Drucksache 16/1388 04. 07. 2012 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Elisabeth Bröskamp (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und A n t w o r t des Ministeriums für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen Der Kinderreport 2012: Beteiligung und Mitbestimmung in rheinland-pfälzischen Kitas Die Kleine Anfrage 909 vom 21. Juni 2012 hat folgenden Wortlaut: Der Kinderreport 2012 des Deutschen Kinderhilfswerks untersucht die Mitbestimmung in Kindertagesstätten und die dadurch erreichte Widerstandsfähigkeit von Kindern. Der Bericht geht davon aus, dass frühe Mitbestimmung von Kindern in den Kindertagesstätten den Kreis lauf der Armut durchbricht. Kinder können so die Folgen von sozialer Benachteiligung kompensieren. Dazu frage ich die Landesregierung: 1. Wird die Beteiligungsmöglichkeit von Kindern in Kitas in Rheinland-Pfalz aktiv gefördert und wenn ja, wie gestaltet sich diese Mitbestimmung vor Ort? 2. Werden den Kindern ihre Rechte im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention in den Kitas in Rheinland-Pfalz vermittelt? 3. Inwiefern ist es vorgesehen, ein Modul „Mitbestimmung von Kindern in der demokratischen Kindertagesstätte“ zum verbind- lichen Standard der Aus- und Fortbildung und der Teambildung zu machen? 4. Welche Erkenntnisse lassen sich für Rheinland-Pfalz aus dem Kinderrechtsreport 2012 in Bezug auf die frühe Mitbestimmung von Kindern insgesamt ziehen? Das Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 4. Juli 2012 wie folgt beantwortet: Zu Frage 1: Grundlage der Arbeit in rheinland-pfälzischen Kindertagestätten sind die gemeinsam mit allen großen Trägerorganisationen erarbeiteten Bildungs- und Erziehungsempfehlungen für Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz. Diese enthalten im Bereich der methodischen Aspekte ein eigenes Kapitel zum Thema „Selbständiges Lernen und Partizipation von Kindern“, das deutlich macht: „Durch Partizipation im Alltag der Kindertagesstätte erleben Kinder zentrale Prinzipien von Demokratie. Partizipation setzt eine entsprechende Haltung von Erzieherinnen und Erziehern voraus, die sich in alltäglichen Handlungen und in besonderen Methoden wie z. B. der Kinderkonferenz widerspiegeln.“ Auch die Empfehlungen zur Qualität der Erziehung, Bildung und Betreuung berücksichtigen das Thema Partizipation und benennen Indikatoren der Beteiligungsqualität. Dazu gehört u. a., dass Regeln, Rechte und Pflichten mit den Kindern erarbeitet werden und es verstetigte Formen der Beteiligung – wie Kinderkonferenzen z. B. – gibt. Die Mitbestimmung in rheinland-pfälzischen Kindertagesstätten gestaltet sich im Detail träger- und einrichtungsspezifisch. Weiterhin wirken zwei Konsultationskindertagesstätten mit dem Hauptschwerpunkt Partizipation als Multiplikatoren für Beteiligung in Kitas. Einen weiteren Akzent setzt in Rheinland-Pfalz das Projekt „jungbewegt – Dein Einsatz zählt!“. Das Land Rheinland-Pfalz erarbeitet modellhaft ge meinsam mit der Stadt Mainz und der Bertelsmann Stiftung Wege für eine verstärkte Förderung des gesell- Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 23. Juli 2012 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/1388 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode schaftlichen Engagements von Kindern und Jugendlichen. Innerhalb des Modellprojektes arbeiteten die Erzieherinnen und Erzieher dreier Mainzer Kitas an ihrem Partizipationsverständnis und der Frage, was Kinder allein entscheiden und gestalten können. Die Umsetzung erfolgt in Projekten zur räumlichen Umgestaltung in der Kita, zur Erarbeitung und Einführung einer Kita-Verfassung und der eigenständigen Planung von Ausflügen durch die Kinder. Zu Frage 2: Die „Empfehlungen zur Qualität der Erziehung, Bildung und Betreuung in Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz“ nehmen in den verschiedenen Themenbereichen Bezug auf die Rechte, die in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben sind. Dies dient als Weichenstellung, damit Kinder die Berücksichtigung ihrer Rechte erleben und lernen, auch die Rechte anderer Kinder zu beachten . Darüber hinaus stellt das Jugendministerium für Kindertagesstätten und deren pädagogische Fachkräfte verschiedene Medien zur Information über Kinderrechte zur Verfügung: von der Internetseite www.kinderrechte.rlp.de über eine Broschüre zur UN-Kinder - rechtskonvention, eine Postkarte mit den zehn wichtigsten Kinderrechten wie auch ein Kinderrechte-Kartenspiel. Daneben trägt die „Woche der Kinderrechte“ jedes Jahr für pädagogische Fachkräfte zur Sensibilisierung für die einzelnen Kinderrechte bei und bietet u. a. auch den Kindertagesstätten den Anreiz und die Unterstützung, Methoden zur Vermittlung der Kinderrechte kennenzulernen und anzuwenden. Dieses Jahr steht die Woche der Kinderrechte unter dem Motto des Artikels 12 der UN-Kinderrechtskonvention, dem „Recht auf Beteiligung“. Zu Frage 3: Die Bildungs- und Erziehungsempfehlungen für Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz sind Grundlage des Fortbildungsprogramms für Erzieherinnen und Erzieher. Somit ist die „Mitbestimmung von Kindern in der demokratischen Kindertagesstätte“ integriert. Unterstützend wirken hier die Konsultationskindertagesstätten. Zu Frage 4: Die Erkenntnisse des Kinderreport 2012 bestätigen Rheinland-Pfalz in seinem kinderpolitischen Ansatz, der ein „Kinderfreundliches Rheinland-Pfalz“ nicht allein an den Maßnahmen für Kindern misst, sondern als Leitfaden eine „Politik für Kinder mit Kindern “ hat. Bestätigt wird ebenfalls der Ansatz, Kinderrechte und Kinderbeteiligung in den Bildungs- und Erziehungsempfehlungen sowie den Qualitätsempfehlungen für Kitas verankert zu haben. Darüber hinaus werden wir die Empfehlung einer weiteren Diskussion in Fachkreisen um die Erfordernisse der Beteiligung in Kinder tageseinrichtungen auf der Grundlage der UN-Kinderrechtskonvention aufgreifen. Das Projekt „jungbewegt“, das modellhaft in Mainz auch an Kindertagesstätten durchgeführt wird, wird ausgewertet. Die erprobten neuen Wege einer verstärkten Beteiligung in Kitas – u. a. über die Erarbeitung und Umsetzung einer Kita-Verfassung, die Beteiligung der Kinder an der räumlichen Gestaltung der Kita und ihre Planung für Unternehmungen und gesellschaftliches Engagement im Sozialraum – werden dabei Elemente sein, an deren Übertragung gearbeitet werden wird. Irene Alt Staatsministerin