Drucksache 16/2704 02. 09. 2013 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Dorothea Schäfer und Dr. Peter Enders (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Borreliose Die Kleine Anfrage 1803 vom 13. August 2013 hat folgenden Wortlaut: Laut Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) entwickelt sich Rheinland-Pfalz zu einem Hochrisikogebiet für Borreliose. Wir fragen die Landesregierung: 1. Wie beurteilt die Landesregierung die Situation? 2. Welche Regionen in Rheinland-Pfalz sind besonders stark von Infektionen betroffen? 3. Wie werden die Menschen in den Hochrisikogebieten informiert? 4. Wie viele Fälle von Borreliose- und FSME-Erkrankungen gibt es derzeit in Rheinland-Pfalz (bitte nach Landkreisen getrennt auf- schlüsseln)? 5. Wie viele Erkrankungen bezogen sich auf Neuroborreliosen und Lyme-Arthritis? 6. Welche Erkenntnisse ergeben sich durch die seit Ende Juni 2011 eingeführte Meldedatei für die Zeckenkrankheit Borreliose? 7. Steht vor dem Hintergrund der gestiegenen Infektionen ausreichend Impfstoff gegen FSME zur Verfügung und wie sieht gegen - wärtig die medikamentöse Therapie nach einer Borreliose-Infektion aus? Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 2. September 2013 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Eine Meldepflicht für Borreliose gibt es bisher nur in neun Bundesländern. Neben der seit längerem bestehenden Meldepflicht in den neuen Bundesländern wurde sie im Jahr 2011 in Rheinland-Pfalz und im Saarland sowie im Jahr 2013 auch in Bayern eingeführt . Ein bundesweiter Überblick über die Borreliosehäufigkeit fehlt jedoch bisher. Im Jahr 2012 lagen die Meldezahlen in Rheinland -Pfalz im vorderen Drittel der Länder mit Meldepflicht und bewegen sich im Jahr 2013 auf etwa gleicher Höhe mit den Melde - zahlen aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Das Risiko einer durch Zecken übertragenen Infektion ist abhängig vom Vorkommen infizierter Zecken. Die Borreliose kommt zwar in ganz Deutschland vor, weist jedoch nach den Anhaltszahlen des Robert Koch-Instituts ein regionales Gefälle auf und ist möglicherweise im südlichen Bereich Deutschlands häufiger. Wünschenswert wäre daher die Einführung der Meldepflicht in allen Ländern. Dafür macht sich die Landesregierung bereits seit Jahren stark. Daneben spielt das Meldeverhalten der Ärzteschaft eine wesentliche Rolle bezüglich der Validität der Daten. Hier hat die Landesregierung sich eingesetzt, die Meldepflicht in Rheinland-Pfalz bekannt zu machen und auf die Verpflichtung zu deren Einhaltung hinzuweisen. Zu 2.: Die höchsten einwohnerbezogenen Meldezahlen kamen im Jahr 2012 aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis und den Landkreisen Vulkan - eifel und Kusel. Im Jahr 2013 kamen bisher die höchsten einwohnerbezogenen Meldezahlen aus den Landkreisen Kusel, CochemZell und Rhein-Hunsrück. Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 7. Oktober 2013 LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/2704 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Zu 3: Die Landesregierung hat im Jahr 2012 die vierte überarbeitete Auflage der Broschüre „Zeckenerkrankungen in Rheinland-Pfalz“ herausgegeben. Diese steht den Bürgerinnen und Bürgern zum einen auf der Homepage des Ministeriums – das zu diesem Thema auf seinen Internetseiten ebenfalls informiert – zum Download zur Verfügung oder kann beim Broschürenservice des Ministeriums als Druckversion bestellt werden. Informationen und Auskünfte sind auch bei den rheinland-pfälzischen Gesundheitsämtern zu erhalten. Zu 4.: Die nachstehende Tabelle weist die Meldezahlen zur Borreliose in Rheinland-Pfalz je Landkreis für das Jahr 2013 aus. Die Zahlen beziehen sich auf den Landkreis beziehungsweise die Stadt, in der die meldende Ärztin oder der meldende Arzt ihren Sitz hat, und nicht auf den Ort der Infektion. In der zweiten Spalte finden sich die absoluten Zahlen, in der dritten Spalte die Inzidenzen, das heißt die Fallzahlen pro 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner. 2 Landkreis/Stadt Anzahl Inzidenz LK Ahrweiler 27 21,23 LK Altenkirchen 31 23,69 LK Alzey-Worms 14 11,24 LK Bad Dürkheim 37 27,95 LK Bad Kreuznach 72 46,33 LK Bernkastel-Wittlich 17 15,47 LK Birkenfeld 41 49,70 LK Bitburg-Prüm 38 40,51 LK Cochem-Zell 44 69,90 LK Donnersbergkreis 38 50,34 LK Germersheim 16 12,80 LK Kaiserslautern 35 33,46 LK Kusel 51 70,98 LK Mainz-Bingen 16 7,89 LK Mayen-Koblenz 43 20,50 LK Neuwied 36 19,94 LK Rhein-Hunsrück-Kreis 61 60,30 LK Rhein-Lahn-Kreis 56 45,67 LK Rhein-Pfalz-Kreis 28 18,79 LK Südliche Weinstraße 22 20,21 LK Südwestpfalz 51 51,98 LK Trier-Saarburg 4 2,80 LK Vulkaneifel 29 47,82 LK Westerwaldkreis 41 20,74 Frankenthal 7 14,89 Kaiserslautern 27 27,06 Koblenz 1 0,94 Landau i. d. Pfalz 0 0,00 Ludwigshafen 14 8,46 Mainz 3 1,49 Neustadt a. d. Weinstraße 0 0,00 Pirmasens 0 0,00 Speyer 1 2,00 Trier 38 35,96 Worms 3 3,66 Zweibrücken 1 2,96 Gesamt 943 21,23 Insgesamt wurden im Jahr 2013 fünf Fälle der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) in Rheinland-Pfalz gemeldet, wobei sich die Meldungen bei dieser Erkrankung nach dem Wohn- beziehungsweise gewöhnlichem Aufenthaltsort der Betroffenen richten und nicht nach dem Infektionsort. Bisher gibt es in Rheinland-Pfalz nur im Landkreis Birkenfeld Erkrankungsfälle, die vor Ort erworben wurden. Die Meldungen kamen jeweils aus den Städten Worms und Koblenz sowie aus den Landkreisen Rhein-Pfalz-Kreis, Rhein-Lahn-Kreis und Cochem-Zell. Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/2704 Zu 5.: Im Jahr 2012 bezogen sich circa 3,5 Prozent der von rheinland-pfälzischen Ärztinnen und Ärzten gemeldeten Fälle auf Neuroborreliosen , im Jahr 2013 circa 2,2 Prozent der Fälle. Der Anteil der Arthritiden belief sich im Jahr 2012 auf circa 0,4 Prozent der Fälle , im Jahr 2013 auf circa zwei Prozent. Zu 6.: Für Rheinland-Pfalz gab es bis zur Einführung der Meldepflicht keine belastbaren Zahlen zur Erkrankungshäufigkeit der Borreliose . Der Erwartungswert für Rheinland-Pfalz aufgrund der Daten aus den Ländern mit Meldepflicht vor dem Jahr 2011 lag bei jährlich circa 1 400 bis 1 500 Meldungen. Die tatsächlich ermittelten Fallzahlen lagen im Jahr 2012 mit 1 707 Fällen leicht darüber. In diesem Jahr sind die Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht gesunken. Um verlässliche Rückschlüsse, besonders aus kleinräumigen, regionalen Daten ziehen zu können, sind längere Beobachtungszeiträume erforderlich. Zu 7.: Als Impfstoffe gegen die FSME zur aktiven Immunisierung stehen in Deutschland Encepur® der Firma Novartis und FSMEImmun ® der Firma Baxter für Erwachsene und Kinder zur Verfügung. Die Landesapothekerkammer meldet, dass es aktuell keine Engpässe bei der Belieferung der Apotheken mit Impfstoffen gegen die FSME gibt. Gegen die Borreliose steht derzeit kein Impfstoff zur Verfügung. Zur Behandlung werden Antibiotika eingesetzt, die möglichst frühzeitig nach einer Infektion verabreicht werden sollten. Die Wahl des Antibiotikums soll sich an der Leitlinie des Robert KochInstituts zur Therapie der Lyme-Borreliose orientieren. Alexander Schweitzer Staatsminister 3