Drucksache 16/2047 19. 02. 2013 Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 7. März 2013 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Wolfgang Reichel (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Massiver Unterrichtsausfall an den berufsbildenden Schulen in Mainz Die Kleine Anfrage 1330 vom 22. Januar 2013 hat folgenden Wortlaut: Der Statistik über die Unterrichtversorgung an den berufsbildenden Schulen in Mainz ist zu entnehmen, dass aktuell mehr als zwölf Stellen nicht besetzt sind und damit knapp 300 Stunden Unterricht ausfallen. Dies hat zum Beispiel gravierende Auswirkungen auf die Qualität des Unterrichts und damit auch auf die Ausbildung der Schülerinnen und Schüler. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie erklärt die Landesregierung den hohen Unterrichtsausfall bzw. warum konnten die Stellen nicht besetzt werden? 2. Welche Maßnahmen werden kurz-, mittel- und langfristig ergriffen, um den Unterrichtsausfall zu reduzieren? 3. Wie lässt sich erklären, dass es keine flächendeckende Verbesserung der Lehrer/-innenausstattung und damit der Unterrichts- versorgung an den berufsbildenden Schulen in Mainz nach dem Einstellungstermin 1. November gibt? 4. Sieht die Landesregierung Möglichkeiten, mehr Referendare/-innen an den berufsbildenden Schulen einzustellen bzw. welche Möglichkeiten bestehen, Kurzzeitverträge in feste Planstellen umzuwandeln? 5. Teilt die Landesregierung die Auffassung, dass der hohe Unterrichtsausfall die Qualität der Ausbildung zum Beispiel durch Klassenzusammenlegungen massiv beeinträchtigt? Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 18. Februar 2013 wie folgt beantwortet: Vorbemerkung: Die schulische Bildung der Kinder und Jugendlichen in Rheinland-Pfalz ist eine der zentralen Aufgaben des Landes. So werden die durch die demografischen Entwicklungen entstehenden Spielräume zu einem großen Teil für pädagogische Verbesserungen und eine Verbesserung der Unterrichtsversorgung genutzt. Dies gilt auch für die berufsbildenden Schulen. Bei der Personalplanung für das Schuljahr 2012/2013 wurde diese grundsätzliche Entscheidung bereits berücksichtigt. Allerdings wird die Unterrichtsversorgung von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. So ist beispielsweise die Schülerzahl an den berufsbildenden Schulen nicht so stark gesunken wie erwartet. Das landesweit erzielte Ergebnis der Unterrichtsversorgung an den berufsbildenden Schulen blieb daher hinter den Erwartungen zurück. Für die kommenden Jahre ist beabsichtigt, bestehende Spielräume soweit möglich auch für eine Verbesserung der Unterrichtsversorgung an berufsbildenden Schulen zu nutzen. Zu den Fragen 1 und 3: Die Unterrichtsversorgung an den berufsbildenden Schulen in Mainz hat sich nach dem 1. November 2012 um 0,2 Prozentpunkte verbessert. In der Summe liegt der Grad der Unterrichtsversorgung an den vier öffentlichen berufsbildenden Schulen in Mainz bei 96,2 % und somit um 2,4 Prozentpunkte besser als im Landesdurchschnitt. Drucksache 16/2047 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode An der BBS Mainz I Gewerbe und Technik liegt der Grad der Unterrichtsversorgung bei 94,6 %. Der Ausfall umfasst 175 Wochenstunden und ist begrenzt auf die Mangelfächer Mathematik, Technische Informatik, Metalltechnik und Elektrotechnik. Für diese Fächer stehen keine geeigneten Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung. An der BBS Mainz II Sophie-Scholl-Schule mit dem Schwerpunkt Hauswirtschaft und Sozialwesen beträgt der Grad der Unterrichtsversorgung 97,8 %. Es fehlen 20 Unterrichtsstunden, die sich auf sieben Unterrichtsfächer verteilen. An der BBS Mainz III Wirtschaft liegt der Grad der Unterrichtsversorgung bei 97,4 %. Der Ausfall umfasst 64 Wochenstunden und betrifft insbesondere das Unterrichtsfach Religion. Entsprechende Lehrkräfte befinden sich zurzeit in der Ausbildung (vgl. Antwort zu Frage 2). Die BBS Mainz IV Gustav-Stresemann-Schule mit dem Schwerpunkt Wirtschaft hat einen Unterrichtsversorgungsgrad von 96,1 %. Es fehlen 38 Unterrichtsstunden. Auch hier ist das Fach Religion betroffen. Zu Frage 2: Zurzeit befinden sich drei Lehrkräfte im Unterrichtsfach ev. Religion und neun Lehrkräfte im Unterrichtsfach kath. Religion in der Seminarausbildung. Sie stehen voraussichtlich im nächsten Jahr für den Einsatz an den berufsbildenden Schulen im Schulaufsichtsbereich Neustadt zur Verfügung. Die ersten Absolventinnen und Absolventen des sog. Koblenzer Modells (Studium eines technischen Fachs an einer Fachhochschule und eines allgemeinbildenden Fachs an einer Universität) befinden sich seit 1. November 2012 im Referendariat. Sofern in den gewerblich-technischen Mangelfächern Mathematik, Technische Informatik, Metalltechnik und Elektrotechnik qualifizierte Bewerbungen vorliegen, erhalten die Bewerberinnen und Bewerber im Rahmen der zur Verfügung stehenden Ressourcen ein Stellenangebot. Gerade für diese Fächer wird auf der Homepage der ADD für den Quereinstieg besonders geworben. Für die technischen Fächer besteht für Absolventinnen und Absolventen mit Fachhochschulabschluss und dreijähriger Berufserfahrung die Möglichkeit, eine Ausbildung zur Fachlehrerin bzw. zum Fachlehrer zu absolvieren. Aktuell soll mit einer Werbekampagne an Schulen und Hochschulen für das Lehramt an berufsbildenden Schulen, gezielt für die Mangelfächer, geworben werden. Zu Frage 4: Bei den letzten Einstellungsterminen wurden alle Bewerberinnen und Bewerber in den Vorbereitungsdienst für das Lehramt an berufsbildenden Schulen aufgenommen, sofern sie die Aufnahmevoraussetzungen erfüllten. Auch bei den nächsten Einstellungsterminen wird entsprechend verfahren. Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber blieb hinter dem Ausbildungsangebot des Landes zurück, sodass an mehreren Seminarstandorten, insbesondere auch am Studienseminar Mainz, nicht alle Ausbildungsplätze besetzt werden konnten. An allen öffentlichen berufsbildenden Schulen in Mainz bestehen befristete Verträge, in der Regel als Vertretungsverträge für Lehrkräfte, die sich in Erziehungsurlaub befinden oder krank sind, aber ein Rückkehrrecht auf ihre Stelle haben. Sobald die vertretenen Lehrkräfte wieder im Dienst sind, endet der Vertrag. Eine Umwandlung von Kurzzeitverträgen in Planstellen ist nicht vorgesehen. Durch die Wahrnehmung von Vertretungstätigkeiten steigen jedoch für die Betroffenen mit voller Lehramtsqualifikation bei einer Bewerbung die Chancen auf den späteren Erhalt einer Planstelle, da bei der Ermittlung der sogenannten Auswahlnote, die für die Vergabe der Planstellen maßgeblich ist, ein Bonus für Vertretungstätigkeiten gewährt wird. Zu Frage 5: Nein. In den berufsbildenden Schulen in Mainz ist es nur zu wenigen Klassenzusammenlegungen gekommen. Die durchschnittliche Klassengröße liegt aktuell an der BBS Mainz I bei 19,1 Schülerinnen und Schülern pro Klasse; an der BBS Mainz II bei 22,9; an der BBS Mainz III bei 21,3 und an der BBS Mainz IV bei 24,3. Es ist auch festzustellen, dass es weiterhin viele kleine Klassen mit weniger als 16 Schülerinnen und Schülern gibt. So hat beispielsweise die BBS Mainz I einen Anteil an kleinen Klassen von ca. 30 %. Im Schulaufsichtsbereich Neustadt liegt der Anteil kleiner Klassen bei 24,9 %. In Vertretung: Hans Beckmann Staatssekretär