Drucksache 16/1934 zu Drucksache 16/1785 21. 12. 2012 A n t w o r t des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten auf die Große Anfrage der Fraktion der CDU – Drucksache 16/1785 – Kenntnisse und Fertigkeiten zum Umgang mit Lebensmitteln und zu gesunder Ernährung in Rheinland-Pfalz Die Große Anfrage vom 8. November 2012 hat folgenden Wortlaut: Stärkung und Gesundheitsförderung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, an der sich alle beteiligen sollten. Durch Strategien der Gesundheitsförderung können wirkungsvolle Maßnahmen erreicht werden. In einem umfassenden Ansatz nimmt Ernährungsbildung im Sinne eines Gesundheits- und Haushaltsmanagements einen zentralen Stellenwert ein. Aus dem Umweltund Jugendministerium wurde jetzt gefordert, gesunde Ernährung an Kindertagesstätten und Schulen noch stärker zum Thema zu machen. Diese Forderung weist damit auf Defizite in der bisherigen Landespolitik hin. Das ist insoweit bemerkenswert, als der Landtag in der vergangenen Wahlperiode einstimmig einen Antrag zum Thema Gesundheits- und Haushaltsmanagement an Schulen (Drucksache 15/3533) beschlossen hatte. Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung: 1. In welchem Umfang ist die Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten zum Umgang mit Lebensmitteln und zu gesunder Ernährung in Rheinland-Pfalz Gegenstand der a) frühkindlichen Förderung, b) schulischen Erziehung, c) Schülerarbeit, d) Elternarbeit, e) Jugendarbeit und Jugendbildung, f) Erwachsenenbildung, g) Familienbildung, h) Verbraucherberatung und Verbraucherbildung und i) Ehrenamtsförderung und Ehrenamtsbildung? 2. In welchem Umfang erfolgt hierfür jeweils Landesförderung? 3. Inwieweit handelt es sich hierbei um Modellprojekte oder Regelförderung? 4. Welchen Anteil nimmt die Landesförderung an die Gesamtförderung der jeweiligen Bildungsarbeit ein? 5. Welche Fragen und Themen werden jeweils insbesondere behandelt und gefördert? 6. Wie ist das Thema in die Bildungsarbeit integriert? Wie und durch wen werden Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt? 7. Welchen Stellenwert in der Bildungsarbeit nimmt das Thema jeweils ein? 8. Welche Ziele werden mit der Arbeit und der Förderung verfolgt? 9. Welche Zielgruppen sollen damit insbesondere erreicht werden? 10. Inwieweit erfolgt eine Erfolgsmessung der Arbeit und der Förderung? Welche Ergebnisse liegen vor? 11. Welche Defizite gibt es noch? Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 30. Januar 2013 LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/1934 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode 12. Welchen weiteren Handlungs- und Förderungsbedarf sieht die Landesregierung? 13. Welche Verbesserungsvorschläge und Forderungen liegen vor? Welche Haltung nimmt die Landesregierung dazu ein? 14. Welches ist der Stand der Umsetzung des Landtagsbeschlusses zum gemeinsamen Antrag der Fraktionen von CDU, SPD und FDP betreffend Gesundheits- und Haushaltsmanagement an Schulen (Drucksache 15/3533)? 15. Was wurde konkret zur Umsetzung unternommen? 16. Was ist erreicht? Wie viele Stunden gibt es in den Schulen heute tatsächlich, die das Thema behandeln? 17. Was bleibt noch zu tun? 18. Welche Vorhaben verfolgt die Landesregierung? 19. Wie sieht die Zeitplanung hierfür aus? 2 Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten hat die Große Anfrage namens der Landesregierung – Zuleitungsschreiben des Chefs der Staatskanzlei vom 21. Dezember 2012 – wie folgt beantwortet: Ernährungsmitbedingte Krankheiten sind heute für rund zwei Drittel aller Leistungen und Kosten im Gesundheitssystem verantwortlich . Rund 60 % der Erwachsenen und 15 % der Kinder sind inzwischen übergewichtig. Aber auch die Auswirkungen des derzeitigen Essverhaltens auf Klima, Tierschutz und Welternährung machen ein Umsteuern im Ernährungsverhalten nötig. Ernährungsbildung ist ein Schlüssel, um Kompetenzen zu gesunder Ernährung zu vermitteln und mehr Wertschätzung und einen bewussteren Umgang mit Lebensmitteln zu erreichen. Die Ernährungsbildung und die Information über Lebensmittel und deren Herkunft nehmen daher in der Politik der Landesregierung einen hohen Stellenwert ein. Die zahlreichen Maßnahmen zeigen, dass Ernährungsbildung als Querschnittsthema in allen Bildungsbereichen verankert ist und zusätzlich in gezielten Initiativen aufgegriffen wird. Die Maßnahmen wurden seit 2011 weiter verstärkt. Vor diesem Hintergrund beantworte ich die vorgenannte Große Anfrage namens der Landesregierung wie folgt: 1.  In welchem Umfang  ist  die Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten  zum Umgang mit Lebensmitteln und  zu  gesunder Ernährung in Rheinland-Pfalz Gegenstand der a) frühkindlichen Förderung, b) schulischen Erziehung, c) Schülerarbeit, d) Elternarbeit, e) Jugendarbeit und Jugendbildung, f) Erwachsenenbildung, g) Familienbildung, h) Verbraucherberatung und Verbraucherbildung und i) Ehrenamtsförderung und Ehrenamtsbildung? 2.  In welchem Umfang erfolgt hierfür jeweils Landesförderung? 3.  Inwieweit handelt es sich hierbei um Modellprojekte oder Regelförderung? 4.  Welchen Anteil nimmt die Landesförderung an die Gesamtförderung der jeweiligen Bildungsarbeit ein? (Die Fragen 1 bis 4 werden als thematische Einheit begriffen und entsprechend beantwortet. Soweit möglich, werden Kosten den Maßnahmen zugeordnet.) a) frühkindliche Förderung e) Jugendarbeit und Jugendbildung Ernährung als Thema in der Kinder- und Jugendhilfe Grundsätzlich gilt, dass die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe den Anspruch haben, einen Beitrag zur gesundheitsbezogenen Prävention zu leisten. Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe ist es, die Kinder und Jugendlichen dabei zu unterstützen, ihr Leben autonom zu führen und die unterschiedlichen Herausforderungen angemessen zu bewältigen. Dazu gehören auch Beiträge zur gesunden Ernährung. Dabei handelt es sich um ein altersgruppenübergreifendes Thema, das von den jeweiligen Trägern der freien wie öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe altersgruppenspezifisch aufbereitet werden muss. Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1934 Nur der geringste Teil der Beiträge erfolgt dabei über die Projektebene. Gesundheitsförderung mit der Förderung des achtsamen Umgangs mit dem eigenen Körper und einer gesunden Ernährung zu stärken, ist immanenter Bestandteil der Entwicklungsförderung junger Menschen und entfaltet die größte Wirkung, wenn sie in die Alltagsgestaltung einfließt und durchgängiges Handlungsprinzip ist. Wie wichtig es ist, bereits im frühen Alter Kindern die Grundlagen für ein gesundes und genussreiches Essverhalten zu vermitteln, macht auch der 13. Kinder- und Jugendbericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland deutlich. Das Land Rheinland-Pfalz unterstützt im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe die Arbeit der Träger auf unterschiedlichen Ebenen wie der Herausgabe von Empfehlungen, Grundlagen der Qualitätsentwicklung, der Förderung der Fortbildung pädagogischer Fachkräfte , der Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren und der Identifikation von Beispielen guter Praxis sowie der Förderung von Projekten im Sinne der Impulsgebung. Bildungs- und Erziehungsempfehlungen für Kindertagesstätten Für die Umsetzung von Beiträgen zur gesunden Ernährung im Kitabereich sind die Bildungs- und Erziehungsempfehlungen für Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz grundlegend. Seit 2004 bilden sie die Basis der Qualitätsentwicklung in den Kindertagestätten in unterschiedlicher Trägerschaft für die frühpädagogische Förderung. So werden die Themen „Körper – Gesundheit – Sexualität“ als wichtige Bildungs- und Erziehungsbereiche auf- und ausgeführt. Danach sollen Kinder in der Kita Grundlagen einer gesunden Ernährung kennenlernen. Sie sollen zudem mit saisonalen und regionalen Nahrungsmitteln vertraut gemacht sowie an Einkäufen und an der Zubereitung von Speisen beteiligt werden. Weitergehendes Ziel ist es, die Kinder bei der Entwicklung von Verantwortung im Umgang mit dem eigenen Körper, dessen Pflege und präventiven Maßnahmen zur Gesunderhaltung zu unterstützen und sie zu stärken in der Ausbildung eines guten Körpergefühls. Darüber hinaus formuliert auch der Bildungsbereich „Naturerfahrung – Ökologie“ in den Bildungs- und Erziehungsempfehlungen Ziele zum Umgang mit Lebensmitteln und dem Thema „Gesunde Ernährung“. So soll z. B. Kindern eine ausgeglichene Ernährung nahegebracht werden in dem Sinne, dass der gesundheitliche Nutzen eines ökologisch einwandfreien Anbaus und die Herstellung von Lebensmitteln unmittelbar erlebbar gemacht werden. Die Bildung zur nachhaltigen Erziehung ist inzwischen in der Fachdebatte aufgenommen. Fortbildungen im Bereich Kita und Tagespflege Im Rahmen des Landesfortbildungsprogramms zum Zertifikat „Zukunftschance Kinder – Bildung von Anfang an“ werden seit 2006 Fortbildungen zu diesem Bildungsbereich gefördert. Ein Teil dieser Fortbildungen befasst sich speziell mit gesunder Ernährung, in anderen Fortbildungen wird dieses Thema mit weiteren Themen aus dem Gesundheitsspektrum verknüpft. Fortbildungen werden sowohl von anerkannten Fortbildungsanbietern wie Volkshochschulen und Familienbildungsstätten angeboten als auch in Form von Teamfortbildungen mit freiberuflichen Referentinnen und Referenten durchgeführt. Im Bereich der Fortbildung für Fachkräfte in Kindertagesstätten werden jährlich durch das Land Fördermittel i. H. v. 1,2 Millionen Euro bereitgestellt. Die Verteilung der Mittel richtet sich nach den Anträgen, die auf Grundlage des breitgefächerten Fortbildungscurriculums gestellt werden. Der Umfang der Landesförderung für bestimmte Themen ist entsprechend variabel und richtet sich nach Angebot und Nachfrage für die entsprechenden Fortbildungsinhalte. Auch mit Blick auf die Tagespflege wird das Thema „Gesunde Ernährung“ aufgegriffen. In den vom Land geförderten Qualifizierungsmaßnahmen für Tagespflegepersonen wurden drei Unterrichtseinheiten zum Thema „Ernährung in der Kindertagespflege“ aufgenommen. Des Weiteren können im Rahmen von Fortbildungen, die vom Land gefördert werden, auch Module zum Thema „Ernährung etc.“ eingebracht werden. Die Fortbildungsförderung für pädagogische Fachkräfte in Kitas ist langfristig angelegt und erfolgt auf Grundlage einer entsprechenden Verwaltungsvorschrift. Auch die Förderung der Qualifizierungsmaßnahmen und Fortbildung im Bereich der Tagespflege als auch Kita!Plus erfolgt auf der Grundlage von Förderkriterien und ist langfristig angelegt. Zur Unterstützung der Aufgabenwahrnehmung der Jugendämter bzw. der Tagespflegepersonen haben aktuell das Ministerium für Justiz und Verbraucherschutz (MJV) und das MIFKJF eine Handreichung zum Thema „Lebensmittelhygiene in der Kindertagespflege “ herausgegeben. Kita!Plus Neu wurde 2012 das Landesprogramm Kita!Plus aufgelegt. Es sieht mehrere Möglichkeiten vor, Kindertagesstätten bei der Ernährungsbildung und Gesundheitsförderung zu unterstützen. So bezieht sich Säule VII „Kita und Ernährung“ dezidiert auf diesen Themenbereich und bietet unter der Federführung des Ernährungsministeriums in Kooperation mit dem Jugendministerium unter dem Motto „Kita isst besser“ sowohl Beratung, Vernetzung, und Coaching als auch finanzielle Unterstützung. 3 Drucksache 16/1934 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Über Kita!Plus Säule I „Kita im Sozialraum“ können gezielt Kindertagesstätten in Wohngebieten mit besonderem Entwicklungsbedarf bei der niedrigschwelligen Elternarbeit unterstützt werden. Im Rahmen der Landesförderung von bis zu jeweils 15 000 Euro im Jahr können Kitas auch Maßnahmen der Ernährungsbildung durchführen, ob Eltern-Kind-Kochprojekte oder die konzeptionelle Weiterentwicklung alternativer Zugänge zum Themenbereich und zu Eltern. Kita!Plus „Kita im Sozialraum“ ist nicht als zeitlich befristete Projektförderung angelegt, sondern wird in den Strukturen des Kita-Systems abgerechnet. 2013 stehen für diese Säule 3 Millionen Euro zur Verfügung. Kita isst besser Die Landesregierung hat im Rahmen der Initiative „Kita isst besser“ ein Coaching-Projekt gestartet. MULEWF und MIFKJF möchten mit diesem Projekt erreichen, dass eine gute, umfassende und nachhaltig wirkende Ernährungsbildung und eine gesundheitsförderliche Ernährung dauerhaft in allen Kitas des Landes etabliert werden. Dazu werden pro Jahr 15 Kitas von einem Coach dabei unterstützt, ein nachhaltiges Ernährungsbildungskonzept für die jeweilige Einrichtung zu entwickeln und zu etablieren. Die Ausbildung der Coaches wird im Wesentlichen durch die Plattform Ernährung und Bewegung (peb) übernommen, der das Land im Jahr 2012 beigetreten ist. Für 2013 ist geplant, den Kitas jeweils bis zu 5 000 Euro für das Projekt zur Verfügung zu stellen. Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung (auch für Fragen 1.b und c relevant) Die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung informiert und berät Verantwortliche für die Verpflegung in Kitas und Schulen in allen Fragen rund um ein gutes, gesundheitsförderliches Essensangebot in den Einrichtungen. Insbesondere sollen die Verantwortlichen dazu motiviert werden, die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für die jeweiligen Verpflegungseinrichtungen zu beachten. Angesprochen werden die für die Verpflegung zuständigen Träger, Verpflegungsanbieter sowie Erzieherinnen und Erzieher, Lehrkräfte und Leitungen der Einrichtungen. Im Jahr 2011 hat die Vernetzungsstelle Schulverpflegung den „Speiseplancheck“ eingeführt: Schulen können ihre Speisepläne einer Auswertung nach den Vorgaben der Qualitätsstandards für die Schulverpflegung der DGE unterziehen. Dafür werden die Speisepläne von 20 nacheinander folgenden Tagen mit den Vorgaben der DGE zur Zusammensetzung der Speisepläne verglichen. Die Ergebnisse jeder Auswertung werden am „runden Tisch“ mit dem Schulträger, der Schule, dem Caterer, der Eltern- und der Schülervertretung besprochen. Eine Beratung, die auch mehrere Termine umfassen kann, schließt sich an. Die Vernetzungsstelle wird aus Bundes- und Landesmitteln finanziert. Im Jahr 2012 standen 32 000 Euro Landesmittel zur Verfügung , im Jahr 2013 stehen bis zu 35 000 Euro zur Verfügung. EU-Schulobstprogramm an Schulen und Kitas (auch für Fragen 1.b und c relevant) Rheinland-Pfalz setzt seit dem Schuljahr 2010/2011 das EU-Schulobstprogramm flächendeckend an allen Grund- und Förderschulen des Landes um. Einmal pro Woche erhalten 165 000 Schülerinnen und Schüler an rund 1 100 Schulen eine Portion Obst oder Gemüse. Dafür setzt das Land bisher 1,2 Millionen Euro pro Jahr ein. Dazu kommt die gleiche Summe als Kofinanzierung von der EU, sodass insgesamt 2,4 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Seit September 2012 wird das EU-Schulobstprogramm in Rheinland-Pfalz nach und nach auch auf Kindertagesstätten ausgeweitet. Dazu sind für 2013 1,5 Millionen Euro zusätzlich eingeplant. Im Rahmen eines Pilotprojekts erhalten derzeit 5 400 Kinder in 77 Kindertagesstätten in Trier und im Landkreis Mainz-Bingen nun ebenfalls einmal pro Woche eine Portion Gemüse oder Obst. Die Teilnahme ist freiwillig, die Kitas haben sich dafür beworben. Ein ganz entscheidender Beitrag zum Erfolg des Schulobstprogramms ist die begleitende Durchführung von Maßnahmen der Ernährungsbildung. Diese sogenannten flankierenden Maßnahmen sind verpflichtender Bestandteil des EU-Schulobstprogramms. Sie sollen einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass die Kinder die Bedeutung von Gemüse und Obst im Rahmen einer gesunden Ernährung erkennen, dass die Kinder die Vielfalt der Gemüse- und Obstarten kennenlernen, dass die Kinder die heimischen Produkte und deren Saisonzeiten kennen und dass die Kinder wissen, wie man überhaupt mit Gemüse und Obst umgeht – wie man es erntet, lagert, vorbereitet, zubereitet, isst. Schließlich sollen die Kinder auch eine Wertschätzung für die Produkte entwickeln und die Vielfalt von Gemüse und Obst in den täglichen Mahlzeiten genießen. Die am Schulobstprogramm teilnehmenden Kitas und Schulen sind verpflichtet, pädagogische Begleitmaßnahmen durchzuführen und die Durchführung zu dokumentieren. Welche Maßnahmen das sind, entscheiden die Lehrkräfte bzw. die Erzieherinnen und Erzieher selbst, denn die Maßnahmen müssen auch in das Konzept und zu den Rahmenbedingungen der Einrichtungen passen. MBWWK und die Vernetzungsstelle Schul- und Kitaverpflegung haben jeweils umfangreiche Listen mit Empfehlungen und Anregungen für begleitende Ernährungsbildungsmaßnahmen in Schulen und Kitas zusammengestellt und allen teilnehmenden Einrichtungen zur Verfügung gestellt. 4 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1934 5 Maßnahmen der Landeszentrale für Gesundheitsförderung (LZG) Im vom Jugendministerium geförderten Projekt „Lokale Ernährungsnetze für Spiel- und Lernstuben“ stellen interessierte Spielund Lernstuben (SLS) und ihre jeweiligen Träger gemeinsam mit der Landeszentrale für Gesundheitsförderung Rheinland-Pfalz (LZG) je nach örtlicher Voraussetzung mögliche lokale und regionale Partner vor Ort zum Thema „Gesunde Mittagsverpflegung“ zusammen (bspw. Bäcker, Kantinen, Supermärkte), um Partnerinnen und Partner für eine Kooperation („ein lokales Ernährungsnetz “) mit der SLS zu finden. Ziel der „Lokalen Ernährungsnetze“ ist es, Kooperationen zwischen den Trägern/-innen/SLS und den möglichen Partnern zum Thema „Gesunde Mittagsverpflegung“ bei Übereinkommen zu schließen und Fragen bezüglich der Kooperationsrahmenbedingungen zu klären. Zusätzliches Element ist die Unterstützung der Spiel- und Lernstube durch die Förderung eines am individuellen Bedarf orientierten Gesundheitsbausteins z. B. in Form von Eltern-Kind-Kochkursen. Ergänzend wurden ein Praxisordner und eine Praxiskiste zum Thema der gesunden Ernährung herausgegeben. Der begleitende Praxisordner „Gesunde Ernährung in der SLS“ enthält wichtige Informationen zu u. a. folgenden Themen: – Finanzierungsmöglichkeiten für die Umsetzung von Gesundheitsförderungsmaßnahmen in der Spiel- und Lernstube – Partner zum Thema Gesundheit/Gesunde Ernährung – „Gut und günstig essen“ – „Essen als Erlebnis“ bzw. „Essen mit Leib & Seele“ sowie „EssKultur“ – Nachahmenswerte Praxisbeispiele/Netzwerke zu Gesundheit (besonders Ernährung) in SLS. Im Rahmen des Projekts wurde die Erlebniskiste „Ernährung“, die bisher schwerpunktmäßig Material für jüngere Kindergartenund Schulkinder beinhaltete, aktualisiert und um Materialien für ältere Kinder und Jugendliche ergänzt. Sie kann bei der LZG ausgeliehen werden und enthält nun rund hundert Teile in Form von Informations- und Praxisbroschüren. Der 2011 entwickelte Praxisordner sowie die Praxiskiste wurden allen Spiel- und Lernstuben zur Verfügung gestellt. Das Projekt „Gesunde Ernährung in der Spiel- und Lernstube“ wurde vom Jugendministerium zwischen 2010 und 2012 mit 100 000 Euro gefördert. Vernetzung, Transparenz, Wissenstransfer und Qualitätsentwicklung ist das Anliegen des Regionalen Knotens Rheinland-Pfalz „Kindergesundheit in sozial benachteiligten Lebenslagen“, der von der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e. V. (LZG) begleitet wird. Neben der LZG und dem Gesundheits- und Jugendministerium sind in der Steuerungsgruppe vertreten die gesetzlichen Krankenkassen, die kommunalen Spitzenverbände, die Unfallkasse Rheinland-Pfalz, die LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege, Vertreter aus der Wissenschaft und des Vereins Armut und Gesundheit in Deutschland e. V. Der Regionale Knoten dient hier dem Austausch von Erfahrungen und Informationen aus Projekten der Gesundheitsförderung, Familienbildung/-beratung, der Gemeinwesenarbeit und der sozialen Arbeit. Durch Recherche von Praxismodellen und Konzepten , besonders im Setting Familie und Quartier, werden Erfolgskriterien identifiziert und Ziele für eine gute Praxis vereinbart. Eine wirkungsvolle Arbeitsweise soll so unterstützt werden. Im Zuge dieser Arbeit ist das Thema der Ernährungsbildung ein fester Bestandteil. Gefördert wird das Vorhaben vom Jugendministerium seit 2006 mit insgesamt 22 320 Euro. Maßnahmen der Landeszentrale für Umweltaufklärung (LZU) Die Landeszentrale für Umweltaufklärung (LZU) arbeitet seit sieben Jahren intensiv mit Partnern im Elementarbereich. Zu den Maßnahmen zählen die Bereitstellung von Materialien, Fort- und Weiterbildungen für Erzieherinnen und Erzieher sowie Schulungen von ehrenamtlich tätigen Personen, die sich als Betreuerin oder Betreuer für eine KiTa einbringen. „KinderGartenpaten“ ist ein spezielles Projekt zu Garten und Ernährung. Die LZU hat im Rahmen ihrer Arbeit zur Förderung der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE) in den Jahren 2006 bis einschließlich 2012 rund 560 000 Euro für Projekte im Elementarbereich eingesetzt. Ernährung und gesunde Lebensmittel spielten hierbei neben anderen BNE-relevanten Themen eine wichtige Rolle. Der Schwerpunkt BNE im Elementarbereich der LZU ist ein Beitrag des Landes zur UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung und als Dekade-Projekt von der UNESCO auch offiziell anerkannt. Die Bedeutung des Projekts liegt vor allem darin, eine BNE im Elementarbereich in Rheinland-Pfalz systematisch und flächendeckend langfristig zu verankern. In einem Pilotprojekt erprobten im Jahre 2006 mehr als 200 Kitas in Rheinland-Pfalz die Materialsammlung „leben-gestalten-lernen“, eine vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) Bayern erarbeitete und vom nationalen Nachhaltigkeitsrat ausgezeichnete Arbeitshilfe für Erzieherinnen und Erzieher für den täglichen Gebrauch. Mehr als 250 Erzieherinnen und Erzieher haben sich in mittlerweile drei jeweils einjährigen Fortbildungsangeboten zu Fachkräften für eine BNE im Elementarbereich qualifiziert. Diese Frauen und Männer sind sowohl in ihrer eigenen Einrichtung als auch in benachbarten Kitas im Einsatz, um eine BNE bekannt zu machen und über die Angebote zu informieren. Die Kosten betragen ins- Drucksache 16/1934 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode gesamt 167 120 Euro. Eine Gruppe von Absolventinnen und Absolventen hat sich zu dem Netzwerk „BNE im Elementarbereich“ zusammengeschlossen und bietet diese Dienstleistung auch über ihre Region hinaus an. Hierzu wurde ein Faltblatt erstellt und an alle Kitas im Land verschickt. Das Generationennetzwerk Naturtrainer wurde initiiert und zwischenzeitlich etabliert, in dem sich vor allem Seniorinnen und Senioren als ehrenamtliche Paten/Patinnen für dieses Projekt ausbilden lassen. Sie betreuen jeweils ein oder zwei Kindertagesstätten meist in ihrer näheren Umgebung. Die einjährige Ausbildung erfolgt in Kooperation mit dem Naturschutzbund (NABU) Rheinland -Pfalz an drei zentralen Orten im Land. Mittlerweile sind rund einhundert Naturtrainerinnen und Naturtrainer ausgebildet. Wegen der großen Resonanz findet diese Ausbildung in 2013 erneut statt und wird auf vier Orte ausgeweitet. Die Kosten betragen insgesamt 87 400 Euro. In 2012 startete das Projekt KinderGartenpaten, an dem sich sofort 40 Kitas beteiligten. Sie suchten sich jeweils eine erfahrene Gärtnerin oder Gärtner, die bereit waren, ein von der LZU ausgestattetes Hochbeet mit den Kindern ihrer Paten-Kita für mindestens drei Jahre zu betreuen und ihre Erfahrungen als Hausgärtnerin oder -gärtner an die Kinder weiterzugeben. Die ehrenamtlich tätigen Patinnen und Paten wurden vom NABU Rheinland-Pfalz im Auftrag der LZU auch pädagogisch betreut. Neben dem Gärtnern ging es auch um die Verwertung und die Zubereitung der Gartenprodukte mit den Kindern. Jugend(verbands)arbeit Auch im Bereich der Jugend(verbands)arbeit wird das Thema gesunde Ernährung aufgegriffen. Jugendverbände führen politische Bildungsveranstaltungen zu einer Vielzahl an Themen durch. Auch Themen wie Gesundheit und Ernährung werden bearbeitet, hierbei stehen Fragen der Ökologie, der Nachhaltigkeit und der Globalisierung im Mittelpunkt und vor allem in Schulungen ehrenamtlicher Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter spielt das Thema gesunde Ernährung eine große Rolle. Junge Ehrenamtliche werden für die pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen qualifiziert, um diese in regelmäßig stattfindenden wöchentlichen Angeboten vor Ort als auch in Ferienmaßnahmen zu begleiten und zu betreuen. Im Jahr 2011 führten die Mitgliedsverbände des Landesjugendrings über 450 Veranstaltungen zur politischen Bildung mit 11 300 Teilnehmenden sowie 671 Schulungen zur Qualifizierung Ehrenamtlicher mit 12 780 Teilnehmenden durch. Weitere 210 Veranstaltungen zur politischen Bildung (4 974 Teilnehmende) wurden 2011 von Verbänden außerhalb des Landesjugendrings und von sonstigen freien sowie öffentlichen Trägern angeboten, außerdem 182 Schulungen (4 525 Teilnehmende). Eine eindeutige Abgrenzung und zahlenmäßige Ermittlung der Veranstaltungen zu Lebensmitteln und gesunder Ernährung sowie der damit verbundenen Landesförderung ist aufgrund der Struktur und Methode der Angebote (siehe auch Antworten zu den Fragen 6 und 7) nicht zu ermitteln. Die Landesförderung für Maßnahmen der politischen Bildung sowie der Schulung beträgt 7 Euro pro Tag und Teilnehmerin/Teilnehmer. Bei der Landesförderung im Bereich der Jugendverbände handelt es sich um eine Regelförderung . Woche der Kinderrechte Im Sinne der Impulsgebung fand die „Woche der Kinderrechte“ 2011 zum „Recht des Kindes auf Gesundheit“ statt. Die vom Land in Höhe von 41 000 Euro geförderten 70 Einzelmaßnahmen in den Jugendamtsbezirken dienten der Sensibilisierung für das in Artikel 24 der UN-Kinderrechtskonvention festgeschriebene Kinderrecht bzw. dessen Umsetzung. Das Thema der gesunden Ernährung wurde bei den Maßnahmen thematisch entfaltet. b) schulische Erziehung und c) Schülerarbeit  Ernährung als Thema im Unterricht Da sich das Ernährungs- und Bewegungsverhalten in der Regel bereits im Kindesalter herausbildet und einmal erworbene Muster oft ein Leben lang beibehalten werden, kommt einer frühzeitigen, handlungsorientierten Vermittlung von Wissen über die Herkunft und Zusammensetzung der Lebensmittel, über Esskultur, Ernährungsphysiologie und die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Essen und Wohlbefinden sowie Gesundheit und Bewegung eine besondere Bedeutung zu. Eingeübtes und reflektiertes Essverhalten, das mit Kenntnissen und Wissen verknüpft ist, schafft die Grundlagen für eine nachhaltige Gesundheitsorientierung. Ernährungs- und Verbraucherbildung ist daher in Rheinland-Pfalz eine Bildungsaufgabe, die von der Primarstufe bis zum Abschluss in allen Bildungsgängen verankert ist. Sie basiert auf Vorgaben in Lehrplänen bzw. Rahmenlehrplänen unterschiedlicher Fächer sowie auf der Richtlinie Verbraucherbildung an allgemeinbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz. Fächer mit besonderem Bezug und Verantwortung zur Ernährungsund Verbraucherbildung sind Biologie und Chemie, Hauswirtschaft und Sozialwesen, Technik und Naturwissenschaften sowie Sozialkunde und Erdkunde beziehungsweise Gesellschaftslehre, Religion und Ethik. Grundlagen der Ernährungs- und Verbraucherbildung werden schon in der Grundschule gelegt. Im Sachunterricht erfolgt der Zugang über die Erfahrungsbereiche: – „Natürliche Phänomene und Gegebenheiten“ – Perspektive Natur (den eigenen Körper kennen und sorgsam mit ihm umgehen; einen respektvollen Umgang mit der Natur anstreben) 6 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1934 – „Ich und andere“ – Perspektive Gesellschaft (Konsumangebote reflektiert nutzen, Kosten und Nutzen bei der Befriedigung von Wünschen und Bedürfnissen abwägen und dabei neben persönlichen und sozialen auch ökologische und ökonomische Bedingungen und Auswirkungen einbeziehen) – „Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft“ – Perspektive Zeit (Veränderungen menschlicher Gewohnheiten, Bedürfnisse und Lebensumstände an ausgewählten Beispielen erkennen) Die Verwaltungsvorschrift „Unterrichtsorganisation in der Grundschule“ (Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend vom 14. Juli 2004, 944 B – Tgb.Nr. 1439/04) legt für den Lernbereich Deutsch/Sachunterricht folgende Zeitanteile fest: Klassenstufen Zeitanteile Lehrerwochenpro Woche stunden 1 325 min 6,5 2 375 min 7,5 3 500 min 10 4 500 min 10 Der Sachunterricht wird als integrativer Lernbereich betrachtet und ist daher notwendig fächerübergreifend, mehrperspektivisch und projektbezogen angelegt. Der Rahmenlehrplan Naturwissenschaften für die weiterführenden Schulen in Rheinland-Pfalz orientiert sich an den seit 2004 gültigen nationalen Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss. Er baut auf dem Teilrahmenplan Sachkunde der Grundschule auf. Die Auswahl der verbindlichen Fachinhalte der Orientierungsstufe bereitet den Unterricht der Mittelstufe vor. Der Rahmenlehrplan Naturwissenschaften der Orientierungsstufe nimmt in sechs Themenfeldern Bezug zum Thema Ernährung: – Themenfeld 1: Von den Sinnen zum Messen: Tast-, Temperatur-, Hör-, Seh-, Geschmacks-, Geruchssinn – Themenfeld 3: Bewegung zu Wasser, zu Lande und in der Luft: Energie der Nährstoffe, Nährstoffbedarf der Körperzellen, Nähr- stoffspeicher – Themenfeld 4: Pflanzen, Tiere, Lebensräume: Ökosysteme, Nahrungsketten, Artenvielfalt, Zuchtwahl und Züchtung, artge- rechte Tierhaltung, Tierschutzgesetz, Umweltschutz, Artenschutz – Themenfeld 5: Sonne, Wetter, Jahreszeiten: Photosynthese, Stoffaufbau von Pflanzen, Energieumwandlung, Anpassung an Um- weltbedingungen – Themenfeld 7: Stoffe im Alltag: Brennstoffe, Nährstoffe, Energieumwandlung, Stofftrennung, Recycling – Themenfeld 8: Körper und Gesundheit: Ausgewogene Versorgung des Körpers mit Nährstoffen (als Energieträger und zum Auf- bau des Körpers) und mit Vitaminen und Mineralstoffen, Folgen einseitiger Ernährung (z. B. Diabetes und Gefäßkrankheiten), Verdauungsorgane, Sport und Bewegung, Nährstoffe, Vitamine, Mineralstoffe. In den Klassenstufen 7 bis 10 der Realschule plus werden im Bildungsgang zur Erlangung der Berufsreife in der Klassenstufe 7 die Wechselbeziehungen von Pflanzen, Tieren und unbelebter Natur in einem Ökosystem behandelt. In Klasse 8 stehen der Bau, die Leistungen und die Gesunderhaltung der Organe auf dem Lehrplan. Im Bildungsgang zur Erlangung des qualifizierten Sekundarabschlusses I werden in der Klassenstufe 7 ebenfalls Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen, Tieren und unbelebter Natur in einem Ökosystem behandelt. In Klassenstufe 9 beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit Stoffwechselvorgängen, in Klassenstufe 10 mit den Nährstoffen. Im Gymnasium werden in der Klasse 7 die Themen Pflanzen und Tiere und ihre Wechselbeziehungen in einem Ökosystem behandelt , in Klasse 8 die Sinnesorgane sowie das Nerven- und Hormonsystem und in Klasse 10 der Stoffwechsel des Menschen. Allen Lehrplänen der Sekundarstufe I sind Erfahrungsfelder zum fächerübergreifenden und fächerverbindenden Unterricht (Biologie , Chemie, Physik, Deutsch, Sport, Ethik, Religion) beigefügt. Einen intensiven Bezug zum Thema Lebensmittel und Ernährungsbildung weisen folgende Erfahrungsfelder auf: – Umgang mit der belebten Natur (einen Schulgarten anlegen, Konservieren von Lebensmitteln, verantwortungsbewusster Um- gang mit Hausmüll, vom Einkaufen zum Wegwerfen) – Boden (Bedeutung des Stickstoffs für die Ernährung, Bodenfruchtbarkeit) – Selbstfindung (körperliches und seelisches Wohlbefinden, Leistungsgrenzen des Körpers) – Gesundheit und Lebensführung (gesundheitsförderliche Ernährung, Hygienemaßnahmen, verantwortungsvoller Umgang mit dem eigenen Körper) – Zukunftsvisionen und -perspektiven (Züchtung, Gentechnologie) – Konsum und Verzicht (verantwortungsbewusster Umgang mit der Umwelt und sich selbst, Werbung, nachhaltiger Konsum, Fleischkonsum und Tierhaltung etc.). In der gymnasialen Oberstufe findet sich im Lehrplan im Leitthema 2 „Stoffwechsel & Energiefluss lebender Systeme“ ein Bezug zu den Themen Ernährung, Energiehaushalt, Grund- und Leistungsumsatz, Gesundheit und Krankheit. 7 Drucksache 16/1934 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Einen Bezug zum Thema „Ernährung“ gibt es in der Integrierten Gesamtschule (IGS) neben dem Unterricht im Fach Naturwissenschaften bzw. Biologie (Rahmenlehrplan Naturwissenschaften für die Orientierungsstufe bzw. Rahmenlehrplan Biologie Sekundarstufe I), in den Wahlpflichtfächern „Sport und Gesundheit“, „Mensch, Wirtschaft, Soziales“ bzw. „Ernährung, Gesundheit, Soziales“, „Hauswirtschaft/Arbeitslehre und Sozialwesen“, „Wirtschaft, Ernährung, Gesundheit und Arbeit“ und „Familienhauswesen “ sowie „Ökologie“. Das Wahlpflichtfach wird ab der Klassenstufe 6 vierstündig unterrichtet. In der Profiloberstufe werden die Kenntnisse in den Profilen Globalisierung (Englisch und Sozialkunde als Leistungskurs und Mathematik als Grundkurs) sowie Ökologie (Biologie und Erdkunde als Leistungskurs und Chemie als Grundkurs) vertieft. An den Schulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen werden unter dem Aspekt „Gesundheitserziehung“ Themen aus dem Bereich Ernährung und Lebensmittel altersgerecht in jeder Klassenstufe aufgegriffen. Darüber hinaus ist das Unterrichtsfach Arbeitslehre, das als einen Schwerpunkt den Bereich „Haushalt“ beinhaltet, Bestandteil der Stundentafel für Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen und damit für alle Schülerinnen und Schüler in den Klassenstufen 7 bis 9 bzw. 10 verpflichtend: In der Lernstufe 7 machen sich die Schülerinnen und Schüler mit der Nahrungszubereitung und Ernährung sowie deren Grundlagen und Grundtechniken vertraut. Dies wird in der Lernstufe 8 durch die Nahrungszubereitung unter Berücksichtigung des Nährwertes und in der Lernstufe 9 durch die globale Betrachtung der Bedeutung der Ernährung ergänzt und vertieft. Das Wahlpflichtfach Hauswirtschaft und Sozialwesen der Realschule plus nimmt das häusliche, soziale, gesellschaftliche und berufliche Umfeld in seiner Gesamtheit in den Blick, um einen eigenen Lebensstil zu entwickeln (gesundheitsförderlich/sozial verantwortlich /bedürfnisgerecht), persönliche Ressourcen effektiv einsetzen zu können und Strategien zu entwickeln, Beruf und Leben in Einklang zu bringen. Die Schüler/-innen übernehmen in den Bereichen Haushaltsmanagement, Gesundheit, Ernährung, Wohnen, erzieherisches Handeln, Konfliktmanagement, Freizeit, Umwelt und Gesellschaft Verantwortung für sich und andere. Da alle Schülerinnen und Schüler ab der Klassenstufe 7 ein Wahlpflichtfach wählen, welches den individuellen Neigungen und Interessen entspricht, wird in der Klassenstufe 6 an allen Realschulen plus eine Orientierungsphase angeboten. Das Orientierungsangebot umfasst vier Wochenstunden und beinhaltet die Fächer Hauswirtschaft und Sozialwesen, Technik und Naturwissenschaften und Wirtschaft und Verwaltung. Von der Klassenstufe 7 bis 10 werden insgesamt 14 Wochenstunden im Wahlpflichtbereich unterrichtet. Zahlreiche landesweite Maßnahmen und Projekte im Bereich der Ernährungsbildung ergänzen das unterrichtliche Angebot: Ernährungsführerschein und SchmExperten Der Ernährungsführerschein ist ein Unterrichtskonzept des aid-Infodienst Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz e. V. (Bonn) für die dritte und vierte Klasse, bei dem der praktische Umgang mit Lebensmitteln und Küchengeräten im Mittelpunkt steht. In sechs bis sieben Doppelstunden bereiten die Schülerinnen und Schüler Salate, fruchtige Quarkspeisen und andere kleine Gerichte zu. Es besteht die Möglichkeit, dass eine qualifizierte und aid-geschulte Fachkraft vor Ort die Durchführung des Projekts begleitet. Die externen Fachkräfte sind erfahrene hauswirtschaftlich ausgebildete Landfrauen und Gesundheitsförderer des Programms „Klasse2000“. Erweitert wurde das Konzept jetzt für die 5. und 6. Klasse mit dem Programm „SchmExperten“. Die Schülerinnen und Schüler bereiten selbstständig einfache, schmackhafte und variierbare Speisen zu. Der praktische Umgang mit Lebensmitteln wird zum Ausgangspunkt für zahlreiche weitere Aktivitäten zu Hygiene, Lebensmitteleinkauf, Kennzeichnung und Esskultur. Der aid-Infodienst führt regelmäßig in Kooperation mit dem Pädagogischen Landesinstitut Fortbildungsveranstaltungen für Lehrkräfte auch in Rheinland-Pfalz durch. In den Jahren 2011 und 2012 wurden fünf Veranstaltungen für den Ernährungsführerschein und sechs Fortbildungsveranstaltungen für die SchmExperten angeboten. Diese Angebote werden 2013 fortgesetzt. MaiStep – Mainzer Schultraining zur Prävention von Essstörungen Seit 2008 gibt es das Kooperationsprojekt „MaiStep“ zur Prävention von Essstörungen, das sich an Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 und 8 richtet. Das von der Arbeitsgruppe der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsmedizin Mainz initiierte Primärpräventionsprogramm basiert auf dem „life-skill Ansatz“ und erlebnisorientierten Methoden. Die Maßnahme umfasst fünf Sitzungen à 90 Minuten. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt der Universitätsmedizin Mainz, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie mit dem MSAGD, dem MBWWK sowie dem Mädchenhaus FEMMA, Mainz. Bisher haben ca. 2 000 Schülerinnen und Schüler an MaiStep teilgenommen. Bisherige Bausteine des Projekts sind: Lehrkräfteschulungen , ein Durchführungsmanual, Elternabende sowie Essstörungssprechstunden für Betroffene. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf 125 400 Euro (2009 bis 2012). Derzeit ist eine Ausweitung des Projekts in der Entwicklung. Modellprojekt zur Schulverpflegung und Ernährungsbildung am Gymnasium am Römerkastell („food@ucation“) Mit dem Modellprojekt am Gymnasium am Römerkastell in Bad Kreuznach soll erprobt werden, wie sich die Ernährungssituation und das Ernährungsverhalten der Schülerinnen und Schüler nachhaltig durch ein entsprechendes Verpflegungsangebot in Verbindung mit einer handlungsorientierten ganzheitlichen Ernährungsbildung verbessern lässt. Dabei werden Schulverpflegung und Ernährungsbildung Teil des pädagogischen Gesamtkonzepts, das die Anliegen und Vorlieben der Schülerinnen und Schüler re- 8 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1934 spektiert, diese aber mit pädagogischen und sozialpolitischen Ansprüchen verbindet. Das Gesamtkonzept umfasst neben dem eigentlichen Verpflegungsangebot auch die Gestaltung der Räumlichkeiten, die Servicequalität, das Personal, die alltägliche Organisation des Essensangebots, die Bestell- und Abrechnungssysteme, das zeitliche Arrangement für die Mittagspause und das Konzept zur Ernährungsbildung. Zentrale Elemente sind die konsequente Beteiligung der Schülerinnen und Schüler in Form des Mensabeirates sowie der Einsatz einer Schulökotrophologin. Mitinitiator des Gesamtprojekts und Betreiber der Mensa ist Johann Lafer. Weitere Projektbeteiligte sind der Landkreis Bad Kreuznach als Schulträger und das Land Rheinland-Pfalz. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt durch die Hochschule Fulda im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekts. Die Modellmensa ist am 9. November 2012 in Betrieb genommen worden. Das Projekt wurde mit Landesmitteln aus dem Schulbauprogramm in Höhe von 2,81 Millionen Euro finanziert. Hinzu kommen die Personalkosten für eine Schulökotrophologin in Höhe von 57 721 Euro zunächst befristet für zwei Schuljahre. Weitere Mittel in Höhe von 200 000 Euro flossen aus dem Holzcluster des Strukturfonds EFRE für den Mensabau. 150 000 Euro Förderung erhielt die projektbeteiligte Fachhochschule Fulda über das BMBF. Der Eigenanteil des Landkreises Bad Kreuznach betrug 1 072 928 Euro. Klasse 2000 Das Unterrichtsprogramm zur Gesundheitsförderung in der Grundschule begleitet die Kinder kontinuierlich von der 1. bis zur 4. Klasse, begeistert sie für das Thema Gesundheit und stärkt sie in ihrer persönlichen und sozialen Entwicklung. Dazu arbeiten Lehrkräfte und Klasse2000-Gesundheitsförderer zusammen und führen pro Schuljahr ca. 15 Unterrichtseinheiten durch, u. a. zu den Themen Ernährung, Bewegung und Gefühle. Derzeit nehmen in Rheinland-Pfalz rund 190 Schulen mit 18 600 Kindern aus 830 Schulklassen teil. Träger des Projekts ist der Verein Klasse 2000 e. V. Klasse 2000 wird fast ausschließlich über Spenden finanziert, meistens in Form von Patenschaften für einzelnen Klassen. Maßnahmen aus dem Bereich Landwirtschaft Das ABC der Lebensmittel ist eine Unterrichtsreihe, bestehend aus neun Unterrichtseinheiten, die sich über die vier Jahre der Grundschule verteilen. Jede Unterrichtseinheit besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Grundschulkinder lernen wichtige – insbesondere regionale – Nahrungsmittel kennen und bereiten daraus einfache Gerichte selbst zu. Gesundes Essen , die Zubereitung von Speisen sowie Esskultur werden so kontinuierlich und nachhaltig in Theorie und Praxis thematisiert. Ergänzend hierzu werden landwirtschaftliche und Handwerksbetriebe besichtigt. Das ABC der Lebensmittel ist ein landesweites Konzept des MULEWF. Es wird umgesetzt von der Ernährungsberatung Rheinland-Pfalz an den Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (DLR) und in Zusammenarbeit mit hauswirtschaftlich qualifizierten und geschulten Fachkräften durchgeführt. In den Jahren 2012 bis 2014 werden hierfür 30 000 Euro Landesmittel bereitgestellt. Etwa 60 landwirtschaftliche Betriebe stehen derzeit als handlungsorientierter Lernort Bauernhof Rheinland-Pfalz für Schulen/Schulklassen zur Verfügung. Ziel der Kooperation mit den geschulten landwirtschaftlichen Betrieben ist, das Verständnis der Schülerinnen und Schüler für den Wert der Lebensmittel und für das Wirtschaften in und mit der Natur zu wecken und Landwirtschaft mit allen Sinnen zu erfahren. Aufgegriffen werden Themen aus den Bereichen Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion , -vermarktung und -verbrauch, aber auch Naturerfahrungen und ein Bewusstsein für Umwelt- und Naturschutz im Umfeld der Landwirtschaft an realen Beispielen. Lernort Bauernhof ist ein Projekt der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz und des MULEWF. Im Jahr 2012 haben 236 Schulen das Angebot für ihre Schülerinnen und Schüler genutzt. Beim „Lernort Bauernhof“ handelt es sich um ein Projekt, das im Rahmen der Initiative „Clever auf dem Land: Lernen für die Zukunft des ländlichen Raums“ erstmals über den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), für die Jahre 2012 bis 2014 mit 121 400 Euro bezuschusst wird. Aus Landesmitteln kommen noch 120 400 Euro dazu. Die DLR bieten Schulen auch im Rahmen der Initiative „Landwirtschaft macht Schule“ Unterstützung an. Zu den Themen Ernährung, Gartenbau, Obst- und Pflanzenbau sowie Pflanzenschutz, ökologischer Landbau u. v. m. werden Projekttage durchgeführt , Betriebe vermittelt, die von Schulklassen besucht werden können, Lehrkräfte fachlich unterstützt, Fortbildungsveranstaltungen durchgeführt sowie Unterrichtskisten kostenlos zur Verfügung gestellt. Diese eignen sich besonders für den handlungsorientierten Unterricht, fördern Schüleraktivitäten und bieten eine Fülle von Materialien, die je nach Alter der Schülerinnen und Schüler ausgewählt werden können. Neu ist die Kiste zur nachhaltigen Ernährung. „Landwirtschaft macht Schule“ ist ein landesweites Projekt des MULEWF. Im Rahmen des Projekts Grüne Berufe in der Ganztagsschule finden Arbeitsgemeinschaften zur gesunden Ernährung und zur Nahrungszubereitung statt. Hier besteht eine Kooperation mit dem Landfrauenverband, der als Partner der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz eine Rahmenvereinbarung mit dem Land unterzeichnet hat. Schülerinnen und Schüler lernen unter der Anleitung von Hauswirtschaftsmeisterinnen Theorie und Praxis einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Diese außerschulischen Kräfte können sich bei der Landwirtschaftskammer weiterbilden. Derzeit laufen an sechs Ganztagsschulen entsprechende Projekte über ein ganzes Schuljahr. Auch im Agrarmarketing wurden in 2012 Projekte gefördert, die neben der Absatzförderung Bezüge zur Ernährungsbildung aufweisen : Das MULEWF hat das Projekt „Kids an die Knolle“ der Pfälzer Kartoffelhandels GmbH unterstützt, weil dabei Grundschüler an Pfälzer Grundschulen sehr ideenreich an diese regionaltypische, gesunde und gleichzeitig für die Agrarwirtschaft be- 9 Drucksache 16/1934 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode deutende Kulturpflanze herangeführt wurden. Im Rahmen des Projekts konnten die Kinder die Entwicklung der Knollen von der Pflanzung bis zur Ernte und die zahlreichen Nutzungsmöglichkeiten in der Küche kennenlernen und dabei selbst aktiv werden. Die Landesförderung beträgt 8 700 Euro. Im Rahmen des Projekts „Milch an Schulen“ der Milchwirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft (MILAG) Rheinland-Pfalz werden Kinder und Jugendliche, aber auch Erzieherinnen, Erzieher und Lehrkräfte sowie Elternbeiräte für die Bedeutung von Milch und Molkereiprodukten als wichtige Bestandteile einer gesunden Ernährung sensibilisiert. Obwohl als Nebenziel auch die Förderung der heimischen Milchwirtschaft verfolgt wird, handelt es sich um eine generische, also herstellerunabhängige Bewerbung des Produkts Milch und weiterer Molkereiprodukte. Die Förderung besteht seit 15 Jahren und lag 2012 bei 25 000 Euro. Sie wird für jedes Jahr neu beantragt. Maßnahmen der Landeszentrale für Gesundheitsförderung (LZG) Ernährungsbildung ist ein Querschnittsthema in der schulischen Gesundheitsförderung. In einer Lehrerfortbildungsreihe über drei Tagesveranstaltungen wurden verschiedene Themenschwerpunkte rund um Ernährung aufgegriffen: – Ernährung ist auch Bildung – nachhaltige Ernährung – gesunde Ernährung in Projekten und im Unterricht umsetzen. Es werden theoretische Inputs und Hintergrundwissen vermittelt, praktische Erfahrungen gesammelt, Anregungen für die Umsetzung im schulischen Alltag vermittelt und mögliche Kooperationspartner vorgestellt. Ziele der Fortbildungsreihe sind die Vermittlung von: – allgemeinen Grundlagen der Ernährung, – Informationen zu Kinder- und Jugendernährung, – Schulverpflegung, Mittagessen und Zwischenmahlzeiten, – Rahmenbedingungen an Schulen, – nachhaltige Ernährung, – Aktionen und Projekte an Schulen. Das Programm „Gesund leben lernen – Netzwerk Schulen für Gesundheit 21“ wurde im Jahr 2003 als Modellprojekt von der LZG im Auftrag der Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) in enger Zusammenarbeit mit dem MASGFF, dem MBWJK und anderen Kooperationspartnern gestartet. Seit Abschluss der Modellphase 2007 wird das Programm fortgesetzt und das Netzwerk kontinuierlich ausgebaut. Im Netzwerk Schulen für Gesundheit finden Schulen Unterstützung und Kooperationsangebote bei der Umsetzung schulischer Gesundheitsförderung und Prävention, wie u. a. auch zu den Themen Essen und Ernährung. Dem Netzwerk gehören aktuell 78 Schulen aller Schularten an. Die 14 Beraterinnen und Berater für schulische Gesundheitsförderung und Prävention des Pädagogischen Landesinstituts (PL) Rheinland-Pfalz beraten Schulen bei der Umsetzung gesundheitsfördernder Themen und Profile wie auch zu den Themen Essen und Ernährung. Ergänzt werden sie beim Thema Ernährung durch die neun Beraterinnen und Berater für nachhaltige Entwicklung . Das Aktionsbuch „Die neue Ess-Klasse – Koch- und Ess-Spaß in Kitas und Schulen“ unterstützt Eltern, Lehrkräfte und soziale Fachkräfte , Kindern ein gesundes Ernährungsverhalten zu vermitteln. Dieses Modellprojekt der LZG wurde in Kooperation mit der Akademie für ErnährungsKommunikation e. V. an acht Schulen in Rheinland-Pfalz erprobt: Dabei wurden in verschiedenen Konstellationen Mahlzeiten zubereitet und Ernährungswissen praktisch vermittelt, beispielsweise in Koch-AGs, innerhalb des regulären Unterrichts, im Lehrerkollegium, bei Aktionstagen oder Elternabenden. Die Projekterfahrungen wurden evaluiert und im Aktionsbuch so dokumentiert, dass sie zur Nachahmung anregen. Der Stundenplan „Fit an jedem Tag – Spaß und Gesundheit mit dabei“ wurde in Kooperation mit dem Adipositas-Netzwerk Rheinland -Pfalz entwickelt: Kinder können hier ihre regelmäßigen Tagesaktivitäten eintragen und werden dafür sensibilisiert, dass einen gesunden Tag neben ausreichend Bewegung und ausgewogener Ernährung auch Zeit zum Entspannen und soziale Kontakte ausmachen . Die Broschüre „Bewegung in der Schule – sich bewegen und tanzen als persönlicher Ausdruck und soziale Erfahrung“ ist ein Praxishandbuch für den Schulalltag mit Literatur, Musik- und Übungsbeispielen, damit Lehrer/-innen ihre Schüler/-innen beim Erwerb von kreativer Bewegungsgestaltung begleiten können. Das Buch „Dicke Freunde – oder: Das Florentine-Fitness-und-Abnehm-Programm“ wurde speziell für Kinder entwickelt. Das Buch erzählt die Geschichte von zwei Freunden, von denen der eine dem anderen beim Abnehmen hilft. Innerhalb der Geschichte werden Informationen zu Ernährung und Bewegung kindgerecht vermittelt. Gleichzeitig werden über die beiliegende „Futterfibel“ Methoden eingeübt, das eigene Ernährungs- und Bewegungsverhalten zu dokumentieren, zu reflektieren und schließlich zu verändern . 10 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1934 Klasse2000 ist das bundesweit größte Programm zur Gesundheitsförderung, Sucht- und Gewaltvorbeugung in der Grundschule. Es begleitet Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse, um ihre Gesundheits- und Lebenskompetenzen frühzeitig und kontinuierlich zu stärken. Dabei setzt es auf die Zusammenarbeit von Lehrkräften und externen Klasse2000-Gesundheitsförderern. Klasse2000 fördert die positive Einstellung der Kinder zur Gesundheit und vermittelt Wissen über den Körper. Bewegung, gesunde Ernährung und Entspannung sind ebenso wichtige Bausteine von Klasse2000 wie der Umgang mit Gefühlen und Stress, Strategien zur Problem - und Konfliktlösung. Dazu arbeiten Lehrkräfte und Klasse2000-Gesundheitsförderer zusammen und führen pro Schuljahr ca. 15 Unterrichtseinheiten durch. Derzeit nehmen in Rheinland-Pfalz rund 196 Schulen mit 18 896 Kindern aus 863 Schulklassen teil. Träger des Projekts ist der Verein Klasse2000 e. V. Essstörungen haben in den letzten zwanzig Jahren stark zugenommen. Dies hat sicherlich mit veränderten gesellschaftlichen Bedingungen , veränderten gesellschaftlichen und persönlichen Figurerwartungen, einem veränderten Nahrungsangebot und einer veränderten Ernährungsweise zu tun. An Magersucht und Bulimie erkranken hauptsächlich Mädchen und junge Frauen (circa 90 %), der Anteil der essgestörten Männer nimmt jedoch stetig zu. Das Kompetenznetz Essstörungen, in dem Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der Suchtprävention und Suchtberatung, der Psychosomatik, der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie der Selbsthilfe vertreten sind, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Kooperation aller mit der Beratung und Behandlung von Menschen mit Essstörungen befasste Fachkräfte zu unterstützen. Ziele des Kompetenznetzes Essstörungen sind: – effektiven Zugang von Betroffenen in die Hilfsangebote von Rheinland-Pfalz ermöglichen, – fachlichen Transfer in die Einrichtungen sichern, – Absprachen und Kooperationen landesweit effizient gestalten, – Öffentlichkeitsarbeit und Prävention fördern. Die Förderung der Maßnahmen mit der Landeszentrale für Gesundheitsförderung Rheinland-Pfalz e. V. („Regionaler Knoten“ und „Gesunde Ernährung in Spiel- und Lernstuben“) erfolgen als Projektfinanzierung wie auch innerhalb der „Woche der Kinderrechte “. Maßnahmen der Landeszentrale für Umweltaufklärung (LZU) Die LZU hat seit zehn Jahren den „Themenpark Ernährung“ erarbeitet. Hierbei handelt es sich um eine digital basierte, multimedial nutzbare Lehr- und Lernplattform. Sie wurde zwischenzeitlich 12 000-mal angefordert, insbesondere aus dem Bereich Primarstufe und Sekundarstufe I. Im Frühjahr 2012 wurde eine aktualisierte Version veröffentlicht. Seit sieben Jahren veranstaltet die LZU in Kooperation mit der Landessportjugend jeweils in den Sommerferien „Ferien vor Ort“. In mehr als 150 Sportvereinen werden so mehrere tausend Jugendliche erreicht, um das Thema BNE durch Aktionen persönlich erlebbar zu machen. Hierbei spielten in der Vergangenheit auch Ernährung und Lebensmittel eine Rolle. d) Elternarbeit und   g) Familienbildung (auch für Frage 1 b, c und e relevant) Familienbildungsstätten Die Gesundheitsbildung ist ein Arbeitsschwerpunkt von Familienbildungsstätten und ehrenamtlichen Familienzentren. Themen wie preis- und gesundheitsbewusster Einkauf von und Umgang mit Lebensmitteln, gesunde Ernährung und gemeinsames Essen als zentraler Bestandteil des Familienlebens und Gelegenheit zur Kommunikation zwischen Eltern und Kindern sind Inhalte der Bildungskonzepte . Vielfach dient das Thema „Gesunde Ernährung“ dazu, niedrigschwellig Kontakt und Vertrauen zu Eltern und Kindern aufzubauen, auch über kulturelle Barrieren hinweg. Die 20 anerkannten Familienbildungsstätten erhalten vom Land eine anteilige Förderung zu den entstandenen Personal- und Sachkosten (Regelförderung), die u. a. auch für Projekte und Maßnahmen zum Thema „Gesunde Ernährung“ verwendet werden. Die Gesamtförderung (2010 insgesamt 690 000 Euro) orientiert sich an den erbrachten Zeiteinheiten und wird mit mindestens 3 Euro pro Zeiteinheit gefördert. Die 14 anerkannten ehrenamtlichen Familienzentren werden mit 2 500 Euro pauschal gefördert und verwenden diesen Betrag anteilig zur Deckung von Personal- und Sachkosten , so u. a. auch für Projekte und Maßnahmen zum Thema „Gesunde Ernährung“. Eine Spezifizierung nach den Inhalten der Bildungsangebote gibt es allerdings nicht. Bei der Förderung von Familienbildungsstätten und Familienzentren handelt es sich um eine Regelförderung. Daneben setzt das MIFKJF in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und der RWE Stiftung das Programm „Lichtpunkte“ um. Das Programm hat das Ziel, Familien zu stärken, die von Armut bedroht und betroffen sind. Auch hier nutzt das Projekt „Kebab und Kartoffeln“ des Deutschen Kinderschutzbundes Mainz speziell den Ansatz der gesunden Ernährung, um niedrigschwellig und alltagsnah die Familienkompetenz von Eltern zu stärken. Das Projekt wird mit ca. 9 000 Euro aus Landesmitteln gefördert. Außerdem setzt das MULEWF gemeinsam mit dem MIFKJF, der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Haushaltsführungskräfte Rheinland-Pfalz und der evangelischen Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft das Modellprojekt „Kochwerkstatt – Familien kochen gemeinsam“ um. Die „Kochwerkstatt“ wird von Familienbildungseinrichtungen in Kooperation mit Kindertagesstätten angeboten . Nach einer Projektphase im Jahr 2012 an sechs Standorten werden in 2013 landesweit Schulungen für interessierte haupt- 11 Drucksache 16/1934 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode und ehrenamtliche Kräfte der Familienbildungseinrichtungen angeboten. Ziel ist es, Familien für den wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln und gesunde Ernährung zu sensibilisieren und auszubilden. Eine Landesförderung in Höhe von bis zu 105 860 Euro für die Jahre 2012 und 2013 erfolgt über das MULEWF. Maßnahmen der Landeszentrale für Gesundheitsförderung Im Rahmen des Projekts „Elternschule“ veranstaltet die LZG seit Ende 2004 in Kooperation mit Trägern und Kindertageseinrichtungen vor Ort Fortbildungsveranstaltungen für Eltern. Dabei wird bei Themen rund um Kindergesundheit durch Referentinnen und Referenten aus pädagogischen und Gesundheitsberufen alltagsnahes Wissen vermittelt und der Austausch zwischen Eltern und Fachkräften gefördert. Schwerpunkte sind die Förderung der Bewegung im Zusammenspiel zwischen Eltern und Kindern und die Vermittlung von allgemeinem und angewandtem Wissen über eine gesunde Ernährung und deren Zubereitung. Fachlich fundiert und gleichzeitig niedrigschwellig vermittelt die Reihe „Elterninfo“ der LZG Informationen und Hilfestellungen für die ganze Familie. Die lebensnahen Tipps der Elterninfos zum positiven und gesundheitsfördernden Umgang mit ihren Kindern stärken die Erziehungskompetenz von Eltern. In der Reihe sind u. a. die Ausgaben „Adipositas“, „Snack to go“ und „Spiel mit mir“ erschienen. Die Ausgabe „Adipositas“ erklärt das Krankheitsbild und die Risikofaktoren, stellt die Grundlagen einer gesunden Ernährung dar, motiviert zu mehr Bewegung und sensibilisiert für die psychosozialen Faktoren und Folgeerscheinungen. Die Elterninfo „Snack to go“ befasst sich mit den Thema Zwischenmahlzeiten: Neben der ausreichenden Flüssigkeitsaufnahme wird hier auf die speziell für Kinder vorgefertigten Lebensmittel (Convenience-Produkte) eingegangen. Neben der Frage „Wie viel Süßes darf es sein?“ werden auch die Pausenangebote in der Schule thematisiert und klar abgegrenzt, was eine gesunde Hauptmahlzeit im Gegensatz zu einem Snack ausmacht. Die Broschüre „Starke Kinder lernen gut“ im Rahmen der „Elternschule für eine gesunde Familie“ richtet sich an Eltern, deren Kinder eingeschult werden. Sie gibt Anregungen und Tipps, wie Eltern die Gesundheit und das körperliche Wohlbefinden ihres Kindes fördern und damit fit für die Schule machen können. Schwerpunkte sind dabei die Bewegungsförderung im Alltag und Informationen über eine ausgewogene und vollwertige Ernährung. Einflüsse vor und während der Schwangerschaft und Stillzeit wirken dauerhaft auf die Gesundheit und das Krankheitsrisiko des Kindes in späteren Lebensjahren. Die Ernährung der Mutter, das Geburtsgewicht des Kindes und das Stillen spielen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Adipositas und Übergewicht, Diabetes und Allergien. Im Auftrag des Adipositas-Netzwerks Rheinland-Pfalz e. V. (ANW) informiert der Qualitätszirkel Ernährung Rheinland-Pfalz unter dem Titel „Bewusste Ernährung in Schwangerschaft, Stillzeit und Kleinkindalter“ im Rahmen einer Fortbildung in Kooperation mit dem Hebammen-Landesverband Rheinland-Pfalz zu den Themen: – Prä- und perinatale Prägung – gesunde Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit – aktuelle Empfehlungen zur Allergieprävention. Seit 2003 vernetzt das ANW zur Bekämpfung und Prävention von Adipositas im Kindes- und Jugendalter verschiedene fachliche Institutionen und Berufsgruppen. Neben der LZG sind u. a. Krankenkassen, Fachleute aus dem Bereich Ökotrophologie, Sportverbände und Institutionen zur Haltungs- und Bewegungsförderung Mitglieder des Netzwerks. Die Landesregierung unterstützt das ANW sowie sein mehrjähriges Praxisprojekt zur Forcierung niedrigschwelliger Bewegungsgruppen in Ganztagsgrundschulen. Mit Vorträgen, fachlichem Austausch und durch das Bereitstellen einer Internetseite werden Anliegen der Adipositasprävention und -behandlung bekannt gemacht. Inhalte der Arbeit waren 2011 zum Beispiel das Angebot einer persönlichen Beratung am Servicetelefon , die Verbreitung von bewegungsfördernden Spielen für die Schulpause und Maßnahmen, die das Trinken von Leitungswasser in Kitas bewarben. Das Netzwerk kooperiert mit verschiedenen Projekten der LZG. Gemeinsames Ziel ist, eine gesunde Lebensführung zu fördern und krankhaftes Übergewicht und dessen Folgeerkrankungen zu verringern. Die Herausforderung, vor der Gesundheitsförderung und Prävention stehen, lautet: Wie lassen sich Menschen motivieren, nicht nur gesündere Ernährungs-, Bewegungs- und Lebensgewohnheiten anzunehmen, sondern sie auch auf Dauer beizubehalten? Über diese Frage diskutierten am 4. Dezember 2012 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Praktikerinnen und Praktiker beim Fachforum „Gesundheitsförderung und Prävention nachhaltig gestalten“, zu dem die LZG gemeinsam mit dem Adipositasnetzwerk Rheinland-Pfalz und dem Fonds der Arzneimittelfirmen Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland e. V. eingeladen hatte. Das Fachtreffen des Adipositasnetzwerks Rheinland-Pfalz am 12. Dezember 2012 in Kooperation mit der LZG befasste sich mit der Frage, wie eine gesunde Tagesgestaltung in der Familie aussehen und unterstützt werden kann. Die Veranstaltung richtet sich an Fachkräfte und andere Interessierte, die mit Familien arbeiten. f) Erwachsenenbildung Weiterbildung Die Volkshochschulen in Rheinland-Pfalz und die Mitgliedseinrichtungen der anerkannten Landesorganisationen der Weiterbildung haben nach der jüngsten Erhebung des Statistischen Landesamtes im Jahr 2011 im Sachgebiet Gesundheit, Hauswirtschaft, Ernährung 13 763 Weiterbildungsmaßnahmen mit 162 368 Weiterbildungsstunden und 197 740 Teilnehmenden durchgeführt. 12 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1934 Fragen zu gesunder Ernährung wurden auch in den Modellprojekten „Gesundheitsbildung in der Stadt“ (Evangelische Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung) sowie „Entwicklung und Erprobung eines Kurskonzepts zum Thema „Sprache lernen und Gesundheit“ (Verband der Volkshochschulen, Landesarbeitsgemeinschaft anderes lernen) thematisiert. Ernährung wird auch im Zusammenhang mit Alphabetisierungsmaßnahmen angesprochen, indem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Lesen und Schreiben an Beispielen aus ihrem Ernährungsalltag üben (Food Literacy). Dazu erfolgte im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts „Alphabetisierung und Bildung“ unter Beteiligung rheinlandpfälzischer Hochschulen und Weiterbildungsträger die Entwicklung von Konzepten und Fortbildungen. Das Weiterbildungsgesetz gewährleistet darüber hinaus den anerkannten Einrichtungen der Weiterbildung u. a. die Freiheit der Lehrplangestaltung und die unabhängige Auswahl des Personals (§ 3 Abs. 3 WBG). Die im Weiterbildungsportal aktuell zum Thema eingestellten Angebote zeigen eine große thematische Bandbreite von ayurvedischen Kochkursen über gesunde Kräuterküche bis hin zu Kochkursen für Männer. Veranstaltungsformen sind in der Mehrzahl Kochkurse, aber je nach Thema auch Vorträge, Exkursionen, Podiumsdiskussionen o. Ä. Die Angebote erfolgen z. T. in Kooperation mit Partner/-innen wie Verbraucherzentralen , Bioverbänden, Krankenkassen u. Ä. Für die Behandlung spezifischer Themen besteht im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe ein großer Spielraum und die Fortbildungen, insbesondere Teamfortbildungen, können bezogen auf den Kenntnisstand des Teams und dessen Fortbildungsinteressen ausgestaltet werden. Die Angebotsförderung nach dem rheinland-pfälzischen Weiterbildungsgesetz erfolgt pauschal auf der Grundlage der im zweiten Kalenderjahr vor dem laufenden Haushaltsjahr durchgeführten Weiterbildungsstunden und der Anzahl der daran Teilnehmenden (§ 14 WBG). Dabei wird unter Beachtung der Eigenständigkeit der Weiterbildungseinrichtungen (§ 3 Abs. 3 WBG) und zur Vermeidung unvertretbaren bürokratischen Aufwands keine Differenzierung nach Sachgebieten vorgenommen. Die Zahl der im Jahr 2010 durchgeführten Weiterbildungsstunden im Sachgebiet Gesundheit, Hauswirtschaft, Ernährung tragen mit einem Betrag von rund 520 000 Euro zur Angebotsförderung des Haushaltsjahrs 2012 bei. Bei den erwähnten Modellprojekten betrug der Anteil der Landesförderung 73 % bzw. 80 %. Maßnahmen der Landeszentrale für Gesundheitsförderung Das Landesleitprojekt „Prävention für Menschen mit Migrationshintergrund – Schwerpunkt Diabetes“ wurde 2010 im Rahmen der „Initiative Gesundheitswirtschaft Rheinland-Pfalz“ von der Landesregierung gemeinsam mit der LZG ins Leben gerufen. Es verfolgt das Ziel, Angebote der Gesundheitsförderung und Prävention für Migrantinnen und Migranten besser zugänglich zu machen sowie auf kulturell unterschiedliche Bedürfnisse und Werthaltungen inhaltlich und strukturell einzugehen. Um die Ziele des Landesleitprojekts zu erreichen, ergänzen sich drei Bausteine: – Ein erster Schritt war es, über Fortbildung medizinisch Tätigen die Bedeutung von kulturellen Unterschieden, sprachlichen Bar- rieren und Differenzen in der Wahrnehmung von Körper und Seele bewusst zu machen. – Die LZG initiierte und unterstützte im Jahr 2011 landesweit die Gründung von fünf regionalen Netzwerken zur Gesundheits- förderung von Menschen mit Migrationshintergrund in Kaiserslautern, Koblenz, Ludwigshafen, Mainz und Worms/Haßloch. In den Netzwerken schlossen sich Personen, Institutionen und Dienstleister/-innen aus den Bereichen Gesundheit, Migration /Integration, Kultur, Politik, Wirtschaft und Medien zusammen, um gemeinsam in ihren Regionen die Gesundheitsförderung von Migrant/-innen voranzutreiben. – In den fünf Netzwerken vor Ort wurden rund 20 Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zu ehrenamtlichen Gesundheitsmediatorinnen und Gesundheitsmediatoren ausgebildet. Themen waren: Das Gesundheitssystem, Diabetes, Ernährung, Bewegung , seelische Gesundheit, Demenz, Stressbewältigung, Krebs, Suchtprävention, Präsentation und Kommunikation, Evaluation . Im Jahr 2012 werden voraussichtlich an mindestens vier weiteren Standorten Menschen ausgebildet. Dazu gehören Trier, Landau, Germersheim und Bad Kreuznach. Das Landesleitprojekt wird flankiert von der Internetseite www.gesund-in-rlp.de. Dieses erste mehrsprachige rheinland-pfälzische Informationsportal zum Thema Gesundheitsförderung und Vorsorge wurde von der LZG im Auftrag des Gesundheitsministeriums erstellt. Es wurde im Jahr 2011 schrittweise aufgebaut und wird ab 2012 vollständig an den Start gehen. Darüber hinaus hält die LZG für Menschen mit Migrationshintergrund sprachlich und kulturell adaptierte Informationsmaterialien zu gesundheitsrelevanten Themen bereit. Dazu gehört die Broschüre „Wegweiser Gesundheit für Menschen mit Migrationshintergrund in Rheinland-Pfalz“, die in den Versionen Deutsch/Türkisch, Deutsch/Russisch und Deutsch/Englisch vorliegt, sowie verschiedene Ausgaben der Reihe „Elterninfo“, die in türkischer und russischer Sprache erschienen sind. Die Kampagne „Die Bewegung“ verfolgt im Auftrag und mit Unterstützung der Landesregierung das Ziel, mehr Bewegung in den Alltag der Menschen zu bringen. Neben der Regelmäßigkeit steht hier die Niedrigschwelligkeit im Vordergrund. Mit der „Seniorenoperette “ regt die LZG gerade ältere Menschen zu mehr Alltagsbewegung zum Wohle ihrer Gesundheit an. Weitere Bestandteile der landesweiten Bewegungskampagne sind ein neues Bewegungsspiel, das vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Mainz im Auftrag der LZG entwickelt wurde, sowie Schulungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtungen zur Bewegungsförderung für ältere Menschen. Das Bewegungsspiel findet derzeit Einsatz in Seniorenwohnheimen (z. B. in Kaiserslautern ). 13 Drucksache 16/1934 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Die Broschürenreihe „Gesundheit im Alter“ der LZG möchte ältere Menschen dabei unterstützen, aktiv mit den Veränderungen an Körper und Seele umzugehen. Sie informiert praxisnah über alles, was Seniorinnen und Senioren über Gesundheit und eine gesunde Lebensführung wissen sollten. Die Reihe umfasst vier Ausgaben zu den Themen seelische und geistige Ausgeglichenheit, altersgerechte Bewegung, ausgewogene und genussvolle Ernährung und aktive Vermeidung von Krankheits- und Unfallrisiken (Sturzprophylaxe ). Maßnahmen der Landeszentrale für Umweltaufklärung In Kooperation mit dem Verband der Volkshochschulen in Rheinland-Pfalz erproben neun Pilotvolkshochschulen praktische Möglichkeiten für eine BNE in ihrem Bereich. Die Ergebnisse werden in 2013 allen VHS im Land vorgestellt. Ein wichtiger Ansatzpunkt dabei ist der Bereich Essen/Trinken/Gesunde Ernährung/Kochkurse. „Nachhaltig predigen“ ist ein Projekt der LZU in Kooperation mit allen Bistümern und evangelischen Landeskirchen in Rheinland -Pfalz. Predigtanregungen für Menschen im Predigtdienst unter besonderer Berücksichtigung des Themas Nachhaltigkeit. Wichtiger Stellenwert hierbei ist die „Ernährung“ mit allen Bezügen. Ernährung ist in 2013 Schwerpunktthema des mittlerweile internetbasierten Angebots, an dem sich inzwischen 17 Bistümer und Landeskirchen in elf Bundesländern beteiligen. h) Verbraucherberatung und Verbraucherbildung  (auch für Frage 1 a, c, d, f und g relevant) Maßnahmen der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz vermittelt Kenntnisse und Fertigkeiten zu Lebensmitteln und gesunder Ernährung durch zahlreiche Maßnahmen: Die Einzelberatung erfolgt persönlich, telefonisch und schriftlich schwerpunktmäßig in den Themenfeldern gesundheitsfördernde Ernährung, nachhaltige Ernährung sowie Lebensmittelkunde. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz bietet Informationsveranstaltungen für junge Eltern an, um ihnen die ernährungsphysiologischen Grundlagen und die angebotenen Produkte sowie die verschiedenen Werbestrategien zu erläutern. 2012 wurde ein Vortragskonzept Säuglingsernährung für berufsbildende Schulen erstellt, das im Bereich „Gesundheit und Pflege" zum Einsatz kommt. Neben einem Einführungsvortrag werden in einem praktischen Teil Breie zubereitet sowie im Handel erhältliche Babymenus bezüglich der Zusammensetzung bewertet. Dieses Angebot soll 2013 ebenfalls weitergeführt werden. Das Aktionsprogramm „ESST MIT!“ ist für Familien mit besonderem Entwicklungsbedarf konzipiert. Es wird in Kooperation mit Trägern sozialer Einrichtungen und Jugendämtern angeboten. Um das Ernährungsverhalten nachhaltig zu verbessern, ist es wichtig , gerade diese Eltern in ihren Kompetenzen zu stärken. Im Hinblick auf das Thema Ernährung bedeutet dies die Förderung der Selbstbestimmung beim Ernährungshandeln sowie der Basiskompetenz, beispielsweise beim Einkauf und in der Zubereitung von Mahlzeiten aus frischen Produkten der Saison. Lebensmittelkennzeichnung, Werbung und Strategien der Lebensmittelmärkte sind zentrale Punkte dieses Einkaufstrainings „Schlaraffenland Supermarkt“ für Schülerinnen und Schüler. Hinzu kommen die Aspekte eines nachhaltigen Lebensmitteleinkaufs: „regional , saisonal, öko“. Ziel ist die Stärkung der Konsumkompetenz von Verbraucherinnen und Verbrauchern, damit sie in der Lage sind, bewusste Einkaufsentscheidungen zu treffen. Speziell für Berufstätige bietet die Verbraucherzentrale ein Seminar „Fit im Job“ an. Interessierte erfahren Wissenswertes zu einer abwechslungsreichen Ernährung, Nahrungsergänzungsmitteln und Kennzeichnung von Lebensmitteln. Hierbei steht die leichte Umsetzbarkeit einer ausgewogenen Ernährung im Berufsalltag im Mittelpunkt, die Lerninhalte sind einfach anwendbar und praxiserprobt . Kostproben, Einkaufstipps und Anregungen zur Selbstreflexion runden das Angebot ab. Die Verbraucherzentrale nimmt jedes Jahr an der bundesweiten „Fairen Woche“ mit Aktionen und Infoständen in den Beratungsstellen zu fair gehandelten Lebensmitteln teil. Die Verbraucherzentrale zeigt in Infoecken und mit Aktionen auf, was jede und jeder persönlich zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung tun kann. Dazu gehören Tipps zu Hygiene sowie Lagerung und Umgang mit Lebensmitteln im Haushalt ebenso wie der richtige Umgang mit Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum. Nach dem Infektionsschutzgesetz sind für alle Personen, die im Berufsalltag mit Lebensmitteln umgehen, sowohl Fortbildung als auch jährlich eine Wiederbelehrung vorgeschrieben. Die Ernährungsberatung der Verbraucherzentrale führt seit 1998 Lebensmittelhygieneschulungen für Hauswirtschaftskräfte und pädagogisches Personal in Kindertagesstätten durch. Die Arbeit der Verbraucherzentrale in Kindertagesstätten bietet daneben folgende Schwerpunkte: – Beantwortung aller Fragen rund um das Thema „Essen und Trinken" – Stärkung der Ernährungskompetenz – Impulse und neue Ideen zur Umsetzung Ernährungsaktionen – Aktionsorientiertes Lernen – Ernährungstipps für Eltern. 14 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1934 Die Verbraucherzentrale begleitet in Speyer eine Kita und eine Förderschule, die die Mittagsverpflegung ab dem Schuljahr 2013/2014 gemeinsam gestalten werden mit begleitender Ernährungsbildung für das pädagogische Personal und mit Elterninformationen . Im Zertifikatskurs „Fachkraft für Frühpädagogik in Kindertagesstätte und Kindertagespflege“ erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine umfassende Grundqualifizierung zur Betreuung und Förderung der Kinder ab dem Eintritt in die Fremdbetreuung . Die Verbraucherzentrale übernimmt dabei in der Multiplikatorenschulung den Part zur Ernährungserziehung und der Grundlagen der Ernährung von unter Dreijährigen. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz informiert über Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu allen Themen rund um Ernährung und Lebensmittel. Auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e. V. werden vertiefende Informationen zu den verschiedenen Themenfeldern angeboten. Die Fachberaterinnen vertreten die Verbraucherzentrale und somit die Verbraucherinteressen in verschiedenen landesweiten Gremien. Die Verbraucherzentrale erhält eine Landesförderung in Höhe von bis zu 168 800 Euro. Diese ist Voraussetzung für die Finanzierung von Ernährungsprojekten der Verbraucherzentrale durch das Bundesverbraucherschutzministerium in gleicher Höhe. Die Förderung wird für jedes Jahr neu beantragt. Das Projekt „Gut versorgt ins hohe Alter“ wurde im Jahr 2012 gestartet, um den Seniorenheimen Beratung und Hilfe bei der Gestaltung ihres Essensangebots zu bieten. Es wird von der Verbraucherzentrale gemeinsam mit dem Qualitätszirkel Ernährung (QZE) und in Kooperation mit dem MSAGD durchgeführt. Im Jahr 2012 sollen im ersten Schritt die für die Verpflegung Verantwortlichen sensibilisiert werden für die unterschiedlichen Anforderungen, die an die Verpflegung in Senioreneinrichtungen gestellt werden . Durch praxisorientierte Tipps sollen sie unterstützt werden bei der Umsetzung einer bedarfsgerechten und ausgewogenen Verpflegung . Dies geschieht in Fortbildungsveranstaltungen für das Hauswirtschafts- und Pflegepersonal der Heime. Zusätzlich werden auf Anfrage Fortbildungsveranstaltungen für Bewohnerbeiräte durchgeführt. Ab 2013 soll in diesem Projekt neu ein Speiseplancheck für Altenheime eingeführt werden: Die Heime können freiwillig ihre Speisepläne von der Verbraucherzentrale nach den DGE-Qualitätsstandards bewerten lassen. Die Auswertung erfolgt in einem Beratungsgespräch mit den an der Verpflegung Beteiligten. Die Finanzierung erfolgt über das MULEWF und beträgt im Jahr 2012 20 000 Euro, im Jahr 2013 30 000 Euro. Maßnahmen aus dem Bereich Landwirtschaft Zum Themenbereich der Lebensmittelverschwendung führt das MULEWF in Kooperation mit der Verbraucherzentrale Rheinland -Pfalz einen Dialogprozess mit Fachverbänden der verschiedenen Akteurinnen und Akteure der Lebensmittelkette durch. Die erste Diskussionsrunde mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Landwirtschaft fand am 11. Dezember 2012 statt. Es werden konkrete Ansätze und Lösungsmöglichkeiten zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung in den unterschiedlichen Teilbereichen der Wertschöpfungskette erörtert. Die effektivsten Lösungen sollen als Best-Practice-Beispiele im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung abschließend präsentiert werden. Im Jahr 2013 sind hierfür Haushaltmittel in Höhe von 10 000 Euro vorgesehen. Von der Ernährungsberatung an den Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (DLR) wurde eine interaktive Ausstellung mit Begleitheft und einer begleitenden Broschüre zum Thema Lebensmittelverschwendung erarbeitet. Sie steht seit Dezember 2012 in jedem der sechs DLR zum kostenlosen Verleih zur Verfügung. Die Kosten belaufen sich insgesamt auf 11 600 Euro. In Kooperation mit der Verbraucherzentrale RP wurde in 2012 eine Wiederauflage der Faltblattreihe „Lebensmittel des Monats“ auf den Weg gebracht. Neuer Schwerpunkt der Faltblattreihe ist das Thema nachhaltige Ernährung bzw. Herkunft der Lebensmittel . Die Wiederauflage der Faltblattreihe trägt daher den Untertitel „Regional und Bio“. Die Ausgaben für Juli/August mit dem Thema „Gartensalat“ sowie für November mit dem Thema „Brot“ sind bereits erschienen. Die Kosten belaufen sich auf insgesamt 7 350 Euro in 2012 und in 2013. Um den Einsatz von regionalen und ökologisch erzeugten Lebensmitteln in der Außer-Haus-Verpflegung (AHV) weiter auszuweiten , wurde ein Modell-Projekt zur Absatzförderung von regionalen Produkten und Bio-Lebensmitteln im Außer-Haus-Markt (Arbeitstitel) gestartet. Ziel des Projekts ist es, neue Betriebskantinen oder Kantinen öffentlicher Einrichtungen zu gewinnen, die regionale und Bio-Produkte dauerhaft in ihr Angebot aufnehmen. Projektpartner ist die Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AÖL). Die Landesmittel für das Projekt belaufen sich auf 55 000 Euro im Jahr 2013. Bei verschiedenen Projekten des Agrarmarketing spielt die Verbraucherinformation zwar eine untergeordnete Rolle, gehört aber in Verbindung mit der Bewerbung regionaler Produkte zu den Zielen der jeweiligen Maßnahmen*) : – Die Grüne Woche Rheinland-Pfalz stand 2012 unter dem Motto „Werte schätzen, Werte schaffen: Zukunft auf dem Land!“. Zu den 18 Einzel-Terminen zählte beispielsweise ein Besuch der Grundschule Seebachschule in Worms, wo eine vorbildliche Schulverpflegung praktiziert wird. 15 *) Eine anteilige Zuordnung der Kosten auf den Teilbereich Ernährungsbildung ist bei diesen Projekten nicht darstellbar. Drucksache 16/1934 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode – Das neue Internetportal www.regionalmarkt.rlp.de weist nicht nur den Weg zu regionalen Initiativen und deren Produkte, sondern stellt auch Bezüge zur Ernährungsberatung her. – Beim Obst- und Gemüsetag hat das MULEWF die Stadt Schifferstadt unterstützt, weil diese Veranstaltung in hervorragender Weise die Vorzüge des Verzehrs von regional erzeugten Frischeprodukten in den Fokus rückt. – Vergleichbare Projekte sind der Pfälzer Spargelstich (Projektträger: PfalzMarketing), die Donnersberger Lammwoche (Lehr- und Versuchsanstalt Neumühle), der rheinland-pfälzische Gemeinschaftsstand auf der Slow-Food-Messe in Stuttgart (IG Slow Food Rheinland-Pfalz), der Gemeinschaftsstand auf der Kulinaria in Pirmasens (Naturpark Pfälzerwald e. V.) sowie die Tage der Regionen (Regionalbündnis Soonwald-Nahe). Im April 2012 wurde außerdem die Initiative „Erfolgreich auf dem Land: Wertschöpfung durch Wertschätzung“ gestartet. Mit der Initiative sollen landwirtschaftliche Betriebe, Caterer, Gastronomen und andere regionale Wirtschaftsakteure unterstützt werden, die mit ihren Projekten regionale Wertschöpfungsketten bilden, neue Einkommensquellen erschließen und zur Sensibilisierung für regional erzeugte Produkte beitragen. Dazu gehörten auch Anbieter regionaler Produkte für die Verpflegung in Kitas, Schulen oder Kantinen. Für die Initiative wurden 500 000 Euro aus dem ELER-Fonds reserviert. Eine Kofinanzierung aus Landesmitteln ist möglich . i) Ehrenamtsförderung und Ehrenamtsbildung LandFrauenverbände Die LandFrauenverbände des Landes beteiligen sich an der Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten zum Umgang mit Lebensmitteln und zu gesunder Ernährung in Rheinland-Pfalz. Im Rahmen von Erwachsenenbildungsveranstaltungen vermitteln Kochkursleiter/-innen Wissen und Fertigkeiten zum Umgang mit Lebensmitteln und zu gesunder Ernährung. Außerdem bieten die Kursleiter/-innen auch Kochkurse für Kinder und Jugendliche an. Schwerpunkte sind jeweils regionale Produkte und deren Zubereitung . Ernährungskurse haben in der LandFrauenarbeit einen hohen Stellenwert und machen etwa 50 % der Bildungsarbeit des Verbandes aus. Die fachliche Ausarbeitung erfolgt mit Unterstützung der Ernährungsberater/-innen der Dienstleistungszentren Ländlicher Raum. Landjugendverbände Das Land fördert ferner die Bildungsarbeit von Landjugendverbänden mit jährlich bis zu 33 500 Euro. Das Geld wird verwendet für die Durchführung von Weiterbildungskursen für die Jugend im ländlichen Raum im außerschulischen Bereich zur allgemeinen , berufsbezogenen und politischen Bildung sowie für Großveranstaltungen berufsbezogener Art. Die Landjugendverbände führen u. a. auch Maßnahmen zur Bewerbung der Grünen Berufe und zur Förderung der Wertschätzung für regionale Produkte durch. Der Schwerpunkt der Landjugendarbeit liegt im Bereich Landwirtschaft und Weinbau, zu den wichtigsten Zielen der Landjugendarbeit gehört die Erhaltung attraktiver Lebens- und Arbeitsbedingungen in den ländlichen Räumen. LEADER-Projekte Die Landfrauenverbände sind – ebenso wie die Bauern- und Winzerverbände – ehrenamtlich in den Gremien der zwölf lokalen LEADER-Aktionsgruppen vertreten. Über LEADER werden beispielsweise in den Regionen Bitburg, Hunsrück, Pfälzer Bergland, Vulkaneifel und Westerwald Projekte zur Erhöhung der regionalen Wertschöpfungskette und Verbraucherinformationen über regionale Produkte durchgeführt. 5. Welche Fragen und Themen werden jeweils insbesondere behandelt und gefördert?  Ernährungsbildung ist eine multidisziplinäre Querschnittsaufgabe, der sich verschiedene Ressorts der Landesregierung, Landeszentralen und zahlreiche weitere Institutionen des gesellschaftlichen Lebens und der Wirtschaft mit großer Kraft widmen. Entsprechend vielfältig sind die behandelten Fragestellungen und das Themenspektrum. Die Richtlinie Verbraucherbildung benennt beispielsweise Bildungsziele und dazugehörige Kompetenzen der schulischen Ernährungsbildung. Inhalte wie Essgewohnheiten, Einflussfaktoren auf das Essverhalten, Nahrung und Nährstoffe, Bewegung, Diäten , Lebensmittelverderb und -infektionen, Tischkultur, Essen und Kommunikation, Hygienekonzepte, Speisenpläne, Arbeitsplanung , Geschmack, Körperentwicklung, Sinnlichkeit des Essens, Genussfähigkeit und Wertschätzung ermöglichen vielfältige Zugänge zum komplexen Thema Ernährung. Schließlich wird die Ernährungsbildung in Rheinland-Pfalz auch genutzt, um die Wertschätzung für Lebensmittel zu erhöhen und den Stellenwert regionaler Produkte im Kontext einer gesunden Ernährung zu kommunizieren, das gilt insbesondere für den Bereich Obst und Gemüse (einschl. Kartoffeln) sowie für Molkereiprodukte. 6. Wie ist das Thema in die Bildungsarbeit integriert? Wie und durch wen werden die Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt?  7. Welchen Stellenwert in der Bildungsarbeit nimmt das Thema jeweils ein?  (Die Fragen 6 und 7 werden als thematische Einheit begriffen und entsprechend beantwortet.) 16 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1934 Das Thema der gesunden Ernährung ist insgesamt integraler Bestandteil der Bildungsarbeit in Kindertagesstätten und wird im Alltag bei vielfältigen Anlässen, aber auch gezielt in Projekten thematisiert. Vertiefende Kenntnisse erhalten die Fachkräfte über Fortbildungen , Informationsbroschüren und Fachpublikationen. Das Thema Ernährung und Lebensmittelkunde ist Bestandteil der Bildungs - und Erziehungsempfehlungen, es wird in der Regel durch die Erzieherinnen und Erzieher der Kitas behandelt. Ernährung wird im Alltag bei vielfältigen Anlässen, aber auch gezielt in Projekten thematisiert. Vertiefende Kenntnisse erhalten die Fachkräfte über Fortbildungen, Informationsbroschüren und Fachpublikationen. Der hohe Stellenwert des Themas in der Arbeit der Kitas wird auch dadurch zum Ausdruck gebracht, dass sich mit dem Kapitel „Körper – Gesundheit – Sexualität“ und dem Kapitel „Naturerfahrung – Ökologie“ zwei Bereiche der Bildungs- und Erziehungsempfehlungen dem Thema Gesundheitsförderung und damit Ernährungsbildung widmen. Mit dem neu gestarteten Landesprogramm Kita!Plus und der Säule „Kita und Ernährung“ wird der Stellenwert des Themas durch die Landesregierung hervorgehoben. Ernährungsbildung ist ein multidisziplinäres Querschnittsthema und daher an den Schulen nicht als eigenes Unterrichtsfach konzipiert . Sie ist unterschiedlichen Fachrichtungen zuzuordnen und umfasst zahlreiche Handlungsfelder wie ökologische, technische, rechtliche, politische, ethische, kulturelle sowie sozial- und naturwissenschaftliche Dimensionen, die im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung miteinander verbunden werden müssen. Ernährungsbildung findet sowohl im Fachunterricht verschiedener Disziplinen als auch in fächerübergreifenden und fächerverbindenden Unterrichtseinheiten und Projekten statt. Dabei ist die Einbindung von außerschulischen Partnern und außerschulischer Lernorte ausdrücklich erwünscht. Die Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit schafft Freiräume für Bildungserfahrungen in informellen und nonformalen Bildungsprozessen . Diese Prozesse werden vor allem – das charakterisiert die Jugendarbeit gegenüber formalen Angeboten – in selbst gewählten, freiwilligen und in hohem Grade selbst organisierten, an der jugendlichen Lebenswelt orientierten Gelegenheitsstrukturen durchlaufen und weisen dadurch in der Regel eine hohe Bildungsintensität auf, die in dieser Form weder in Schule noch Familie zu erleben ist. Bildung geschieht hier in der alltäglichen Praxis der gemeinsamen Programmfindung in der Gruppe und der Gestaltung des Gruppenlebens. Das Thema Ernährung nimmt in der Jugendarbeit einen wesentlichen Stellenwert ein. Insbesondere das Bewusstsein und die Kenntnis über eine gesunde, ökologische und nachhaltige Ernährung spielt in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, vor allem auch bei Ferienmaßnahmen eine große Rolle, da in vielen Ferienfreizeiten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam selbst versorgen und dadurch einen praktischen Zugang zum Thema gesundes Essen gewinnen können . In der Erwachsenenbildung wird das Thema in thematisch eingegrenzten Kursen und sonstigen Veranstaltungsformen behandelt. Kursleitende sind geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die unter besonderer Berücksichtigung des Lernverhaltens von Erwachsenen die Kurse nach entsprechenden didaktischen und methodischen Prinzipien durchführen. So sind beispielsweise bei den Volkshochschulen ausgebildete Ernährungsfachkräfte (Ernährungswissenschaftlerinnen, Diätassistentinnen, Hauswirtschafterinnen , Köchinnen oder Ernährungsberaterinnen) als Kursleitende tätig. Die Vermittlung der Inhalte rund um das Thema gesunde Ernährung erfolgt in Familienbildungsstätten durch geschulte Fachreferentinnen und -referenten. In den ehrenamtlichen Familienzentren wird das Thema durch die Eltern selber in Form von peer-learning aufgegriffen. Im Mittelpunkt steht hier das Einbringen der jeweiligen Fähigkeiten und kulturellen Hintergründe der ehrenamtlichen Besucherinnen und Besucher. Im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe ordnet sich das Thema grundsätzlich u. a. auch im Bereich der Resilienzstärkung ein, bei der es um die Stärkung der Widerstandskraft des Kindes und Jugendlichen gegenüber ungünstigen Lebensumständen geht. Bei der Vermittlung von Basiskompetenzen geht es beispielsweise um folgende Punkte: positives Selbstkonzept, Fähigkeit zur Selbstregulation, Fähigkeit, sich vor gefährdenden Einflüssen zu schützen, Regelbewusstsein, Fähigkeit, sich zu entscheiden und zu organisieren, Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen. Die Themen Ernährung und Umgang mit Lebensmitteln nehmen in der Verbraucherarbeit traditionell einen hohen Stellenwert ein. Sie werden zunehmend durch Themen wie Finanzen, Gesundheit, Recht, Medien und nachhaltiger Konsum ergänzt. Die Vermittlung der Kenntnisse erfolgt in der Regel durch Ernährungswissenschaftlerinnen. 8. Welche Ziele werden mit der Arbeit und der Förderung verfolgt?  Grundsätzliches Ziel der Ernährungsbildung ist die Fähigkeit, im Alltag bewusste Entscheidungen für eine bedarfsgerechte Ernährung fällen zu können. Die Ernährungsbildung muss daher so früh wie möglich einsetzen. Der Bedarf erschließt sich dabei nicht nur aus ernährungsphysiologischen Notwendigkeiten. Die Ernährung des Menschen wird sowohl naturwissenschaftlich als auch kultur- und gesellschaftswissenschaftlich sowie im welternährungswirtschaftlichen Kontext betrachtet. Dabei werden ökonomische Dimensionen mit ökologischen Herausforderungen verknüpft, Stichworte sind Klimaschutz und Regionalität. Im Mittelpunkt stehen Lebensweltbezug, Anschaulichkeit, Aktualität und Selbstständigkeit. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher sind aufgrund der zahlreichen, oft auch widersprüchlichen Informationen zum Thema Ernährung und einer fehlenden Ernährungsbildung verunsichert. Ziel ist es, diese Unsicherheiten abzubauen, Kochpraxis und Sicherheit im Umgang mit Lebensmitteln zu vermitteln, einen nachhaltigen Lebensmittelkonsum zu befördern und Freude an einer genussvollen, gesunden Ernährung zu wecken. 17 Drucksache 16/1934 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode 9. Welche Zielgruppen sollen damit insbesondere erreicht werden?  Die Zielgruppen sind in der Gliederung und in den Antworten zu Frage 1 abgebildet: Kinder, Jugendliche, Schülerinnen und Schüler, Erwachsene, Familien, ältere Menschen. Hinzu kommen Menschen in besonderen Lebenssituationen (Schwangerschaft, Essstörung, Migrationshintergrund etc.). 10. Inwieweit erfolgt eine Erfolgsmessung der Arbeit und der Förderung? Welche Ergebnisse liegen vor?  Die Vielfalt der Zielgruppen und die entsprechende Heterogenität der Maßnahmen auf der einen Seite sowie der Charakter der Einzelmaßnahmen auf der anderen Seite – hier reicht das Spektrum vom temporären Projekt bis zur globalen Bildungsaufgabe – lassen eine seriöse, zusammenfassende Messung des Gesamterfolges nicht zu. Häufig würde der finanzielle und personelle Aufwand für eine belastbare Evaluation gerade kleiner Projekte den dafür notwendigen Mitteleinsatz nicht rechtfertigen. Für einzelne größere Projekte liegen ausgewertete Evaluationsergebnisse vor. Evaluation des EU-Schulobstprogramms So wurde beispielsweise das EU-Schulobstprogramm nach EU-rechtlichen Vorgaben im Schuljahr 2010/2011 evaluiert. In Rheinland -Pfalz erfolgte dies durch das Unternehmen trias-research (Universität Trier). Zentrale Elemente der Evaluierung waren eine Befragung von Schülerinnen und Schülern, eine Lehreronlinebefragung und ein Workshop zur Evaluierung der pädagogischen Begleitmaßnahmen . Die Schülerbefragung wurde an 13 Grundschulen in der Region Trier durchgeführt. Es waren Schulen in ländlichen Regionen sowie Stadtschulen in sozialen Brennpunkten und in Stadtteilen mit gehobenem bürgerlichem Milieu einbezogen. Für alle drei Gruppen wurden Schulen mit Ganztags- und Halbtagsangebot berücksichtigt. Die Schülerbefragung zu Beginn des Schuljahres ergab: – Die Kenntnisse über Obst und Gemüse und die Konsumhäufigkeit sind in sozialen Brennpunkten niedriger, nicht aber deren Beliebtheit. – Der Konsum von Obst und Gemüse ist generell steigerungsfähig (nur ein Drittel aller Schülerinnen und Schüler isst täglich Obst oder Gemüse). Am Ende des Schuljahres zeigte sich, dass – sich der berichtete Konsum allgemein leicht verbessert hatte, – der Konsum bei Mädchen weiterhin höher liegt, – der Verzehr von Obst und Gemüse im bürgerlichen Milieu leicht und in sozialen Brennpunkten deutlich gestiegen ist. Insgesamt lässt sich auf Grundlage der Befragungsergebnisse festhalten: – Die Schülerinnen und Schüler kennen insgesamt mehr Obst und Gemüse. – Die Schülerinnen und Schüler essen häufiger Obst und Gemüse. Die Lehreronlinebefragung richtete sich an die für das Schulobstprogramm verantwortlichen Lehrkräfte aller teilnehmenden Schulen . Die Rücklaufquote betrug 60 %. Schwerpunkte der Befragung waren die Qualität der gelieferten Produkte, der Lieferservice und die Produktvielfalt, die Integration in den Unterricht, Rückmeldungen von Schülerinnen und Schülern sowie Eltern, Lob und Kritik sowie eine Gesamtnote. Die Ergebnisse der Befragung lassen sich wie folgt zusammenfassen: – 85 % der Lehrkräfte bewerteten die Qualität der Produkte als gut oder sehr gut. – Jeweils über 90 % der von den Lehrkräften wahrgenommenen Rückmeldungen der Schülerschaft sowie der Eltern waren posi- tiv. – Über 80 % der Lehrkräfte gaben dem Programm die Gesamtnote gut oder sehr gut. Im Durchschnitt ergab dies eine Gesamt- note von 2,0. Eine aktuelle Abfrage der beteiligten Schulen im Schuljahr 2012/2013 (Rückmeldungen von 879 von insgesamt 1 085) ergab, dass 91 % die Qualität der gelieferten Waren mit gut oder sehr gut beurteilen. 92 % der befragten Schulen vergaben die Gesamtnote gut oder sehr gut für das EU-Schulobstprogramm in Rheinland-Pfalz. Die im Schulobstprogramm verpflichtend durchzuführenden pädagogischen Begleitmaßnahmen werden an den Schulen wie folgt durchgeführt: – Verzehr von Obst und Gemüse zum gemeinsamen Frühstück: 846 (96 %) – Gemeinsame Zubereitung: 609 (69 %) – Unterrichtseinheiten zum Thema Obst und Gemüse: 837 (95 %) – Projekte zum Thema Obst und Gemüse: 324 (37 %) – Lernort Bauernhof: 392 (45 %) – Ernährungsführerschein: 167 (19 %) – ABC der Lebensmittel: 61 (7 %). Evaluation des MaiStep-Projekts Im Rahmen des ursprünglichen MaiStep-Projekts wurden von der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie des Klinikums der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in drei Untersuchungsgruppen an neun Schulen (alle 18 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1934 Schulformen in Rheinland-Pfalz) Daten von Schülerinnen und Schülern erhoben, nach Information und schriftlicher Einwilligung durch die Eltern und Kinder. Es fanden drei Messungen (vor Durchführung des Projekts, drei Monate nach Durchführung sowie zwölf Monate nach Durchführung) statt. – Untersuchungsgruppe 1: Durchführung des Präventionsprogramms durch Psychologen – Untersuchungsgruppe 2: Durchführung des Präventionsprogramms durch geschulte Lehrkräfte – Untersuchungsgruppe 3: Kontrollgruppe (Wartegruppe, hat das Programm anschließend durchgeführt). Insgesamt konnten 1 657 Schülerinnen und Schüler in die Analysen der Effektivität des Programms nach zwölf Monaten eingeschlossen werden. Die Ergebnisse bestätigen, dass das Primärpräventionsprogramm MaiStep vor der Ausprägung partieller Essstörungssymptome schützt. Besonders hervorzuheben ist hierbei, dass die Untersuchungsgruppe, in denen die Lehrkräfte MaiStep durchführten, die höchste Effektivität aufweist und in den Bereichen Schlankheitsstreben und Perfektionismus eine Verminderung essstörungsspezifischer Risikofaktoren erreicht wurde. Über die beschriebenen Ergebnisse hinaus wurde belegt, dass Schülerinnen und Schüler der Experimentalgruppen offensichtlich eine niedrigere Schwelle hatten, Versorgungsangebote wahrzunehmen. So begaben sich 21 Schülerinnen und Schüler in Behandlung der Kinder- und Jugendpsychiatrie, wobei 19 Personen aus den Experimentalgruppen und zwei Personen aus der Wartekontrollgruppe kamen. Vier Schülerinnen mussten nach Vorstellung per Noteinweisung sofort stationär aufgenommen werden, da sie sich in einem somatisch kritischen Zustand befanden. Auch hier kamen drei Personen aus den Experimentalgruppen und eine Person aus der Wartekontrollgruppe. Dies belegt neben der primärpräventiven Wirkung auch eine Senkung der Zugangsschwelle zu Versorgungsangeboten. Evaluation der Arbeit der Volkshochschulen Bei den Volkshochschulen als dem größten Anbieter von Maßnahmen der Erwachsenenbildung erfolgt im Rahmen der Qualitätssicherungsverfahren der jeweiligen Volkshochschule die Evaluation der Bildungsprozesse mit geeigneten Verfahren. Maßgeblich sind der Lernerfolg, die Zufriedenheit der Teilnehmenden sowie die Einschätzung der Lehrenden. Ein Großteil dieser Volkshochschulen ist qualitätstestiert und setzt Qualitätssicherungsverfahren gemäß der Lernerorientierten Qualitätstestierung in der Weiterbildung (LQW) ein. Auch in Mitgliedseinrichtungen der anerkannten Landesorganisationen der Weiterbildung werden Verfahren zur Qualitätssicherung angewandt. Evaluation der Arbeit der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Die Arbeit der Vernetzungsstelle Schulverpflegung (VNS) wurde im vergangenen Jahr durch eine Befragung der Schulträger evaluiert . Die Befragung wird nochmals im Jahr 2013 durchgeführt, um eine Weiterentwicklung zu dokumentieren. Mit einer Rücklaufquote von über 50 % ist das Ergebnis der Befragung repräsentativ. Die zusammenfassenden Ergebnisse sind: – Die Arbeit der VNS wird gut bis sehr gut bewertet, die Durchschnittsnoten nahezu aller Bewertungsdimensionen bewegen sich zwischen 1 und 2. Die durchschnittliche Gesamtbewertung beträgt 1,85. – Die VNS wird primär wegen Fragen zu Qualitätsstandards in Anspruch genommen. Fast drei Viertel der befragten Schulträger haben zu diesem Thema Informationen nachgefragt. – Von allen Schulträgern, die die VNS bisher noch nicht genutzt haben, hat die Hälfte ein generelles Interesse an den Informa- tionen der VNS. – Trägern, die die VNS schon in Anspruch genommen haben, sind für acht, die Nichtnutzer dagegen nur für fünf Schulen zu- ständig. Die Nutzer haben in ihrem Zuständigkeitsbereich vier, die Nichtnutzer nur zwei Schulen mit Mittagsverpflegung. – Die Bedeutung des Themas „Schulverpflegung“ wird als hoch eingestuft, die überwiegende Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass das Thema auch für Eltern, Schülerinnen und Schüler, die Schulen und kommunale, kirchliche oder sonstige Entscheidungsträger wichtig ist. Evaluation des Projekts „Lichtpunkte“ Eine Erfolgsmessung erfolgt im Rahmen der Modellprojekte. Im Projekt „Lichtpunkte“ findet die Auswertung durch eine standardisierte Befragung und Selbsteinschätzung der Projektträger statt. Als Ergebnisse kann im Projekt „Kebab und Kartoffeln“ des Deutschen Kinderschutzbundes Mainz festgehalten werden: Das Projekt findet eine große Resonanz bei Eltern, die sich mit Begeisterung beteiligen, eigene Rezepte und Ideen einbringen und den Rat der Ernährungsfachkraft und der pädagogischen Kräfte annehmen . Als „Produkt“ steht am Ende des Projekts ein von und für Eltern erstelltes Kochbuch. 11. Welche Defizite gibt es noch? 12. Welchen weiteren Handlungs- und Förderungsbedarf sieht die Landesregierung? 13. Welche Verbesserungsvorschläge und Forderungen liegen vor? Welche Haltung nimmt die Landesregierung dazu ein? (Die Fragen 11 bis 13 werden als thematische Einheit begriffen und entsprechend beantwortet.) Das Thema „Gesunde Ernährung“ ist eine Aufgabe, die auf Dauer angelegt ist und kommuniziert werden muss. Ziel ist es daher, Ernährungs- und Gesundheitsbildung langfristig umzusetzen und Fragen, die im Alltag situations- und lebensphasenbedingt entstehen , beständig aufzugreifen. Die jeweiligen Ressorts der Landesregierung werden daher dauerhaft im Rahmen der zur Verfügung 19 Drucksache 16/1934 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode stehenden Haushaltsmittel eigene Maßnahmen entwickeln und die Umsetzung von Projekten fördern, die das Thema „Gesunde Ernährung“ nachhaltig aufgreifen. Dabei müssen neues Personal in die Thematik eingeführt und erfahrene Kräfte permanent weitergebildet werden, um neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft in die Praxis zu transportieren. Eine weitere Daueraufgabe besteht in der Optimierung der Vernetzung der Akteure sowie in der Schaffung des Zugangs zu Informationen. Mit Landesprogrammen wie Kita!Plus oder den verschiedenen Fortbildungsangeboten für Lehrkräfte (siehe Ziffer 1 bis 4) greift die Landesregierung den Bedarf bei der Stärkung der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft von pädagogischen Fachkräften und Eltern auf. Eine stärkere Einbeziehung der Eltern in die schulische Ernährungsbildung ist hinsichtlich einer wünschenswerten Gestaltung des Ernährungsverhaltens wichtig, denn die Familie hat entscheidenden Einfluss auf die Ernährungsgewohnheiten der Kinder. Insbesondere die Familie trägt dazu bei, dass Ernährungsgewohnheiten, Ernährungseinstellungen und Ernährungswissen an die Kinder weitergegeben werden. Vor diesem Hintergrund ist die Ernährungsbildung in Kitas und an Schulen mit gleichzeitiger Einbeziehung der Eltern von großer Bedeutung. Seitens des Landfrauenverbandes Rheinland-Pfalz gibt es die Forderung, das Fach Hauswirtschaft verpflichtend an allen allgemeinbildenden Schulen einzuführen. Die Landesregierung vertritt die Auffassung, dass hauswirtschaftliches Grundwissen durchaus seinen Platz in der allgemeinbildenden Schule hat, dies aber als grundlegendes Querschnittsthema aufgrund der Komplexität der beteiligten Fachdisziplinen fächerübergreifend vermittelt werden muss. Die Arbeit der Vernetzungsstelle Schul- und Kitaverpflegung soll weitergeführt werden, denn bei der großen Zahl von Trägern und Einrichtungen mit jeweils individuellen Anforderungen und Rahmenbedingungen wird auch in den kommenden Jahren noch vielfältiger Handlungsbedarf bestehen. Hierfür ist eine kontinuierliche Kofinanzierung in nennenswerter Höhe durch den Bund erforderlich. Derzeit ist beabsichtigt, die anteilige Förderung des Bundes von einem Anteil von 70 % im fünften Förderjahr auf 40 % im 6. Förderjahr, 30 % im 7. Förderjahr und 15 % im 8. Förderjahr zurückzufahren. Danach soll die Förderung auslaufen. Um die Bedeutung regionaler Produkte in der Gemeinschaftsverpflegung stärker betonen zu können, sollen zukünftig noch mehr regionale Lieferanten gewonnen werden. Hierfür wurden, wie unter Frage 1 bis 4 beschrieben, verschiedene neue Projekte gestartet , beispielsweise das Internetportal www.regionalmarkt.rlp.de, das Projekt zur Erschließung von Gemeinschaftsverpflegung für regionale und ökologisch erzeugte Produkte oder die Initiative „Erfolgreich auf dem Land: Wertschöpfung durch Wertschätzung“. Bezüglich des Schulmilchprogramms sieht die Landesregierung Handlungsbedarf auf EU-Ebene. In einem Schreiben vom September 2011 an Agrarkommissar Dacian Ciolos hat die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin darauf hingewiesen, dass aufgrund der praktischen und administrativen Erfahrungen vorrangig das EU-Recht anzupassen ist, um die Ziele des EU-Schulmilchprogramms zu erreichen. Unter Einbeziehung der Ergebnisse aus dem Modellvorhaben „Schulmilch im Fokus“, das in NordrheinWestfalen durchgeführt wurde, wurden beispielsweise folgende Ansatzpunkte aufgezeigt: – Es sollte wieder erlaubt werden, wie vor 1994 Schulmilch in der Schulverpflegung bzw. Speisenzubereitung zu verwenden, da- von würden vor allem Ganztagsschulen/-kindergärten profitieren. – Weiterhin sollte die Obergrenze einer beihilfefähigen Milchmenge je Kind aufgehoben werden. – Lehrkräfte und Erzieherinnen sollten in das Programm des geförderten Schulmilchabsatzes einbezogen werden, um der Vor- bildfunktion gerecht zu werden. – Um das Interesse der Schulen und schulischen Einrichtungen für die Maßnahme zu erhöhen, sollte der vergleichsweise hohe Abgabepreis der Milch durch eine Anhebung des EU-Fördersatzes gesenkt werden. Seit 1994 ist der Fördersatz der EU um rd. 80 % auf derzeit 18,15 Euro/100 kg reduziert worden. Daher sollte eine Anhebung des Beihilfesatzes in dem EU-Haushalt für die Finanzperiode 2014 bis 2020 berücksichtigt werden. Die Finanzierung des Schulobstprogramms erfolgt in der Regel je zur Hälfte durch die EU und die Mitgliedstaaten oder Dritte. Die Landesregierung begrüßt Überlegungen auf EU-Ebene, den Kofinanzierungsanteil der EU auf mindestens 75 Prozent anzuheben. Gleichzeitig bleibt die Forderung bestehen, dass sich in Deutschland der Bund nicht weiter seiner Verantwortung entzieht und stattdessen in angemessener Weise an der Finanzierung des nationalen Anteils an den Kosten des Schulobstprogramms beteiligt. 14.  Welches ist der Stand der Umsetzung des Landtagsbeschlusses zum gemeinsamen Antrag der Fraktionen von CDU, SPD und FDP betreffend Gesundheits- und Haushaltsmanagement an Schulen (15/3533)? 15.  Was wurde konkret zur Umsetzung unternommen? 16.  Was ist erreicht? Wie viele Stunden gibt es in den Schulen heute tatsächlich, die das Thema behandeln? 17.  Was bleibt noch zu tun? 18.  Welche Vorhaben verfolgt die Landesregierung? 19.  Wie sieht die Zeitplanung hierfür aus? (Die Fragen 14 bis 19 werden als thematische Einheit begriffen und entsprechend beantwortet.) 20 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/1934 Basierend auf dem Landtagsbeschluss vom 8. Oktober 2009 zum gemeinsamen Antrag der Fraktionen der CDU, SPD und FDP zum „Gesundheits- und Haushaltsmanagement“ hat das rheinland-pfälzische Bildungsministerium die Richtlinie Verbraucherbildung für allgemeinbildende Schulen in Rheinland-Pfalz entwickelt. Der Entwurf der Richtlinie Verbraucherbildung wurde an 37 Verbände und Institutionen zur Anhörung gegeben. Grundlage der Richtlinie ist das europäische Kerncurriculum für die Ernährungs- und Verbraucherbildung sowie die große bundesweite wissenschaftliche Untersuchung „Reform der Ernährungs- und Verbraucherbildung in der Schule (REVIS)“. Die konkreten Bildungsziele für die Ernährungsbildung sind in der Richtlinie Verbraucherbildung an allgemeinbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz festgelegt: – Die eigene Essbiografie reflektiert und selbstbestimmt gestalten. – Ernährung gesundheitsförderlich gestalten. – Nahrung und Mahlzeiten gesundheitsförderlich planen und gestalten. – Ein positives Selbstkonzept durch Essen und Ernährung entwickeln. – Das eigene Leben gesundheitsförderlich gestalten. – Einen nachhaltigen Lebensstil entwickeln. Die Richtlinie gliedert sich in die drei Kernbereiche Finanzkompetenz und Konsum, Ernährung und Gesundheit sowie Datenschutz und umfasst damit neben der finanziellen und gesundheitsbezogenen Bildung auch politisch-gesellschaftliche und rechtliche Fragen . Die Richtlinie Verbraucherbildung liegt seit Anfang Dezember 2010 gedruckt vor und wurde am 20. Dezember 2010 im Amtsblatt veröffentlicht. Sie wurde im Januar 2011 an alle allgemeinbildenden Schulen verschickt. Die Schulen wurden in einem Begleitschreiben unter anderem auf die extra eingerichtete Homepage (www.verbraucher-bildung.bildung-rp.de) hingewiesen. Dort können Schulen die Richtlinie sowie tiefergehende Informationen herunterladen und sich über zur Verfügung stehende Unterrichtseinheiten , Projekte sowie aktuelle Meldungen informieren. Am 24. November 2011 fand ein großes Symposium unter dem Titel: „Konsum – Ernährung – Lebensstil, Verbraucherbildung als schulische Aufgabe“ statt, an dem mehr als 200 Lehrkräfte aus dem ganzen Land teilnahmen. Um die Umsetzung der Richtlinie im Unterricht zu erleichtern, startete im September 2012 im Rahmen eines auf drei Jahre angelegten Modellprojekts eine onlinegestützte Qualifizierungsmaßnahme zur Ernährungs- und Verbraucherbildung an der Universität Koblenz-Landau, an der zwölf Modellschulen mit insgesamt 20 Lehrkräften teilnehmen. An diesen Pilotschulen wird modellhaft erprobt, wie die Richtlinie Verbraucherbildung in das schulische Gesamtkonzept eingebunden und praxisnah umgesetzt werden kann. Dabei werden die Modellschulen durch die Universität wissenschaftlich begleitet und betreut. Die Qualifizierung findet als Online-Schulung mit Präsenzveranstaltungen statt, in denen praktisch gearbeitet und das Wissen durch Exkursionen vertieft wird. Die Maßnahme startete mit dem Themenbereich Gesundheit und Ernährung. Im Februar 2013 folgt der Bereich Finanzkompetenz und Konsum. Von Juli bis September 2013 steht der Datenschutz im Vordergrund. In den folgenden zwölf Monaten qualifiziert die Universität Koblenz-Landau weitere Lehrkräfte und unterstützt die bereits ausgebildeten Lehrkräfte bei der Umsetzung in der Schule. Die letzten sechs Monate des insgesamt dreijährigen Projekts werden außerdem für eine Evaluation genutzt. Folgende Schulen nehmen teil: – Gymnasium am Römerkastell Bad Kreuznach, – Bienwaldschule Wörth (Förderschule Schwerpunkt Lernen), – Realschule plus Weisenheim am Berg, – Realschule plus Kaisersesch, – Grundschule Rübenach Koblenz, – Wonnegauschule Osthofen (Förderschwerpunkt Lernen), – St. Stephanus-Realschule plus Nachtsheim, – Diesterwegschule Koblenz (Förderschule Lernen, sozial-emotionale Entwicklung), – Grundschule Reinsfeld, Rhabanus-Maurus-Gymnasium, Mainz, – Realschule plus im Carl-Zuckmayer-Schulzentrum Mainz-Lerchenberg, – Realschule plus, Westerburg. Ziel ist es, im Rahmen von regionalen und landesweiten Netzwerken die modellhaft erarbeiteten Konzepte im Sinne von GoodPractice -Beispielen weiteren Schulen zugänglich zu machen. Dabei soll an bereits existierende Schulnetzwerke (Gesundheitsförderung , Bildung für nachhaltige Entwicklung) angeknüpft werden. In den Jahren 2011 und 2012 wurden zudem mehr als dreißig Fortbildungsveranstaltungen über das Pädagogische Landesinstitut zum Themenkomplex Ernährung und Lebensmittel angeboten. Schwerpunkte waren die Themen Ernährung, Nachhaltigkeit, 21 Drucksache 16/1934 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Schulverpflegung, Landwirtschaft und Welternährung, Fit durch den Schulalltag durch gesunde Ernährung, Gentechnik und Lebensmittel , Früh in Form, Mangel und Überfluss, Körper und Gesundheit sowie Fast Food und Slow Food. Ulrike Höfken Staatsministerin 22