Drucksache 16/1836 30. 11. 2012 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Wolfgang Schwarz, Thorsten Wehner, Kathrin Anklam-Trapp, Monika Fink, Martin Haller, Michael Hüttner und Marcel Hürter (SPD) und A n t w o r t des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Bilanz der Weinlese und Weinernte – Weinjahrgang 2012 Die Kleine Anfrage 1191 vom 8. November 2012 hat folgenden Wortlaut: Beim Weinjahrgang 2012 werden in Rheinland-Pfalz nach Meinung von Fachleuten ähnlich wie 2011 sehr gute Qualitäten erwartet . Erstklassige Traubenqualitäten und ein sehr guter Gesundheitszustand der Trauben bieten auch in diesem Jahr gute Voraussetzungen für herausragende Weine in allen Qualitätsstufen. Wir fragen die Landesregierung: 1. Wie bilanziert die Landesregierung die Ergebnisse der Weinlese bzw. Weinernte 2012 der rheinland-pfälzischen Weinanbauge- biete von Ahr, Mittelrhein, Mosel, Nahe, Rhein hes sen und der Pfalz? 2. Welche Voraussetzungen sieht die Landesregierung im Einzelnen gegeben, dass auch für den Weinjahrgang 2012 herausragende rheinland-pfälzische Weine erwartet werden können? 3. Wie beurteilt die Landesregierung die aktuelle Marktlage für rheinland-pfälzische Weine im Hinblick auf Preise und Qualität? 4. Wie bewertet die Landesregierung aktuell die Entwicklung des globalen Weinkonsums der Top-10-Weinkonsumentenländer, wie sie anlässlich des 35. Weltkongresses der OIV für Rebe und Wein 2012 vom Generaldirektor der OIV zum weltweiten Weinbau für das Jahr 2011 vorgestellt wurden, im Hinblick auf Zusammenarbeit und Export für die rheinland-pfälzische Weinwirtschaft ? Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 29. November 2012 wie folgt beantwortet: Zu Frage 1: Trotz schlechterem Blüteverlauf, einem teilweise zu unbeständigen Sommer und zu wenigen Niederschlägen in der Reifezeit der Trauben konnten die Winzer in diesem Jahr einen sehr guten Weinjahrgang ernten. Vielfach hat sich die Qualitätsarbeit im Weinberg auf dieses Ergebnis ausgewirkt. Ohne näher auf gebietliche Besonderheiten oder einzelne Rebsorten einzugehen, kann der Jahrgang 2012 aus rheinland-pfälzischer Sicht insgesamt als erfolgreich hinsichtlich der Qualitäten angesehen werden. Bezüglich der Mengen gibt es unterschiedliche Erwartungen. Sicher ist jedoch, dass mit einem Mengenminus gegenüber dem Vorjahr von rund fünf Prozent gerechnet werden muss. Deutschlandweit wird eine Weinernte von rund 9,25 Mio. Hektoliter erwartet . Auch Rheinland-Pfalz geht von einem unterdurchschnittlichen Mengenertrag von rund 6 Mio. Hektolitern aus. Positiv sind die Bewertungen der geernteten Weinqualitäten. Diese knüpfen nach Expertenmeinung nahtlos an den 2011er Jahrgang an. Zu Frage 2: Die Bedingungen der Traubenreife, der Ernte und erster Schritte der Vinifikation sind in diesem Jahr als gut zu werten. Laut Expertenberichten aus den Anbauregionen wird mit einem unproblematischen Jahrgang 2012 gerechnet. Erwartet werden fruchtbetonte, gut ausbalancierte Weißweine sowie farbintensive und gehaltvolle Rotweine. Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 21. Dezember 2012 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/1836 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Zu Frage 3: Der Gesundheitszustand der Trauben und der Reifegrad (physiologische Reife) werden insgesamt für den aktuellen Jahrgang gut eingeschätzt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann von einer qualitativ und bedingt quantitativ kontinuierlichen Marktbeschickung ausgegangen werden. Hinsichtlich der Weine können die Winzer auf Qualitäten zurückgreifen, die denen der letzten Jahre entsprechen oder an diese heranreichen. Zu beobachten sind derzeit stabile Most- und Fassweinpreise sowie eine verhaltene Abgabebereitschaft seitens der Winzer. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurden mit rund 510 000 Hektolitern nur etwa die Hälfte der Most- und Jungweinmengen gehandelt . Seit Beginn der Weinlese ist eine leicht steigende Preistendenz zu beobachten. Für weiße Qualitätsweine aus dem 2012er Jahrgang werden durchschnittlich 80 bis 90 Euro/Hektoliter gezahlt. Für Moste und Jungweine der Rebsorte Riesling können bis zu 110 Euro je Hektoliter erzielt werden, weiße Burgundersorten rangieren bei rund 120 Euro/Hektoliter. Auch die Rotweine (Spätburgunder: 100 bis 110 Euro/Hektoliter und Dornfelder 80 Euro/Hektoliter) tendieren stabil auf gutem Niveau. Inwieweit sich dies auf die zukünftige Marktentwicklung im In- und Ausland auswirken wird, ist derzeit nur schwer abzuschätzen. Insgesamt ist zu erwarten, dass sich die heimischen Weine im Markt behaupten. Zu Frage 4: Europaweit wird in diesem Jahr von einer deutlich niedrigeren Ernte mit schätzungsweise 145,5 Mio. Hektolitern ausgegangen. Weltweit wird eine gegenüber dem Vorjahr um sechs Prozent kleinere Erntemenge von rund 248 Mio. Hektolitern erwartet. In den Hauptproduzentenländern Italien, Frankreich und Spanien sind die Rebflächen in den vergangenen Jahren zurückgegangen, der überwiegende Teil der Neue-Welt-Länder befindet sich eher in einer Konsolidierungsphase. Wegen der insgesamt zu beobachtenden Angebotsverknappung sind für deutsche und rheinland-pfälzische Weine keine Vermarktungsschwierigkeiten zu erwarten. Der globale Weinkonsum ist im Wachstum begriffen, wenn auch regional sehr unterschiedlich. Neben traditionellen Märkten wie Nordamerika oder Skandinavien sind insbesondere in China beachtliche Konsumzuwächse zu beobachten. In diesen Märkten sind deutsche Exportunternehmen und ihre Produkte traditionell stark vertreten oder im Falle China dabei, diesen Markt für heimische Weine zu erschließen. Besonders wichtig sind dabei die wachsenden Märkte außerhalb der EU. Länder wie Frankreich, Italien und Spanien exportieren zunehmend mehr Weine, da der Inlandskonsum rückläufig ist. Dies verschärft auch den Wettbewerb zu den Weinen aus RheinlandPfalz . Durch das Absatzförderungsprogramm auf Drittlandsmärkten im Rahmen der gemeinsamen Weinmarktordnung werden für exportorientierte Unternehmen der Weinwirtschaft hier besondere Voraussetzungen geschaffen, um die Absatzaktivitäten in den Nicht-EU-Ländern weiter zu stimulieren. Ulrike Höfken Staatsministerin