Drucksache 16/2097 05. 03. 2013 K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Marc Ruland (SPD) und A n t w o r t des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Leben im Alter in Mayen-Koblenz Die Kleine Anfrage 1354 vom 6. Februar 2013 hat folgenden Wortlaut: Die Landesregierung Rheinland-Pfalz setzt einen politischen Schwerpunkt auf die Unterstützung und Förderung für ältere Menschen. Mit neuen Wohnformen sowie Wohnraumanpassung wird dem demografischen Wandel begegnet. Für eine zukunftsorientierte Seniorenpolitik und ein einträchtiges Miteinander der Generationen steht der Aktionsplan „Gut leben im Alter“ der Landesregierung Rheinland-Pfalz. Er zeigt auf, was bisher erreicht wurde, und weist Zukunftsvisionen für ein besseres Leben der künftigen Generationen in Rheinland-Pfalz. Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung: 1. Wie setzt sich das Angebot an Wohn- und Pflegeangeboten für Seniorinnen und Senioren im Landkreis Mayen-Koblenz zusammen? 2. Gibt es alternative Wohnmodelle für Senioren im Landkreis Mayen-Koblenz? 3. Wird das Angebot der Servicestelle kommunale Pflegestrukturplanung und Sozialraumentwicklung vom Landkreis Mayen- Koblenz und seinen großen kreisangehörigen Städten oder Verbandsgemeinden genutzt? 4. Besteht eine Beteiligung seitens des Landkreises Mayen-Koblenz an regionalen Workshopangeboten des Aktionsplans „Gut leben im Alter“? Auf welche Erfahrungen kann hier die Landesregierung zurückblicken? 5. Welche ehrenamtlichen Aktivitäten im Landkreis Mayen-Koblenz zum Thema „Gut leben im Alter“ bestehen derzeit? Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 5. März 2013 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Nach Angaben des Statistischen Landesamtes zu den Ergebnissen der Pflegestatistik gemäß § 109 des Elften Buches Sozialgesetzbuch (SGB XI) gab es am 15. Dezember 2011 im Landkreis Mayen-Koblenz 23 ambulante Pflegedienste und 25 stationäre Pflegeeinrichtungen . Damit waren 2 015 Plätze für vollstationäre Pflege und 107 Plätze für teilstationäre Pflege verfügbar. Nach Meldung der Beratungs- und Prüfbehörde nach dem Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe (BP-LWTG) vom 20. Februar 2013 sind inzwischen im Landkreis Mayen-Koblenz noch 23 Einrichtungen für ältere und pflegebedürftige Menschen mit umfassendem Leistungsangebot (sogenannte stationäre Pflegeeinrichtungen) in Betrieb. Diese Einrichtungen verfügen über insgesamt 2 055 Plätze. Von diesen bieten vier Einrichtungen als Seniorenresidenz Wohnappartements an, diese umfassen 198 Einzimmerappartements und 117 Zweizimmerappartements. Im Landkreis Mayen-Koblenz gibt es insgesamt sieben Pflegestützpunkte, an die sich pflege- und unterstützungsbedürftige Menschen bei Beratungsbedarf wenden können. Diese befinden sich in Andernach, Bendorf, Mayen, Polch, Mendig, Weißenthurm und Dieblich. Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 27. März 2013 LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/2097 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Im Landkreis Mayen-Koblenz gibt es insgesamt 29 niedrigschwellige Betreuungsangebote. Niedrigschwellige Betreuungsangebote sind Angebote, bei denen qualifizierte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer unter pflegefachlicher Anleitung die Betreuung (beispielsweise an Demenz erkrankte Menschen, Menschen mit geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen) in Gruppen oder zu Hause übernehmen, pflegende Angehörige entlasten und beratend unterstützen. Hierzu zählen Betreuungsgruppen , Helfer- und Helferinnenkreise zur stundenweisen Entlastung pflegender Angehöriger, Tagesbetreuung in Kleingruppen oder Einzelbetreuung. Außerdem hält der Landkreis auch drei komplementäre Angebote vor. Komplementäre Angebote sind Angebote im Vor- und Umfeld der Pflege, die dazu beitragen, den Vorrang der häuslichen Pflege und Versorgung zu sichern. Dazu zählen ehrenamtliche Besuchs- und Begleitdienste, die die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft ermöglichen, pflegende Angehörige vor Überlastung schützen oder auch einer Vereinsamung entgegenwirken. Die Angebote sollen Menschen zugutekommen, die aufgrund ihres Alters, einer Behinderung oder Krankheit auf soziale Betreuung im Umfeld der Pflege angewiesen sind. Zu 2.: Im Landkreis Mayen-Koblenz sind einige unterschiedliche alternative Wohnmodelle für Seniorinnen und Senioren bekannt. In Andernach ist es das „Mehrgenerationenhaus“, das im September 2006 bezugsfertig wurde. Träger ist der Gemeinnützige Bauverein Andernach eG. Es handelt sich um ein barrierearmes Gebäude mit Aufzug, angepassten Bädern und Gemeinschaftsraum. Das Mehrgenerationenhaus, eine Eckbebauung mit zwei Häusern, verfügt über 23 Wohneinheiten. Die Größe der Wohnungen liegt zwischen 46 und 91 qm. Die oberen Wohnungen sind durch Laubengänge verbunden. Es gibt ein Bewohnercafe und eine Gästewohnung . Das Gebäude wird überwiegend von älteren Menschen bewohnt. Die Mieter erwerben Genossenschaftsanteile und zahlen ein Nutzungsentgelt. Der Gemeinschaftsraum wird inzwischen von den Mietern für Veranstaltungen und Ähnliches genutzt. Nach Auskunft der Beratungsstelle LebensWohnraum ist ein weiterer Bauabschnitt mit einem zweiten Mehrgenerationenhaus sowie Einzelhäusern für junge Familien auf dem Gelände geplant. Neben dieser Wohnform gibt es ein Wohnangebot für Menschen mit Pflege- und/oder Unterstützungsbedarf. Der Verein „Lebenszeit e. V.“ hat im Jahr 2010 in Mayen eine Wohngemeinschaft für acht Menschen mit Demenz initiiert. In dieser Wohnform leben die Bewohnerinnen und Bewohner mit kognitiven Einschränkungen in einer geeigneten großen Wohnung familiär zusammen. Sie haben alle eigene Zimmer, gestalten aber den Alltag, der überwiegend im großen Gemeinschaftsraum, bestehend aus Ess- und Wohnbereich, stattfindet, gemeinsam. Hierbei werden sie von einem ambulanten Dienst, ihren Angehörigen und meist auch Ehrenamtlichen betreut und fachlich versorgt. Zwei weitere Wohngruppen entstehen aktuell in der Moselgemeinde Oberfell. Dort hat die Gemeinde zusammen mit „projekt 3“, einem Träger von Pflegeeinrichtungen, in den letzten Jahren ein Senioren- und Pflegekompetenzzentrum geplant. Neben den beiden Wohngruppen, die im Bungalowstil gebaut werden, sollen Servicewohnungen für Seniorinnen und Senioren und ein Begegnungszentrum entstehen. Nach dem Spatenstich zu dieser Anlage wurde im Januar 2013 der Bürgerverein Oberfell gegründet , der sich die soziale Unterstützung der Bürger und Bürgerinnen von Oberfell zum Ziel gesetzt hat. So soll auch die Pflege und Betreuung in den Wohngemeinschaften und Servicewohnungen eng mit den Leistungen des Bürgervereins verknüpft werden. Das neue Begegnungszentrum will der Bürgerverein zur Koordination und als Treffpunkt nutzen. Aktuell hat Oberfell in Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung und der Servicestelle kommunale Pflegestrukturplanung und Sozialraumentwicklung einen Antrag im Rahmen des Projekts „Anlaufstellen für Senioren“ des Bundesfamilienministeriums gestellt. Mit den erhofften Mitteln der Förderung soll die Weiterbildung der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer finanziert werden. „projekt 3“ ist darüber hinaus in besonderer Weise für innovative Konzepte der Demenzbetreuung bekannt. In der „Villa am Buttermarkt “, einer stationären Pflegeeinrichtung in Adenau, wurde eine sogenannte „Pflegeoase“ eingerichtet, ein besonderes Modell zur Betreuung von Menschen im finalen Stadium der Demenz. Zu 3.: Der Landkreis Mayen-Koblenz beteiligte sich schon in den Jahren 2007 bis 2009 am Modellprojekt zur Pflegestrukturplanung. Seinerzeit entwickelten insgesamt zehn Landkreise und Städte methodische Grundlagen und Beispiele für eine zukunftsfähige Pflegestrukturplanung . Das nun vor der Realisierung stehende kommunale Konzept in Oberfell wurde im seinerzeitigen Modellprojekt entwickelt. Der Landkreis Mayen-Koblenz hat das Thema demografischer Wandel und Pflegeinfrastruktur schon früh aufgegriffen. Im Jahr 2007 wurde auch das Netzwerk Demenz, ein inzwischen sehr aktives regionales Netzwerk, in Rheinland-Pfalz gegründet. Im Herbst 2012 wurden sechzehn Öffentlichkeitsveranstaltungen angeboten, die circa 900 Bürgerinnen und Bürger erreichten. Das Netzwerk bietet in allen großen Kreisstädten Anlaufpunkte und Beratungsstellen zu Fragen rund um die Demenz und Weiterbildungen für Engagierte und Angehörige an. Die neuen Kurse im Jahr 2013 sind schon wieder ausgebucht. Das Angebot der Servicestelle für Pflegestrukturplanung und Sozialraumentwicklung wird regelmäßig in Anspruch genommen. Die Weiterentwicklung der sozialen und gesundheitlichen Infrastruktur im Zuge des demografischen Wandels stellt einen Schwerpunkt der Kreisentwicklungsplanung dar. In die vorgesehenen Dorferneuerungsprozesse ist die Servicestelle Pflegestrukturplanung und Sozialraumentwicklung eingebunden. Aktuell bestehen beratende Kontakte zu drei Dorferneuerungsprojekten. Die Gespräche und Prozesse werden jeweils mit der Kreisverwaltung koordiniert und können als beispielhaft angesehen werden. Zurzeit sucht die Gemeinde Hatzenport (Mosel) Nutzungsmöglichkeiten für einen neu erworbenen Immobilienkomplex in der 2 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/2097 Dorfmitte. Die Gemeinde Ettringen (Eifel) plant, wohl längerfristig, eine Erneuerung der Dorfmitte. Hier sollen Gespräche zu Begegnungszentren und Wohngruppen entstehen. In der Gemeinde Urbar (Vallendar) muss die Kirchengemeinde wegen Renovierungsbedarf die Ortskirche vermutlich aufgeben. Es ist ein Arbeitskreis Dorferneuerung entstanden. Die weiteren Planungen laufen in Beteiligung der Kreisverwaltung und der Servicestelle für kommunale Pflegestrukturplanung und Sozialraumentwicklung. Zu 4.: Bisher fanden in Rheinland-Pfalz sieben regionale Beteiligungsworkshops statt. Die Bewertung durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist positiv. Die Beteiligungsworkshops werden als informativ bewertet. Sie geben vielfältige Anregungen für die Zukunft. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer arbeiten engagiert mit und zeigen großes Interesse an der Umsetzung der entworfenen Projektideen. Es werden sehr praxisnahe Vorschläge entwickelt, deren Realisierung zu verbesserten Rahmenbedingungen für ein gutes Leben im Alter beitragen können. Am 4. März 2013 ist ein Beteiligungsworkshop in Vallendar geplant. Zu 5.: Der Landkreis Mayen-Koblenz hat die Ehrenamtsbörse „myk-ehrenhalber“ eingerichtet. Dort bietet der Kreis über eine OnlineDatenbank gute Angebote für Menschen an, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Institutionen, die Ehrenamtliche in ihre Arbeit einbinden wollen, melden sich im Internet unter www.myk-ehrenhalber.de an und können dort Jobangebote einstellen. In der Myk-Ehrenamtsdatenbank sind aktuell über 80 Institutionen aus der Region registriert. Gesucht werden beispielsweise Tierpflegehelfer, Gruppenleiter, Feuerwehrleute, Kinderbetreuer und Hospizhelfer, aber auch Aufsichtspersonen für das Museum oder Denkmalpräsentatoren oder Telefonseelsorger. Diese Angebote können auch von Seniorinnen und Senioren genutzt werden. Aktive Seniorenbeiräte gibt es in den Gemeinden Mayen, Maifeld, Pellenz, Weißenthurm, Bendorf, Vallendar. Alexander Schweitzer Staatsminister 3