Drucksache 16/1702 17. 10. 2012 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Simone Huth-Haage und Ellen Demuth (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen „Offensive Frühe Chancen: Schwerpunkt-Kitas Sprache und Integration“ in Rheinland-Pfalz Die Kleine Anfrage 1113 vom 27. September 2012 hat folgenden Wortlaut: Wir fragen die Landesregierung: 1. Wie viele rheinland-pfälzischen Kindertagesstätten wurden in das Bundesprogramm aufgenommen? 2. Wie viele Stellen werden dadurch in rheinland-pfälzischen Kindertagesstätten finanziert? 3. Wie hoch werden die Bundesmittel sein, die im Rahmen des Bundesprogramms „Offensive Frühe Chancen“ nach Rheinland-Pfalz fließen? 4. Wie bewertet die Landesregierung das Bundesprogramm „Offensive Frühe Chancen“ aus rheinland-pfälzischer Sicht? Das Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 17. Oktober 2012 wie folgt beantwortet: Vorbemerkung: Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat zum 1. November 2010 die Initiative „Offensive Frühe Chancen: Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration“ gestartet. Das Programm setzt seinen Schwerpunkt in der Verankerung einer alltagsintegrierten und reflektierten sprachlichen Bildung unter Berücksichtigung von Kindern unter drei Jahren, von Kindern mit Migrationshintergrund und Kindern aus bildungsfernen Familien im Konzept der Einrichtung. Neben Sachmitteln beispielsweise für Fortbildungen erhält jede teilnehmende Kita Mittel für eine halbe, in der sprachpädagogischen Bildungsarbeit qualifizierten Fachkraft, die als Multiplikator(in) in ihrer Kindertageseinrichtung dazu beitragen soll, die Sprachbildung und sprachliche Förderung der Kinder zu intensivieren und optimieren. Mit der Unterzeichnung einer entsprechenden Kooperationsvereinbarung zwischen Bund und Ländern, die die Geschäftsgrundlage der Bundesförderung bildet, hat sich Rheinland-Pfalz im Oktober 2010 an der Initiative des Bundes beteiligt. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie folgt: Zu Frage 1: Die Umsetzung des Bundesprogramms erfolgt in zwei Wellen. Die erste Förderwelle startete ab dem 1. März 2011, die zweite Förderwelle ab dem 1. April 2012. Bewerben konnten sich rechtsfähige Träger von öffentlich geförderten Kindertageseinrichtungen, deren Einrichtung die folgenden Grundvoraussetzungen erfüllt: – In der Einrichtung werden zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Förderung Kinder unter drei Jahren betreut. – Die Einrichtung wird von einer überdurchschnittlichen Zahl von Kindern mit einem potenziell hohen Sprachförderbedarf be- sucht. – Die Einrichtung wird von insgesamt mindestens 40 Kindern besucht (Einrichtungsverbund: zusammen mindestens 80 Kinder). Das landesspezifische Kriterium für die Teilnahme an der Initiative war der Anteil der Kinder, in deren Familie vorrangig nicht Deutsch gesprochen wird. Dieser musste mindestens so hoch sein wie der entsprechende Landesdurchschnitt (Stichtag 1. März 2009: 16,7 %, Stichtag 1.März 2010: 16,9 %). Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 31. Oktober 2012 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/1702 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode In das Bundesprogramm wurden aus Rheinland-Pfalz insgesamt 154 Einzelkitas und zehn Verbünde aufgenommen. Zu Frage 2: In Rheinland-Pfalz werden seit Abschluss der Interessenbekundungs- und Bewilligungsverfahren ( Juni 2012) insgesamt 174 halbe Stellen finanziert. Zu Frage 3: Eine einzelne Einrichtung im Programm Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration erhält 25 000 Euro als Budget für ein Kalenderjahr . Dies beinhaltet 19 900 Euro Personalkosten für ½ Fachkraft mit herausgehobener und schwieriger, verantwortungsvoller Tätigkeit analog TVöD S 8 sowie 4 500 Euro Sachkosten für Lern- und Lehrmittel, Fortbildungen, Honorare, Coaching etc. und 600 Euro Gemeinkosten (z. B. anteilige Mietkosten). Ein Einrichtungsverbund erhält 50 000 Euro als Budget für ein Kalenderjahr. Dies beinhaltet eine Fachkraft mit ganzer Stelle mit gleicher Tätigkeitsbeschreibung sowie ebenfalls Sach- und Gemeinkosten in entsprechend doppelter Höhe. Die Höhe der Bundesmittel liegt seit Abschluss des Bewilligungsverfahrens der zweiten Förderwelle ( Juni 2012) bei 4 350 000 Euro pro Jahr. Zu Frage 4: Sprache und Förderung der Sprachkompetenz sind in den seit 2004 in Rheinland-Pfalz gültigen Bildungs- und Erziehungsempfehlungen verankert und stellen einen zentralen Bildungs- und Erziehungsbereich dar. Sprachbildung wird als dauerhafte, zentrale Aufgabe während der gesamten Kindergartenzeit verstanden und richtet sich an alle Kinder in der Kindertagesstätte. Seit Anfang 2006 werden in Rheinland-Pfalz im Rahmen des Landesprogramms „Zukunftschance Kinder – Bildung von Anfang an“ jährlich sechs Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um Kindern mit Blick auf eine optimale Schulvorbereitung bei Bedarf zusätzliche , intensive und gezielte Sprachförderung zu ermöglichen. Mit diesen Mitteln konnten in den letzten Jahren je ca. 18 000 Kinder in ca. 2 400 Maßnahmen zusätzlich im letzten und vorletzten Kindergartenjahr gefördert werden. Vor dem Hintergrund dieses hohen Stellenwerts der Sprachförderung in rheinland-pfälzischen Kindertagesstätten stellt die Bundesinitiative „Offensive Frühe Chancen: Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration“ eine sinnvolle Ergänzung unseres Landesprogramms dar, da sie sich mit ihrem Schwerpunkt an die jüngeren Kinder richtet. Mit dem zugrunde gelegten Konzept der frühen, alltagsintegrierten sprachlichen Bildung unterstützt das Programm zudem die in den Bildungs- und Erziehungsempfehlungen bereits fest verankerte Sprachbildung in rheinland-pfälzischen Kindertagesstätten, die sich im Alltag des Gruppengeschehens an alle Kinder richtet. Irene Alt Staatsministerin