Drucksache 16/1760 31. 10. 2012 K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Barbara Schleicher-Rothmund (SPD) und A n t w o r t des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Leben im Alter Die Kleine Anfrage 1144 vom 11. Oktober 2012 hat folgenden Wortlaut: Schwerpunkte der Landesregierung bei einer Politik für ältere Menschen sind beispielsweise die Unterstützung und Förderung von neuen Wohnformen für das Alter und die altersgerechte Wohnraumanpassung. Der Aktionsplan „Gut leben im Alter“ der Landesregierung Rheinland-Pfalz bündelt die verschiedenen innovativen Ansätze und Maßnahmen für eine zukunftsorientierte Seniorenpolitik und ein solidarisches Miteinander der Generationen. Er zeigt auf, was bislang erreicht wurde und weist auf nächste Schritte hin, um künftigen Generationen in Rheinland-Pfalz ein gutes Leben im Alter zu ermöglichen. Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung: 1. Welches Angebot an Wohn- und Pflegeangeboten für Seniorinnen und Senioren gibt es im Landkreis Germersheim? 2. Sind der Landesregierung im Landkreis Germersheim alternative Wohnformen bekannt? 3. Nutzt der Landkreis Germersheim das Angebot der Servicestelle für kommunale Pflegestrukturplanung und Sozialraument- wicklung? 4. Beteiligt sich der Landkreis Germersheim an den regionalen Workshopangeboten des Aktionsplans „Gut leben im Alter?“ Wel- che Erfahrungen wurden dabei gemacht? 5. Welche ehrenamtlichen Aktivitäten im Landkreis Germersheim zum Thema „Gut leben im Alter“, wie z. B. die des Bürgerver- eins Neuburg, sind der Landesregierung bekannt? Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 31. Oktober 2012 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Der Landkreis Germersheim verfügt über eine differenzierte Pflegeinfrastruktur, beispielsweise durch acht ambulante Pflegedienste . Unterstützt und begleitet werden diese teilweise von Krankenpflegevereinen und örtlichen Nachbarschaftshilfen. Im Bereich der Assistenz für Menschen mit Behinderung bieten spezialisierte Dienste Serviceleistungen an. In allen größeren Orten des Kreises wird Betreutes Wohnen (sieben Wohnanlagen) und stationäre Pflege (zehn Einrichtungen) angeboten. Informationen über die Bevölkerungsentwicklung , die Zahl der Pflegebedürftigen und ihre Nutzungsprävalenzen sowie den Bestand an Einrichtungen und Diensten bietet der aktuelle Datenreport zur Pflegestrukturplanung des Kreises unter www.kreis-germersheim.de. Beratung und Unterstützung geben die vier Pflegestützpunkte im Landkreis Germersheim mit Sitz in Germersheim, Rülzheim, Kandel und Wörth. Sie informieren hilfe- und pflegebedürftige, kranke oder behinderte Menschen und ihre Angehörigen über alle Unterstützungs- und Finanzierungsmöglichkeiten. Die Beratung erfolgt unabhängig, unverbindlich, kostenlos und unter Wahrung der Schweigepflicht in den Räumlichkeiten des Pflegestützpunktes und auf Wunsch auch zu Hause. Die Pflegestützpunkte sind eine gemeinsame Einrichtung der Kranken- und Pflegekasse (im Landkreis Germersheim: AOK), des Landkreises Germersheim, des Landes RheinlandPfalz , der ökumenischen Sozialstationen in Germersheim, Rülzheim und Wörth und eines ambulanten Pflegedienstes in Kandel. Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 19. November 2012 LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/1760 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Einen umfassenden Überblick über die Hilfe- und Pflegeangebote im Landkreis Germersheim gibt die Pflegebroschüre: „Was tun, wenn es alleine nicht mehr geht: Hilfe- und Pflegeangebote im Landkreis Germersheim“. Die Pflegebroschüre wurde von der Kreisverwaltung Germersheim, gemeinsam mit den Pflegestützpunkten, den Mitgliedern der Regionalen Pflegekonferenz und weiteren Kooperationspartnern im Rahmen des Modellprojekts „Pflegestrukturplanung“ des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie erarbeitet. Im Landkreis Germersheim sind der Landesregierung zurzeit zehn stationäre Einrichtungen der Altenpflege bekannt. Eine entsprechende Übersicht ist als Anlage beigefügt. Im Landkreis Germersheim gibt es außerdem sieben der Landesregierung bekannte Einrichtungen des Betreuten Wohnens für ältere Menschen: – AWO Seniorenhaus Babette Ludowici in Jockgrim , – PAMINA – betreut leben – Seniorenwohnanlage in Germersheim, – PAMINA – betreut leben – Seniorenwohnanlage in Wörth am Rhein, – PAMINA – betreut leben – Seniorenwohnanlage in Jockgrim, – Pfarrer-Johann-Schiller-Haus Altenzentrum in Wörth am Rhein, – Senioren-Zentrum Haus Edelberg Betreute Wohnanlage in Bellheim, – Willi-Hussong-Haus Alten- und Pflegeheim in Kandel. Zu 2.: Derzeit sind der Landesregierung keine realisierten gemeinschaftlichen Wohnprojekte bekannt. Auch eine Wohngemeinschaft für Pflegebedürftige und Menschen mit Demenz besteht nach Kenntnis der Landesregierung bisher noch nicht. Es gibt jedoch verschiedene Initiativen, die neue Wohnformen umsetzen wollen, zum Beispiel in Rheinzabern die Initiative „Wohnen am Erlenbach“ mit der Bauwohnberatung Karlsruhe. In Schwegenheim (Verbandsgemeinde Lingenfeld) soll eine Pflege-WG für ältere Menschen mit Unterstützungsbedarf entstehen. Zu 3.: Der Landkreis Germersheim nutzt das Angebot der Servicestelle für kommunale Pflegestrukturplanung und Sozialraumentwicklung in vielfacher Hinsicht: – Mitwirkung am Praxistreff Pflegestrukturplanung in Rheinland-Pfalz, – Mitwirkung in der Landesarbeitsgemeinschaft Pflegestrukturplanung (LAG), – Teilnahme am Kompaktseminar „Servicestelle für kommunale Pflegestrukturplanung und Sozialraumentwicklung“. Im Mai 2011 haben im Landkreis Germersheim die LZG-Wanderausstellung und Aktionstage „Demenz ist anders“ stattgefunden. Ziel war und ist es, in den Städten und Gemeinden des Landkreises auf das Thema aufmerksam zu machen und dafür zu sensibilisieren , Betroffene und ihre Angehörigen zu einer frühen Diagnose, Behandlung und Therapie zu bewegen, ihnen Möglichkeiten der Beratung aufzuzeigen sowie die regionalen Hilfs- und Unterstützungsangebote bekannter zu machen. Zu 4.: Unter dem Titel „Was brauchen wir für ein gutes Leben im Alter in der Verbandsgemeinde Lingenfeld?“ fand am 6. September 2012 ein halbtägiger Beteiligungsworkshop im Landkreis Germersheim statt. Ein Dutzend Bürgerinnen und Bürger sowie Funktionsträger der Verbands- und Ortsgemeindeverwaltungen nahmen aktiv und engagiert an dem Workshop teil, zu dem der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Lingenfeld und die von der Landesregierung geförderte Servicestelle „Gut leben im Alter“ bei der Landeszentrale für Gesundheitsförderung Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) eingeladen hatten. Die Anwesenden diskutierten über die Fragen, was in der Verbandsgemeinde für ein gutes Leben im Alter fehlt, was man sich wünschen würde und was realisiert werden soll. Im Laufe des Workshops wurden konkrete neue Projektansätze entwickelt sowie engagierte Bürgerinnen und Bürger gefunden, die diese umsetzen wollen. Bei einem weiteren Workshop im Frühjahr 2013 soll der Stand der Umsetzung dieser Projekte besprochen werden. Zu 5.: In den Gemeinden des Landkreises Germersheim haben sich in den vergangenen Jahren bürgerschaftliche Strukturen, zum Beispiel in der Nachbarschaftshilfe, entwickelt. Beispielhaft seien hier der Bürgerverein Neuburg, die Bürgerhilfe Zeiskam oder das „Netzwerk Hilfe“ St. Anna Kuhardt genannt. Auch der „Verein Gruppe AnStoß e.V.“, der Freizeit- und Bildungsangebote für Seniorinnen und Senioren mit und ohne Behinderungen anbietet, ist hier zu nennen. In der Stadt Wörth gibt es zudem einen sehr engagierten Seniorenbeirat. 2 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1760 3 Darüber hinaus sind der Landesregierung im Landkreis Germersheim zehn anerkannte niedrigschwellige Betreuungsangebote sowie zwei komplementäre Angebote bekannt. Niedrigschwellige Betreuungsangebote sind Angebote, in denen ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die entsprechend qualifiziert wurden, unter pflegefachlicher Anleitung die Betreuung in Gruppen oder im häuslichen Bereich übernehmen und pflegende Angehörige entlasten und beratend unterstützen. Zielgruppe der Förderung in Rheinland -Pfalz sind gemäß § 45 a des Elften Buches Sozialgesetzbuch und der Landesverordnung über die Förderung niedrigschwelliger Betreuungsangebote insbesondere pflegebedürftige Menschen mit demenzbedingten Fähigkeitsstörungen. Komplementäre Angebote sind Angebote im Vor- und Umfeld der Pflege, die dazu beitragen, den Vorrang der häuslichen Pflege und Versorgung zu sichern. Dazu zählen ehrenamtliche Besuchs- und Begleitdienste, die die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft ermöglichen, pflegende Angehörige vor Überlastung schützen oder auch einer Vereinsamung entgegenwirken. Die Angebote sollen Menschen zugutekommen, die aufgrund ihres Alters, einer Behinderung oder Krankheit auf soziale Betreuung im Umfeld der Pflege angewiesen sind. Um die Vernetzung des Landkreises mit den kreisangehörigen Städten und Gemeinden zu stärken und weiterzuentwickeln und damit das Ziel einer abgestimmten Senioren- und Generationenpolitik zu erreichen, hat sich die Kreisverwaltung Germersheim mit der Projektidee „Gemeinsam älter werden – Zuhause: Heute, morgen und in Zukunft“ erfolgreich im Modellprogramm des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend „Nachbarschaftshilfe und soziale Dienstleistungen“ beworben. Ziel des Projekts ist die verstärkte Einbeziehung bürgerschaftlichen Engagements für und mit Seniorinnen und Senioren in den kreisangehörigen Dörfern und Städten. Kreis, Verbandsgemeinden, Ortsgemeinden wollen gemeinsam Generationen- und Seniorenarbeit gestalten. Malu Dreyer Staatsministerin Anlage Stationäre Einrichtungen der Altenpflege im Landkreis Germersheim Altenhilfeeinrichtungen Straße PLZ Ort Plätze Alten- und Pflegeheim Braun’sche Stiftung Am Deutschordensplatz 8 76761 Rülzheim 131 Altenpflegeheim Palatina Gartenweg 5 67368 Westheim 57 ASB Seniorenzentrum Hagenbach Am Stadtrand 3 76767 Hagenbach 66 AWO-Seniorenhaus Lina Sommer Buchstraße 15 76751 Jockgrim 70 AWO-Seniorenhaus Babette Ludowici Untere Buchstraße 76751 Jockgrim 68 Caritas-Altenzentrum St. Elisabeth Reduitstr. 1 76726 Germersheim 100 Pfarrer-Johann-Schiller-Haus Alten- und Pflegeheim Hanns-Martin-Schleyer-Str. 30 76744 Wörth am Rhein 88 Senioren-Zentrum Haus Edelberg Adenauer-Ring 11 a – b 76756 Bellheim 126 Seniorenpflege Lingenfeld Haus Lukas Robertsauer Straße 12 67360 Lingenfeld 112 Willi-Hussong-Haus Alten- und Pflegeheim Guttenbergstraße 2 76870 Kandel 100 Plätze gesamt: 918