200 2 2 0 Goldschmied/-in 30211400 15 2 13 Gruppe II: zusammen 00200200 3 370 3 306 64 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 insgesamt Ausbildungsberuf Hw-Gruppe zusammen männlich weiblich Text Ordnungsfeld SSt. 14-21 01 02 03 Gruppe III: Holzhandwerke Tischler/-in 50100700 567 535 32 Parkettleger/-in 49151200 13 13 0 Rolladen- und Sonnenschutzmechatroniker/-in 25911500 12 12 0 Bootsbauer/-in 50632100 1 1 0 Technischer/r Modellbauer/-in *) 50281100 11 11 0 Modellbauer/-in *) 50210200 2 1 1 Gruppe III: zusammen 00200300 606 573 33 Gruppe IV: Bekleidungs-, Textil- und Lederhandwerke Maßschneider/-in 35101000 14 2 12 Kürschner/-in 37830800 1 1 0 Sattler/-in *) 37412900 6 5 1 Raumausstatter/-in *) 49100300 40 20 20 Gruppe IV: zusammen 00200400 61 28 33 Gruppe V: Nahrungsmittelhandwerke Bäcker/-in 39102300 298 246 52 Konditor/-in 39200700 89 33 56 Fleischer/-in 40102200 144 137 7 Müller/-in (Verfahrenstechnologe in der Mühlen- und Futtermittelwirtschaft) *) 43514600 2 1 1 Brauer/-in und Mälzer/-in 42100500 1 1 0 Gruppe V: zusammen 00200500 534 418 116 Gruppe VI: Gesundheits- und Körperpflege-, chemische und Reinigungshandwerke Augenoptiker/-in 30410100 126 39 87 Hörgeräteakustiker/-in 31530400 39 16 23 Orthopädiemechaniker/-in und Bandagist/-in 30710400 9 6 3 Orthopädieschuhmacher/-in 37220200 11 9 2 Zahntechniker/-in 30311200 97 43 54 Friseur/-in 90100400 892 98 794 Gebäudereiniger/-in 93400300 48 40 8 Gruppe VI: zusammen 00200600 1 222 251 971 Gruppe VII: Glas-, Papier-, keramische und sonstige Handwerke Glaser/-in 48500100 26 25 1 Edelsteingraveur/-in 10184700 1 0 1 Fotograf/-in 83700300 28 6 22 Buchbinder/-in 17801300 4 1 3 Mediengestalter/-in Digital und Print *) 17200200 1 1 0 Drucker/-in 17402000 1 1 0 Keramiker/-in *) 12100800 4 2 2 Orgel- und Harmoniumbauer/-in 30522200 2 2 0 Klavier- und Cembalobauer/-in 30511900 1 1 0 39 Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode insgesamt Ausbildungsberuf Hw-Gruppe zusammen männlich weiblich Text Ordnungsfeld SSt. 14-21 01 02 03 Metallblasinstrumentenmacher/-in 30533500 3 3 0 Schilder- und Lichtreklamehersteller/-in 83900200 16 13 3 Mechaniker/-in für Reifen- und Vulkanisationstechnik 14584400 3 3 0 Gruppe VII: zusammen 00200700 90 58 32 Handwerkliche Ausbildungsberufe zusammen 00209900 7 679 6 298 1 381 II. Kaufmännische Ausbildungsberufe Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk *) 66101000 682 33 649 davon: – Bäckerei – 66101001 465 16 449 – Konditorei – 66101002 41 0 41 – Fleischerei – 66101003 176 17 159 Automobilkaufmann/-frau 67351900 23 11 12 Bürokaufmann/-frau 78030400 273 66 207 Kaufmann/-frau für Bürokommunikation 78030600 17 6 11 Kaufmännische Ausbildungsberufe zusammen 00210800 995 116 879 III. Sonstige Ausbildungsberufe Änderungsschneider/-in B2) 35160500 3 0 3 Anlagenmechaniker/-in 25000500 1 1 0 Ausbaufacharbeiter/-in 48010500 37 37 0 Baugeräteführer/-in 54600600 4 4 0 Bauwerksmechaniker/-in für Abbruch- und Betontrenntechnik 44010800 1 1 0 Bauzeichner/-in 64200400 4 2 2 Bestattungsfachkraft B2) 80552000 11 6 5 Bodenleger/-in B2)) 49131900 8 8 0 Edelsteinfasser/-in 30231000 1 1 0 Fachinformatiker/-in – Systemintegration – 77610900 1 0 1 Fachkraft für Holz- und Bautenschutzarbeiten B2) 48290600 2 2 0 Fachkraft für Lagerlogistik 52210700 10 8 2 Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice 93542900 2 2 0 Fachlagerist/-in 52210300 1 1 0 Hochbaufacharbeiter/-in 44010600 61 60 1 Holz- und Bautenschützer/-in B2) 48291100 2 2 0 Industriekaufmann/-frau 78511100 6 5 1 Industriekeramiker/-in – Verfahrenstechnik *) 12113600 2 1 1 Industriemechaniker/-in 27001000 1 1 0 IT-System-Elektroniker/-in 31712900 1 1 0 Kaufmann/frau im Einzelhandel 67200800 19 12 7 Kaufmann/frau im Groß- und Außenhandel 67110300 2 1 1 Konstruktionsmechaniker/-in *) 25501500 6 6 0 Kosmetiker/-in B2) 90200400 28 0 28 Maschinen- und Anlagenführer/-in 54000900 33 33 0 Mechatroniker/-in 31614400 9 9 0 Polster- und Dekorationsnäher/-in B2) 49261200 4 0 4 Rohrleitungsbauer/-in 46641400 2 2 0 Servicefachkraft für Dialogmarketing 75501900 3 3 0 Speiseeishersteller/-in B2) 39351100 2 2 0 Technische/-r Zeichner/-in 64100700 12 10 2 Teilezurichter/-in 27810800 3 3 0 40 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 insgesamt Ausbildungsberuf Hw-Gruppe zusammen männlich weiblich Text Ordnungsfeld SSt. 14-21 01 02 03 Tiefbaufacharbeiter/-in 46010700 38 38 0 Trockenbaumonteur/-in 48241500 2 2 0 Zerspanungsmechaniker/-in 22001500 17 17 0 Elektroniker/-in KL 1 1 0 Sonstige Ausbildungsberufe zusammen 00210900 340 282 58 IV. Ausbildungsregelung nach § 42 b HwO (Behinderten-Ausbildungsberufe) Bau- und Metallmaler/-in 51030100 22 17 5 Bürokraft 78080800 3 2 1 Holzbearbeiter/-in 50181200 14 14 0 Holzverarbeiter/-in 50180500 25 22 3 Holzwerker/-in (zweijährig) 50181600 1 1 0 Malerfachwerker/-in 51030700 11 7 4 Metallbearbeiter/-in 32390800 36 35 1 Behindertenausbildungsberufe zusammen 00002110 112 98 14 Insgesamt 00009999 9 126 6 794 2 332 Gruppenzusammenstellung Gruppe I 1 796 1 664 132 Gruppe II 3 370 3 306 64 Gruppe III 606 573 33 Gruppe IV 61 28 33 Gruppe V 534 418 116 Gruppe VI 1 222 251 971 Gruppe VII 90 58 32 Handwerkliche Ausbildungsberufe zusammen 7 679 6 298 1 381 Kaufmännische Ausbildungsberufe zusammen 995 116 879 Sonstige Ausbildungsberufe zusammen 340 282 58 Behinderten-Ausbildungsberufe zusammen 112 98 14 Insgesamt 9 126 6 794 2 332 Anmerkung: *) Neuordnungen (s. Liste der Berufeschlüssel) B2) = Ausbildungsberufe der Anlage B Abschnitt 2 der Handwerksordnung. Quelle: DHKT. 41 Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Förderprogramm 2006 2007 2008 Gesamt- Summe Anteil in Gesamt- Summe Anteil in Gesamt- Summe Anteil in summe Handwerk Prozent summe Handwerk Prozent summe Handwerk Prozent € € € € € € I. Darlehen Technologie- und Energiedarlehen 7 699 363,00 200 500,00 2,60 9 493 026,00 630 000,00 6,64 1 446 600,00 500 000,00 34,56 Darlehen für von Geflügelpest betroffe Betriebe 325 000,00 25 000,00 7,69 Ausbildungsplatzdarlehen 15 639 979,00 7 217 464,00 46,15 17 291 700,00 5 799 500,00 33,54 21 714 200,00 7 107 000,00 32,73 Einzelbetriebliche Technologieförderung 4 484 112,00 117 461,00 2,62 4 199 344,00 235 620,00 5,61 739 070,00 278 200,00 37,64 Mitarbeiterbeteiligung FondsRLPplus 0,00 0,00 0,00 643 000,00 160 000,00 24,88 687 000,00 85 000,00 12,37 MFP-Darlehen 114 466 560,00 19 545 250,00 17,08 319 707 984,00 31 551 200,00 9,87 330 908 020,00 42 570 710,00 12,86 II. Gewährleistungen ISB-Bürgschaften 9 033 028,57 2 500 000,00 27,68 11 961 333,33 450 000,00 3,76 45 010 658,15 1 400 146,00 3,11 Landesbürgschaften 88 850 469,48 1 500 000,00 1,69 2 350 000,00 0,00 0,00 2 500 000,00 0,00 0,00 III. Zuschüsse Zuschüsse Regionalförderung 61 869 589,99 1 904 056,71 3,08 18 803 364,57 2 305 482,34 12,26 41 007 798,31 3 583 076,41 8,74 Zuschüsse Technologieförderung 5 953 427,00 278 200,00 4,67 Öko-Audit 42 500,00 32 500,00 76,47 Zuschuss Ausbildungsplatzförderung 2006 5 110,00 5 110,00 100,00 Zuschüsse Berat. für Existenzgründer in RLP 55 600,00 8 000,00 14,39 Zuschüsse Beratung RLPplus 16 150,00 3 300,00 20,43 Zuschüsse BITT Programm Zuschüsse für MittelstandsBeratungsprogramm in RLP Zuschüsse für Ausbildung aus Insolvenzen Zuschüsse für Ausbildungsverbünde Zuschüsse für Messeförderung 1 434 141,00 597 225,00 41,64 874 048,50 187 180,00 21,42 569 256,65 100 247,00 17,61 Gesamtsumme ISB-Förderungen 1 723 966 351,60 33 644 566,71 1,95 2 305 031 919,27 41 322 282,34 1,79 1 850 453 066,95 55 910 579,41 3,02 42 Anlage zu Frage 47, Tab. 1 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 Förderprogramm 2009 2010 2011 Gesamt- Summe Anteil in Gesamt- Summe Anteil in Gesamt- Summe Anteil in summe Handwerk Prozent summe Handwerk Prozent summe Handwerk Prozent € € € € € € I. Darlehen Technologie- und Energiedarlehen 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Darlehen für von Geflügelpest betroffe Betriebe Ausbildungsdarlehlen 13 727 800,00 5 759 000,00 41,95 7 504 360,00 3 416 600,00 45,53 3 732 500,00 1 075 000,00 28,80 Einzelbetriebliche Technologieförderung 2 294 000,00 555 000,00 24,19 639 000,00 0,00 0,00 610 000,00 0,00 0,00 Mitarbeiterbeteiligung FondsRLPplus 2.294.000,00 555.000,00 24,19 639.000,00 0,00 0,00 610.000,00 0,00 0,00 MFP-Darlehen 253 474 715,00 27 932 125,00 11,02 324 526 322,00 37 719 300,00 11,62 265 814 762,00 28 903 955,00 10,87 II. Gewährleistungen ISB-Bürgschaften 25 564 401,00 4 654 401,00 18,21 19 718 000,00 0,00 0,00 24 820 340,00 0,00 0,00 Landesbürgschaften 1 742 000,00 0,00 0,00 5 600 000,00 0,00 0,00 III. Zuschüsse Zuschüsse Regionalförderung 49 101 253,75 3 198 023,26 6,51 28 277 799,50 1 650 589,64 5,84 22 440 124,10 2 363 461,66 10,53 Zuschüsse Technologieförderung 4 370 953,85 346 767,00 7,93 7 071 187,95 635 963,00 8,99 6 118 704,50 204 900,00 3,35 Öko-Audit Zuschuss Ausbildungsplatzförderung 2006 Zuschüsse Berat. für Existenzgründer in RLP 394 147,00 53 350,00 13,54 387 561,45 64 850,00 16,73 400 500,00 95 230,00 23,78 Zuschüsse Beratung RLPplus 8 050,00 1 200,00 14,91 1 200,00 0,00 0,00 Zuschüsse BITT Programm 187 584,45 26 400,00 € 14,07 183 721,17 34 100,00 18,56 184 896,50 39 700,00 21,47 Zuschüsse f MittelstandsBeratungsprogramm in RLP 416 482,00 112 162,50 26,93 720 693,30 157 065,00 21,79 643 800,00 136 190,00 21,15 Zuschüsse für Ausbildung aus Insolvenzen 170 000,00 80 000,00 47,06 132 500,00 87 500,00 66,04 165 000,00 132 500,00 80,30 Zuschüsse für Ausbildungsverbünde 275 000,00 90 000,00 32,73 212 500,00 65 000,00 30,59 247 800,00 77 500,00 31,28 Zuschüsse für Messeförderung 1 093 172,50 188 253,00 17,22 1 008 343,70 220 288,00 21,85 910 809,18 194 273,48 21,33 Gesamtsumme ISB-Förderungen 2 439 213 364,14 42 996 681,76 1,76 3 721 079 509,98 44 051 255,64 1,18 2 171 814 492,51 33 222 710,14 1,53 43 Drucksache 16/1170 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Förderdaten Bürgschaftsbank Rheinland-Pfalz 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Förderung Handwerk in T€ 8 605 11 444 10 672 8 373 8 338 4 569 Förderungen BB RLP gesamt in T€ 67 158 63 808 65 923 86 238 45 376 27 404 Handwerksanteil in % 12,81 17,94 16,19 9,71 18,38 16,67 gesicherte Arbeitsplätze Handwerk 928 1 714 1 446 1 152 943 515 gesicherte Arbeitsplätze gesamt 5 729 5 660 6 094 8 548 3 953 2 734 Handwerksanteil in % 16,20 30,28 23,73 13,48 23,86 18,84 geschaffene Arbeitsplätze Handwerk 86 736 138 143 132 44 geschaffene Arbeitsplätze gesamt 880 1 587 819 1 228 701 236 Handwerksanteil in % 9,77 46,38 16,85 11,64 18,83 18,64 44 Anlage zu Frage 47, Tab. 2 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1170 45 A nl ag e zu F ra ge 4 7, T ab . 3 Fö rd er pr og ra m m 20 06 20 07 20 08 ge sic he rte ge sic he rte ge sc ha ffe ne ge sc ha ffe ne ge sic he rte ge sic he rte ge sc ha ffe ne ge sc ha ffe ne ge sic he rte ge sic he rte ge sc ha ffe ne ge sc ha ffe ne Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze ge sa m t Ha nd we rk ge sa m t Ha nd we rk ge sa m t Ha nd we rk ge sa m t Ha nd we rk ge sa m t Ha nd we rk ge sa m t Ha nd we rk I. Da rle he n Au sb ild un gs pla tzd ar leh en 20 1 96 68 7 32 3 10 0 37 45 2 15 5 13 1 59 54 5 17 5 M FP -D ar leh en 6 03 5 1 80 3 1 06 4 21 2 16 6 56 2 52 5 1 61 9 17 1 16 0 07 3 73 9 1 24 9 11 7 II. G ew äh rle ist un ge n IS B- Bü rg sc ha fte n 91 6 40 50 0 1 05 8 11 3 89 0 3 02 0 55 34 3 4 La nd es bü rg sc ha fte n 2 38 9 12 0 18 7 0 0 0 26 0 25 0 0 0 III . Z us ch üs se Zu sc hü ss e Re gio na lfö rd er un g 3 66 4 26 5 3 53 9 19 2 3 34 6 26 0 1 82 1 17 2 3 93 9 45 5 2 37 7 18 8 Fö rd er pr og ra m m 20 09 20 10 20 11 ge sic he rte ge sic he rte ge sc ha ffe ne ge sc ha ffe ne ge sic he rte ge sic he rte ge sc ha ffe ne ge sc ha ffe ne ge sic he rte ge sic he rte ge sc ha ffe ne ge sc ha ffe ne Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze Ar be its plä tze ge sa m t Ha nd we rk ge sa m t Ha nd we rk ge sa m t Ha nd we rk ge sa m t Ha nd we rk ge sa m t Ha nd we rk ge sa m t Ha nd we rk I. Da rle he n Au sb ild un gs pla tzd ar leh en 17 2 10 1 31 1 12 1 60 30 17 8 86 20 6 94 28 M FP -D ar leh en 17 1 36 3 36 1 1 84 3 24 4 18 7 14 4 06 6 1 48 5 25 0 12 2 95 2 22 7 65 5 20 7 II. G ew äh rle ist un ge n IS B- Bü rg sc ha fte n 3 90 1 17 0 23 5 0 2 04 2 0 21 5 0 88 8 0 62 0 La nd es bü rg sc ha fte n 3 38 1 0 15 0 0 49 0 0 0 0 1 17 2 0 0 0 III . Z us ch üs se Zu sc hü ss e Re gio na lfö rd er un g 2 65 9 48 6 1 51 7 74 1 37 3 21 7 96 3 51 1 22 2 45 5 76 2 46