Drucksache 16/1446 24. 07. 2012 K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Wolfgang Reichel (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Zukünftige Energieversorgung I Die Kleine Anfrage 937 vom 2. Juli 2012 hat folgenden Wortlaut: Nach einer langwierigen Diskussion wurde in den zuständigen Aufsichtsräten entschieden, den Bau des geplanten Kohlekraftwerks in Mainz nicht mehr weiterzuverfolgen. Dennoch sind Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen zur Deckung des Energiebedarfs auch zukünftig zumindest als Übergangstechnologie notwendig. Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung: 1. Welche Kenntnisse hat die Landesregierung über aktuell vorhandene Gasvorkommen in Europa und wie werden die Möglich- keiten eingeschätzt, langfristige Gaslieferverträge abzuschließen? 2. Welche Kenntnisse hat die Landesregierung über die zukünftige Preisentwicklung bei Erdgas auf dem Weltmarkt und wie ha- ben sich die Preise seit 2007 entwickelt? 3. Wie bewertet die Landesregierung grundsätzlich den Stellenwert von modernen und leistungsstarken GuD-Kraftwerken zur Deckung des Energiebedarfs? Das Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 23. Juli 2012 wie folgt beantwortet: Zu Frage 1: Die konventionelle Erdgasgewinnung in der Europäischen Union hat ihren Höhepunkt überschritten, weshalb zunehmend Importe den Verbrauch abdecken. Der größte Teil des Gasimportes erfolgt leitungsgebunden. Nach den Daten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe liegen in wirtschaftlicher Reichweite der EU etwa 80 Prozent der Welterdgasreserven – vor allem in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion (GUS) und im Mittleren Osten. Dazu kommt Flüssigerdgas, das nicht leitungsgebunden über den Seeweg aus weiteren Ländern importiert wird. Ob nicht konventionelles Erdgas (Schiefergas) in Europa eine relevante Größenordnung erlangen kann, ist derzeit noch offen. Der Handel erfolgt regelmäßig auf Basis von Lieferverträgen, die mit Rücksicht auf die erheblichen Investitionen in Produktionsund Transportinfrastruktur über Laufzeiten von 20 bis 30 Jahren geschlossen werden. Daneben gibt es aber auf Großhandelsebene auch einen Handel mit Erdgas außerhalb der langfristigen Lieferverträge, dessen Anteil seit rund zehn Jahren wächst. Zu Frage 2: Die Preisbildung beim Erdgas erfolgt im Wettbewerb mit Ersatz- bzw. Substitutionsenergien. Dementsprechend folgen die Erdgas - preise sowohl auf der Importstufe am Grenzübergangspunkt als auch auf der Endverbraucherstufe den Entwicklungen des Erd öl - preises, wobei der Preis für leichtes Heizöl die wichtigste Bezugsgröße ist. Für die Zukunft geht die Landesregierung mit Rücksicht auf die zunehmende Erschöpfung von kostengünstig zu fördernden Erdgasreserven von weiteren Preissteigerungen aus. Unabhängig davon kann die Preisentwicklung in kürzeren Zeitabschnitten je nach konjunktureller Lage stagnieren oder rückläufig sein. Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 15. August 2012 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/1446 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Die Grenzübergangspreise für Erdgas werden vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle statistisch erfasst. Die folgende Tabelle gibt die Entwicklung in den Jahren 2007 bis 2012 wieder: Jahr 2007 2008 2009 2010 2011 2012 *) Euro/Terajoule 5 550 € 7 450 € 5 794 € 5 726 € 7 225 € 8 421 € *) Monate Januar bis Mai. Zu Frage 3: Im Zuge der Energiewende mit steigenden Strommengen aus Wind- und Sonnenenergie hat die erdgasbasierte Stromerzeugung (GuD-Kraftwerke, Gasturbinen und BHKWs) heute noch eine wichtige Funktion in der Erzeugung von Ausgleichsleistung. Diese soll bereitstehen, wenn Anlagen erneuerbarer Energien nicht oder nicht ausreichend zur Verfügung stehen. In der Zukunft werden Speichertechnologien diese Aufgabe zunehmend übernehmen. Eine wichtige aktuelle Aufgabe besteht darin, dass diese entwickelt und anschließend in die wirtschaftlich industrielle Anwendung gebracht werden. GuD-Kraftwerke haben zunehmend Schwierigkeiten, ihre Investitionen über die Strommärkte zurückzuverdienen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien und die entstandene Wettbewerbsintensität bringen die Strompreise an der Börse unter Druck, zugleich geht die Auslastung der GuD-Kraftwerke zurück. Damit bestehen derzeit nur geringe Investitionsanreize. Zur Abhilfe werden aktuell verschiedene Marktmodelle diskutiert, die Anreize in den Aufbau jederzeit verfügbarer Stromerzeugungskapazitäten setzen. Diese Diskussion ist noch nicht abgeschlossen. Eveline Lemke Staatsministerin