Drucksache 16/1371 27. 06. 2012 Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 6. Juli 2012 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Bettina Dickes (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Zukunft des Disibodenbergs in Odernheim I und II Die Kleine Anfrage 876 vom 4. Juni 2012 hat folgenden Wortlaut: Ich frage die Landesregierung: 1. Mit welchen Mitteln wurden welche Maßnahmen mit welcher Zweckbindung am Disibodenberg in Odernheim in der Vergan- genheit gefördert? 2. Ist die Scivias-Stiftung berechtigt, Einrichtungen wie die Toilettenanlagen oder das Museum zu schließen? 3. Welche Maßnahmen hat das Land bisher ergriffen bzw. sollen ergriffen werden, um den Disibodenberg auch in Zukunft der Öf- fentlichkeit zugänglich zu machen? Die Kleine Anfrage 877 vom 4. Juni 2012 hat folgenden Wortlaut: Ich frage die Landesregierung: 1. Gibt es Überlegungen, durch landesmusealische Einrichtungen die Scivias-Stiftung in Form von Ausstellungen, Veranstaltungen etc. zu unterstützen? 2. Plant das Land bei einer möglichen Heiligsprechung von Hildegard eine besondere Unterstützung des Disibodenbergs, da die- ser dann wahrscheinlich verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit rückt? 3. Welche Aktionen und welche besonderen Unterstützungsmaßnahmen gab es im Jahr 2007 anlässlich der Kampagne „Land der Heiligen Hildegard“ und welche Organisationen wurden hierbei einbezogen? 4. Welche Maßnahmen aus 2007 laufen noch weiter und welche Perspektiven sieht die Landesregierung hier? Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 26. Juni 2012 wie folgt beantwortet: Vorbemerkung: Die Klosterruine Disibodenberg ist eng mit dem Leben und Wirken der Heiligen Hildegard von Bingen verbunden. Der Disiboden - berg ist das Kloster, in dem Hildegard von Bingen den längsten Teil ihres Lebens verbrachte. Hier erhielt sie ihre für eine Frau des Mittelalters ungewöhnlich fundierte Ausbildung und am Disibodenberg begann sie im Jahr 1141 mit der Aufzeichnung ihres ersten theologischen Werkes Scivias. Seit 1989 befindet sich der Disibodenberg im Eigentum der privaten Scivias-Stiftung. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage 876 namens der Landesregierung wie folgt: Zu den Fragen 1 und 2: Mit Bescheiden vom 14. August 1997 und 10. Juli 1998 hat das damalige Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau der Disibodenberger Scivias-Stiftung im Rahmen der Projektförderung einen Zuschuss von insgesamt 695 130 DM zur Durchführung von Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen an der Klosterruine Disibodenberg sowie für den Neubau eines Be - sucher zentrums mit Umfeldgestaltung gewährt. Der Förderung lag ein Finanzierungsplan zugrunde, nach dem ein weiterer Zuschuss bzw. ein zinsloses Darlehen der Kulturstiftung Rheinland-Pfalz in Höhe von 200 000 DM sowie eine kommunale Beteiligung in Drucksache 16/1371 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Höhe von 100 000 DM vorgesehen waren. Der Eigenanteil für die Stiftung Scivias betrug 163 433 DM. Die Gesamtkosten für das Vorhaben betrugen 1 158 563 DM (483 700 DM Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen und 674 863 DM Neubau Besucher - zentrum). Die Landesdenkmalpflege hat in den vergangenen Jahrzehnten Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen an der Klosterruine Disibodenberg mit insgesamt rd. 411 000 € gefördert. Die Förderbescheide des damaligen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau enthalten für die zugewiesenen Fördermittel eine Zweckbindungsfrist von zehn Jahren und eine Auflage, dass die Klosterruine sowie das Besucherzentrum für die Dauer von mindestens 30 Jahren der Öffentlichkeit zugänglich sein müssen. Die Toilettenanlage als Teil des Besucher - zentrums wird auch von diesen Bestimmungen erfasst. Nach Auskunft der Scivias-Stiftung sind die Toiletten nicht generell geschlossen . Sie stehen angemeldeten Gruppenführungen zur Verfügung. Zu Frage 3: Das Kulturministerium bemüht sich derzeit in Gesprächen mit der Scivias-Stiftung und den örtlichen Gemeinden um eine konzep - tionelle Weiterentwicklung des Disibodenbergs. Gemeinsames Ziel ist es, die Klosterruine zu sichern, die touristische Infrastruktur am Disibodenberg zu verbessern und den Besucherinnen und Besuchern einen dauerhaften und attraktiven Zugang zur Klosterruine zu ermöglichen. Letztlich liegt es aber bei den Verantwortlichen in den örtlichen Gemeinden und der Scivias-Stiftung, sich auf ein Konzept zu verständigen. Das Land ist gerne bereit, dabei weiterhin unterstützend tätig zu werden. Die Kleine Anfrage 877 beantworte ich namens der Landesregierung wie folgt: Zu Frage 1: Nein. Zu Frage 2: Das Land hat – durch den Kultursommer Rheinland-Pfalz e. V. – Ende der neunziger Jahre das Festival „Hildegard Herbst“ initiiert und jährlich mit bis zu 10 000 € gefördert. Dieses Festival im September/Oktober jedes Jahres hat die Zielsetzung, alle relevanten kulturhistorischen Stätten im Bereich der Region „Untere Nahe“ zu umfassen, die mit Hildegard von Bingen zu tun haben, damit auch den Disibodenberg. Die Festivalleitung liegt beim Kulturbüro der Stadt Bingen. Die Landesregierung ist sich sicher, dass durch Heiligsprechung von Hildegard von Bingen die Anziehungskraft und das Interesse an dieser großen Prophetin des Mittelalters auch international steigen wird und damit auch die Attraktivität dieser Region für Menschen aus nah und fern, die sich auf Spurensuche an die authentischen Wirkungsstätten der Heiligen begeben, deutlich zunehmen wird. Zu Frage 3: 2007 wurde eine der Premieren des Films „Vision“ von Margarete von Trotha (in Anwesenheit der Regisseurin) durch den Kultursommer Rheinland-Pfalz e. V. nach Bingen vermittelt und bezahlt. An diesem Tag wurde auch die neue Homepage „Land der Hilde - gard“, deren Erstellung aus Mitteln des Kulturministeriums finanziert wurde, erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Zu Frage 4: Der bereits zu Frage 2 angesprochene Hildegard-Herbst und die zu Frage 3 angesprochene Homepage „Land der Hildegard“ laufen weiterhin. Für die Erschließung des kulturtouristischen Potenzials des Disibodenbergs wie auch der anderen „Hildegard-Stätten“ kommt es entscheidend darauf an, dass es gelingt, in der Region ein funktionierendes Netzwerk aus Aktiven in den Bereichen Hotellerie, Gastro nomie, Kulturschaffende und Kultur- und Touristikinstitutionen zu bilden, die sich intensiv weiter um das Thema Hildegard von Bingen kümmern. Diese können dann auch gezielt vom Land unterstützt werden, dazu muss dieses Netzwerk aber zunächst einmal existieren bzw. funktionieren. Das ist bislang leider noch nicht der Fall. In Vertretung: Walter Schumacher Staatssekretär