Drucksache 16/2511 27. 06. 2013 Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 5. August 2013 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Martin Brandl und Guido Ernst (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern in Rheinland-Pfalz Die Kleine Anfrage 1648 vom 6. Juni 2013 hat folgenden Wortlaut: Gemäß der Studie „Cyberlife – Spannungsfeld zwischen Faszination und Gefahr“ vom Mai 2013 stellt das Problem Cybermobbing in Schulen ein flächendeckendes Phänomen dar. Wir fragen die Landesregierung: 1. Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung über das Ausmaß von Cybermobbing an rheinland-pfälzischen Schulen? 2. Inwiefern ist das Thema Cybermobbing an Schulen in das Konzept zur Ausweitung IT-gestützten Unterrichts integriert? 3. Welche Unterstützung bietet die Landesregierung den Schulen an, um dem Problem des Cybermobbings zu begegnen? 4. Welche Maßnahmen plant die Landesregierung, um dem Problem des Cybermobbings zu begegnen? Das Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 27. Juni 2013 wie folgt beantwortet: Zu Frage 1: Für Kinder und Jugendliche sind die vielfältigen Kommunikations- und Informations möglichkeiten im Internet mittlerweile fester Bestandteil ihres Bildungsalltags und ihrer Freizeitgestaltung. Laut JIM-Studie 1) von 2012 sind etwa zwei Drittel der Zwölfbis 19-Jährigen täglich online. Dabei sind soziale Netzwerke ein fester Bestandteil ihrer Lebenswelt. 87 Prozent der jugendlichen Internetnutzer sind Mitglieder in sozialen Netzwerken, 81 Prozent davon in „facebook“. Sie nutzen die sozialen Netzwerke vor allem zur Kommunikation, Präsentation und Information. Die JIM-Studie geht auch auf den (Selbst-)Datenschutz, den Schutz der Privatsphäre und Cybermobbing ein. 23 Prozent dieser Jugendlichen berichten über Internet-Mobbing-Fälle im Bekanntenkreis, jedoch nur fünf Prozent geben sich selbst als Opfer an. Seit mehreren Jahren führt das Pädagogische Landesinstitut eine Statistik zu den Beratungsfällen im Themenfeld Mobbing. Im Kalenderjahr 2010 waren es 142, im Kalenderjahr 2011 154 und im Kalenderjahr 2012 161 Beratungsfälle an rheinland-pfälzischen Schulen . Es ist davon auszugehen, dass Cybermobbing dabei eine wesentliche Rolle spielte; Fallzahlen dazu wurden allerdings nicht erhoben . Zu Frage 2: Der verantwortungsbewusste, kritische und sozial kompetente Umgang mit den Möglichkeiten des Internets – insbesondere mit sozialen Netzwerken – ist ein wichtiges Bildungsziel in Schule und Unterricht. Jugendliche sind darin zu befähigen, die Möglichkeiten und Gefahren von Veröffentlichungen im Netz zu erkennen. 1) JIM 2012: Jugend, Information, (Multi-) Media, eine jährliche Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland (seit 1998), Hrsg.: Medienpädagogischer Forschungsbund Südwest. Drucksache 16/2511 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Ziel des 2007 gestarteten Landesprogramms „Medienkompetenz macht Schule“ ist die umfassende Förderung der Medienkompetenz . So wurden inzwischen 442 Projektschulen mit Notebooks und interaktiven Whiteboards ausgestattet. Der verstärkte Einsatz von digitalen Medien im Unterricht wird immer von einem zielgruppenspezifischen Maßnahmenpaket für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Schulleitungen und Eltern begleitet. So ist etwa das Modul Jugendmedienschutz fester Bestandteil der halbjährlichen Arbeitstagungen der Projektschulen mit dem Ziel, diese Thematik in den Unterricht zu integrieren. Seit 2008 wurden ca. 2 000 Lehrkräfte als Jugendmedienschutzberaterinnen bzw. -berater qualifiziert. Sie haben die Aufgabe, die Kollegien zu beraten, u. a. auch im Hinblick auf die Behandlung des Themas Cybermobbing im Unterricht. Dazu stehen zahlreiche Materialien zur Verfügung. Hierzu gehört das Lehrerhandbuch „Was tun bei Cybermobbing“ 2) von „klicksafe.de“, das Sachinformationen, methodisch-didaktische Hinweise und zahlreiche Arbeitsblätter zum direkten Einsatz im Unterricht bietet. Seit 2008 wurden ca. 1 200 Schülerinnen und Schüler zu sog. Medienscouts ausgebildet mit dem Ziel, diese für einen verantwortungsvollen und sozial kompetenten Umgang mit den Angeboten des Internets zu sensibilisieren und sie als Tutorinnen und Tutoren bzw. Beraterinnen und Berater für die Schülerschaft zu gewinnen. Cybermobbing ist in den Pflichtmodulen der Ausbildung enthalten. Über ein zentrales Onlineportal können seit 2008 kostenlose Elterninformationsveranstaltungen gebucht werden. Bis Ende 2012 haben ca. 24 000 Eltern an diesen Veranstaltungen teilgenommen. Zu Frage 3: Durch die in der Beantwortung der Frage 2 genannten präventiven Maßnahmen (Jugendmedienschutzberaterin/-berater, Medienscouts , Elternportal) erhalten die Schulen umfassende Unterstützung. Darüber hinaus bietet das Pädagogische Landesinstitut weitere präventive Fortbildungs- und Informationsangebote zur Feedbackkultur und Krisenintervention an. Das Projekt „Mobbingfreie Schule“ der schulpsychologischen Beratung läuft seit dem Schuljahr 2010/2011. An 31 Schulen wurden Klassenlehrkräfte, schulinterne Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter ausgebildet. Im Schuljahr 2012/2013 gab es einen ersten Kurs zum Thema Cybermobbing für die schulinternen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren . Weitere Angebote sind in Planung. Für alle Schulen besteht zusätzlich die Möglichkeit, sich nachfrageorientiert an die schulpsychologischen Beratungszentren zu wenden, wenn sie im Rahmen von Studientagen das Thema Cybermobbing behandeln möchten. Der Landesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit bietet im Rahmen des Landesprogramms seit 2010 kostenfreie vierstündige Schülerworkshops zu den Themen Datenschutz und Datenverantwortung an. Am 24. Juni 2013 fand der 1 000. Workshop statt. Ebenso führt die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e. V. kostenfreie Schülerworkshops zum Thema Risiken sozialer Netzwerke durch. Die Medienkompetenznetzwerke Koblenz und Mainz/Rheinhessen veranstalten Studientage und Schülerworkshops zum Jugendmedienschutz . Anhand konkreter Fälle aus der jeweiligen Schule wird informiert, beraten und sensibilisiert. Hinzuweisen ist auf die Ergebnisse der Studie „Cyberlife – Spannungsfeld zwischen Faszination und Gefahr“3), die u. a. Präventionsmaßnahmen zu Cybermobbing an Schulen in allen Ländern untersucht hat. Dabei wurde festgestellt, dass die Bundesländer Niedersachsen und Rheinland-Pfalz in diesem Bereich die meisten Maßnahmen und Aktivitäten durchführen. Zu Frage 4: Die in der Beantwortung der Fragen 2 und 3 genannten Maßnahmen werden fortgeführt und weiterentwickelt. Doris Ahnen Staatsministerin 2) Hrsg.: Die EU-Initiative „klicksafe“ (www.klicksafe.de) ist ein Projekt im Rahmen des „Safer Internet Programms“ der Europäischen Union. Es wird von einem von der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz koordinierten Konsortium getragen. Diesem gehören die LMK und die Landesanstalt für Medien NRW (LfM) an. 3) Cyberlife – Spannungsfeld zwischen Faszination und Gefahr, Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern, Eine emprische Bestandsaufnahme bei Eltern, Lehrkräften und Schülern/innen in Deutschland, Karlsruhe Mai 2013, Hrsg: Bündnis gegen Cybermobbing e. V.