Drucksache 16/1803 20. 11. 2012 K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Arnold Schmitt (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Holzindustrie Die Kleine Anfrage 1172 vom 26. Oktober 2012 hat folgenden Wortlaut: Rheinland-Pfalz ist ein waldreiches Bundesland, sodass sich hier auch ein sehr starker Wirtschaftszweig um den Rohstoff Holz aufgebaut hat. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Betriebe in Rheinland-Pfalz beziehen ihre Holzrohstoffe aus dem heimischen Wald? 2. Wie groß ist die Anzahl der Beschäftigten in der rheinland-pfälzischen Holzindustrie inklusive des Waldbaus? 3. Wie groß ist der Anteil des heimischen Holzes und welche Rolle spielt er in der rheinland-pfälzischen Holzindustrie? 4. Wie hoch sind die aus Rheinland-Pfalz ausgeführten Holzbestände? 5. Welche Holzarten werden aus den heimischen Wäldern in der rheinland-pfälzischen Holzindustrie verarbeitet und wie teuer sind diese auf dem heimischen Markt, wie teuer beim Import? 6. Wie wird sich ein Nationalpark auf die verfügbare Menge an Holz auf dem heimischen Markt auswirken? 7. Wie sieht die Landesregierung die zukünftige Entwicklung der rheinland-pfälzischen Holzindustrie? Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 20. November 2012 wie folgt beantwortet: Zu Frage 1: In den Jahren 2011/2012 haben 499 gewerbliche Kunden über Landesforsten Rohholz gekauft. Davon haben 301 Kunden (60 %) ihren Sitz in Rheinland-Pfalz. Zu Frage 2: Im Jahr 2007 (aktuellere Zahlen liegen nicht vor) gab es in den Betrieben des Holzgewerbes in Rheinland-Pfalz ca. 15 200 Beschäftigte , im Bereich der Forst- und Holzwirtschaft im engeren Sinn, d. h. ohne Einbeziehung des Papier-, Verlags- und Druckereigewerbes , ca. 27 100 Beschäftigte. Zu Frage 3: Aus dem Staatswald sowie aus den von Landesforsten betreuten kommunalen und privaten Forstbetrieben wurden 2011 an die heimische Holzindustrie ca. 1,52 Mio. fm Rohholz, das sind ca. 57 % der gesamten industriell vermarkteten Rohholzmenge (2,65 Mio. fm) verkauft. Hinzu kommen Verkaufsmengen aus dem Privatwald, der nicht von Landesforsten betreut wird. Aktuell verarbeitet die rheinland-pfälzische Holzindustrie nahezu ausschließlich Nadelholz. Die Sägekapazität der einheimischen Betriebe übersteigt die nachhaltig mögliche Liefermenge aus rheinland-pfälzischen Wäldern mindestens um das Doppelte mit der Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 11. Dezember 2012 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/1803 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Folge, dass um das Nadelsägeholz ein harter Wettbewerb entbrannt ist, der sich weiter verschärfen wird. Diese Situation ergibt sich aktuell in allen Bundesländern, weil im Bereich der Sägeindustrie insgesamt ganz erhebliche Überkapazitäten vorhanden sind. Die für die Absatzmöglichkeiten der Sägeindustrie entscheidende Holzbaubranche ist seit einigen Jahren von erheblichen Strukturwandeltendenzen geprägt. Neue veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen im Kontext der Globalisierung, Internationalisierung , ein sich verschärfender Wettbewerb bei gleichzeitig schrumpfenden Heimatmärkten, soziodemografische Entwicklungen sowie Innovationsdruck stellen die Holzbauunternehmen vor neue Herausforderungen. Auch die Sägeindustrie wird sich diesen Herausforderungen durch Investitionen in neue Produkte – insbesondere auch im Laubholzbereich – stellen müssen. Zu Frage 4: Aus dem Staatswald sowie aus den von Landesforsten betreuten kommunalen und privaten Forstbetrieben wurden 2011 an Betriebe der Holzindustrie außerhalb des Landes ca. 1,13 Mio. fm Rohholz, das sind ca. 43 % der gesamten industriell vermarkteten Rohholzmenge (2,65 Mio. fm) verkauft. Mehr als die Hälfte (0,59 Mio. fm) der Exportmenge besteht aus Nadel- und Laubindustrieholz, für das es in Rheinland-Pfalz nahezu keine Verarbeitungskapazitäten gibt (siehe Antwort zu Frage 3). Zu Frage 5: Rund 92 % (1,4 Mio. fm) des im Jahr 2011 aus dem Staatswald sowie aus den von Landesforsten betreuten kommunalen und privaten Forstbetrieben an rheinland-pfälzische Betriebe der Holzindustrie gelieferten Rohholzes ist Nadelholz (Baumarten Fichte, Douglasie, Kiefer, Lärche), davon entfallen mehr als 86 % auf die Baumarten Fichte und Douglasie (1,2 Mio. fm). Der Durchschnittspreis des über Landesforsten vermarkteten sägefähigen Nadel-Stammholzes lag 2011 bei ca. 70 €. Zu Frage 6: Für die Rohstoffversorgung der heimischen Sägeindustrie ist derzeit nahezu ausschließlich die Menge an verfügbarem Nadelholz und hier wiederum im Wesentlichen die Baumart Fichte maßgebend. Das endgültige Gebiet eines Nationalparks steht noch nicht fest. Im Bereich der Suchkulisse Hochwald-Idarwald läuft der Beteiligungsprozess zurzeit noch. Je nach Gebietszuschnitt können dort Fichtenbestände mit einer aktuellen jährlichen Erntemenge von 20 000 bis 40 000 fm, im Mittel 30 000 fm betroffen sein. Der Anteil des verwertbaren Sägeholzes beträgt erfahrungsgemäß rund 65 % der Erntemenge, das sind ca. 18 000 fm, die nach Abschluss der auf 30 Jahre geplanten Entwicklungsphase des Nationalparks dauerhaft nicht mehr zur Verfügung stehen würden. Die diesbezüglichen Vermarktungsmengen, die an die Werke im Bereich Morbach verkauft werden, entsprechen ca. 1,5 % der dortigen jährlichen Gesamtverarbeitung. Unabhängig von der Einrichtung eines Nationalparks wird jedoch die jährlich für die Holzindustrie verfügbare Menge an Fichtenrohholz in Rheinland-Pfalz standort- und klimabedingt sowie infolge absehbarer Kalamitäten in allen Fichtengebieten des Landes im gleichen Zeitraum deutlich zurückgehen, d. h. die derzeitigen Produktionsmengen im Wald werden mittelfristig nicht zu halten sein. Parallel zur Ausweisung des Nationalparks verfolgt das Land dennoch ein Rohstoffsicherungskonzept, in dem einerseits vermarktungshemmende Strukturschwächen im Kleinstprivatwald überwunden werden sollen und andererseits ausgehend von den vorliegenden Klimaszenarien Waldbaustrategien weiterzuentwickeln sind. Zu Frage 7: Aktuell verarbeitet die rheinland-pfälzische Holzindustrie nahezu ausschließlich Nadelholz. Die Sägekapazität dieser Betriebe übersteigt die absetzbare Menge deutlich. Diese Situation ergibt sich aktuell in allen Bundesländern. Als Reaktion versuchen derzeit viele Sägebetriebe auf einem individuellen „Mindestproduktionsniveau“ wirtschaftlich zu überleben. Der Aufbau einer gesunden und leistungsfähigen Laubholzsägeindustrie wird daher für Rheinland-Pfalz von essenzieller Bedeutung sein. Es wird erwartet, dass noch in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz wieder zwei Laubholz verarbeitende Betriebe ihre Produktion aufnehmen werden, deren Sägekapazität allerdings nur einen Bruchteil des durch Landesforsten lieferbaren Laubstammholzes ausmacht . Entscheidend für eine Ausweitung der Sägekapazitäten im Laubholz wird die Bereitschaft der Betriebe sein, in hochwertige und marktfähige Laubholzprodukte zu investieren und damit langfristig die Abhängigkeit vom Nadelholz zu reduzieren. Die Entwicklung der TU München im Bereich „Brettschichtholz aus Buche“ zeigt, dass es auch in kurzer Zeit möglich ist, für die Forstwirtschaft , die Laubschnittholzindustrie und den Holzleimbau neue und interessante Produkte zu schaffen. Ulrike Höfken Staatsministerin