Drucksache 16/2913 28. 10. 2013 K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Martin Brandl (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Mangelfächer Die Kleine Anfrage 1940 vom 4. Oktober 2013 hat folgenden Wortlaut: Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Fächer an welchen Schularten (inklusive BBS) sind aus Sicht der Landeregierung Mangelfächer, also Fächer, in denen ein Mangel an Lehrkräften besteht? 2. Welche Maßnahmen ergreift die Landesregierung, um für Mangelfächer Lehrkräfte zu gewinnen und zu halten? 3. Welche Fächer an welchen Schularten waren aus Sicht der Landesregierung vor zehn Jahren Mangelfächer? 4. Welche Maßnahmen hat die Landesregierung mit welchem Erfolg ergriffen, um Lehrkräfte zu gewinnen? 5. Inwiefern sind Lehrpläne in Mangelfächern oder MINT-Fächern an die Situation angepasst worden, dass zu wenige Lehrkräfte zur Verfügung stehen? 6. Welcher Anteil von Lehramts-Absolventen, die Mangelfächer unterrichten könnten, geht nicht in den rheinland-pfälzischen Schuldienst, sondern nimmt eine Beschäftigung in der freien Wirtschaft auf? 7. Welcher Anteil von Lehramts-Absolventen, die Mangelfächer unterrichten könnten, erhält eine Planstelle in Rheinland-Pfalz? Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 25. Oktober 2013 wie folgt beantwortet: Vorbemerkung: Bundesweit besteht seit vielen Jahren ein Mangel an voll ausgebildeten Lehrkräften für bestimmte Fächer. Die Landesregierung hat ebenso wie andere Länder seit mehr als zehn Jahren ein Bündel von Maßnahmen ergriffen, um dieser Situation zu begegnen. Die Aktivitäten der Landesregierung waren insoweit erfolgreich, als sich zum Schuljahresbeginn 2013/2014 die Bewerberlage im Vergleich zu den Vorjahren wesentlich verbessert hat. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie folgt: Zu den Fragen 1 und 3: Folgende Schularten und Fächer bzw. Fachrichtungen waren zum Schuljahresbeginn 2013/2014 betroffen: Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 18. Dezember 2013 LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Gymnasium Physik und Informatik, regional auch Bildende Kunst, Mathematik und Chemie Integrierte Gesamtschule Physik, regional auch Informatik, Mathematik, Bildende Kunst, Chemie und Musik Realschule plus mit Fachoberschule Gesundheit und Technik Förderschule regional: Förderschwerpunkte Lernen, sozial-emotionale Entwicklung, Blinde/Sehbehinderte, Gehörlose/Schwerhörige und Sprache Berufsbildende Schule Informatik, Metalltechnik, Pflege und Gesundheit, regional auch Mathematik, Sozialpädagogik, Elektrotechnik, Chemie, Physik und Psychologie Drucksache 16/2913 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Zu den Fragen 2 und 4: Die Landesregierung hat seit mehr als zehn Jahren verschiedene Maßnahmen ergriffen, um dem Lehrkräftebedarf zu entsprechen. So konnten im Rahmen des Seiteneinsteigerprogramms seit dem Schuljahr 2001/2002 insgesamt 759 Einstellungen in den Schuldienst vorgenommen werden. Bei der Einstellung in den Vorbereitungsdienst konnten durch den Quereinstieg seit 2003 insgesamt 1 159 Lehrkräfte in Bedarfsfächern gewonnen werden. Die Landesregierung setzt ferner nachdrücklich auf Nachwuchsgewinnung. So wird jährlich in der jeweils aktualisierten Broschüre zum Lehramtsstudium ganz gezielt für den Lehrerberuf differenziert nach den Lehrämtern in den einzelnen Schularten geworben . Dabei werden besonders erfolgversprechende Studiengänge und Fächerkombinationen für eine spätere Einstellung benannt. Seit mehr als zehn Jahren steigt kontinuierlich die Zahl der Lehramtsstudierenden. Zum Wintersemester 2012 waren 18 727 Studierende für Lehrämter in den Hochschulen landesweit eingeschrieben, das entspricht einer Verdoppelung im Vergleich zum Wintersemester 2001/2002, in dem 9 206 Lehramtsstudierende gezählt wurden. Der Anstieg der Belegungen in den aktuellen Bedarfsfächern ist der Anlage zu entnehmen. Wegen der hohen Zahl der Bewerbungen für den Vorbereitungsdienst und des Bedarfs an ausgebildeten Lehrkräften wurde die Zahl der Ausbildungsplätze in den Studienseminaren in den letzten Jahren permanent und deutlich erhöht. Während zum 1. März 2001 insgesamt 1 736 Anwärterinnen und Anwärter an den Studienseminaren ausgebildet wurden, waren es zum 1. März 2013 insgesamt 2 560 Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer. Weiterqualifizierungslehrgänge und die Durchführung von Prüfungsverfahren für Lehrkräfte mit dem Ziel des Erwerbs des Qualifikationsniveaus „Unterrichtserlaubnis (UE)“ oder „Unterrichtsbefugnis (UB)“ haben ebenfalls in den letzten Jahren gezielt zur Reduzierung der Mangelsituationen beigetragen. Dies war beispielsweise in den Fächern Mathematik, Informatik, Latein, Sport, Bildende Kunst, Ethik, Musik, Deutsch, Englisch, Französisch, Gesellschaftslehre, den Naturwissenschaften sowie in mehreren Wahlpflichtfächern der berufsbildenden Schulen der Fall. Speziell für die berufsbildenden Schulen wurden Maßnahmen ergriffen, deren Ergebnisse zukünftig zur Verbesserung des Lehrkräfteangebots beitragen werden: – Einrichtung der Fachlehrerlaufbahn für Mangelfächer, – Ausgestaltung eines Ergänzungsstudiums für das Lehramt an berufsbildenden Schulen für Fachhochschulabsolventinnen und Fachhochschulabsolventen, – Möglichkeit des Laufbahnwechsels für Lehrerinnen und Lehrer für Fachpraxis sowie Fachlehrerinnen und Fachlehrer, – Einführung des Koblenzer Modells, in dem in Kooperation zwischen der Universität Koblenz-Landau und der Hochschule Koblenz Lehrkräfte für berufsbildende Schulen in den Fächern Metalltechnik, Elektrotechnik und Bautechnik ausgebildet werden, – Einrichtung eines Studiengangs Pflege, in dem in Kooperation zwischen der Philosophisch-Technischen-Hochschule Vallendar und der Universität Koblenz-Landau Lehrkräfte ausgebildet werden, – Erstellung einer Imagekampagne für das Lehramt an berufsbildenden Schulen durch eine Werbeagentur. Der Bedarf in den Mangelfächern verändert sich von Jahr zu Jahr. Zudem ist die Situation in einzelnen Schularten und Regionen sehr unterschiedlich. Die in den vergangenen Jahren getroffenen Maßnahmen werden daher im notwendigen Umfang jeweils entsprechend angepasst weitergeführt. 2 Vor zehn Jahren war der fächerspezifische Lehrkräftemangel wesentlich ausgeprägter. Die Situation in den einzelnen Schularten stellte sich wie folgt dar: Grundschule Englisch, Sport und Musik, regional auch Französisch Hauptschule Arbeitslehre, Englisch, Musik, regional auch Sport, Physik/Chemie, Mathematik Regionale Schule Arbeitslehre, Englisch, Musik, Sport, Physik/Chemie, regional auch Deutsch, Mathematik, Französisch Duale Oberschule regional Englisch, Französisch, Mathematik, Physik, Deutsch, Musik und Bildende Kunst Realschule Physik, Englisch, regional auch Mathematik, Französisch, Musik und Bildende Kunst Sonderschule Lernbehindertenpädagogik Gymnasium Physik und Musik, regional auch Informatik, Mathematik, Bildende Kunst, Englisch, Latein, Sport, Deutsch, kath. Religion und ev. Religion Integrierte Gesamtschule regional Musik, Mathematik, Bildende Kunst, Arbeitslehre, Latein, Physik, Informatik und Englisch Berufsbildende Schule Metalltechnik, Elektrotechnik, Deutsch, Englisch, regional auch Informatik, Französisch, kath. Religion und Hauswirtschaft Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/2913 Zu Frage 5: Die moderne Lehrplanentwicklung zielt auf den nachhaltigen Erwerb von Kompetenzen. Darüber hinaus soll Kompetenzerwerb auch fachübergreifend durch die curriculare Verankerung durchgängiger Unterrichtsprinzipien (z. B. informatische Bildung, ökonomische Bildung, Berufsorientierung) ermöglicht werden. Diese Ziele bleiben auch bestehen, wenn in einem Fach die Versorgung mit Lehrkräften angespannt ist. Die Überarbeitung von Lehrplänen dient nicht der Anpassung von Unterrichtsinhalten an die Anzahl zur Verfügung stehender Lehrkräfte. Zu den Fragen 6 und 7: Es werden keine Daten darüber erhoben, wie viele Absolventinnen und Absolventen der rheinland-pfälzischen Studienseminare Stellen außerhalb des rheinland-pfälzischen Schuldienstes, also beispielsweise in der sogenannten freien Wirtschaft oder in anderen Bundesländern annehmen. Insgesamt haben zum 31. Juli 2013 (bzw. zum 30. April 2013 im BBS-Bereich) 110 Personen mit mindestens einem der in der Antwort auf die Frage 1 genannten Fächer in Rheinland-Pfalz ihre Lehramtsausbildung erfolgreich abgeschlossen. Von diesen bewarben sich 92 um Einstellung in den rheinland-pfälzischen Schuldienst, 71 wurden eingestellt. Weitere Einstellungen wären möglich gewesen, kamen jedoch nicht zustande, weil z. B. Bewerberinnen und Bewerber eine angebotene Stelle nicht annahmen oder der Einstellungsbedarf sich nicht mit dem Ortswunsch der Bewerberin oder des Bewerbers deckte. Doris Ahnen Staatsministerin 3 Drucksache 16/2913 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode 4 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/2913 5 Drucksache 16/2913 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode 6